20 Jahre Grenzöffnung berührt Euch das noch!?!?

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    Original von Minerva1978
    ich war damals 10 jahre alt und somit hat es für mich überhaupt keine bedeutung gezeigt.
    und jetzt ist es eh egal... meine güte, brauchts für alles auf der welt gedenktage????


    Also, ich bin grade mal 5 Jahre älter, aber für was braucht man Gedenktage, wenn nicht für sowas? Sorry, aber das finde ich jetzt ziemlich... sagen wir mal, ignorant.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

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    Original von Insomnia
    Ich habe übrigens noch immer meinen alten Diercke Weltatlas vom Gymnasium, und war die Ausgabe, wo noch die DDR existiert.


    Ätsch, ich hab sogar einen von innen beleuchteten Globus auf dem Schreibtisch stehen, wo die DDR noch drauf ist und die Tschecheslowakei ;-)
    ..ich muss aber gestehen, das Schmuckstück habe ich nur von meinem Opa geerbt, als die Mauer fiel, war ich ja gerade mal 7Jahre alt. Ich erinnere mich aber noch genau daran, als wir dann zum ersten mal in den Westen gefahren sind in ein Kaufhaus. Alles war so hell und riesig... und die hatten eine ganze Abteilung nur mit Spielzeug, das fand ich unglaublich beeindruckend weiß ich noch, denn sowas hatte ich vorher noch nie gesehen ;-)


    Minerva1978 : Klar, man kann solche Geschehnisse auch einfach in Vergessenheit geraten lassen und einfach nicht mehr drüber nachdenken. Ich würde das aber für einen Fehler halten. Das war ein bedeutendes Ereigniss, auch wenn du das Gefühl hast, für dich persönlich sei das relativ unerheblich. Das ist ok, keiner wird dich zwingen, das zu zelebrieren, aber nicht jeder steht dem so gleichgültig gegenüber, vor allem wenn er in der DDR geboren wurde (ich weiß jetzt nicht wie das bei dir aussieht). Und wir reden hier nicht von etwas, das hunderte Jahre zurückliegt, sondern etwas, was viele Generationen noch aktiv auf die eine oder andere Weise berührt.
    Ich für meinen Teil denke manchmal darüber nach, was für ein Glück ich habe, dass ich relativ frei bin zu tun und zu lassen was ich will. Ich hatte immer schon das Bedürfnis in die Welt hinauszugehen.. das wäre ohne den Fall der Mauer sicherlich ein schwieriger Traum geblieben. Ich bin dankbar, dass ich es so viel einfacher habe heute, was das angeht.

  • Ich hab ja nicht mal ein Fernsehen, aber in jeder Zeitung werden solche "Erfahrungsberichte" ausgegraben, im Radio Interviews dazu.... seufz... ganz ehrlich, wären wir eine Einheit, würden wir darum nicht immer noch so einen Spökles veranstalten.... meine Meinung...

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    Original von Voltaire
    Berührt hat mich die Maueröffnung nicht so sehr. Es war aber interessant und durchaus auch spannend dieses geschichtliche Ereignis quasi als "Zeitzeuge" miterleben zu können.


    :write
    Darüber habe ich mich gestern am Telefon u.a. mit einer Freundin unterhalten.
    Dieser Tag und die folgenden bzw. die Ereignisse davor, die diese Tage ermöglicht haben werden in die Analen der Geschichtsbücher gehen.
    Und es ist schon ein tolles Gefühl "dabei" gewesen zu sein. Ob nun mittendrin oder ganz weit weg, aber doch dabei. Oder so!
    :wave

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Was mich aber seit der Maueröffnung immer beschäftigt ist die Tatsache, dass diese einmalige geschichtliche Chance, etwas wirklich Neues zu machen, einfach so gegen die Wand gefahren wurde. Die D-Mark war letztendlich der Sieger, nicht die Menschen. Und heute nach nunmehr 20 Jahren sentimentalisieren wir auf teilweise peinliche Art und Weise vor uns hin.


