Bücher über ADHS bzw. Borderline

  • Habe aufgrund dieses Threads auch mal im Netz nachlesen wollen was das überhaupt ist und muss gestehen, dass ich nun gar nicht mehr weiß was dies für eine Krankheit ist, denn überall steht was anderes. Selbst auf den Seiten von Selbsthilfegruppen...

  • @ Foer: zu meiner Studienzeit war Borderline so ein "Zwischending" zwischen Neurose und Psychose. Die Bedeutung wandelte sich dann und es wurde als Persönlichkeitsstörung bezeichnet.


    Es gibt schon klare Kriterien, die erfüllt sein müssen, um diese Diagnose zu stellen. So was geht aber nicht, wenn man eins, zwei Mal bei einem Psychiater oder Therapeuten war. Das ergibt mehr der Verlauf.


    Auch ist eine Persönlichkeitsstörung nicht per se eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Das hängt von der Ausprägung ab.


    Zudem muss man leider sagen, dass Borderline in den letzten Jahren sehr "in" war. Es war z.T. geradezu "chic", wenn man sagen konnte, ach, ich habe BL. Auch habe leider einige Fachleute zu leichtfertig diese Diagnose gestellt. Z.B. bei einer 16-Jährigen (das darf man gar nicht).


    Im Moment ist übrigens DIS in (dissoziative Identitätsstörung) :rolleyes.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Hallo, ihr Lieben alle,


    Mensch, so viele Vorschläge habe ich gar nicht erwartet. Tausend Dank dafür. Viele der vorgeschlagenen Titel klingen sehr interessant.


    Ich hasse dich, verlass mich nicht - genau das kenne ich von meiner Tochter. Sie ist übrigens 18, beinahe 19, aber ziemlich frühreif für ihr Alter.


    Die ganze Sache kam ins Rollen, weil sie, nachdem ihr Freund gemeint hat, sie liebe ihren Computer mehr als ihn, ihren Laptop aus dem Fenster geworfen hat, um zu beweisen, dass das nicht so ist.
    Es war zwar nur aus dem Erdgeschoss, aber der Laptop ist hinüber.


    Da sie schon in Therapie war wegen ADHD hat man nachgehakt und schliesslich kam die Sprache auf Borderline.


    Liebe Miss Kazumi und Sigrid, ich fühle mit euch mit. Ich wünsche euch ganz viel Kraft.


    LG, Anna :wave

    [SIZE=7]. [/SIZE] Lg, Ann O'Nym [SIZE=7] ........................ ..............:spinne.............. .[/SIZE]

  • Aha - und was ist der Unterschied zwischen DIS und BPS ?(


    Wenn ich jetzt nur die Definitionen vergleiche, scheint das ja sehr ähnlich zu sein.


    @ Foer:
    Es gibt eine Reihe von Symptomen, die zu der Störung gehören KÖNNEN, z.B. das Bekannteste --> selbstverletzendes Verhalten, in Form von "Ritzen" oder anderen selbstschädigenden Verhaltensweisen (Drogen, Beziehungen etc.).
    Weitere Symptome können Depressionen sein, Esstörungen, die sog. "innere Leere", Dissoziation, in Extremsituationen auch Halluzinationen (daher "an der Grenze zur Psychose")....


    Eine bestimmte Anzahl dieser Symptome muss man erfüllen, um die Diagnose zu bekommen.


    Ich konnte mit dem Begriff auch nicht viel anfangen, obwohl ich in der Pychiatrie meine Ausbildung gemacht habe.
    Während meiner eigenen Klinikaufenthalte hab ich dann viele Borderliner kennengelernt, und einige Muster sind schon charakteristisch.
    Aber "den" typischen Borderliner gibt es nicht.
    Und ich habe es auch erlebt, dass diese Schublade auch gerne benutzt wird für alles, was sonst nirgends reinpasst :rolleyes


    EDIT @ Anna:
    Ich würde mir erst mal einen fähigen ambulanten Psychologen suchen, der sich mit Kindern & Jugendlichen auskennt und Deine Tochter eine Zeit lang begleitet.
    Der kann dann sicher am besten beurteilen, ob die Diagnose zutrifft oder nicht.


    Wenn Deine Tochter zu impulsivem Verhalten neigt, könntest Du Dich auch mal schlau machen über DBT-Gruppen (dialektisch-behaviorale Therapie nach Linehan) in Deiner Nähe (frag mal Google zu dem Thema).

  • @ Lystriana: Menschen, die sagen, sie litten an DIS kenne ich nur aus Selbsthilfe-Foren. Und das sind die, die früher als multiple Persönlichkeiten bezeichnet wurden.


    Ich habe mich aus diesem Grund damals aus diesem Forum zurückgezogen. Immer mehr User schienen davon "befallen". Mal schrieben sie, als wären sie 6 Jahre alt, am nächsten Tag schrieben sie, das sei nicht von ihnen, immer unter einem Nick. Mich machte das so durcheinander, dass ich davon Abstand nehmen musste. Ich selbst kann nicht beurteilen, was daran ist.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Müsten ja bald mal en Bordi-Eulen Thread gründen - zwinker.


