Pflege der eigenen Sprache?

  • Hallo, BJ.


    Zitat

    Fremdwörter hasse ich regelrecht


    Na, dann schau'n wir doch mal.


    Benutzt im Text, der dem Statement folgt.


    Dialekt - Mundart (griechisch)
    palavern - sich miteinander unterhalten (portugiesisch)
    traditionell - einer Überlieferung, einem Brauch folgend (lateinisch)
    irritiert - verwirrt (lateinisch)
    akzentfrei - in einem Tonfall sprechend (lateinisch)
    typisch - kennzeichnend (griechisch)
    divers - verschieden (lateinisch)
    Phase - Abschnitt (griechisch, französisch)


    Das sind die offensichtlichen, wahrscheinlich sind es mehr.


    :wave

  • ok erwischt.... :lache


    Aber akzentfrei und in einem Tonfall sprechend würde ich nicht als gleichbedeutend sehen.....


    und ob palavern nicht eher vom französoschen Wort für sprechen kommt, frag ich mich auch :kiss

  • Ergänzung:


    Was ich damit sagen will: Die deutsche Sprache ist durchsetzt mit mehreren zehntausend Fremdwörtern, und bei einigen - sehr vielen - ist man sich der Tatsache, daß es Fremdwörter sind, nicht mehr bewußt (oder es interessiert einen einfach nicht). Der Sprachstamm führt ohnehin mehrere Sprachen auf die gleichen Wurzeln zurück. Sprache bewegt und verändert sich, durch die Nutzung (und nicht durch dusselige Kultusministerkonferenzen). Manchmal wird das auch forciert, etwa aus politischen Gründen (das haben die Linken grandios vorgeführt, aber auch andere nutzen Sprachveränderung offensiv), neuzeitlich vor allem durch die Globalisierung und die Werbung. Wir alle sagen Party, obwohl es nur eine Feier ist. Und die obercoolen Managertypen sagen eben Kick-Off, obwohl es nur eine Eröffnungsveranstaltung ist. Die Party hat sich über die Zeit - eine gewisse Zeit - gerettet, und wir werden sehen, ob das dem Kick-Off auch gelingt. Ich wage es zu bezweifeln.


    Und es sind doch nur Worte. Wir sagen Computer, manchmal sage ich Rechner, es meint das gleiche. Warum soll der eine Begriff "besser" sein als der andere?


    Wenn ich Fremdwörter benutze, dann häufig aus phonetischen Gründen, aus Gründen der Sprachästhetik - es klingt manchmal einfach besser. Natürlich ist eine Diminutivierung weiterhin eine Verkleinerung und ein Euphemismus eine Verniedlichung, aber es klingt einfach eleganter. Ganz subjektiv. :grin

  • Hallo Dyke...:-)


    bitte, wirklich sehr gern geschehen - und ich vermute mal ganz fest, Du hast auch den etwas spitzbübischen Sinn dieses Threads verstanden...;-)


    Ansonsten schließe ich mich Deiner Meinung voll inhaltlich an und habe auch vollstes Verständnis für die Ansicht von Soso...:-) Nur Zwang sollte nicht ausgeübt werden, wie schon gesagt...:-)


    :wave
    Baumbart


    PS:....@Dyke...*flüstermodusein*...aber mein Nick ist BaumBart...oder schlicht Iris... :grin....*flüstermodusaus*

  • Zitat

    Aber akzentfrei und in einem Tonfall sprechend würde ich nicht als gleichbedeutend sehen.....


    "Akzent" hat mehrere Bedeutungen - als Aussprachezeichen: á - der Schniepel auf dem a ist ein Akzent, im Sinne von "Nachdruck" (in der Mode - besonderen Akzent auf irgendwas legen) und "Tonfall".


    Zitat

    und ob palavern nicht eher vom französoschen Wort für sprechen kommt, frag ich mich auch


    Französisch und portugiesisch sind westromanische Sprachen, haben also ohnehin die gleichen Wurzeln, aber "sprechen" heißt auf französisch "parler".