    Hm, viele unsrer Freunde hier waren bürgerechtsbewegt bei den Herbstdemos unterwegs und wollten ihre DDR verändern. Die waren richtig geschockt, als dann später D-Mark-Rufe dominierten und auch die ersten Nazis auftauchten. Freilich will keiner von denen die DDR wiederhaben, hatten aber kurze Zeit die Illusion, was Neues machen zu können.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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    Original von Babyjane
    Ich hab ja nicht mal ein Fernsehen, aber in jeder Zeitung werden solche "Erfahrungsberichte" ausgegraben, im Radio Interviews dazu.... seufz... ganz ehrlich, wären wir eine Einheit, würden wir darum nicht immer noch so einen Spökles veranstalten.... meine Meinung...


    Ich fand die Veranstaltung am Brandenburger Tor gestern auch sehr nahe an der Kitschgrenze und mich nerven manche Formen der Erinnerung auch.
    Aber die Frage hier war, ob mich die Grenzöffnung berührt. Und das tut sie massiv. Ich lebe an einem Ort, den ich bis vor 20 Jahren nicht besuchen durfte. Mr. Vulkan hätte ich nie über den Weg laufen KÖNNEN. Ich hätte nie das studiert, was ich studieren wollte. Auslandsstudium, Sprachreisen, Reisen wären, wenn überhaupt innerhalb des Ostblocks möglich gewesen. Ich hätte meine Tante nicht in ihren letzten Jahren mitversorgen können, sondern hätte sie, sobald sie nicht mehr selbständig nach Ostberlin kommen konnte, nie wieder gesehen.
    Das alles ist für mein Leben relevant. Wenn andere es als "Spökles" oder bedeutungslos wie Minerva (ich war zur Grenzöffnung übrigens jünger als sie) bezeichnen, lese ich daraus eher, dass sich für viele eben nichts geändert hat. Und daher hat es dann vielleicht auch keine Bedeutung für sie. Das hat nichts damit zu tun, dass sie die Einheit besser verarbeitet haben, sondern dass sie evt. die Teilung nie wirklich gespürt haben. (Was ich ihnen durchaus gönne.)


    Aber die Freiheit und Demokratisierung der ehemaligen Ostblockstaaten (für die die Maueröffnung das griffigste Symbol ist) ist m. E. auch jenseits subjektiver Betroffenheit das entscheidene europäische Ereignis der letzten 40 Jahre. Das berührt mich - unabhängig von verkitschten Sendungen oder Feiern zu irgendwelchen Jahrestagen.


    @ redator
    Mist, Du hast recht - morgen ist der 11.11. :grin

  • Ich war am Tag der Maueröffnung erst sieben Jahre alt und kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber ich weiß noch, dass mein Vater kurze Zeit später in Berlin war und von dort Stücke der Mauer mitgebracht hat. Das hat mich damals wahnsinnig fasziniert, dass wir Teile dieser komischen Mauer bei uns zu Hause hatten. :-)


    Im Sommer ´89 war ich mit meiner Familie in Ungarn am Balaton im Urlaub, und meine Mutter sagt, dass der "Strom" damals gerade losging, dass viele Ostdeutsche eine Nacht Station auf den ungarischen Campingplatzen gemacht haben, um dann in die BRD weiterzureisen. Und ich kann mich auch erinnern, dass wir in der zweiten Klasse einen neuen Mitschüler bekamen, der aus der DDR über Ungarn in die BRD gekommen war. Ob die Familie jedoch geflohen oder legal eingereist war, weiß ich nicht. Damals hab ich das noch nicht so begriffen.


    Mich berührt der zwanzigste Jahrestag der Maueröffnung sehr. Ich war zwei Mal in Berlin und habe mich dort intensiv mit dem Thema "innerdeutsche Teilung" auseinandergesetzt, und letzte Woche war ich auf einer Lesung von Jutta Fleck, der "Frau vom Checkpoint Charlie". Das war sehr interessant und bewegend, und irgendwie kann man sich heute kaum noch vorstellen, dass solche irren und wahnsinnigen Dinge wirklich stattgefunden haben. Ich bin froh, dass die Zeit vorbei ist.

  • Hallo zusammen.


