'Hexenschwester' - Seiten 361 - Ende

  • Zitat

    Original von Katerina


    Das ist erst später, als er nach Büdingen kommt. Beim ersten Zusammentreffen zeigt er Contz, wie man eine Frau richtig küsst. Und Lene küsst ihn beinahe zurück ... :kiss


    Oh, wie konnte ich das nur vergessen. :erschreck
    Wie gesagt, ich wurde zunächst nicht schlau aus Julio. Er schien mir sowas wie ein Frauenheld und Herzensbrecher.



    Tereza

  • Zitat

    Original von Katerina


    Insgesamt waren es sogar noch mehr. Ein Drittel war es innerhalb von nur zwei Jahren, aber die Hexenverfolgung ging in Wellen über einen viel längeren Zeitraum. Ja, Büdingen war einer der Orte, wo die Verfolgungen am schlimmsten waren.


    Ich möchte da gerade noch ein paar Zahlen hinzufügen:
    Insgesamt, also über den gesamten Verfolgungszeitraum, wurden in Büdingen 283 Personen hingerichtet (zu 90% Frauen). In der gesamten Grafschaft waren es über 400.
    In der Bevölkerungsentwicklung spiegelt sich das natürlich wider, aber nicht nur das. Hinzu kamen, wie beschrieben, noch die Folgen von Kriegshandlungen, v.a. aber auch der Pest. Insgesamt bedeutete das, dass von 300 Familien, die vor dem Dreißigjährigen Krieg in Büdingen lebten, nach dem Krieg noch 75 existierten.

  • Um Gottes Willen! Ich hatte ja gehofft, Katerina, dass du dich verschrieben hast (auch wenn ich wusste, dass es natürlich nicht so ist ...). Ich habe mich bei der Lektüre der Hexenschwester oft gefragt, wie so etwas auszuhalten ist – ich meine, wie kann eine Frau noch normal leben, Zukunftspläne schmieden, wenn es um sie herum die Verwandten, die Freundinnen trifft und sie jederzeit die nächste sein kann. Psychologisch muss eine derartige Situation doch in einem Desaster enden. Ich stelle mir vor, dass die Frauen, die überlebten, trotzdem niemals glücklich wurden.
    Katerina, ich hab's ja schon im Rezithread geschrieben: Ich fand die Hexenschwester sehr sehr schön – und sehr berührend. Ich bin eigentlich eine Leserin, die die Protagonisten von einer höheren, einer beobachtenden Warte aus verfolgt, doch in diesem Fall hatte ich oft nicht die Chance, mich von Lenchen zurückzuziehen und ihr Schicksal einfach als das einer Romanfigur "abzutun". Ich hatte die ganze Zeit das unbehagliche Gefühl, so, genau so ist es gewesen, und ich bin mittendrin. Dir ist mit leichter Feder ein Roman gelungen, dessen Geschichte sehr stark berührt – eben weil sie so "alltäglich" ist, weil Lenchen ein normales Mädchen und keine Heldin ist.
    :anbet Toll ... Deine SteffiB

  • Ich hab über die Hexenverfolgung auch noch mal nachgedacht und habe immer noch die gleiche Meinung, die ich in irgend einem Thread der LR gesagt habe - wir jammern über die Wirtschaftskrise und damals wurden Menschen aus nichtigen Gründen verbrannt. Was schlimmer ist, ist ja wohl eindeutig klar. Wir können wohl wirklich froh sein, in dieser Zeit zu leben.


    Trotzdem finde ich das Thema Hexenverfolgung immer noch sehr sehr interessant. Kann mir jemand vielleicht ein nettes Wort dazu vorschlagen? Es sollte aber sehr nah an der Realität sein und nicht vollkommen erfunden.