  • Mir fällt grade was letztlich haben wir in einem von Langeweile beherrschten Sonntagsdienst deutsche Redewendungen ins englische übersetzt.... Dabei kamen die herrlichsten Sachen raus... leider weiß ich nur noch:


    I make me, me nothing you nothing out of the dust.


    Göttlich wie ich finde...

  • Tom... aber es kommt auf die Bedeutung des Wortes an und akzentfrei sprechen in dem Zusammenhang, wie ich es benutzt habe, ist wohl schwer ohne Fremdwort aus zudrücken...


    Vielleicht am ehesten durch :


    ohne Betonung sprechen (wobei das auch mißverständlich ist)
    ohne besondere Mundart sprechen (kicher jetzt hätt ich fast Dialekt geschrieben)


    Ok auch da laß ich mich belehren


    Ohne besondere Aussprachenabstufung...


    hört sich aber fies an oder?

  • Nö, BJ. Ein Akzent ist schlicht eine andere Aussprache, mehr oder weniger. Die Wiedergabe der Worte stimmt nicht ganz mit der lautsprachlichen Regelung überein. Aus "Hallo" wird "'allo", das "H" wird geschliffen, die Dame spricht französischen Akzent. Mit Betonung oder Dialekt hat das nix zu tun. Oder wenig.

  • Ich gestehe, Tom´s Analysen beeindrucken doch sehr :anbet
    Da stoße ich doch hin- und wieder an meine persönlichen Grenzen...


    Man kann aber auch alles sehr extrem in seine Bestandteile zerlegen, schließlich war "Deutsch" auch nicht auf einmal plötzlich da, oder?
    Es ist doch allzu natürlich, das noch Fragme... Teile aus wesentlich älteren Sprachen vorhanden sind, oder?


    Hmm... jemand Lust, den Begriff "Korinthenkackerei" zu analy....untersuchen? :lache


    Nix für ungut :-)

  • Oh! Das ist ein Thema für mich! (Danke Baumbart, auch von mir!)


    Zum Thema Fremdwörter: Sie sind sinnvoll, wenn damit etwas ausgedrückt werden soll, dass ansonsten eine lange Beschreibung notwendig machen würde. Vor allem in den einzelnen Fachbereichen dürfen die Fachmänner und - frauen gerne solche verwenden.
    Wenn man sich allerdings von "Mensch" zu "Mensch" unterhält, also im ganz normalen Alltag, dann darf man sie auch dann verwenden, wenn sie bekannt sind und die Definition einfacher machen. Aber um besonders intelligent zu wirken, bzw. den anderen dumm da stehen zu lassen, sollten sich nun wirklich nicht gebraucht werden.
    Gegen Fremdwörter habe ich also prinzipiell nichts, wenn deren Gebrauch im Rahmen bleibt.


    Was die Anglizismen in unserer Sprache angeht: Das ein paar im Laufe der Zeit sich bei uns einschleichen ist normal und ok. Jede Sprache entwickelt sich nun mal und übernimmt Wörter aus anderen Sprachen durch deren Einfluss, z.B. durch Besatzungen, durch Nachbarländer usw.


    Aber wenn man auf Teufel komm raus versucht unsere Sprache zu verenglischen bzw. zu veramerikanischen, dann könnte ich schlicht wahnsinnig werden. Das am häufigsten genannte Beispiel ist das "Handy". Wenn wir hier wie z.B. "Party" ein Wort übernommen hätten, das es im Englischen wirklich gibt, dann könnte man noch darüber streiten, aber wenn man Wörter erfindet und sie möglichst englisch klingen sollen und auch so geschrieben werden, als wären sie aus dem Englischen, dann fällt mir dazu nichts mehr ein! :fetch


    Uns Deutschen ist es mittlerweile einfach schlicht peinlich, wenn etwas klar und deutlich in unserer Sprache ausgedrückt wird. Nur wird langsam vieles einfach so unklar und undeutlich, dass viele nicht mehr wissen was damit gemeint ist. Meine Eltern haben nie englisch gelernt und auch viele meiner Generation verlernt nach und nach ihr in der Schule gelerntes Englisch, wenn sie nicht selber versuchen das zu vermeiden.