    Als ich geboren wurde war Deutschland gerade frisch vereint sozusagen.
    Deswegen hat es für mich eher eine geringere Bedeutung.
    Ich muss allerdings sagen, dass es für die Menschen die dabei waren wohl schon wichtig ist, dass dieses große Ereignis (was es nun mal war) nicht in Vergessenheit gerät.
    Ich finde es schön, dass es Gedenktage gibt, allerdings muss ich auch sagen: "Man kann es auch übertreiben"
    Das soll jetzt nicht böse klingen. Wie gesagt, Gedenktage sind wichtig. Aber so einen Riesenaufstand daraus zu machen, finde ich doch schon übertrieben.
    Man konnte ja gestern nicht einen einzigen Sender einschalten ohne das irgendwo über die Geschehnisse damals diskutiert und gesprochen wurde.
    Ob Radio, Fernsehen oder Zeitung. Überall.
    Das finde ich schon heftig.
    Klar, für die Menschen die das wirklich noch miterlebt haben muss es schön sein. Aber... irgendwann ist auch gut und man kann auch im "stillen" oder zumindest im kleineren Rahmen an die Geschichte erinnern.


    Meine Meinung. :-)


    Liebe Grüße,
    Phantasia :winkt

  • Da fällt mir ein: mein Kind kam gestern ganz stolz aus der Schule (2. Klasse):


    Kind: ich weiß, heute vor 20 Jahren ist die Mauer gefallen
    Mutter: welche Mauer?
    Kind: na die zwischen der DDR und der SPD!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @ Vulkan
    Ich war "Wessi" und bin "Wessi" ich habe von der Maueröffnung, abgesehen vom immer noch zu zahlenden Solidaritätsbeitrag nichts mitbekommen... (nein das ist nicht gehässig...) wir haben zwar entfernte Verwandschaft im "Osten" zu denen ich aber weder vorher noch nachher großen Kontakt gepflegt habe.
    Wir haben ein paar Bundesländer dazu bekommen, ich kann jetzt ohne großen Aufwand nach Rostock, Dresden und Leipzig fahren und habe komisch sprechende Landsmänner und Frauen dazu bekommen. Für diese war das sicher ein bedeutender Tag, ein Schritt in die vorher verwehrte Freiheit, sicher hat die Maueröffnung auch Symbolwert für ein geeintes Europa und weiteres.
    Natürlich mag das für die betroffenen Menschen bewegend sein, sich zurück zu erinnern, für mich ist es das nicht und es wäre definitiv Heuchelei dies zu behaupten.


    Wenn ich an den Mauerfall denke, dann habe ich das Konzert von David Hasselhoff am Brandenburger Tor vor Augen und mich selbst im Marienkäfer Nachthemd auf den Beinen meines Vaters sitzend auf dem Sofa vorm Fernseher. Damals konnte ich nicht erfassen, welche Bedeutung dieser Tag für viele Menschen hatte und heute kann ich es nicht mehr nachvollziehen, weil ich eben nie Entbehrungen hatte durch die Teilung und es erwachsen auch nicht anders kenne, als so wie es ist.


    Diese ewige Feierrei und Festakt und haste nicht gesehen, finde ich albern, denn wirklich VEREINT sind wir immer noch nicht... dazu liegt im Osten noch zu vieles im Argen und im Westen ist das Denken vorallem der älteren Menschen noch nicht 100 %umgestellt... Wäre das eben so, bräuchte man nicht so einen großartigen Festakt, sondern könnte sich still und leise für sich selbst erinnern... statt im Regen zu hocken, dämlich Dominosteine purzeln zu sehen und Politikern dabei zuzuhören, wie sie solche Akte nutzen, um ihre BOTSCHAFT rüber zubringen...

  • Interessant. Vermutlich sind die Feierei-Gegner dieselben Leute, die während der WM 2006 als Standartenträger mit Plastikfähnchen am Autor herumgefahren sind. :grin


    Der "Mauerfall", der ja eigentlich nicht am 9. November stattgefunden hat, sondern danach mehrere Monate dauerte, war der Höhepunkt der wichtigsten politischen Entwicklung, die die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Das Ende des Ostblocks wurde eingeläutet. Das Ende von Gulag, Scheinwahlen, Bespitzelung, Entbehrungen, Freiheitsberaubung und vielen, vielen Zwängen, die sich ein im bequemen Köln/Dortmund/München/Hannover hockender Wessi natürlich nicht vorstellen kann oder will. Das Ende der gegenseitigen Bedrohung der Blöcke, das Ende von Atomschlagsgedanken. Es ging nicht "nur" um die 17 Millionen Ossis, die aus dem halboffenen Strafvollzug entlassen wurden. Insofern finde ich es sehr, sehr angemessen, wenn man das zwanzig Jahre später mit einem - ingesamt gesehen - nicht einmal sonderlich spektakulären Festakt feiert.