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Um Gottes Willen! Ich hatte ja gehofft, Katerina, dass du dich verschrieben hast (auch wenn ich wusste, dass es natürlich nicht so ist ...). Ich habe mich bei der Lektüre der Hexenschwester oft gefragt, wie so etwas auszuhalten ist – ich meine, wie kann eine Frau noch normal leben, Zukunftspläne schmieden, wenn es um sie herum die Verwandten, die Freundinnen trifft und sie jederzeit die nächste sein kann. Psychologisch muss eine derartige Situation doch in einem Desaster enden. Ich stelle mir vor, dass die Frauen, die überlebten, trotzdem niemals glücklich wurden.


    Im Buch kam das für mich auch rüber, wobei Lenes Schicksal als die überlebende Zwillingsschwester eine vermeintlichen Hexe sicher extremer war als das der anderen Frauen. Isolation, Panik, dass schon ein unbedachtes Wort und eine eigentlich unverfängliche Handlung zum Tod führen könnte oder eine in Haft befindliche Freundin/Verwandte/Bekannte gezwungen werden könnte, einen selbst zu denunzieren, wenn auch unwissentlich oder ausversehen. Feste wurden in jener Zeit wohl kaum gefeiert, wem wäre da schon zum Feiern zumute gewesen und wer hätte hingehen wollen. ;-( Da geht es uns heute wirklich richtig gut.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Das es zu so einer Denunziationswelle kommt finde ich irgendwie ungewöhnlich... schließlich kann sich ja jeder denken, was man da für eine Lawine lostritt, wenn man einfach so die Nachbarin, die man noch nie leiden konnte, als Hexe "besagt".
    Da musste man doch mehr oder weniger Angst haben, dass irgendeiner es mit einem selbst auch so hält. Das hätte meiner Meinung nach, dem Treiben nach einer gewissen Zeit ein Ende setzen müssen - unter den Frauen. Was nicht heißt, dass nicht die Männer "unbequeme" Frauenzimmer denunziert haben. Die Herren der Schöpfung konnten sich praktisch "austoben", ohne Angst haben zu müssen, als nächster verbrannt zu werden. Oder haben die auch Männer als Hexen verbrannt?
    Die Aussage Katerinas, dass nach der "Herrschaft" der Schweden die Büdinger die Wiedereinführung der Hexenverfolgung fordeten, weil man auf den Jahrmärkten sonst dumm vor den anderern Städten/Dörfern dastehen würde, kann ich kaum glauben. Sie wollten freiwillig wieder in dieser Angst leben, dass man aus heiterem Himmel als Hexe bezichtigt, gefoltert und bestraft wird? Schießlich soll es ja jede dritte Frau getroffen haben.
    Die müssen so dumm wie Schafe gewesen sein oder das alles ging von einer anderen Quelle aus. Jedenfalls geht mir das nicht mehr aus dem Sinn...

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • @ Suzann: Ja, diese Fragen kamen mir auch in den Sinn.
    Ich kann es mir nur so erklären, dass es sich wirklich um eine Art kollektiven Wahn handelte. Je mehr Prozesse stattfanden, desto sicherer waren sich die Leute, dass das Hexenunwesen zugenommen hat. Man kann natürlich davon ausgehen, dass manche aus blanker Böswilligkeit besagt wurden, doch selbst in dem Fall redete man sich das möglicherweise schön. Nicht in dem Sinn von: Ich mag die Nachbarin nicht, also zeige ich sie an, dann bin ich sie los, sondern im Sinn von: Ich mag die Nachbarin nicht, weil sie das und das tut, vielleicht ist sie auch eine Hexe, dann tue ich ein gutes Werk, wenn ich sie anzeige, bzw. es ist sogar meine Pflicht.
    Und was die Angst betrifft, es könne einen selbst treffen: es ist doch eh alles vorbestimmt. Man muss keine Reportagen aus fernen Ländern sehen, um Menschen zu erleben, die auf die Frage, ob sie sich nicht vor diesem oder jenem fürchten, stereotyp antworten: Es liegt alles in Gottes Hand. Auch hier und heute äußern Menschen immer wieder Dinge, die in die Richtung gehen: Ich glaube, dass alles vorbestimmt ist. Was in damaliger, calvinistischer Sicht bedeutete: Gott allein bestimmt, wer als Hexe verbrannt wird und wer nicht.

