Kupidos Chronik – Andre Brink

  • Osburg Verlag
    Gebundene Ausgabe: 336 Seiten


    OT: Praying Mantis
    Übersetzung: Inge Leipold


    Kurzbeschreibung:
    Südafrika verstehen lernen


    In seinem neuen Roman begibt sich Südafrikas großer Chronist André Brink auf die Spur des ersten »Hottentotten«-Predigers. Die rasante Lebensgeschichte des Kupido Kakkerlak vereint erzählerische Kraft und magischen Realismus afrikanischer Prägung. »Kupidos Chronik« ist ein eindringliches Buch über einen Mann auf der Suche nach seinen Wurzeln - und über eine unverwechselbare Landschaft, in der Wunder immer noch möglich erscheinen.


    Um das Jahr 1760 kommt auf einer holländischen Farm im Herzen Südafrikas unter seltsamen Umständen ein Kind zur Welt. Der Säugling stirbt kurz nach der Geburt. Doch als die versammelten Landarbeiter ihn nach traditioneller Art bestatten wollen, zeigt sich plötzlich eine riesige Gottesanbeterin auf dem leblosen Bündel. Kurz darauf atmet der Junge wieder. In derselben Nacht sieht seine Mutter eine Angehörige des Khoi-Stammes ihn in einer Vision auf riesigen Adlerschwingen davonfliegen. Das ist der mystische Beginn des Lebens von Kupido Kakkerlak, der später der erste eingeborene Missionar in der burischen Kolonie Südafrikas werden soll. André Brink zeichnet in seiner romanhaften Erzählung mit leichter Hand die wendungsreiche Biografie eines Mannes zwischen Naturreligion und dem Gott der Kolonialherren, zwischen dramatischer Liebe und asketischer Erleuchtung.


    Über den Autor:
    André Brink, geboren 1935, war neben Breyten Breytenbach eine der Schlüsselfiguren im Kampf weißer südafrikanischer Autoren gegen die Apartheid. Seine überwiegend simultan in Afrikaans und Englisch geschriebenen Romane wurden in 30 Sprachen übersetzt, verfilmt und vielfach international mit Preisen ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch bietet große sprachliche Schönheit. Es erzählt auf leicht zugängliche Art die Geschichte von Kupido Kakkerlak, der 1760 in Südafrika geboren wurde.


    Um Kupido werden verschiedene Legenden gewoben. Hat ihn als Baby ein Adler von einem fernen Ort gebracht? Kann er mit Tieren sprechen?
    Viele weitere Mythen werden erzählt und lassen den magischen Realismus ein wesentliches Bestandteil des Stils des Buches werden.


    Andre Brinks Stil ist von Anfang an stark und visuell. Wenn Kupido als junger Mann mit seinem Baas auf Elefantenjagd geht, ist man als Leser hautnah dabei. Man glaubt auch das Stampfen und schnauben des aufgebrachten Elephantenbullen zu hören. Kupido ist ein talentierter Jäger, hat auch von Löwen keine Angst.


    Mit der Zeit entwickelt sich Kupido zu einem Schürzenjäger, wüsten Raufbold und Trinker. Als es fast zu spät für ihn ist, entdeckt er die Kirche. Fasziniert von einem mutigen weißen Reverend beschließt er 1803 selbst Missionar zu werden.
    Um zu verdeutlichen, wie teilweise rabiat Kupido dabei vorging, wechselt Andre Brink an dieser Stelle die Perspektive und erzählt aus Sicht von Reverend James Read. So erreicht er weitere Tiefe in der Intensität des Romans. Andererseits wird die Sprache auch deutlich nüchterner.
    Noch einmal wird die Perspektive am Schluß gewechselt.


    20 Jahre (mit großen Unterbrechungen) hat Andre Brink für die Fertigstellung des Romans gebraucht. Und es hat sich gelohnt.
    Kupido Kakkerlak ist die schillerndste Persönlichkeit, die ich seit langen in der aktuellen Literatur gelesen habe.

  • Herr Palomar, vielen Dank für diese schöne Rezension :anbet
    Das Buch ist mittlerweile bestellt und ich freu mich schon sehr aufs Lesen.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Und was lese ich jetzt danach? :gruebel


    Diese Frage stellt sich mir nach richtig mitreißenden Büchern auch immer wieder. Mal gespannt wie du es lösen wirst. :-)

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire