Eine Frau mit Möglichkeiten - Louis Auchincloss

  • Titel: Eine Frau mit Möglichkeiten
    Autor: Louis Auchincloss
    Verlag: Dumont, erschienen 02/2009
    Originaltitel: Her Infinite Variety , 2000 bei Houghton Mifflin
    280 Seiten, € 19,95


    Kurzbeschreibung
    Von einem der größten amerikanischen Schriftsteller der Roman einer Frau. Und was für eine Frau! Gleichermaßen teuflisch wie betörend, ist Clara Hoyt einfach unvergesslich. Nur einen romantischen Irrtum wird sie in ihrem Leben begehen, ihre Verlobung mit dem Langweiler Bobbie Lester. Aber nach dem Universitätsabschluss in Vassar sieht sie den Fehler ein, Bobbie wird fallen gelassen, und Clara umgarnt raffiniert den ebenso wohlerzogenen wie wohlhabenden Trevor Hoyt ihren ersten Ehemann. Kurz nach der Hochzeit ergattert sie eine Stelle bei einer Zeitschrift, und ihre steile Karriere bis ins Allerheiligste der New Yorker Aristokratie nimmt ihren Lauf


    Über den Autor:
    Louis Stanton Auchincloss wurde 1917 in Lawrence/New York geboren und studierte Jura in Yale. Bis 1986 war er Anwalt in einer großen Wall-Street-Sozietät,während er zugleich ein immenses literarisches CEuvre hervorbrachte: Bis heute publizierte er 60 Werke - Romane, Short-Story-Bände, Biografien, Essays sowie seine Autobiografie. Bei DuMont erschienen "Die Manhattan-Monolge" und East Side Story.


    Meine Meinung:
    Clara kommt aus guten Verhältnissen, ihr Vater ist Vorsitzender einer Ostküsten-Universität, die Mutter pflegt und kultiviert das gesellschaftliche Leben der Familie.
    Die Mutter möchte die Tochter aber in noch besseren Kreisen wissen und setzt der Tochter zu, dass sie ihre bestehende Verbindung zu einem eher langweiligen Studenten abbricht. Sie hat auch schon einen entsprechenden Kandidaten im Visier. Clara besitzt Schönheit, Klasse und einen scharfen Verstand. All diese Attribute setzt sie auch ein um ihre Ziele zu erreichen. Sie heiratet den reichen Bankierssohn Trevor Hoyt und fängt bald eine Stelle bei einer großen Frauenzeitschrift in New York an.
    Gewisse Intrigen sind dabei unumgänglich aber alles in allem bleibt sie ihrer Linie immer treu und tut das was sie tut mit großer Überzeugung und Ehrlichkeit.
    Hat doch ihr Ehemann, auch unterstützt von einer ehrgeizigen Mutter, ein Familienbild im Sinn das dem der 1940er entspricht, nämlich hohes gesellschaftliches Ansehen, eine zeigbare Familie mit Kindern auf einem gepflegten Anwesen, zeigen Claras Ambitionen in eine andere Richtung.
    Sie geht arbeiten, hat Erfolg und will diesen auch weiter ausbauen.
    Auch als in Europa der Krieg ausbricht, bleibt sie sich selbst verpflichtet:
    "Meine Aufgabe dagegen ist es, dafür zu sorgen dass meine Zeitschrift weiterexistiert. Wenn wir alle unsere Posten verlassen, um Berge von Mullbinden zu wickeln, dann gibt es bald kein normales Leben mehr, zu dem unsere Soldaten heimkehren können."
    Louis Auchincloss, selbst Mitglied einer reichen New Yorker Familie, schreibt mit teilweise sehr spitzer Feder über die Borniertheiten einer Gesellschaft für die Geld, Stammbaum, Einfluß und Traditionen immer noch über allem stehen.
    Ein kurzweiliger, sehr unterhaltsamer Gesellschaftsroman. (dk)


    Edit: verlinktes Bild ausgetauscht

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von FrauWilli ()

  • Entschuldigung, da hab ich heute morgen bißchen was durcheinander gebracht :schaem


    Buzz, vielen Dank für den Hinweis, wird sofort abgeändert.

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Vorab, erstmal Dank an FrauWilli für den Buchtipp :wave.



    In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hat Violet Longcope, verheiratet mit einem amerikanischen Collegeprofessor, Großes mit ihrer Tochter Clarabel vor. Clara, die intelligent, humorvoll und charmant ist, soll die Welt offen stehen.
    In den Bann der gesellschaftlichen Bühne geschlagen lehnt Violet Claras erste Liebe Bobbie Lester als zu armselig und schlicht ab.


    Clara heiratet schließlich den angesehenen Bankierssohn Trevor Hoyt. Gleichzeitig beginnt sie als Reporterin bei dem Frauenmagazin Style. Um sich vom Mittelmaß abzuheben, nimmt Clara die Position einer linksliberalen Demokratin ein.
    Als die Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg eingreifen und Trevor nach Übersee muss, führt eine kurze Affäre Claras mit einem ehemaligen demokratischen Kongressabgeordneten zum Aus ihrer Ehe.


    Durch eine kleine Tücke, die dem „Zeitschriftenmogul“ Eric Taylor die Trunksucht seiner Chefredakteurin vor Augen führt, wir Clara neue Chefredakteurin bei Style – und noch mehr, für Eric.
    So erklimmt Clara Schritt für Schritt die Karriereleiter, bis sie auch in der Politik Fuß fasst.


    Mit subtiler Ironie schlägt Louis Auchincloss den Leser in den Bann seiner Heldin. Mit jeder Heirat wird Clara reicher, einflussreicher und neue Chancen öffnen sich für sie. Ihre Gefühle hat sie früh mit einer Mauer umgeben, sie analysiert, bevor sie denkt. Ihre Attraktivität und ihren Ehrgeiz setzt Clara ein, um geschäftliche Macht zu gewinnen.


    Abgesehen von wenigen, kleinen Intrigen gelingt Clara der Aufstieg fast wie von selbst. Aus einer intelligenten Journalisten steigt sie zur Spitze eines Zeitschriftenkonzerns auf, auf tüchtige, charmante, bescheidene und humorvolle Weise.
    Louis Auchincloss' Erzählstil ist schlicht, genau, mit streng vorwärts gerichteter Handlung. Obwohl die gute New Yorker Gesellschaft porträtiert wird, steht Clara ganz im Mittelpunkt des Romans. Sie wird im New York der Eisenhower-Ära zu einer festen Größe. Dabei zeichnet der Autor seine Hauptprotagonistin keineswegs unsympathisch. Auch wenn sie fast frei von Liebe scheint, ist ihr das Urteil Dritter durchaus wichtig.


    Louis Auchincloss hat eine weibliche Variante des amerikanischen Traums vorgelegt, der sich erfrischend und faszinierend liest.


    9/10 Punkten

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Vorab, erstmal Dank an FrauWilli für den Buchtipp :wave.


    Bitte schön, gern geschehen! Freut mich sehr dass dir das Buch so gut gefallen hat. Hätte ich es noch nicht gelesen würde ich es mir spätestens jetzt, nach deiner begeisterten Rezi kaufen :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire