Mein Leben ohne Gestern - Lisa Genova

  • Trotz des nachdenklich stimmenden und erschreckenden Themas liest es sich sehr sehr schnell und gut, ich konnte es gestern nicht aus der Hand legen und bin nun schon ziemlich weit gekommen.


    Hier gibt es eine Protagonistin, in deren Lage ich mich nur ungern hineinversetze und deren Krankheitsverlauf so gut recherchiert geschildert wird, dass man die Erkrankung mit allen ihren Facetten kennenlernt.


    Ich frage mich beim Lesen, warum ich mich ausgerechnet mit diesem Thema so fasziniert auseinandersetze. Ist es, um die Erkrankung nicht nur aus medizinischer Sicht sehen zu wollen, um die Bedeutung für die Erkrankten besser verstehen zu wollen, oder ist es, um vielleicht einer unbewussten Angst entgegen zu treten? :gruebel

  • Ich habe heute die ersten 80 Seiten gelesen und auch mir gefällt es sehr gut. Vom Cover und Klappentext hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass es mir zu oberflächlich oder trivial wird, bisher ist das nicht der Fall. Auch wenn ich es ein bisschen anstrengend fand, erst einmal durch drei Seiten lange Danksagungen zu blättern ... ;-)


    Zitat

    Original von Eskalina
    Ich frage mich beim Lesen, warum ich mich ausgerechnet mit diesem Thema so fasziniert auseinandersetze. Ist es, um die Erkrankung nicht nur aus medizinischer Sicht sehen zu wollen, um die Bedeutung für die Erkrankten besser verstehen zu wollen, oder ist es, um vielleicht einer unbewussten Angst entgegen zu treten? :gruebel


    Ich weiß es auch nicht genau, Eskalina, aber auch ich bin fasziniert von diesem Thema. Gerade habe ich eine Stelle gelesen, in der Alice sich ihre Bücher im Regal anschaut, sich vor Augen hält, wie viele Arbeiten sie noch bewerten muss, wie viele Ausätze sie schreiben möchte, welche Vorträge und Seminare sie halten muss. All die Dinge, die sie gerne tut, beinhalten Sprache.
    Damit konnte ich mich sehr identifizieren, da ich mir ein Leben ohne Sprache, ohne der täglichen Arbeit an und mit Sprache, nur schwer vorstellen kann.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Ich frage mich beim Lesen, warum ich mich ausgerechnet mit diesem Thema so fasziniert auseinandersetze. Ist es, um die Erkrankung nicht nur aus medizinischer Sicht sehen zu wollen, um die Bedeutung für die Erkrankten besser verstehen zu wollen, oder ist es, um vielleicht einer unbewussten Angst entgegen zu treten? :gruebel


    Mit diesen Fragen habe ich mich schon beim Lesen des Buches "Der alte König in seinem Exil" von Arno Geiger beschäftigt und sie haben auch dazu geführt, daß ich mir dieses Buch hier gekauft habe.


    Angst spielt sicherlich eine Rolle und besser verstehen zu können oder es zumindest zu versuchen.

  • Ich habe das Buch an zwei Abenden im Urlaub gelesen und bin immer noch fasziniert, wie eindringlich es Lisa Genova gelingt mir als Leser das Leben, aber vor allem das Denken und Fühlen von Alice und ihrer Alzheimer-Erkrankung nahe zu bringen.


    Die Geschichte konzentriert sich von Anfang an nur auf Alice und ihre Sichtweise der Dinge. Alle anderen Personen, ihre Kinder, ihr Ehemann bleiben nebensächlich und das ist auch gut so.
    Dabei beschreibt Lisa Genova die krankheitsbedingten Situationen so eindringlich, daß ich selbst die beschriebenen beklommenen Gefühle, die Hilflosigkeit und die Verzweiflung, die Alice spürt nahezu greifbar nachempfinden konnte. Die Geschichte wird dabei aber nie oberflächlich oder kitschig erzählt, sondern bleibt immer ganz bei Alice und ihrer schrecklichen Krankheit.


    Dies ist ein Buch, das ich sicher noch einmal lesen werde.

  • Ich kann Saiya's Rezi zu 100% unterschreiben
    :write :write


    Ein wirklich tolles Buch!


    Es macht mir auf richtig Angst du lesen, wie schleichend sich diese Krankheit im Kopf einnistet. Ich werde das Buch sicherlich nicht vergessen und noch lange bzw. immer wieder darüber nachdenken.


    Ich vergebe gute 9 Punkte und eine absolute Leseempfehlung :fingerhoch

  • Eigentlich wollte ich in das Buch nur kurz reinlesen und bin dann doch hängengeblieben. Alice Geschichte fand ich sehr beeindruckend und ich fand es sehr anschaulich beschrieben, wie sie sich nach und nach selbst verliert. Was mich dabei beeindruckt hat, war die Tatsache, daß sie, je mehr an Gedächtnis sie verloren hat und ihr Gehirn sie im Stich gelassen hat, mehr an Gefühl und Herz gewonnen hat.
    So war es ihr möglich in dieser eigentlich schrecklichen Phase ihres Lebens noch Zugang zu ihrer jüngsten Tochter zu bekommen und sie besser zu verstehen. Wer weiss, ob ihr das so gelungen wäre, wenn sie nicht krank geworden wäre.


    Was mir gut gefallen hat ist, daß die Geschichte immer aus Alice Sicht beschrieben wird, bis zum Ende. Mit John bin ich während des ganzen Buches nicht warm geworden, sein Verweigern der Tatsachen konnte ich nicht nachvollziehen. Die Kinder waren mir sehr symphatisch, man merkte gerade bei den beiden Töchtern, wie sehr sie durch die Krankheit ihrer Mutter erwachsen wurden.