    Natürlich hat diese Entwicklung auch Opfer und Verluste gehabt, und die Entwicklung ist tatsächlich noch nicht abgeschlossen, und, ja, man hätte vieles anders machen können. Aber unterm Strich bleibt ein überaus positives Ergebnis.

  • ich kann mich auch noch ganz gut dran erinnern, ich war 13 in dem Jahr. Meine Eltern haben die ganze Entwicklung eher zurückhaltend und vielleicht eher mit Sorge betrachtet, sie waren einfach verunsichert, welche Veränderungen auf sie zukommen würden und haben geahnt, dass nicht alles in die richtige Richtung laufen würde.


    Mein Leben hat der Mauerfall sicherlich sehr stark beeinflusst. Garantiert hätte ich den Job, den ich heute mache, nicht ausgeführt, den gab es ja in der Form in der DDR gar nicht. Die vielen tollen Reisen, die wir in den Jahren gemacht haben, wären nicht möglich gewesen. und wir hätten jetzt wohl nicht diese tolle große Wohnung in einem ehem. Westberliner Bezirk.
    ich bin also sehr froh über die Entwicklung.


    Die Feierlichkeiten gingen mir etwas auf den Keks, vor allem war - einmal mehr - die Stadt kurz vor einem absoluten Verkehrchaos, zeitweise ging hier nichts mehr. und auch heute gibt es wieder alle Nase lang kurzfristige Sperrungen, weil einer von den drölfzig EU-Politikern hin- oder hergefahren wird.

  • Ich persönlich finde diesen Gedenktag gut. Der 9.11.89 war ein wichtiger, ich bin fast versucht zu sagen "großer" Tag in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Vielleicht der beste. Was später aus dieser einmaligen Chance gemacht wurde, darf man gern kontrovers diskutieren. Gedenken, wie der eigentliche Sinn des Begriffs verrät, beinhaltet - zumindest für mich - nicht notwendigerweise die Selbstbeweihräucherung alternder Politiker, salbungsvolle Ansprachen und eine sorgsam inszenierte Feier am Brandenburger Tor. Gedenken ist in erster Linie ein innerer Prozess, kein "Event". Ich kann jeden verstehen, den dies nervt, vor allem, wenn kein persönlicher Bezug besteht. In diesem Fall empfehle ich gelassen wegzuschauen und den Leuten, denen diese Feierlichkeiten etwas bedeuten, ihre Freude daran zu lassen. Vieles nervt, aber hinter diesem Rummel versteckt sich zur Abwechslung mal etwas Bedeutungsvolles.


    Ich habe die Feierlichkeiten nicht verfolgt, weil sie mich nicht interessieren, aber die Erinnerung an jenen Tag ist für mich noch sehr präsent und, ja: sie berührt mich. Ich habe während der Arbeit im Taxi vom Mauerfall gehört und bin sofort nach Haus gefahren, um mir die Bilder im Fernsehen anzuschauen. Zwei Stunden lang habe ich fassungslos in die Röhre gestarrt, während meine (inzwischen Ex-) Frau, die nach vierjährigem Kampf mit den Behörden der DDR erst drei Wochen zuvor legal hatte ausreisen dürfen, nebenan schlief. Nach drei Jahren Einreiseverbot war es ein Stück weit auch meine Mauer, die da fiel, auch wenn ich mich nicht auf eine Stufe mit den Millionen stellen möchte, die nicht ausreisen durften. Ich bin kein Patriot und kann mit dem Begriff Nationalstolz herzlich wenig anfangen, aber hier ging es um etwas weitaus Größeres: Freiheit. Und sei es nur, wie Tom so schön schrieb, die Freiheit, eine Banane zu kaufen. Selbst wenn danach jede Menge schief gelaufen ist, schmälert es nicht den Wert dieses Tages. Jedenfalls nicht für mich.