    Sat1 hat mittlerweile ihren Spruch "Powerd by Emotion" wieder gestrichen. Bei einer Umfrage wurde u.a. herausgefunden, dass viele das mit "Kraft durch Freude" übersetzten! Da ist das Problem mit dem Douglas Spruch doch ein ganz anderes.


    Und was ich noch schnell zum Thema Dialekt sagen will:


    Dialekte haben meiner Meinung nach eine absolute Daseinsberechtigung. Viele finden es "bäuerlich", wenn man im Dialekt spricht, zumindest fällt es mir hier bei uns in der Gegend immer wieder auf. Ein Dialekt ist auch nicht anders, als eine Sprache, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Und jeder ist mehr oder weniger weit vom Hochdeutschen entfernt. Ich fände es wirklich schade, wenn manche Dialektwörter irgendwann verschwinden würden. Deshalb kann ich es gut verstehen, wenn in Nordeutschen Gegenden das doch sehr eigene Platt in den Schulen unterrichtet wird (auf freiwilliger Basis). Dialekt bedeutet immer auch ein Stück Heimat. Ich persönlich sehe keinen Sinn darin, meinen Dialekt völlig abstellen zu sollen. Solange man noch des Hochdeutschen fähig ist, ist das Sprechen-Können des Dialekts doch eine schöne Sachen.


    Man muss nur immer wissen, mit wem man wie spricht. Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann nutze ich Wörter, die ich bei meinen Freunden nicht unbedingt verwenden würde. Wenn ich arbeite oder in der Uni bin, dann drücke ich mich auch der Umgebung entsprechend aus, ohne mich zu verstellen, das fände ich allerdings mehr als bescheuert. Wenn mit jemanden ortsfremden spricht, dann sollte man alle Dialektwörter, die ein "Auswärtiger" nicht versteht vermeiden, weil alles andere sehr unhöflich wäre.

  • Ich entsinne mich dunkel, daß in irgendeinem "Faden" mal die Rede davon war, daß das Englische viel besser sei als das Deutsche, weil es für jeden Begriff und jedes Ding mindestens drei verschiedene Wörter als Bezeichnungen habe und dieser Wortreichtum mache eine Sprache eben geschmeidiger, besser, einfach schöner.


    Wenn zwei Wörter bedeutungsgleich ist, wurde hier schon überlegt, könne man doch auf eines von beiden verzichten, z.B. auf das Fremdwort wie z.B. bei "obsolet" bzw. "veraltet"/"unüblich" (lt. Duden!) -- hoppla, da sind gleich zwei Wörter angegeben, die sich in der Bedeutung nur unvollständig überlappen, denn was unüblich ist, ist nicht unbedingt veraltet, während "veraltet" immer die Bedeutung "unüblich (geworden)" umfaßt.


    Vollständige Bedeutungsgleichheit zwischen zwei Wörtern gibt es nicht. Genau das macht den Reichtum eines Sprache aus, die viele Wörtchen hat, wie schon die erste Behauptung besagte. Denn die bedeutungsgleichen Wörter enthalten immer eine Nebenbedeutung, die das Gemeinte genauer bestimmt. Sprachen mit einem geringeren Wortschatz neigen grundsätzlich zu Mehrdeutigkeit und geringerer Genauigkeit im Ausdruck bei den einzelnen Wörtern (das gilt z.B. in hohem Maße für das Latein).


