Taschenbuch mit 274 Seiten
Verlag: script5 (September 2009)
Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Mitten im Getümmel des Düsseldorfer Straßenkarnevals wird ein Mädchen entführt: Franka, 13 Jahre, eher unscheinbar, aber sehr begabt. Franka schreibt Gedichte, sehr emotional und fast apokalyptisch, und tauscht sich per Internet mit anderen Jugendlichen darüber aus. Im krassen Gegensatz dazu steht ihr Alltag in einem sozial eher schwachen Stadtviertel Düsseldorfs, mit ihrer alleinerziehenden, arbeitslosen Mutter, vom Vater frisch verlassen. In der Schule wird die blasse Franka häufig gemobbt, wäre da nicht Lissy, die Starke, die auch schon mal zuhaut, wenn ihr einer dumm kommt. Aus irgendeinem Grund fühlt sich Lissy für Franka verantwortlich. Als Franka verschwindet, macht sich Lissy auf die Suche nach ihr. Während die Polizei noch glaubt, dass Franka einem Serientäter zum Opfer gefallen ist, der zur gleichen Zeit im gleichen Stadtviertel ein Mädchen ermordet hat, checkt Lissy Frankas E-mails und findet heraus, dass sich Franka am Tag ihres Verschwindens mit einem gewissen Erlkönig verabredet hatte. Und weil Lissy nicht locker lässt, weiß sie auch bald, wer der Erlkönig ist, und wo er Franka versteckt haben könnte. Was Lissy nicht weiß, ist, dass der Erlkönig auch sie selbst schon lange beobachtet.
Zum Autor
Agnes Hammer wurde 1970 geboren und wuchs zusammen mit fünf Geschwistern im Westerwald auf. Später studierte sie Germanistik und Philosophie in Köln. Seit 1998 arbeitet sie mit sozial benachteiligten Jugendlichen in einem großen Berufsbildungszentrum. Außerdem ist sie seit 2005 Anti-Aggressivitäts-Trainerin.
Quelle: Loewe-Verlag
Meine Meinung
»Herz, klopf!« ist kein klassisches Jugendbuch, script 5 richtet sich an junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren. Da die Protagonistin allerdings noch Schülerin ist, scheint es mir hier dennoch besser aufgehoben als bei den Thrillern und Krimis. Vorgestellt wird Lissy als auffällige Schülerin in einem problematischen Elternhaus, die Mutter verdient nicht genug, um die zweiköpfige Familie zu erhalten, der Vater ist nach einem Auszug aus der Wohnung obdachlos und zieht durch die Düsseldorfer Straßen mit seinen Freunden. Lissy steht zwischen den beiden, lässt ab und an in Geschäften Dinge mitgehen und erpresst auch gerne mal eine Mitschülerin, um sich zumindest ein bisschen Luxus gönnen zu können. Als die „kleine“ Franka verschwindet, gerät ihr Leben allerdings erst richtig ins Wanken, denn durch ihre Ermittlungen wird Lissy selbst zur Zielscheibe des Täters.
Agnes Hammers letzter Roman lebte von den Perspektivwechseln, mit deren Hilfe sie alle fünf Protagonisten an der Geschichte teilhaben ließ. »Herz, klopf!« ist in erster Linie auf Lissy zentriert, die bei ihren Handlungen beobachtet wird. Ab und an kommt ein Mann zu Wort, später merkt man, dass er der Täter ist. Zwischen diesen beiden entsteht dann ein Hin und Her, in dem eine dritte Person erst spät erkannt werden kann und zum Tragen kommt. Denn zum Beginn eines jeden Kapitels sind kurze, prägnante Worte abgedruckt, jeweils in auffälligen Großbuchstaben, oft verbunden mit einem Hilferuf oder einem Gefühl von Panik. Genau an dieser Stelle zeigt Agnes Hammer wieder, wie brillant sie neben einer Protagonistin auch noch andere Figuren mit ins Spiel bringt! Dieser kleine, aber feine Schachzug hat mir an diesem Buch sehr gut gefallen.
Der Gesamtaufbau gefällt mir ebenfalls, nach einer kurzen Einleitung beginnt sogleich das Geschehen, die Spannung steigert sich ab diesem Punkt stetig und lässt erst auf den letzten Seiten wirklich nach. Im Mittelpunkt von Lissys Blickwinkel stehen Fragen der Zugehörigkeit, der Identitätssuche, aber natürlich auch der Freundschaft. Fragen, die eine Zielgruppe von etwa 15 bis 20 Jahren beschäftigen, so dass das Buch bei ebendiesen jungen Menschen gut aufgehoben ist und sie hervorragend an das Thriller-Genre der Erwachsenensparte heranführen kann.
Warum gibt es also Punktabzug, wenn mir doch alles so gut gefällt? Über dem Ganzen schwebte für mich als Leserin (die der Zielgruppe nicht mehr ganz angehört) allzu deutlich der mahnende Zeigefinger. Vielleicht bilde ich mir den nur ein, wenn aber beispielsweise Lissy im Internet über Franka recherchiert und dort natürlich im Zeitalter von SchülerVZ & Co. allerhand findet, schwingt für mich da eins mit: ‚Böse! Böse! Seht ihr, was man sich damit für Freunde macht?’ Klar, ein Roman kann und soll eine solche Nachricht transportieren, darauf schien mir hier das Augenmerk aber zu deutlich gelegt!
Fazit
Sehr spannend, toll aufgebaut, schöne Ideen – hat mir gut gefallen.
Bewertung
8/10 Punkten