    harimau :wave

  • Über manche Gedenk- und Feiertage geht die Geschichte zu Recht hinweg, andere geraten zu Unrecht in Vergessenheit. Wer in Deutschland weiß noch das Datum des in Frankreich immer noch stark gefeierten Ende des ersten Weltkrieges? Der 30.Januar oder gar der 20. April sind Vergangenheit, der 09. Oktober und der 09. November aber Symbole für eine Zeit, die viele heute lebende miterlebt haben. Schön, wenn die Jüngeren das schon nervt, das ist nichts als eine gesunde Entwicklung. Feiert ihr den Todestag von Jacko, wir vergessen Elvis und John Lennon nicht. Als jemand, der nun fast zwanzig Jahre in Leipzig lebt habe ich die ganze Entwicklung mitgemacht und erlebe nun bei vielen bis Anfang dreissig, dass die Entscheidung aus der wo auch immer gelegenen Heimat Richtung Berlin, Leipzig, Rostock, Stuttgart oder München zu ziehen an allen möglichen Umständen festgemacht- aber nicht an Ossi- Wessifragen.


    Der 09. November wurde aber dieses Jahr so gefeiert, wie er sich dann später im Ergebnis erst herausgestellt hat, nämlich als weit über das nationale Geschehen, die deutsche Einigung hinausgehend, als Höhepunkt des Dominoeffekts, der den gesamten Ostblock veränderte- dies fand ich nur angemesen, da es sich jetzt in der Rückschau eben um einen Tag Weltgeschichtlicher Bedeutung handelt, der den Bewohner des Kongo genauso beeinfusst ie den Australiens, den aus Florida genauso wie den aus Sibirien, die Globalisierung die wir heute erleben ist in allen ihren positiven und negativen Auswirkungen Ergebnis dieser Ereignisse- und von diesen Auswirkungen werden wir alle heute berührt- und sei es nur so ein unschönes Beispiel, wie das Werk von Nokia in Bochum, das nie hätte umziehen können...


    Wenn jemand im Alter von BJ behauptet von der Maueröffnung nichts mitbekommen zu haben, so mag das für die Emotionen, die wir Älteren damals hatten gelten- für die Auswirkungen gilt es definitiv nicht.

  • Zitat

    Original von Tom
    Interessant. Vermutlich sind die Feierei-Gegner dieselben Leute, die während der WM 2006 als Standartenträger mit Plastikfähnchen am Autor herumgefahren sind. :grin


    Handelt es sich bei dem "Autor" um eine Freud'sche Fehlleistung, oder haben sie dich damals wirklich zu fassen bekommen, Tom? ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Interessant. Vermutlich sind die Feierei-Gegner dieselben Leute, die während der WM 2006 als Standartenträger mit Plastikfähnchen am Autor herumgefahren sind. :grin


    Der "Mauerfall", der ja eigentlich nicht am 9. November stattgefunden hat, sondern danach mehrere Monate dauerte, war der Höhepunkt der wichtigsten politischen Entwicklung, die die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Das Ende des Ostblocks wurde eingeläutet. Das Ende von Gulag, Scheinwahlen, Bespitzelung, Entbehrungen, Freiheitsberaubung und vielen, vielen Zwängen, die sich ein im bequemen Köln/Dortmund/München/Hannover hockender Wessi natürlich nicht vorstellen kann oder will. Das Ende der gegenseitigen Bedrohung der Blöcke, das Ende von Atomschlagsgedanken. Es ging nicht "nur" um die 17 Millionen Ossis, die aus dem halboffenen Strafvollzug entlassen wurden. Insofern finde ich es sehr, sehr angemessen, wenn man das zwanzig Jahre später mit einem - ingesamt gesehen - nicht einmal sonderlich spektakulären Festakt feiert.


    Natürlich hat diese Entwicklung auch Opfer und Verluste gehabt, und die Entwicklung ist tatsächlich noch nicht abgeschlossen, und, ja, man hätte vieles anders machen können. Aber unterm Strich bleibt ein überaus positives Ergebnis.


    Sicher wurde damit das Ende des Ostblocks eingeläutet - aber das damit auch die Beendigung von Gulag, Scheinwahlen, Bespitzelungen, Entbehrungen und Freiheitsberaubung verbunden war, stimmt in dieser Deutlichkeit natürlich nicht. Es will doch wohl niemand ernsthaft behaupten wollen, dass Russland beispielsweise ein demokratischer Staat ist. Dort werden nach wie vor Kritiker des Systems verfolgt, kritische Journalisten ermordet und die freie Meinungsäußerung immer wieder und sehr harsch beschnitten. Das Kind hat genaugenommen nur einen anderen Namen bekommen.