    Fremdwörter sind zunächst einmal eine Bereicherung der Sprache um jeweils bedeutungsgleiche Wörter für einen Begriff oder eine Sache, die diesem eine andere, bisher nicht vorhandene Nebenbedeutung oder Bedeutungsverschiebung verleihen können. Außerdem sind -- z.B. in der Wissenschaft -- (künstlich geschaffene) Fremdwörter eine Möglichkeit, eine umständliche Bestimmung mit einem Wort zu bezeichnen.
    Natürlich heißt "Kommunikation" ursprünglich "Unterhaltung" (im Sinne von "sich miteinander unterhalten") -- letzteres hat im Sprachschatz allerdings eine Teilbedeutung angenommen, so daß das Fremdwort den Oberbegriff besetzte.


    Und überdies: Wer soll denn bestimmen, welche Fremdwörter so bedeutungsgleich sind, daß man sie als verzichtbar aus dem Wortschatz des guten Deutsch entfernen kann? Ein Ausschuß? Wer kommt wie hinein? Nach welchen Richtschnüren und Maßgaben wird dieser Ausschuß besetzt?
    Das nur mal so am Rande, denn bei der "Rechtschreiberneuerung" ist ja auch ein dermaßener Kappes herausgekommen, daß man ihn nur durchsetzen konnte, indem man an den Schulen schlichtweg für vollendete Tatsachen sorgte.


    Um auf den Wortreichtum nochmals zurückzukommen: Es ist zweifelhaft, ob jeder Englischmuttersprachler diese unglaubliche Fülle an Wörtern beherrscht. Sprachforschungen haben nämlich erwiesen, daß der Wortschatz und die spachlichen Ausdrucksfähigkeiten eines Menschen davon abhängig sind, wieviel er liest und wie oft und gründlich er sich über verschiedene Themen unterhält. Insgesamt verfügen z.B. Frauen aus diesem Grund im Durchschnitt über einen größeren Wortschatz und mehr sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten als Männer (deshalb quatschen wir euch auch ständig in Grund und Boden, Jungs! Herrgott, ihr müßt doch nur lesen und üben! :lache), und ebenso verhält es sich - im Durchschnitt - mit den Unterschieden zwischen Menschen mit verschiedenen Bildungsabschlüssen.
    Das bedeutet natürlich, daß diejenigen, die höhere Bildungsabschlüsse haben, den anderen sprachlich gewissermaßen überlegen sind.
    Das ist verständlicherweise unerträglich, weil des dem Grundsatz der gleichen Voraussetzungen widerspricht. Also sollen doch bitte die mit den höheren Bildungsabschlüssen sich ihre erlernten und erübten Fertigkeiten nicht anmerken lassen, sondern so daherreden, wie dem Mann auf der Straße der Schnabel gewachsen ist.
    Sofort stellt sich die Frage, welcher Mann auf der Straße (Frauen sind ja ohnehin im Vorteil, s.o.) zum Maßstab genommen werden solle.
    Versuchen wir es doch mit dem Herrn, der so unvergleichlich einprägsam den Hausmeister Krause verkörpert. Dessen Wortschatz und sprachliche Ausdrucksfähigkeit möge vorbildhaft für die deutsche Sprache im allgemeinen festgesetzt werden (fragt sich, von wem -- aber lassen wir das!), und schon haben wir die vollkommene Gleichheit der Voraussetzungen gleichsam per Gesetz.


    Boah ey! :wow

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Rosinenauscheidung aus dem Darm ???


    Falsch! :grin
    Rosinen sind gedörrte oder getrocknete Beeren von weißen Trauben, Korinthen gedörrte Beeren von kleinbeerigen sehr dunkelblauen Trauben.
    Korinthen wirken übrigens schon in kleinen Mengen abführend.

  • Hallo,


    Zitat

    Aber um besonders intelligent zu wirken, bzw. den anderen dumm da stehen zu lassen, sollten sich nun wirklich nicht gebraucht werden.


    Einspruch! Ich kenne keinen gebildeten Menschen, der Fremdwörter benutzt, um andere als dumm darzustellen. Das haben die nämlich gar nicht einmal nötig.


    Meistens fühlt sich der andere, der voller Neid staunend über die Sprachgewalt des "Gegners", dann berufen, sein Leid durch das Mokieren über die Haufen Fremdwörter auszudrücken.


    Gruß