    Find ich gut, dass sich auch andere "outen" dass sies sind oder in Kliniken waren. Da fühlt sich Kazumi gleich besser.


    Ich kann auch nur bestätigen, dass Borderline ein riesiege sFeld ist und es keinen "Tapischen" gibt. Gibt da so viele Symptome. Bevor ich die diagnose bekamn hat ich ne Hand voll andere bis mal ein fähiger Art sagte: "Sie sind Borderliner und genau deshalb haben sie all die Symptome, das sind keine einzelnen Diagnosen sondern ist eben alles in einem."
    Alles Gute!


    ps: ja, derzeit ist es wirklich in Selbsthilfeforen IN einige Persönlichkeiten in sich zu haben. Aber is immer so ne Welle, mal is dies und al ist jenes IN.

  • Eine Randbemerkung vom Psychologinnen-Ehemann: Es kann nicht ganz ungefährlich sein, sich in solchen Situationen bzw. mit solchen Diagnosen energisch auf Ratgeber- und Fachliteratur zu stürzen. Manchmal begräbt der Wissens- und Hilfedurst das eigentliche Problem unter einem Berg von (nicht nur nützlichen) Informationen und Erlebnisberichten, die nicht immer geeignet sind, im speziellen Einzelfall Erhellung zu bringen. Es sei also angeraten, die Buchauswahl mit dem betreuenden Psychologen/Psychotherapeuten abzustimmen, sonst geht das möglicherweise nach hinten los.

  • Noch eine Randbemerkung von einem AD(H)S Papa:
    Solche Diagnosen werden mittlerweile (viel zu) schnell getroffen und dann steht man erfahrungsgemäß erstmal recht alleine da. Auch Medikamente werden schnell verschrieben und das wars dann auch.
    Wir selbst haben einen Horrorweg hinter uns gebracht, bevor wir die ganze Situation wirklich im Griff hatten und das auch nur dank eines fabelhaften Kinder- und Jugendpsychologen, welcher übrigens auch erst unsere X-te Anlaufstelle war.
    Meine Jungs wären von der Grundschule fast auf einer Sonderschule gelandet. Der Horrortrip führte von Schulpsychologen, Jugendamt, Sozialpädagogischem Zentrum, Psychatrie bis zuletzt eben jenem Psychologen. Das Ergebnis war ADS und mit 9 Jahren ein IQ von über 140. Mittlerweile sind beide hervorragende Gymnasiasten.
    An all den Eigendiagnosen und Halbwissen was Bücher und das WWW hergeben, guten Ratschlägen usw. wäre damals unsere Familie fast zerbrochen. Von daher kann ich Toms letzten Satz mehr als nur gut nachvollziehen.


    Ich wünsche Euch viel Energie, Kraft, Geduld und vor allem das Glück, an den richtigen Therapeuten zu geraten...dann wird alles gut :knuddel1

  • Hm, ich denke, die besten Borderline-Bücher wurden alle schon genannt.


    Ich hab' mal noch eins gelesen, dass ich sehr informativ fand - Aber is', soweit ich es in Erinnerung habe, eher trocken und nicht so ansprechend geschrieben, wie die meisten der hier erwähnten Bücher.


    Ich bin nicht selbst betroffen, aber habe regelmäßigen Umgang und Kontakt mit Borderline-Betroffenen - und ja, da gibt's teilweise schon riesige Unterschiede zwischen den Verhaltensweisen und Reaktionen..
    Ich hab' schon mehrmals von Psychologen und Therapeuten gehört, dass sie "emotional instabil - Borderline-Typus" schon vor dem 20. Lebensjahr diagnostizieren wollen würden, und es aber beispielsweise auf "Anpassungsstörung" 'reduzieren' müssen, weil eben die Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen noch nicht abgeschlossen ist - Muss aber dazu sagen, dass es immer Erwachsenen-Psychologen und -Therapeuten waren, die das sagten. Erfahrungen mit Kinder- und Jugendpsychologen hab' ich dahingehend keine...

  • @ Tom: Du hast vollkommen recht. Ich besitze inzwischen kein einziges solches Buch mehr (alle verkauft :-)) und um entsprechende Foren mache ich einen Bogen.


    Ganz schlimm sind übrigens Selbst-Test, die man im www machen kann. Erst gar nicht mit so was anfangen!

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Hallo, Sigrid.


    Das entspricht auch weitgehend dem, was mir meine Frau so berichtet (sie arbeitet u.a. in einer psychiatrischen Klinik). Leute versuchen, sich möglichst umfassend zu informieren, und am Ende steht nicht selten große Verzweiflung. Das gilt für Erkrankungen generell. An mir wurde von zwei Jahren eine Polyneuropathie diagnositiziert, das ist eine Nervenerkrankung. Symptome waren sehr leichte Fehlwahrnehmungen und diffuse Taubheitsgefühle an/in einzelnen Zehen. Nach diversen Arztbesuchen und auf morbide Art amüsanten Tests kam es dann zu dieser Diagnose. Ich habe mich umgehend ins Internet und auf einige Bücher gestürzt, was mich an den Rand einer Depression geführt hat, zumal diese Erkrankung vielfältige Ursachen haben kann, aber keine der gängigen (z.B. Diabetes) traf zu. Man hat mich sogar auf MS und verschiedene Krebsarten getestet und mir Flüssigkeit aus dem Rückenmark abgezapft, das war nicht wirklich nett, dann tagelang auf die entsprechenden Ergebnisse zu warten. Letztlich hat der Neurologe dann irgendwann gesagt, dass es erstens eine sehr, sehr leichte Form der Erkrankung wäre, zudem eine Form, die auf niedrigem Niveau stagniert, und außerdem "wäre es einfach manchmal so", man müsse das beobachten (Tests alle anderthalb Jahre), aber für Sorgen bestünde kein Anlass. Das hat mich einerseits natürlich gefreut (inzwischen bin ich übrigens symptomfrei, aber keiner weiß, warum), andererseits wäre ich dem Mann am liebsten an die Gurgel gegangen, weil er mich mit dieser Diagnose anfangs alleine gelassen hat - und die Informationen, die ich akquiriert hatte, ziemliche Horrorszenarien gezeichnet haben. Aber ich musste auch erkennen, dass der Fehler eigentlich bei mir lag. All die (teilweise wirklich wilden) Erfahrungsberichte, Foreneinträge, White Papers, Bücher undsoweiter betrafen nicht mich. Jede Erkrankung, jeder Krankheitsverlauf ist anders. Es gibt immer sehr viele Abstufungen und Szenarien. Menschen neigen aber dazu, das schlimmste anzunehmen und machen sich dann damit fertig, dass sie in Selbstdiagnostik plötzlich irgendwelche Symtpome an sich zu erkennen glauben, fangen schlimmstenfalls noch mit Do-it-yourself-Therapien an und suhlen sich im Halbwissen. Das ist kein sehr guter Weg - deshalb erzähle ich das.


    Wer wirklich mehr über seinen eigenen Fall wissen möchte, sollte sich deshalb m.E. sehr vorsichtig informieren, und eben günstigstenfalls in Absprache mit dem betreuenden Arzt/Therapeuten.

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Auch ist eine Persönlichkeitsstörung nicht per se eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Das hängt von der Ausprägung ab.


    Das möchte ich etwas sagen: Die APA macht das sehr schön (die WHO leider nicht so konsequent), dass bei jeder Diagnose die Grundvoraussetzung ist:


    "Die Symptome verursachen klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigungen im sozialen Bereich, bei der Arbeit oder in anderen wichtigen Lebensbereichen".


    D.h. wenn irgendjemand Persönlichkeitszüge hat (haben wir schließlich alle ;-)), aber nicht darunter (klinisch bedeutsam) leidet und es auch keine Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen, juristischen oder sonstigen Bereichen gibt, sondern die Symptome nur schwach ausgeprägt sind, dann würde ich die Diagnose gar nicht stellen, sondern ggf. von einer "emotional-instabilen Persönlichkeitsakzentuierung" sprechen.
    Wenn ich aber die Diagnose stelle, dann gibt es diesen Leidensdruck oder die o.g. Beeinträchtigungen und dann besteht auch Behandlungsbedarf. Ob sich die/der Betroffene dann dafür entscheidet oder nicht ist wieder eine andere Sache.


    Ansonsten stelle ich die Diagnose sehr ungern schon nach fünf probatorischen Sitzungen, es sei denn, es ist sehr eindeutig und/oder ich brauche die Diagnose unbedingt, z.B. um den Weg in eine DBT-Gruppe freizuschaufeln - dazu ist oft die Bordeline-Diagnose notwendig. Ansonsten beobachte ich das lieber erstmal über einen längeren Zeitraum., Wenn zum Beispiel jemand mit einer Depression kommt und ich einen Verdacht auf Borderline habe, dann beantrage ich wenn möglich erstmal eine Therapie für die Depression und schreib vielleicht etwas von emotional-instabilen Persönlichkeitszügen und guck mir das erstmal noch mal länger an.


    Die Diagnose selbst ist leider immer noch mit einer Stigmatisierung verbunden und wenn sie erstmal irgendwo steht, dann wird man sie nicht mehr so leicht los, und sie macht es auch nicht unbedingt einfacher, einen Therapeuten zu finden.


    Ich hab das aber auch schon gehabt, dass Patientinnen total erleichtert waren, endlich einen Namen für das Problem zu bekommen ("Endlich weiss ich, was mit mir los ist.").


    Ein ständiges Abwägen...


    Das selbe gilt auch für Bücher, es gibt Leute, die lesen alle möglichen Infos und machen sich total verrückt und es gibt andere für die es erleichternd ist, solche Bücher zu lesen. Ich finde, da sollte man nicht pauschalisieren, sondern lieber auf das eigene Gefühl hören, wie es einem damit geht, das Buch zu lesen. Zumal der Tipp "Sprich mit einem Therapeuten" ja nicht schlecht ist, nur ist dieser Therapeut bei den heutigen Wartezeiten ja leider nicht unbedingt sofort verfügbar.