    Aber nicht nur in Russland, auch in Rumänien und Bulgarien funktionieren die alten Seilschaften noch immer tadellos. Aber auch viele ehemalige "Kader" der weggepusteten DDR sind nach wie vor in Amt und Würden. Die Stasiopfer müssen um ihre Entschädigungen kämpfen - den Tätern aber billigte man Pensionsansprüche zu. Da wurden die Dienstzeiten von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern als Dienstzeiten nach dem Bundesbesoldungsgesetz und dem Beamtenversorgungsgesetz anerkannt. Haftzeiten aufgrund von politischer Inhaftierung dagegen werden dagegen nicht auch unbedingt als Ausfallzeiten in der Rentenversicherung behandelt.


    Aber das alles wurde während dieser zum Teil sehr peinlichen "Feierei" nicht erwähnt. Und wo waren eigentlich die Menschen, die das Ende der DDR erst möglich gemacht hatten? Wo waren die Mitglieder der Bürgerrechtsbewegung? Wahrscheinlich störten die eh nur bei der Selbstbeweihräucherung von Merkel und Konsorten.


    Übrigens kann sich auch ein in Hamburg hockender Wessi durchaus vorstellen, was es heisst in Unfreiheit zu leben. Genauso wie er sich eben auch die Schrecken eines Krieges vorstellen kann. Auch mittelbares Erleben muss die Vorstellungskraft nicht unbedingt beeinträchtigen. Zudem hat der in Hamburg hockende Wessi zahlreiche Verwandschaft im "sowjetisch besetzten Teil Deutschlands" und war zu sehr, sehr vielen Privatbesuchen in der DDR. :-)


    Man erinnert sich mit großem Bimborium an den 9.11.1989. Wurde eigentlich auch irgendwo erwähnt, dass gerade das Datum "9.11." in Deutschland ein ganz besonderes Datum ist? 1918 wurde da der Kaiser "abgedankt" und am 1938 brannten die Synagogen und die jüdischen Geschäfte. Aber gefeiert wird am 9.11. doch eigentlich immer nur "Schabowskis Zettelwirtschaft".


    Diejenigen, die heute feiern und sich feiern lassen, waren sicher nicht die, die wirklich Bedeutendes zum 9.11.1989 beigetragen haben. Oder hat jemand Merkel auf den sinnbildlichen Barrikaden des Mauersturms gesehen? Quasi als Jeanne D'Arc aus MeckPom. :grin


    Aber sollen doch die feiern die gern feiern möchten und die, denen das Ganze irgendwie am A..... vorbeigeht, oder die keinen Anlaß zum Feiern sehen, die lassen es halt bleiben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Wenn jemand im Alter von BJ behauptet von der Maueröffnung nichts mitbekommen zu haben, so mag das für die Emotionen, die wir Älteren damals hatten gelten- für die Auswirkungen gilt es definitiv nicht.


    Auch jüngere Leute sind bewegt, wie man das auch in diesem Thread gelesen hat. Ich war acht Jahre alt und meine Mutter hat mir die Beudeutung schon angemessen rüber gebracht.


    Gerade jetzt auch im Rückblick was dies bedeutet hat für die ganze Welt lässt mir eine Feier absolut gerechtfertigt erscheinen. Als Erinnerung, Mahnmal, Zusammengehörigkeit......


    Da ist es doch in Ordnung, wenn mal die Straßen gesperrt sind oder im TV nichts anderes läuft. Wer es nicht mag, soll ein Buch über etwas anderes lesen. Ich halte es für wichtig, damit es auch für die jüngere Generation fassbar bleibt.


    In anderen Ländern wird viel mehr gefeiert, da es auch das Volk zuammenführen kann. DIe Deutschen feiern ja wahrlich nicht viel.


    Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es keine Einheit in den Köpfen gibt. Klar, Vorurteile sind da, aber die gibt es immer und überall.


    Immerhin sind 85 % der deutschen auch heute noch FÜR den Mauerfall und damit die Einheit!