'Hexenschwester' - Seiten 097 - 176

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Was mir bei der Totgeburt der beiden Zwillinge durch den Kopf ging: da ist der eine schöne Zwilling, der sich von dem missgebildeten ernährte, war das eine bildhafte Darstellung für die beiden Schwestern? Die eine führt das perfekte Leben, dass die andere nie haben wird, Clara hat doch im Grunde auch Lenes Glück verhindert, und dass der schöne Zwilling letztlich auch sterben musste, wirft für mich ein wenig die Schatten voraus. Aber vielleicht überinterpretiere ich hier auch nur... :lache


    Dazu sag ich jetzt gar, gar nichts.


    Zitat

    Jedenfalls frage ich mich aufgrund des Titels schon die ganze Zeit, ob eine der beiden Schwestern ein ähnliches Schicksal erleiden wird wie die Els, und wenn ja, wird es die glückliche Clara oder die bisher eher unglückliche Lene treffen? Oder gar beide?


    Dazu sag ich noch viel, viel weniger ... ;-)

  • Zitat

    Original von SabineW


    Danke. Gretchen hätte dem Lenchen außerdem die Einzigartigkeit genommen (den Fehler hab ich beim Tor gemacht - Feuerköpfchen und Gelbköpfchen).


    Stimmt - so hab ich das noch gar nicht gesehen. Ich hab mir die ganze Zeit überlegt, warum die Leute zwar Lenchen sagen, aber nicht Clärchen (wobei Clärchen sich echt bescheuert anhört :lache).

  • Das letzte Kapitel fehlt mir noch, zumindest in aller Ausführlichkeit, aber vorgeblättert habe ich doch kurz ... :grin Jetzt muss ich erst mal mit meinen ganzen Notizzetteln klarkommen, ich habe mir so viele Dinge beim Lesen notiert ...


    Ich fand es heftig, dass es damals als vornehm galt, wenn jeder einen eigenen Stuhl hatte! Wie verwöhnt wir doch heute sind ...


    Das Gleichnis vom Unkraut unter den Weizen - da habe ich mir nur noch gedacht, wie engstirnig die Menschen damals doch waren. Klar, man hatte ja nur die Bibel - aber dass man quasi alles glauben musste, was drin steht - na vielen Dank. Aber ich hätte wohl nicht anderes geglaubt, hätte ich in dieser Epoche gelebt. Das Gespräch zwischen Lene und Sebastian Eckstein hat mich jedenfalls sehr zum Nachdenken gebracht.


    Zitat

    Original von SabineW
    Ich liebe die Stelle, wo der Vater sagt, die einzige Hexe, von der er weiß, liegt neben ihm im Bett. So eine eklige Gewitterziege.


    Da muss ich dem Ewald mal meinen Respekt aussprechen! Ich finde es richtig gut, dass er seine Meinung sagt, er wirkt immer so eingeschüchtert und zurückhaltend ...


    Na ja, Lenes Hochzeit - die Hochzeitsnacht ist ja mal echt Wahnsinn ("Mach die Beine auseinander." - super Aufklärung, Großmutter ...). Für die heutige Generation ja eigentlich überhaupt nicht zu fassen, dass man nicht mal wusste, wie es geht ... Tja, der Sex an sich ist ja nun auch nicht viel besser - aber dass dann noch im Hause Schunk alle fünf Bewohner in einem Zimmer schlafen und der Alte nachts zuhören kann, oh Himmel - wenn ich mir vorstelle, Sex mit dem Ehemann, während meine Eltern daneben liegen, oh Gott ... :chen


    Dass Peter Schunk so früh verstorben ist, hat mich dann doch etwas betroffen gemacht - hätte ich wirklich nicht mitgerechnet.


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    Original von Bouquineur
    Ich war erstaunt, dass der alte Schunk so schnell aus der Geschichte verschwindet. Ich hätte vermutet, dass er Lene das Leben noch länger schwer machen würde.


    Zitat

    Original von Katerina
    Ja, das wäre so der Klassiker gewesen. Und genau das wollte ich nicht. Vielleicht noch den bigotten Schwiegervater, der sie sexuell belästigt. Nee, genau weil man damit rechnet, verschwindet der so schnell.


    Aber danke für diese Lösung - gerade weil man damit gerechnet hatte, war es umso befreiender, dass es eben nicht darauf hinausläuft.


