Dann freue ich mich schon auf Oktober - "Terror" hat mir ziemlich gut gefallen von Dan Simmons und ich hoffe, dass mich "Drood" auch begeistern kann.
Drood - Dan Simmons
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Hat es mittlerweile noch jemand gelesen?
Eine weitere Meinung würde mich sehr interessieren...
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Würde mich auch sehr interessieren. Ich habe das Buch schon sehr lange auf meiner Wunschliste stehen und kann mich nicht so recht entscheiden.
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Ich habe es "damals" gleich nach Erscheinen gelesen und kann Voltaire insofern beipflichten, dass Simmons' Stil sich wirklich großartig liest!
Was dann im Endeffekt auch dafür verantwortlich war, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Denn leider hat der Roman für meinen Geschmack gewaltige Längen und ich habe einen akzentuierteren Spannungsbogen vermisst. Es fließt alles irgendwie auf einem Spannungsniveau dahin, das war auf Dauer etwas eintönig ...
Ich hatte mich sehr drauf gefreut gehabt und es blieb einfach hinter meinen Erwartungen zurück. -
Ich hatte es schon ein paar Mal in der Hand und dann doch wieder weggelegt. Die Rezi hier überzeugt mich jetzt aber doch.
Ich kenne von Dean Simmons nur "Kinder der Nacht", aber das war echt klasse! -
Mir hat der Roman von Anfang an sehr gut gefallen, obwohl es auf den ersten 500 Seiten durchaus einige Längen zu überwinden galt. Etwa ab der Hälfte gewinnt die Geschichte jedoch an einer dramatischen Dynamik, die mich völlig in ihren Bann gezogen hat. Des Rätsels Lösung, wer denn dieser unheimliche Geselle namens Drood denn nun eigentlich sei, hat zwar ganz kurz ein Gefühl der Enttäuschung in mir aufkommen lassen, konnte meine Begeisterung aber nur kurzzeitig trüben.
Nach intensiverem Nachdenken über den Handlungsverlauf musste ich schließlich zugeben, dass die vom Autor gewählte Konstruktion die einzige Möglichkeit war, um glaubhaft zu bleiben.
Dan Simmons hat mit seinem Buch einen spannenden, phantasievollen und dennoch logisch nachvollziehbaren Roman vorgelegt, der auch stilistisch meine volle Zustimmung fand. -
Mit "Drood" liefert Dan Simmons meiner Meinung nach einen überaus sonderbaren Roman ab. Es ist nicht wirklich spannend, aber gut genug geschrieben, dass man das Buch trotzdem nicht zur Seite legt. Keine Frage, die Geschichte von Charles Dickens und dem geheimnisvollen Mr. Drood ist interessant, allerdings doch etwas zu lang und weitläufig erzählt. Vor allem das letzte Drittel zog sich und ich war froh, als der knapp 1000-Seiten-Wälzer endlich zu Ende war.
Den Vergleich mit Simmons' ähnlich langem Roman "Terror" gewinnt "Drood" allerdings eindeutig, da es hier deutlich packender und interessanter zugeht. Mit historischen Fakten und Verstrickungen weiß Simmons auf jeden Fall bestens umzugehen.
Bedenken hatte ich eigentlich nur bezüglich der Verbrechen, die der Ich-Erzählter William Wilkie Collins (Freund von Charles Dickens und Verfasser der ersten Mystery Thriller) im Laufe der Handlung begeht. In meinen Augen erscheint diese Verunglimpfung etwas zu weit hergeholt. Aber vermutlich ist das Geschmackssache.
Fans von Simmons' wirklich guten Horrorromanen werden sich mit "Drood" vermutlich etwas schwer tun. Auch wenn der Buchrückentext eine weitere Gruselgeschichte vermuten lässt, hat die Story wenig bis gar nichts mit übernatürlichen Vorkommnissen zu tun. Wen ein ordentlicher Historienschinken nicht abschreckt, sollte mit "Drood" durchaus sein Glück versuchen.Mein Urteil: 6,5 von 10 Punkten.
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Mit "sonderbar" trifft es mein Vorschreiber sehr gut. Droods ist tatsächlich ein ziemlich seltsamer Roman. Es ist verdammt schwierig, in irgendwie einzuordnen.
- ein authentisches Sittenbild des victorianischen Londons? Ganz klar!
- eine literarische Abhandlung über die Autoren Dickens und Collins? Ebenfalls!
- ein schonungsloser Bericht über Opiumabhängigkeit? Aber hallo!Aber sonst? Von allem ein wenig, aber von nichts genug. Ein wenig Mystery, ein wenig Spannung, ein wenig Horror; am ehesten noch Krimi, aber auch das nicht wirklich.
Tatsächlich zieht sich der Roman gewaltig. Er fängt ganz interessant an, plätschert dann aber nur dahin. So rund um Seite 500 (und das ist erst die Mitte!) gibt es dann eine ziemlich horrormäßige Wendung, die letztendlich auch nicht hält, was sie verspricht.
