Die Rezension bezieht sich auf die englische Originalfassung.
Inhalt (Klappentext aus dem Englischen):
Die League ist die alles beherrschende Macht im Ichidan-Universum. Die League-Assassinen, hochgezüchtete und von allen respektierte Killer, bilden das Rückgrat der Regierung. Doch nicht einmal die League ist immun gegen Korruption...
Geboren und trainiert, um zu töten: Commander Assassin Nykyrian Quiakides kehrte der League einst den Rücken - und wird seitdem von ihnen gejagt. Obwohl es viele versucht haben, gelingt es keinem von ihnen, ihn zu töten oder auch nur aufzuhalten bei seiner jüngsten Mission: Kiara Zamir zu schützen, eine Frau, auf die von den politischen Feinden ihres Vaters ein Kopfgeld ausgesetzt worden ist.
Sie muss seinen Schutz akzeptieren, denn die Alternative ist es, zu sterben. Als ihr Leben bedroht wird, muss sie ihr Leben in die Hände eines Mannes legen, der der gleichen Spezies von Bestien entstammt, die einst ihre Mutter getötet haben.
Um der Bedrohung durch alte und neue Feinde begegnen zu können, müssen sie beide ihr Mißtrauen überwinden und lernen, einander zu vertrauen.
Meine Meinung:
Selten hat ein Buch einen so gespaltenen Eindruck bei mir hinterlassen - normalerweise finde ich Bücher entweder gut oder schlecht, bei dem hier fällt es mir schwer, eine eindeutige Zuordnung zu treffen ;).
Die League-Serie spielt in einem ScienceFiction-Universum, unterscheidet sich ansonsten aber nicht wesentlich von Kenyons anderen Reihen. Die League-Assassinen sind im Prinzip das Gleiche wie die Dark Hunters, nur mit Laserblastern und Raumschiffen. Die fallen aber ohnehin nicht besonders ins Gewicht, denn der Schwerpunkt liegt eindeutlich auf der zwischenmenschlichen Interaktion. Der SciFi-Hintergrund ist nicht mehr als Schaufensterdekoration und kommt z.T. haarsträubend unglaubwürdig rüber, deshalb ist auch besser, da nicht zu viel Aufmerksamkeit drauf zu verwenden.
Born of Night erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem unglaublich attraktiven Profi-Killer Nykyrian, der vom ganzen Universum gejagt wird, und der Ballettänzerin Kiara, die nebenbei noch die Tochter des Oberbefehlshabers (oder Königs) ihres Planeten ist. Nykyrian rettet Kiara eher zufällig aus den Klauen von Assassinen, nachdem politische Feinde ihres Vaters einen Vertrag auf ihren Kopf ausgesetzt haben und wird danach von ihm angeheuert, sie vor weiteren Anschlägen zu beschützen. Natürlich verlieben sie sich unsterblich ineinander und die ganze Sache nimmt Fahrt auf, als ausgerechnet Nykyrians ältester Intimfeind sich das Kopfgeld auf Kiara holen will.
Ich fange mal mit dem Positiven an: Wie gewohnt hat die Autorin es wirklich drauf, Spannung zu schaffen, einfach aus der sich entwickelnden Love-Story zwischen Nykyrian und Kiara. Es prickelt, es ist romantisch und aufregend, und Nykyrian ist wirklich ein toller Typ. Dazu kommen die z.T. wirklich witzigen Dialoge, vor allem Frozeleien zwischen Nykyrian und seinen raubeinigen Assassinen-Freunden. Die Liebesszenen sind nett zu lesen und es gibt drumherum auch noch Handlung, was ich sehr löblich finde. Das alles macht Spaß und ich habe das Buch in Rekordzeit durchgeschmökert.
Allerdings, und jetzt kommen wir zur negativen Seite, habe ich es nicht mit einem vergnügten Lächeln zur Seite gelegt und mit der Vorfreude auf den nächsten Band, sondern mit leisem Groll, weil ich mich als Leser insbesondere im letzten Drittel dann doch grob verarscht fühlte. Kenyon baut jede Menge Konfliktpotential und viel Spannung auf, und dann löst sie das alles auf, indem sie einfach einen vollkommen unglaubwürdigen Zufall auf den nächsten folgen läßt. Enthüllungen schwerwiegendster Art erfolgen einfach, indem ein Protagonist rein zufällig (in einem Universum, das aus zahlreichen Planeten besteht) auf irgendeiner nächtlichen Straße auf dem Planeten XY einer Person begegnet, die aus einer Bar taumelt und dann z.B. in ihm das seit 30 Jahren verschollene Kind erkennt (klar, im Alter von 5 Jahren das letzte Mal gesehen, und dann trotz Sonnenbrille und in voller Montur spontan wiedererkannt). Und leider passieren derlei an den Haaren herbeigezogene Enthüllungen oder plötzliche Wendungen nicht nur einmal, sondern ein halbes Dutzend Mal.
Die beiden Hauptakteure agieren z.T. wie Teenager mitten in der Pubertät, ihre spontanen Gefühlsumschwünge sind oft nicht wirklich sinnvoll nachzuvollziehen.
Dass der SciFi-Hintergrund recht unglaubwürdig rüberkommt, kann man vielleicht noch verzeihen, aber einige Ungereimtheiten nerven wirklich auf Dauer: Die Protas reisen in ihren Schiffen von einem Planeten zum anderen ungefähr so, als würden sie ins Auto steigen und mal eben von Bremen nach Hamburg fahren. Ständig laufen sie in irgendwelchen Bars auf beliebigen Planeten rein zufällig Bekannten über den Weg. Das fühlt sich so an, als wäre das ganze Universum nur ein kleines Stadtviertel, wo man Bekannte aus der Uni abends schon auch mal zufällig in einer Kneipe treffen kann. Offenbar gibt es im gesamten Universum nur eine einzige Schule. Und die meisten der späteren Freunde und Feinde, die u.a. Angehörige der Königshäuser unterschiedlicher Planeten mit unterschiedlichen Alien-Rassen sind, haben sich schon auf dieser Schule kennengelernt. Nykyrian besitzt eine Video-Disk, auf der sämtliche Momente seiner grauenhaften Kindheit und Jugend festgehalten sind (da frage ich mich - wer hat die gefilmt? Vor allem, wenn sie Szenen enthalten, bei denen er eine gewisse Wegstrecke zurücklegt? Sicherheitskameras? Wohl kaum). Diese Liste läßt sich noch endlos weiterführen...
Und last but not least: Sherrilyn Kenyons männliche Protas sind ja normalerweise immer aus der Kathegorie 'tortured hero' (und ich mag die eigentlich gern), aber bei Nykyrian trägt sie so dick auf, dass es einfach nicht mehr glaubwürdig ist: Bei dem, was er seit seiner Kindheit als 5jähriger Junge ertragen musste, kann da kein gehärteter Assassine mit weichem Kern mehr rauskommen, sondern eigentlich nur noch ein verkrüppelter Psychopath.
Okay, ich sehe gerade, das ist ein ziemlicher Verriss geworden, was sicher daran liegt, dass das Buch am Anfang positive Erwartungen bei mir aufgebaut hat und die dann so enttäuscht hat. Wie gesagt, ich bin sehr gespalten bei diesem Buch: Es ist fesselnd, ich habe es nicht abgebrochen - doch das Nervpotential war gewaltig.
Wenn man über diese ganzen Unstimmigkeiten hinwegsehen kann, ist es aber bestimmt unterhaltsame Zuckerwatte-Lektüre ohne größeren Anspruch für zwischendurch.
- Elena