    Dass Lene sich so in ihr jetziges Leben fügt, sich mit allem arrangiert und sich niemals beschwert, finde ich bewundernswert. Und da muss ich auch mal unterschreiben, was Tereza schrieb:


    Zitat

    Original von Tereza
    Allerdings zeigt dieser Roman auch, dass eine ziemlich normale Frau, die sich nicht in Männerkleider schwingt und ihren eigenen Weg geht, als Romanheldin durchaus interessant sein kann. Im Gegenteil, man kann Lenchen ja verstehen: sie sieht ein, dass es nicht anders geht, und macht das Beste draus.


    Besonders süß ist auch, dass Lene nun ihre eigenen Zehen verschränkt ... :grin


    Schließlich die Geburt von Lenes Zwillingen, wenn man es so nennen mag - Clara ist mir übrigens sehr viel sympathischer geworden, als sie die Hebamme beschimpft hat. :chen


    Lene hätte ich nach dieser Geburt und nach der Offenbarung, dass sie eigene Kinder für immer streichen kann, so gerne in den Arm genommen. Gerade in dieser Zeit, in der die Aufgabe einer Frau ja wirklich in der Mutterrolle bestand, war es ja doppelt hart ... Es ist wirklich so: Alles, was bei Clara schön und gut ist, geht bei Lene schlicht in die Hose.


    Zu Contz: Anfangs fing ich doch an, ihn zu mögen - er ist ja ganz nett, und er und Lene verstehen sich einigermaßen. Genervt hat er mich dann wieder, als er Lenes Idee mit den Lederbändchen auf den Schuhen einfach so abgeschmettert hat - und wie er sich ihr gegenüber nach der Geburt verhält, dafür könnte ich ihn echt schütteln. Und dann versteht er nicht mal, was Lene mit den ungleichen Füßen meint :rolleyes - dass damals allerdings die Schuhe noch beide gleich geformt waren, wusste ich auch nicht.


    Besonders schrecklich fand ich in diesem Teil allerdings diesen Punkt: Es musste nur jemand behaupten, man sei eine Hexe - und prompt war man für den Rest seines Lebens gebrandmarkt. Was für grausige Zeiten das doch waren ... Hier allerdings Lob an dich, Katerina: Ich finde es faszinierend, wie du es schaffst, dieses Grauen ohne viele Worte zusammenzufassen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man nichts verschleiern darf, aber es ist ein Unterschied, ob die Autorin dieses Grauen beschreibt - ob ausführlich oder nicht -, weil es für den Lauf der Geschichte wichtig ist, oder weil sie es beschreibt, weil sie es genießt, dem Leser detailreiche Schilderungen der Folter zu servieren. Ich stelle es mir auch ohne diese Details vor, einfach, weil ich mein Denken nicht abschalten kann. Und erstere Version fällt bei mir definitiv nicht unter Verschleierung der Tatsachen, ob ausführlich oder nicht.


    Gerade noch fällt mir ein - gut, dass Clara nicht Gret heißt. Ich finde, der Name "Clara" klingt schon vornehmer als Lene, passt also viel besser in die Ecksteinsche Umgebung ... Also, gut, dass du es noch geändert hast.


    Auf dem Cover (Ich muss es immer wieder ansehen!) - ist das eigentlich Lene?


    Und zum Schluss: Es ist ein reines Vergnügen, diese Geschichte zu lesen - ich bedauere es, wenn ich das Buch zwischendurch weglegen muss. Dazu kommt noch diese klare, verständliche Sprache ... :heisseliebe


    Edith und ich entschuldigen uns für diesen Monsterbeitrag - ich kann mich einfach nicht kurz fassen!

  • Zitat

    Original von Iszlá
    Ich fand es heftig, dass es damals als vornehm galt, wenn jeder einen eigenen Stuhl hatte!


    Obwohl ich nicht sicher bin, ob man auf den Bänken nicht doch bequemer gesessen hat. Dier Stühle damals sollen außerordentlich unbequem gewesen sein.


    Zitat

    Das Gespräch zwischen Lene und Sebastian Eckstein hat mich jedenfalls sehr zum Nachdenken gebracht.


    Es gilt ein bisschen als "pfui", zu viele Informationen in Dialogen unterzubringen. Aber ich bin davon ausgegangen, dass es spannend für den Leser ist, die theoretischen Hintergründe der damaligen Hexenverfolgung aus dem Mund eines so klugen Mannes wie Sebastian Eckstein zu hören.


