Matthias Politycki - Jenseitsnovelle

  • Inhalt:


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    Hinrich Schepp ist unter die Sehenden geraten. Nach Jahrzehnten starker Kurzsichtigkeit möchte er den Frauen und ihrer grandioser Unbegreiflichkeit endlich auf den Grund kommen. Umso mehr, als er in seiner Stammkneipe eine verführerische Schönheit an der Bar beobachtet, die - für einen Schepp entsetzlich verwerflich und glückverheißend zugleich - von ihrer Begleiterin erst geküsst, dann sogar in den Hals gebissen wird. Sein Leben gerät endgültig in Schieflage, als ebenjene Frau wenig später wieder in seiner Kneipe auftaucht - als Bedienung. Aber was hat das alles mit den Notizen seiner Frau Doro zu tun, die er eines Morgens auf dem Schreibtisch findet? Und was mit dem dunklen kalten See, in den die Frischverstorbenen laut Doro alle hineinmüssen, um darin ein zweites Mal zu sterben?




    Meine Meinung:


    Als der 65 – jährige Professor Hinrich Schepp an einem sonnigen Herbsttag ins Wohnzimmer zu seiner Frau kommt, findet er diese tot.
    Kurz vor ihrem Tod hat sie wie jedes Mal seine Arbeiten und Bücher korrigiert. In diesem Fall aber hat sie sein neuestes Werk, das gleichzeitig sein Leben erzählt, nicht nur korrigiert, sondern auch kommentiert. Durch persönliche Kommentare spricht sie zu ihm und Schepp muss erkennen, dass durch ihr plötzliches Ableben viel Ungeklärtes zwischen ihnen steht.
    Matthias Politycki erzählt in „Jenseitsnovelle“ die Geschichte eines Mannes, der mit dem plötzlichen Tod seiner Frau zurecht kommen muss und dabei merkt, dass vieles mehr Schein als Sein war.
    Dabei bedient sich Politycki an einer sehr anspruchsvollen Sprache, wobei er zwischen den zwei Erzählungen variiert und sie je nach Situation anpasst.
    Zum einen schreibt er sehr hochgestochen, wenn es um die Geschichte des Professors geht. Zum anderen wechselt er in die Umgangssprache, wenn er die Handlung von Schepps Buch „Marek, der Säufer“ schildert.
    Es ist vor allem am Anfang etwas schwierig sich dadurch zurecht zu finden, man gewöhnt sich aber relativ schnell daran.
    Die Handlung ist auch sehr genau beschrieben, auf jedes Detail wird genauestens eingegangen und durch einen unglaublich prägenden Schreibstil wird das Buch auch keinesfalls langatmig.
    Durch das überraschende Ende regt er den Leser zusätzlich zum Nachdenken an.
    Der Autor beschäftigt sich sehr viel mit dem Jenseits, was durch den Titel „Jenseitsnovelle“ auch zu erwarten war.
    Matthias Politycki schafft es mit seinem detaillreichen und ausschmückenden Schreibstil eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Leser sich trotz einem Gefühl von Distanziertheit wohl fühlt.


    4 von 5 Sternen!

  • Titel: Jenseitsnovelle
    Autor: Matthias Politycki
    Verlag: Goldmann
    Erschienen: Februar 2011 als TB
    Seitenzahl: 124
    ISBN-10: 3442473632
    ISBN-13: 978-3442473632
    Preis: 7.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Jahrelang führten sie eine glückliche Ehe. Und auch an diesem strahlend hellen Herbstmorgen kann Professor Hinrich Schepp, Anfang Sechzig, sein Glück kaum fassen, dass seine wunderbare Frau Doro ausgerechnet ihn zum Manne wählte. Sie sitzt lesend am Schreibtisch, langsam geht er auf sie zu, er will sie überraschen – und seine Welt bricht zusammen. Denn Doro ist tot. Und vor ihr liegt ein Schriftstück, das Hinrich jede Gewissheit, die er über sie und ihre Liebe hatte, nimmt.


    Der Autor:
    Matthias Politycki, geb. 1955 in Karlsruhe, besuchte die Schule in Ottobrunn und München. Nach dem Abitur studierte er von 1975 bis 1987 Neuere deutsche Literatur, Philosophie, Theater- und Kommunikationswissenschaft an den Universitäten München und Wien. 1981 erlangte er den Grad eines Magisters, 1987 promovierte er bei Walter Müller-Seidel in München zum Doktor der Philosophie. Nach drei Semestern Lehrtätigkeit als Akademischer Rat am Münchner Institut für Deutsche Philologie wechselte er 1990 zum Beruf des freien Schriftstellers. Er lebt in Hamburg und München. 2009 erhielt er den Münchner Ernst Hoferichter-Preis.


    Meine Meinung:
    Den zum Teil sehr überschwänglichen Kommentaren zu diesem Buch kann ich mich nicht anschließen. Der TAGESSPIEGEL sieht hier ein „Meisterwerk vom Grandseigneur unserer Literatur“, das HAMBURGER ABENDBLATT meint, dieses Buch sei „Ergreifend, geisterhaft, verblüffend und ausgesprochen elegant“ und für die RUHRNACHRICHTEN ist es „ein wunderbares Werk über die Zerbrechlichkeit des Glücks.“
    Ich bin mit diesem Buch nicht „warm geworden“. Auf diesen 124 Seiten dieser Novelle wurde mir nicht klar, wohin will der Autor eigentlich. Will er nur die Geschichte einer vermeintlich große Liebe erzählen, so wie es schon unzählige Autorinnen und Autoren vor ihm gemacht haben – und wohl zu großen Teilen auch besser gemacht haben. Oder was will er sonst? So richtig begriffen habe ich es nicht. Ist die Doro denn nun wirklich tot und ist der Schluss des Buches ein Fantasiebild? Oder lebt sie vielleicht doch noch? Irgendwie nicht so ganz greifbar. Dazu erzählt der Autor auf eine sehr emotionslose Art und Weise, so dass man fast denken könnte, irgendwie interessiert ihn die Geschichte nicht so recht. Sollte man dieses Buch weiterempfehlen? Naja – der eine oder andere wird es vielleicht mögen – ich mochte es nicht. Und genaugenommen ist auch nur das für mich von Bedeutung. Vielleicht sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich mich schon ein wenig gelangweilt habe und heute in der U-Bahn beim Lesen dieses Buches, meine Gedanken und meine Augen immer wieder nach woanders hin abschweiften.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.