Pollekes Leben ist im Moment ganz schön durcheinander. Ihre Eltern sind geschieden, was eigentlich kein Problem ist, doch dass sich Pollekes Lehrer nun in ihre Mutter verliebt hat, geht gar nicht. Zudem ist es mit Mimun, dem Jungen, in den Polleke verliebt ist, aus und ihr Vater dealt mit Haschisch, was ihn letztlich ins Gefängnis bringt.
Zum Glück hat die Elfjährige noch ihre Großeltern. Die wohnen nämlich auf einem Bauernhof und ab und zu kann Polleke sich dort zurückziehen und ihr eigenes kleines Kälbchen besuchen…
Die Thematik
In „Wir alle für immer zusammen“ werden alle Themen aufgegriffen, die eine Heranwachsende eigentlich aus der Bahn werfen müssten: eine Scheidung, der Umgang mit den neuen Lebenspartnern der Eltern, Liebeskummer, Drogen, Homosexualität und nebenbei auch noch die Auseinandersetzung mit Gott. Doch wer nun denkt, die Geschichte sei dadurch sicher vollkommen überladen, der irrt.
Guus Kuijer lässt seine kleine Heldin sehr nachdenklich an die Themen herangehen, sodass der Leser zu jeder Zeit einen guten Blick auf ihr Seelenleben hat. Die Thematik wird dabei jedoch nicht problematisiert, vielmehr scheint Polleke im Allgemeinen sehr gut mit den Umständen zurecht zu kommen - vielleicht gerade weil sie sich mit allem auseinandersetzt und offen heraus ihre Gefühle dazu äußert. Dadurch wird so manchem Problem die Schwere genommen.
Nichtsdestotrotz hat Pollekes Gedankenwelt etwas Melancholisches. Man spürt eine große Traurigkeit, wenn Dinge passieren, die nicht so laufen, wie sie laufen sollten. Zugleich bekommt man jedoch den Eindruck, dass der Glaube daran, dass alles gut werden kann, immer da ist.
Die Vorleserin
Jana Pallaske fängt diese Stimmungen sehr gut mit ihrer Betonung ein. An nachdenklichen oder traurigen Stellen wird sie leise, in Alltagsmomenten oder bei Streitereien lauter. Zudem empfinde ich die Tonlage als sehr angenehm.
Allerdings gibt es auch etwas, das mich gestört hat: Für meinen Geschmack liest Pallaske das Buch etwas zu langsam. Nach fast jedem Satz folgt eine kurze Pause, was die Geschichte zu Beginn etwas stocken lässt. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, geht es besser, vor allen Dingen auch, weil Polleke durch die Vorleserin eine glaubwürdige Stimme bekommt. Besser hätte man den Charakter wahrscheinlich nicht besetzen können.
Fazit
Alles in allem bin ich sehr froh, dieses (Hör-)Buch entdeckt zu haben! Kuijers Art zu schreiben ist sehr unkompliziert, aber auch mit Tiefgang verbunden. Die Protagonistin ist mir in den zwei Stunden des Hörens ans Herz gewachsen und Jana Pallaske konnte die Atmosphäre sehr gut mit ihrer Stimme einfangen. Lediglich das Vorlesetempo hat mich gestört, was dem Inhalt im Ganzen eigentlich keinen Abbruch tut. Da es sich hier aber um die Bewertung eines Hörbuchs handelt, gibt es einen Stern Abzug.
Dem Buch selbst gebe ich fünf Sterne und empfehle es Kindern ab elf oder zwölf Jahren.