    Zitat

    Na ja, Lenes Hochzeit - die Hochzeitsnacht ist ja mal echt Wahnsinn ("Mach die Beine auseinander." - super Aufklärung, Großmutter ...). Für die heutige Generation ja eigentlich überhaupt nicht zu fassen, dass man nicht mal wusste, wie es geht ...


    Ich denke schon, dass sie wusste, wie es geht. Schließlich lebte man "naturnah", jeder hielt ein paar Tiere. Und bei den meisten spielte sich zudem wirklich alles in einem Schlafzimmer ab. Ich denke eher, dass Lene die Großmutter gefragt hat, wie sie sich verhalten soll, was sie tun muss.


    (Und, fällt mir gerade ein, wahrscheinlich musste ich dabei ein bisschen an den unanständigen Witz von der jungen Frau denken, die alle weiblichen Familienmitglieder fragt, was sie denn in der Hochzeitsnacht anziehen soll, und von jeder eine andere Anwort kriegt, bis die Großmutter sagt: "Die Knie sollst du anziehen, du dummes Ding, die Knie!")


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    Und da muss ich auch mal unterschreiben, was Tereza schrieb:


    Das ist aber etwas, was man mitunter bei Verlagen schwer durchsetzen kann: die ganz normale junge Frau als Heldin. Verlage glauben oft, dass die Heldin irgendetwas Besonderes haben muss, um zu fesseln. Ich glaub das eigentlich nicht ...


    Zitat

    Besonders süß ist auch, dass Lene nun ihre eigenen Zehen verschränkt ... :grin


    Und das sollte nun auch für diejenigen von euch machbar sein, die gerade keine Zwillingsschwester zur Verfügung haben ... :grin


    Zitat

    Zu Contz: Anfangs fing ich doch an, ihn zu mögen - er ist ja ganz nett, und er und Lene verstehen sich einigermaßen. Genervt hat er mich dann wieder, als er Lenes Idee mit den Lederbändchen auf den Schuhen einfach so abgeschmettert hat - und wie er sich ihr gegenüber nach der Geburt verhält, dafür könnte ich ihn echt schütteln.


    Er ist so ein furchtbarer Anpasser. Alles muss genauso bleiben, wie es immer war. Er wagt nichts Neues.


    Zitat

    Besonders schrecklich fand ich in diesem Teil allerdings diesen Punkt: Es musste nur jemand behaupten, man sei eine Hexe - und prompt war man für den Rest seines Lebens gebrandmarkt.


    Das war mir vorher auch nicht so klar und hat mich bei der Recherche mit am meisten erschüttert: dass es einem nicht einmal was half, wenn man als unschuldig erkannt worden war.


    Zitat

    Auf dem Cover (Ich muss es immer wieder ansehen!) - ist das eigentlich Lene?


    Einigen wir uns drauf, dass wir Lene in ihr sehen! ;-)


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    Und zum Schluss: Es ist ein reines Vergnügen, diese Geschichte zu lesen - ich bedauere es, wenn ich das Buch zwischendurch weglegen muss. Dazu kommt noch diese klare, verständliche Sprache ... :heisseliebe


    So müssen sich die Bauern früher gefühlt haben, wenn die Ernte eingefahren war. Die ganze Schufterei, und nun weiß man: es hat sich gelohnt.
    Ein riesengroßes Dankeschön euch allen!

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    Original von Katerina


    Obwohl ich nicht sicher bin, ob man auf den Bänken nicht doch bequemer gesessen hat. Dier Stühle damals sollen außerordentlich unbequem gewesen sein.


    Stuhl ist Stuhl ... :grin Eine Sache ist mir vorhin noch eingefallen: Nach dem Tod von Peter Schunk ist Lene gerade aus dem Bett geklettert, um die Morgensuppe zu kochen und zieht (sinngemäß, ich kriege es jetzt nicht ganz zusammen) Mieder und Rock über ihr Hemd ... und geht in die Küche. Auch am Anfang des zweiten Teils, als sie über ihre vier Kleider erzählt - welch ein Luxus, jeden Morgen den Kleiderschrank öffnen und aus unterschiedlichsten, frisch gewaschenen Klamotten auswählen zu können ... Aber die Kleidung früher sollte ja wohl auch nur ihren Zweck erfüllen.


    Zitat

    Original von Katerina


    Ich denke schon, dass sie wusste, wie es geht. Schließlich lebte man "naturnah", jeder hielt ein paar Tiere. Und bei den meisten spielte sich zudem wirklich alles in einem Schlafzimmer ab. Ich denke eher, dass Lene die Großmutter gefragt hat, wie sie sich verhalten soll, was sie tun muss.