Die letzten 200 Seiten habe ich dann nur noch überflogen, weil ich einfach wissen wollte, wie es sich letztendlich auflöst. Aber löst es sich denn wirklich auf?
Alles in allem habe ich von dem Buch deutlich anderes erwartet, als ich bekommen habe. Begeistert hat es mich nicht. Ich glaube, es ist literarisch durchaus wertvoll, aber unterhaltsam oder gar spannend ist anders. Ich vergebe 5 Punkte.
lg, A.
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Der letzten Meinung kann ich uneingeschränkt zustimmen. Ich habe mir das Buch hocherfreut vom Remittendenstapel gezogen und im Urlaub gelesen, weil ich zufällig Wilkie Collins sehr schätze.
Die immer wieder geäußerte Überzeugung des Erzählers Collins, wahrscheinlich sei in ferner Zukunft (also unserer Zeit) Dickens noch hochaktuell und Collins selbst vergessen, nimmt sich schon etwas merkwürdig aus. Es ist bekannt, dass beide befreundet waren und Collins immer etwas eifersüchtig auf Dickens' Erfolge war, aber in dem Buch betrachtet er Dickens' Werke äußerst ambivalent. Manchmal verreißt er Romane von Dickens schonungslos, zb "Bleak House". Dann wieder stellt er demütig fest, dass Dickens eindeutig der bessere Stilist sei.
Darüber hinaus ist die Charakterisierung von Collins als Erzähler von einem durchgehenden "moralischen Abstieg" gekennzeichnet - ich will nicht zuviel verraten; es wurde ja erwähnt, dass er opiumsüchtig ist (war Collins auch tatsächlich); einiges von dem, was er im Lauf des Romans tut und denkt, mag darauf zurückzuführen sein. (Ich wusste oft auch nicht so recht, was er tatsächlich tut und was er sich einbildet zu tun ...)Angeblich hat Simmons sehr sorgfältig recherchiert. Ich hatte noch keine Gelegenheit, dem nachzugehen, aber zumindest der grobe Rahmen (beide Romanciers lebten unverheiratet mit ihren jeweiligen Geliebten zusammen; Dickens war verheiratet, hat sich aber von seiner Frau getrennt, als er sich einer jungen Schauspielerin zuwandte) ist authentisch.
Wenn man sich generell für das Leben und Wirken der beiden Hauptpersonen interessiert, lohnt sich der Roman. Allerdings hat er, wie schon mehrfach angemerkt, gewaltige Längen, und Simmons' Gewohnheit, viele Kapitel auf dem Höhepunkt abzubrechen und den Ausgang des Abenteuers recht trocken irgendwann später nachzutragen, nervt ein wenig.Grüße von Zefira
/edit: noch ein Nachtrag, falls sich jemand für die Hintergründe des tatsächlichen "Mystery of Edwin Drood" interessiert: Dass das Buch unvollendet geblieben ist, es offenbar auch keine Materialien gibt, aus denen man den von Dickens geplanten Ausgang schließen könnte, hat schon mehrmals die Phantasie von Autoren angeregt. So gab es eine junge Frau, ich glaube eine Engländerin, die behauptete, Dickens' Geist habe sich bei ihr gemeldet und sei gewillt, ihr den Rest des Romans zu diktieren. Sie schrieb tatsächlich das Buch fertig und es wurde auch gedruckt. Ich habe in einem populär-parapsychologischen Buch, wie sie in den Achtzigern modern waren, darüber gelesen. Angeblich fanden Dickens-Spezialisten an der Fassung der jungen Engländerin nichts auszusetzen.
Von dem italienischen Autorenpaar Fruttero - Lucentini gibt es ein Buch mit dem Titel "Die Wahrheit über den Fall D." Es bettet das Drood-Fragment in eine Rahmenhandlung ein und wartet auch mit einer Lösung auf, aber an Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern, nur dass es eine vergnügliche Lektüre war. Ich werde es mir jetzt noch einmal heraussuchen - und danach "Bleak House" wiederlesen -
Das Buch ist eine Mischung aus historischen Begebenheiten, Drogenphantasien des Ich-Erzählers und mystisch-gruseligen Elementen. Dan Simmons gibt auf 976 Seiten einen schönen Einblick in das Leben eines mäßig erfolgreichen Schriftstellers (Wilkie Collins) und seines Freundes, des weltberühmten Charles Dickens. Sehr interessant fand ich die Entwicklung der Beziehung der beiden zueinander. Waren sie anfangs sehr gute Freunde, deren Freundschaft schon fast etwas Homoerotisches hatte, so mischte sich bald von Collins' Seite Eifersucht dazu, die immer mehr in blanken Hass umkippte.
Beklemmend, berührend und interessant auch die Beschreibung der Opiumsucht des Erzählers. Es erschien mir unglaublich, welche Mengen an Laudanum der Mann schluckte. Zeitweise hatte ich beim Lesen große Mühe, Opiumphantasien und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.