  • Ich bin schon seit einigen Tagen durch mit dem Buch, bin nur leider noch nicht zum Posten gekommen.


    Da ich am Wochenende arbeiten musste und mein Freund auch noch Geburtstag hatte, bin ich zu nix gekommen. Und Abends bin ich einfach zu müse und froh, wenn ichs zumindest noch zum Sofa schaffe, um weiterzulesen, dabei haben wir erst Dienstag *Seufz* Wahnsinn, wie ein fehlendes Wochenende einem nachhängt.


    Ich wollte mich jedenfalls nicht aus der Leserunde verdrücken, ohne Katerina für dieses wunderbare Buch zu danken. Ich habe mit Lenchen mitgelitten und bin froh, dass sie nun endlich ein Stück Glück mit Velten gefunden hat.


    Meinen Vorrednern kann ich mich nur anschließen, es ist wirklich entsetzlich, welche Ausmaße die Hexenverfolgung im Laufe des Buches angenommen hat, wie schrecklich, jeden Tag die Nächste sein zu können, hatte man überhaupt eine Chance, sich so zu verhalten, dass man nicht verdächtig wäre? Geht man zu oft in die Kirche, ist man verdächtig, geht man nicht, ist man verdächtig. Und wenn jemand einen besagt, ist es eh vorbei, eine wirklich grausige Vorstellung.


    Und nun freue ich mich auf die Kosakenbraut, die es mittlerweile auch auf meinen SUB geschafft hat.:-)


    Nochmals danke für die tolle Begleitung der Leserunde, Katerina! :wave

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Und nun freue ich mich auf die Kosakenbraut, die es mittlerweile auch auf meinen SUB geschafft hat.:-)


    Nochmals danke für die tolle Begleitung der Leserunde, Katerina! :wave


    Gern geschehen! Hat mir total viel Spaß gemacht und tut es immer noch. Zum einen bin ich ja eh so eine Quasseltante und zum anderen hier ja sowieso zuhause.
    Ich wünsche Dir viel Freude an und mit meiner Elja!

  • Und der letzte Abschnitt war wieder voller Überraschungen - Julio stellt sich als der von Lene tot geglaubte Lenhard heraus (wäre ich nicht drauf gekommen!) :-)
    ... Konsequent und gut finde ich die Entscheidung, dass die beiden nicht mehr zusammen kommen, weil die Zeit und die Ereignisse einfach zu viel kaputt gemacht haben.


    Immerhin, er befreit Lene aus dem Rathaus, Büdingen wird arg gebeutelt, zuerst sozusagen vom Krieg platt gewalzt und dann kommt natürlich noch die Pest.


    Lenes Mutter - ja, ich hatte sie schon im Verdacht, was mit der Anklage der Kannegießers zu tun zu haben ... bei Barbara war ich mir nicht sicher, allerdings hatte ich Clara auch nicht wirklich im Verdacht.


    Am Ende des Buches greift nun das Zwillingsthema wieder stark. Irgendwie war mir klar, dass sie bei Velten bleibt ... alles andere wäre auch eine Lossagung zur Verbundenheit zu ihrer Schwester gewesen.


    Tja, was soll ich sagen. Ich habe das Buch bis auf die ersten 90 Seiten innerhalb eines Abends gefressen :fleischspiess ... wann kam nochmal das Nächste??? :grin

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von BirgitF
    Tja, was soll ich sagen. Ich habe das Buch bis auf die ersten 90 Seiten innerhalb eines Abends gefressen :fleischspiess ... wann kam nochmal das Nächste??? :grin


    Musst Du mir alles nachmachen? :lache

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • @bono: Dafür hab ich mich ja auch verspätet ... und bin so spät eingestiegen. ;-)

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von BirgitF
    Und der letzte Abschnitt war wieder voller Überraschungen - Julio stellt sich als der von Lene tot geglaubte Lenhard heraus (wäre ich nicht drauf gekommen!) :-)
    ... Konsequent und gut finde ich die Entscheidung, dass die beiden nicht mehr zusammen kommen, weil die Zeit und die Ereignisse einfach zu viel kaputt gemacht haben.