    (Und, fällt mir gerade ein, wahrscheinlich musste ich dabei ein bisschen an den unanständigen Witz von der jungen Frau denken, die alle weiblichen Familienmitglieder fragt, was sie denn in der Hochzeitsnacht anziehen soll, und von jeder eine andere Anwort kriegt, bis die Großmutter sagt: "Die Knie sollst du anziehen, du dummes Ding, die Knie!")


    Okay, so hatte ich das noch nicht gesehen ... Aber der Witz ist gut, muss ich gleich mal dem Schwesterchen erzählen ... :chen


    Zitat

    Original von Katerina


    Das ist aber etwas, was man mitunter bei Verlagen schwer durchsetzen kann: die ganz normale junge Frau als Heldin. Verlage glauben oft, dass die Heldin irgendetwas Besonderes haben muss, um zu fesseln. Ich glaub das eigentlich nicht ...


    Ich auch nicht. Im Gegenteil, wenn die Hauptperson mit supertollen Fähigkeiten ausgestattet ist, dann fehlt mir irgendwie der Bezug zu ihr - ich bin ja nun auch ein ganz normales Persönchen! :grin


    Zitat

    Original von Katerina


    Und das sollte nun auch für diejenigen von euch machbar sein, die gerade keine Zwillingsschwester zur Verfügung haben ... :grin


    Ich glaube, ich habe zu dicke Zehen ... :chen Ich schaffe es immer noch nicht.


    Zitat

    Original von Katerina


    Einigen wir uns drauf, dass wir Lene in ihr sehen! ;-)


    Das tue ich eh schon die ganze Zeit, ich wollte nur mal nachhaken ... :grin

  • So, der nächste Abschnitt ist auch schon gefressen. :grin


    Es geht weiter mit Lenes Pechsträhne. Ihre Schwester lebt in einem vergleichsweise wohlhabenden Haushalt, hat mit ihrem Ehemann eine eigene Schlafkammer. Lene teilt sich die Schlafkammer mit Ehemann, Schwiegervater und 2 Knechten ... eigentlich unglaublich, sich so etwas vorzustellen. Mit so vielen Kerlen in einem Zimmer und alle dürfen noch zuschauen, wie der Ehemann sein "Recht" einfordert. Wie entwürdigend, auch wenn es damals sicherlich nichts Außergewöhnliches war. :schweinkram


    Clara hat eine leichte Geburt und bringt einen gesunden Jungen zur Welt, Lene stirbt fast bei einer Totgeburt eines Zwillingspärchens und erfährt zudem noch, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann.
    Nach dem Tod des Schwiegervaters stellt sich dann ihr Ehemann auch noch als Vollniete heraus ... der Abschnitt endet damit, dass er sich für 10 Gulden zur Armee anwerben lässt ... :pille


    Ich hoffe einfach nur, dass Lenes Abwärtsspirale nicht noch weiter geht, weil die mir fast körperlich weh tut ... ich frag mich, was die arme Frau dem Universum getan hat, dass sie so bestraft wird :-(

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von BirgitF
    Lene teilt sich die Schlafkammer mit Ehemann, Schwiegervater und 2 Knechten ... eigentlich unglaublich, sich so etwas vorzustellen. Mit so vielen Kerlen in einem Zimmer und alle dürfen noch zuschauen, wie der Ehemann sein "Recht" einfordert. Wie entwürdigend, auch wenn es damals sicherlich nichts Außergewöhnliches war.


    Ich gehe eher davon aus, dass es die Regel war, und die Wohnsituation bei Ecksteins die Ausnahme. Andererseits: In vielen Ländern der Erde leben Familien auch heute noch in einem Zimmer. :wow


    Zitat

    ich frag mich, was die arme Frau dem Universum getan hat, dass sie so bestraft wird :-(


    Die Frage wird sie sich auch irgendwann mal stellen. *unerlaubterweise vorgreif*

  • Katerina : Ich bin immer davon ausgegangen, dass halt die Familien in einer Kammer geschlafen haben ... aber auch die "unverheirateten" männlichen Knechte mit der Frau des Meisters in einem Raum ... das finde ich schon krass ... zumal da doch bei schlichten Gemütern auch mal gefährliche Gedankengänge aufkommen könnten. ?(

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