    Ein wunderbares, bewegendes Buch, bei dem ich einiges an Tränen vergossen haben.
    Von mir auch volle Punktzahl.

  • Also, ich habe das Buch auch in einem Rutsch durchgelesen. Mann kann sich gut in Alice reinfühlen und verzweifelt mit ihr, wenn sie ein Wort sucht und es nicht finden kann. Ich fand diese ganzen beschriebenen Tests und Behandlungsmethoden gut geschrieben und auch nicht zu viel.
    Von meiner Patentante der Mann war an Alzheimer erkrankt und ich habe die Krankheit hautnah mitbekommen.
    Ein wundervolles Buch. Nur zu empfehlen.

  • Als Julianne Moore für die Darstellung von Alice in „Still Alice – Mein Leben ohne gestern“ den Oscar bekam, dachte ich nicht gleich an das Buch, was ich vor einigen Jahren ungelesen unserer Bibliothek spendete. Ich hatte es einfach aussortiert, weil ich meinte, es ohnehin nicht zu lesen und dann war es besser in der Bibl. aufgehoben, um anderen auch zur Verfügung zu stehen. Auf dem Weg zur Leipziger Buchmesse sprach einen Dame mit mir über den Film und fragte mich, ob ich etwas zu dem Buch sagen könnte. Da erst fiel mir ein, dass der Kinofilm sich auf das von mir vor Jahren verschmähte Buch bezog. Nun, letzte Woche habe ich mir mein Buch selbst ausgeliehen und es wurde mein Lesehighlight März. Das Buch schildert in meinen Augen sehr anschaulich die Veränderung von Alice und die Auswirkungen der Krankheit für alle Beteiligten. Man will sich nicht vorstellen, dass früh einsetzende Alzheimerkrankheit, einen bereits so früh beeinträchtigen kann und den Erkrankten abscheulich schnell in eine eingeschränkte Welt schiebt. Alice ist eine intelligente Frau, angesehen, kompetent und von allen geschätzt und die Krankheit lässt sie in kürzester Zeit hilflos werden und an den Rand der Beachteten zurück. Für ihren Mann, der auch erfolgreicher Dozent in Harvard ist, ist ihre Veränderung schwer mitzutragen; die gemeinsamen drei Kinder halten sich überraschend tapfer und unterstützen die Mutter auf dem Weg ins Vergessen. Sehr schön gefallen hat mir Lydias Videogeschenk und auch Alice Iniative eine Selbsthilfegruppe für andere jüngere Alzheimerpatienten zu starten. Das Buch erzählt sachlich und drückt nicht auf die Tränendrüse. Es vermittelt auch von Alice auf den letzten Seiten noch ein liebevolles Bild, behütet von den Kindern, die die zunehmende Hilflosigkeit der Mutter toll mittragen.


    Gestern war ich nun im Kinofilm und nun ja, er kommt erwartungsgemäß nicht so gut weg. Wenige Buchverfilmungen lassen einen zufrieden aus dem Kinosaal gehen. Um die Problematik und das Geschehen zu begreifen, bedarf es das Buch zu lesen. Im Film wurde mir vieles zu wenig deutlich, ihre Lehrtätigkeit wird nur wenig gezeigt, die Szene mit dem Aufenthalt in der falschen Küche, die Selbsthilfegruppe fehlen und auch kommt Alice Mann sehr viel schlechter weg. Er ist nicht dabei, wenn sie die Rede vor den Ärzten hält und geht weniger liebevoll mit ihr um. Im Buch ist er bemüht und engagiert eine bessere Therapie zu finden um den Fortgang der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen.


    Ich kann wirklich empfehlen das Buch zu lesen! Volle Punktzahl!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich habe gerade den Thread wieder entdeckt. Toll, dass es dir auch so gut gefallen hat, Gucci. Es ist nun schon so lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber noch immer ist es mir beängstigend gut in Erinnerung. So gut, dass ich oft, wenn ich mal etwas vergessen habe, gleich ein wenig Panik bekomme und an Alice denken muss...

  • Still Alice


    Alice ist zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, ihre drei Kinder sind bereits aus dem Gröbsten raus, und auch beruflich hat sie ihren Traum verwirklichen können. Als Professorin für kognitive Psychologie ist sie eine anerkannte Größe in Harvard.
    Doch plötzlich beginnt sie, die immer so zuverlässig war, Termine zu vergessen, sie verlegt ihre Sachen, und beim Joggen weiß sie auf einmal nicht mehr, wie sie nach Hause kommt, obwohl sie nur wenige Blocks weit gelaufen ist.
    Ein beängstigender Verdacht schleicht sich in ihr Leben: Ein Hirntumor? Alice rechnet mit dem Schlimmsten.
    Als sie erfährt, dass sie an einer frühzeitigen Form von Alzheimer leidet, kann sie es zunächst gar nicht glauben. Sie ist doch erst fünfzig!
    Machtlos muss sie dabei zusehen, wie ihre Erinnerungen ihr mehr und mehr entgleiten ...


    Eine ergreifende Geschichte einer Frau in den besten Jahren, die ihr eigenes und wohl vertrautes Leben schwinden sieht.
    "Mein Leben ohne Gestern" ist ein schmerzliches Porträt und ein Buch, das Sie nicht vergessen werden.
    Lisa Genova zeigt uns: Wenn die Gedächtnisleistung nachlässt, bleiben immer noch die Gefühle....


    Ich finde den Originaltitel klasse: "Still Alice".
    Dieses Buch hat mich echt mitgenommen und extrem lange beschäftigt.
    Wenn ich von 1 bis 10 Punkte vergeben müsste, dann bekäme es von mir mindestens 12!