    Auch wenn man es sich vielleicht wünschen würde - es wäre verlogen. Es würde leugnen, dass Gertrud Dinge angerichtet hat, die eben nicht mehr rückgängig zu machen sind, nicht einmal teilweise.


    Zitat

    Immerhin, er befreit Lene aus dem Rathaus, Büdingen wird arg gebeutelt, zuerst sozusagen vom Krieg platt gewalzt und dann kommt natürlich noch die Pest.


    Ja, die Jahre 1634/1635 gehören mit zu den schrecklichsten der Stadtgeschichte. Die Pest kam in Wellen immer wieder nach Büdingen. Sie kam nicht einmal und rottete einen großen Teil der Bevölkerung aus, wie man sich das immer vorstellt, sondern sie kam alle paar Jahre und forderte immer wieder Todesopfer, wobei die Zahl manchmal nicht so hoch war, manchmal ganz verheerend.


    Zitat

    Am Ende des Buches greift nun das Zwillingsthema wieder stark. Irgendwie war mir klar, dass sie bei Velten bleibt ... alles andere wäre auch eine Lossagung zur Verbundenheit zu ihrer Schwester gewesen.


    Ich zitiere dich mal aus einem früheren Thread:


    Zitat

    Original von BirgitF
    Katerina : Und obwohl ich hiermit ein ganz kleines bisserl spoilere ... bemerkenswert ist auch, dass beide Frauen sozusagen zuerst auf einer Parallele laufen, wie du schon sagst - halt die eineiigen Zwillige, die sich auseinander entwickeln und zum Ende hin der Lebensweg doch wieder ein Stück weit .... na ja, du weißt schon, was ich meine ;-)


    Auf der einen Seite ist es der Inbegriff absoluter Verbundenheit: die Lebenswege sind zu einem geworden, mehr Verbindung geht nicht, als im Bett der Schwester (und mit ihrem Mann) zu schlafen, ihre Kinder als die eigenen anzusehen, ihren Namen zu tragen. Und doch ist die Schwester für sie verloren. Mehr Trennung geht auch nicht.


    Zitat

    Tja, was soll ich sagen. Ich habe das Buch bis auf die ersten 90 Seiten innerhalb eines Abends gefressen :fleischspiess ... wann kam nochmal das Nächste??? :grin


    Gute Frage. Recherchiert ist schonmal soweit, aber bisher stehen noch nicht mal Exposé und Leseprobe. Aber wie die Männer aussehen werden, das weiß ich natürlich schon ... :grin


    Auch Dir Dank für Deine wunderschöne Rezi. Muss ich Dir ja nicht sagen, wie es einem geht, wenn man sowas liest ... :strahl

  • Katerina : Ja, das war der Spoiler, den ich meinte :lache


    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf dein Neues (warum ist immer so schnell eingehaucht, woran so lang gearbeitet wurde :-( )


    Aber es war wirklich ein wundervolles Buch, toll geschrieben (und das glaub mal einer, die sich ja mit deutscher Geschichte eher schwer tut :rofl ) - die Rezionion hab ich dem Buch sehr gerne geschrieben. :-)

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  • Das Ende des Weges, auf dem ich Lene begleiten durfte, ist erreicht ... Ich glaube, die wichtigsten Dinge sind gesagt worden, ich will hier nur noch auf einige Dinge eingehen ...


    Clara hat also gewusst, dass Lene ihren Velten liebt - auch wenn Lene nicht wollte, dass ihre Schwester jemals davon erfährt, bin ich Marie doch sehr dankbar dafür, dass sie es ihr erzählt hat. Auch die Tatsache, dass Clara wollte, dass Lene ihr Leben weiterlebt, hat mich sehr berührt - als wollte Clara sicher gehen, dass Lene etwas von ihrem Glück abbekommt.