Obwohl ich den Roman gerne und mit Vergnügen und Interesse gelesen habe, haben mich manche Längen des Werks doch gestört. Dan Simmons sollte lernen, dem Leser manche Tatsachen nicht mehrmals zu erzählen. So etwas hemmt den Lesefluss und ist bei einem ohnehin sehr dicken Buch mehr als überflüssig.
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Alice, du schon wieder.
Irgendwie scheinen wir einen ziemlich ähnlichen Buchgeschmack zu haben. Ständig taucht dein Name bei den Romane auf, die ich auch gelesen habe. Wirklich sehr erstaunlich. Aber natürlich sehr gut. Ich bin schon gespannt, was du dir demnächst für Bücher vornehmen wirst. -
Zitat
Original von fictionmaster
Alice, du schon wieder.
Irgendwie scheinen wir einen ziemlich ähnlichen Buchgeschmack zu haben. Ständig taucht dein Name bei den Romane auf, die ich auch gelesen habe. Wirklich sehr erstaunlich. Aber natürlich sehr gut. Ich bin schon gespannt, was du dir demnächst für Bücher vornehmen wirst.Mich freut es auch, dass da jemand ist, der meine Vorlieben teilt
Momentan bin ich dabei, alte, vor Jahren gekaufte Bücher nochmals zu lesen und eventuelle Fehlkäufe zu eliminieren. Da kann es dann schon sein, dass du auch mal über meinen Büchergeschmack den Kopf schüttelst -
Zitat
Original von Alice
Mich freut es auch, dass da jemand ist, der meine Vorlieben teilt
Momentan bin ich dabei, alte, vor Jahren gekaufte Bücher nochmals zu lesen und eventuelle Fehlkäufe zu eliminieren. Da kann es dann schon sein, dass du auch mal über meinen Büchergeschmack den Kopf schüttelstAuf meinem SUB gibt es auch so viele alte Bücher und nicht auf jeden Buchkauf davon bin ich immer noch stolz. Von daher kann ich das gut nachvollziehen und bin gespannt, was für Kuriositäten da vielleicht noch kommen werden.
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Worum es geht
Der berühmte englische Dichter Charles Dickens ist einer der wenigen Überlebenden bei einem schweren Zugsunglück. Als er, selber unter Schock stehend, bei der Bergung der Opfer hilft, gesellt sich eine unheimliche Gestalt zu ihm, die sich als Drood vorstellt. Seit dessen Erscheinen sterben auch die weniger schwer Verletzten ganz plötzlich, so Dickens Eindruck. Um dieses schreckliche Ereignis besser verarbeiten zu können, weiht er seinen Schriftstellerkollegen Wilkie Collins in seine Erlebnisse ein, und die beiden Freunde machen sich auf die Suche nach Drood. Ihr Weg führt sie in die Unterstadt Londons, der schaurige Ort unter der Stadt, an dem diejenigen Zuflucht finden, die nicht einmal in den Elendsvierteln überleben können. Hier werden die beiden Männer in uralte ägyptische Rituale eingeführt, und Wilkie Collins findet in den Opiumhöhlen Linderung seiner von der Gicht verursachten Schmerzen. Schließlich gelingt es Dickens, zu Drood vorzudringen, der ihn zu seinem persönlichen Biographen erwählt und ihn beauftragt, über seine Lebensgeschichte ein Buch zu schreiben. Der Autor verspürt jedoch nicht die geringste Lust Droods Aufforderung nachzukommen und entzieht sich dieser Aufgabe durch eine Lesetournee nach Amerika. Doch Drood hat bereits Ersatz gefunden, und Wilkie Collins sollte nur zu bald erfahren, was es heißt, in Droods Einflußbereich zu geraten. Doch wer ist dieser unheimliche Geselle eigentlich? Handelt es sich um eine real existierende Person, oder ist er womöglich nur eine Fantasiegestalt des opiumumnebelten Gehirns von Wilkie Collins?
Meine Meinung
Am Ende des Romans erhält der Leser eine eindeutige Antwort auf diese Frage, doch ist der Weg bis dahin sehr weit und zeitweise auch recht mühsam. So gab es vor allem auf den ersten 500 Seiten durchaus einige Längen zu überwinden. Erst ab der Hälfte gewinnt die Geschichte jedoch an einer dramatischen Dynamik, die mich völlig in ihren Bann gezogen hat. Des Rätsels Lösung ließ zwar ein Gefühl der Enttäuschung in mir aufkommen, das meine Begeisterung aber nur kurzzeitig trüben konnte. Nach intensiverem Nachdenken über den Handlungsverlauf musste ich schließlich zugeben, dass die vom Autor gewählte Konstruktion die einzige Möglichkeit war, wenn er glaubhaft bleiben wollte.
Dan Simmons hat mit seinem Buch einen spannenden, phantasievollen und dennoch logisch nachvollziehbaren Roman vorgelegt, der mir auch stilistisch gut gefallen hat.
Dafür vergebe ich (von 5)
ASIN/ISBN: 345326598X -
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