    Die Zeit im Belzeloch fand ich schon beim Lesen so grausam - die Vorstellung, selbst ... nein, lieber nicht.


    Meine Nerven waren kurz vorm Zerreißen, als die Kroaten auftauchten - und dann ihr Anführer ... der sich dann als Julio herausstellte! Himmel, ich musste vor Freude glatt einige Tränen verdrücken ...


    Schlimm fand ich es, als Julio mit Lene aus der Stadt geflüchtet ist - was war mit Lenes Eltern, mit Velten, den Kindern? Ich hatte irgendwie so Angst ... (Und habe gleich noch mal ein wenig schniefen müssen ...)


    Dann: Gertrud hat sowohl die Kannegießers als auch Barbara in den Tod geschickt. Der erste Hammer. Dann der zweite: Julio ist Lenhard ... Da gab es für einen Moment nur drei Worte in meinem Kopf: Oh - mein - Gott.


    Wie immer läuft das Leben weiter ... Doch die Pest ist in der Stadt - und Julio - äh, Lenhard - ist gleichfalls erkrankt.


    Die Tränen standen mir schon wieder in den Augen, als Lene erfuhr: Lenhard hat die Pest überlebt. Velten und den Kinders geht es gut. Nur Sebastian Eckstein ist verstorben, wenn auch nicht an der Pest ... Der Tod von Gertrud und Contz hat mich dagegen kein Stück berührt ...


    Und dann entscheidet Lene sich für Velten. Klar, etwas anderes habe ich nicht erwartet - mir tat es für Julio - nein, Lenhard - Leid, aber ich glaube, sowohl er als auch Lene werden glücklicher, wenn nicht sie heiraten würden.


    Und Lenes schlichte und doch so gewaltige Liebeserklärung "Musst du nicht." - etwas Schöneres kann ich mir kaum vorstellen. :heisseliebe


    Ich bin froh, dass die Geschichte ein halbwegs gutes Ende nimmt, und hoffe so sehr, dass Lene und Velten mit den Kindern und Juliane Eckstein ein neues Leben beginnen können, ebenso wie Ewald, Peter und die Großmutter (Wo ist denn eigentlich Konrad?) ... Ich wünsche ihnen allen nur das Beste und mehr Glück im Leben, als sie bisher hatten.


    Grinsen musste ich mal wieder über die Großmutter und ihre energische Art: "Wir pflanzen Apfelbäume!" ... Jawoll, die Frau gibt wohl nie auf!


    Übrigens kann ich mich nicht entscheiden, wen ich lieber habe: Velten oder Julio. Ah, vielleicht kann ich das doch ... :chen


    Noch ein, zwei Bemerkungen zum Schluss ... Die Frauen haben ja damals ihren Geburtsnamen behalten, nicht? :grin Aber ... warum heißt Gertrud dann mit Nachnamen Kalkhof, wie ihr Ehemann?


    Und - was hat Velten denn nu' für eine Augenfarbe? Ich warte schon die ganze Zeit darauf ... :grin


    Nun aber noch: Vielen, vielen Dank für dieses tolle Buch und diese tolle Leserunde, Katerina! Ich kann es gar nicht in Worte fassen, aber es stimmt einfach alles: Die Charaktere, die so lebendig auf mich wirken, die Sprache, die mich so mitgerissen hat, Lenes Geschichte, die mich so sehr gefesselt, zum Nachdenken gebracht hat, die geschichtlichen Hintergründe - ernsthaft, die "Hexenschwester" hätte nicht besser sein können. Danke.

  • Bin doch noch nicht ganz fertig ... Diese Zitate-Funktion ist aber auch etwas Feines ... :-]


    Zitat

    Original von Katerina


    Lies die Szene nochmal (S.190ff.).
    Er trifft sie in Hanau völlig überraschend. Er hat schon den Contz getroffen (und wahrscheinlich andere Büdinger) und Barbara hat allein schon bei dem Wort Büdingen einen verklärten Blick bekommen. Dann lernt er Contz' Frau kennen, denkt sich: aha, auch eine Büdingerin. Erst nach einiger Zeit dämmert es ihm, dass sie "seine" Lene sein könnte. Er geht nochmal hin und fragt, ob sie eine Schwester hat. Contz plappert fröhlich drauflos, und Julio weiß, dass sie seine Lene ist. Und ausgerechnet mit dem Contz verheiratet, den schon in der Schule keiner ernst genommen hat. Dass er sie küsst, ist etwas, was er sich einfach erlaubt, sicher auch, weil er selbst in dem Moment nicht so ganz weiß, wohin mit seinen Gefühlen. Ganz bestimmt aber auch aus dem Gefühl raus: Von Rechts wegen müsste sie jetzt meine Frau sein. Es gibt ja später noch einmal eine Szene, wo Lene aufgebracht zu ihm sagt: "Ich bin nicht dein Lenchen!", und er antwortet: "Sonst wärst du ja auch mit mir verheiratet und nicht mit dem Contz."


    So gelesen gibt es dem ganzen Geschehen natürlich eine viel deutlichere Sicht ... Ich musste mir die Szene eben noch einmal durch den Kopf gehen lassen - interessant, wie man quasi mit der Nase darauf gestoßen wurde und es trotzdem nicht wahrnahm.


    Habe ich schon erwähnt, dass die Sprache und die Dialoge durchgehend toll geschrieben sind? Ob Julios Aussage "Sonst wärst du ja auch mit mir verheiratet und nicht mit dem Contz." (Ich finde diesen Satz so wunderbar!) oder die Szene, als es darum geht, wer zum Löhr geht und sich umschaut - "Ich gehe nicht." - "Dann kann ich auch nicht gehen." - "Und der Contz kann auch nicht gehen." - ernsthaft, ich finde es super.


    Zitat

    Original von Katerina


    Sie wird gezwungen, ihn anzufassen.
    Ja, ich gestehe, das war so eine der Stellen, wo meine Figuren plötzlich was gemacht haben, was ich zunächst absolut nicht verstanden habe. Und zudem war dies eine der ersten Szenen, die mir überhaupt eingefallen sind.
    Ich habe mir das Ganze so erklärt: Für mich war das eine der Situationen, wo Menschen so hackedicht sind, dass sie Dinge tun, die sie am nächsten Tag nicht mehr begreifen. Ich gehe davon aus, dass Contz sich am nächsten Tag nicht mal mehr an irgendwas erinnern kann. Für mich ist in der Szene ein völlig anderer Contz durchgeblitzt, einer, der im Krieg war, wo keine Moral mehr galt, aber auch einer, der einmal so "cool" sein will wie Julio. Und deshalb finde ich Julios Antwort völlig passend: "Der Contz, der will und nicht kann."


    Ja, ja, wie im oberen Zitat - später noch einmal gelesen hat Contz ein Motiv; vorher dachte ich mir nur "Geht's noch, Contz?" ... Der Mann war echt ... :rolleyes


    Zitat

    Original von Katerina


    Ja, so war sie auch gemeint. Mit dem Zusatz, dass Contz sich in nüchternem Zustand so etwas nie getraut hätte.
    Es ist auch ein (alkoholbedingter) Rollentausch: Contz, der Lene nie etwas zuleide getan hat, wäre bereit, sie einfach zu tauschen, und Julio, der bis dato eher uneinschätzbar oder sogar beängstigend wirkte, beschützt Lene, indem er die Situation beendet. Und etwas von der Verbundenheit, die er zu ihr empfindet, spürt Lene in diesem Moment, ohne dass sie es einordnen kann.


    Soll ich dazu noch etwas sagen? :lache