Unter afrikanischer Sonne: Meine Kindheit in Simbabwe – Alexandra Fuller

  • Autorin (Amazon)
    Alexandra Fuller wurde 1969 in England geboren. Als sie zwei Jahre alt war, wanderte ihre Familie nach Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, aus. Auf der Flucht vor den Bürgerkriegsunruhen verschlug es die Fullers 1981 zunächst nach Malawi, dann nach Sambia. 1994 verließ Alexandra Fuller Afrika, um in Kanada und Schottland zu studieren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Wyoming, USA.


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Alexandra Fuller ist zwei Jahre alt, als ihre Eltern zu Beginn der Siebzigerjahre beschließen, England zu verlassen und nach Rhodesien, das heutige Simbabwe, auszuwandern. Es ist ein hartes Leben, das die Fullers auf ihrer Farm erwartet, und bereits als kleines Mädchen muss Alexandra viele tragische Schicksalsschläge hinnehmen. Dennoch empfindet sie eine tiefe Verbundenheit mit diesem exotischen Land, das ihr immer auch ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit zu geben vermag...


    Der deutsche Titel romantisiert die Biografie von Alexandra Fuller etwas. Denn romantisch so à la "ich hatte eine Farm in Afrika" mit Robert Redford im Bild… so wächst Alexandra Fuller (genannt Bobo) nicht auf. Ihre Zeit in Afrika ist geprägt von Hunger und Dürre; Landminen und bewaffnete Guerrilla-Soldaten und der (zweiseitige) Rassismus sind alltäglich in ihrer Kindheit.


    All das beschreibt Alexandra Fuller nicht immer linear, auch lückenhaft, aber immer mit Humor und einem tollen Schreib- bzw. Erzählstil. Sie ist immer in der Zeit ihrer Kindheit, sie ist nicht omnipräsent und allwissend, sondern trifft immer den Ton ihres 6-jährigen Ichs, ihres 11-jährigens Ichs etc.


    Biografien haben ja manchmal einen sehr drögen Stil, weil eben auch wirklich jedes Detail mitgeteilt wird und weil man, wenn es strikt chronologisch ist, eigentlich auch eine Excel-Tabelles des Lebenslaufes lesen könnte.
    Nicht so bei Alexandra Fuller. Sie lässt auch aus, sie springt mal vor und holt dann Lücken wieder auf, schüttet einen nicht mit mehr und mehr banalen Details zu, nicht jede Entscheidung wird erklärt und sie ist zudem völlig uneitel. So wenig Selbstlob in einer Biografie ist schon ungewöhnlich.


    Auf der verlinkten Amazon-Ausgabe gibt es übrigens zwei kurze Kapitel als Leseprobe. Das Buch fängt an mit:


    Mum sagt: »Dass du nachts bloß nicht zu uns reingeschlichen kommst!« Sie schlafen jeder mit einem geladenen Gewehr neben dem Bett. »Erschreck uns nicht, wenn wir schlafen.« »Aber...« »Nachher erschießen wir dich noch.« »Oh.« »Aus Versehen.« »Na gut.« Es klingt,als könnte ich durchaus auch mit Absicht erschossen werden. »Gut, dann lass ich's.«


    Da muss man dann einfach weiter lesen.


    Von mir bekommt das Buch 10 Punkte und wird zum Monatshighlight erkoren.


    .

  • Ich habe diese englische Ausgabe gelesen, die mir vom Titel sehr viel besser gefällt. Dieses "vor die Hunde gehen" ist nicht nur ein Ausspruch des Vaters, es trifft das Leben der Fullers einfach auch sehr treffend.


    Meine Taschenbuchausgabe hatte außerdem eine Menge Schwarz-Weiß-Fotos.


    .

  • Vielen Dank für die ausführliche Rezi, uert.
    So kommt das Buch auf meine Wunschliste :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Kann ich mal meine eigene Rezi nach oben puschen? :grin


    Die neueste Ausgabe von BÜCHER hat einen interessanten Artikel zum Thema "Cover-Ranking: Denn das Auge schaut mit" und es geht um die Beobachtung, dass deutsche Verlage Bücher über Afrika (oft? immer?) mit einfallslosen Covern versehen, die lediglich eines gemeinsam haben: Akazien.


    Zitat:


    Nur: Der deutsche Hang zum Savannenbaum richtet literarische Flurschäden an. Alexandra Fuller und ihren herausragenden Büchern ist er zum Verhängnis geworden, und wer weiß, wem sonst noch. Während "Don't Let's Go to the Dogs Tonight" im Rest der Welt ein Bestseller wurde, versenkte der deutsche Verlag dieses Juwel im Dornengestrüpp. Die Zielgruppe, die es sich in Erwartung einer Afroschmonzette à la "Rote Sonne, schwarzes Land" kaufte, wurde enttäuscht. Und Leser, denen Fullers wunderbare, 100-prozentig kitschfreie Memoiren gefallen würden, lassen wegen der Akazien und des doofen deutschen Titels "Unter afrikanischer Sonne" ganz die Finger davon.


    Zitatende


    :anbet an die Autorin des Artikels, Antje Deistler!!


    Vielleicht hilft's ja :grin


    .

  • Schön, dass Du gepuscht hast. Das Buch subbt seit JAHREN. :wow


    Ich habe es mir gekauft als ich die Afrika-Lese-Phase hatte, die dann wieder von einer anderen Lese-Phase abgelöst wurde, bevor ich alle gekauften thematischen Bücher lesen konnte. :rolleyes


    Und was gibt es sonst Neues. :pille :lache



    .

  • Zitat

    Original von Uta
    Schön, dass Du gepuscht hast. Das Buch subbt seit JAHREN. :wow


    Oh, bitte lies es. Gleich. Es liest sich wirklich fluffig und dann schreibst Du eine Rezi und holst den Thread wieder hoch. Alexandra Fuller verdient das total, solches Talent gehört nicht wg eines doofen Covers + Titel in die Rosamunde-Pilcher-Ecke gedrängt.


    Bitte bitte *lieb guck* :rofl

  • Ich habe den Artikel in der neuen "Bücher" auch gelesen und es wäre absolut wünschenswert dass der Verlag dem Buch nochmal eine Chance gibt.
    Das Buch habe ich mir in der Zwischenzeit ertauscht und betrachtet man die beiden Cover und den Titel ist es wirklich zum Heulen was der Verlag daraus gemacht hat. Dafür sollte man die Verantwortlichen einmal übers Knie legen :schlaeger


    Danke uert, dass du das hochgeschubst hast. :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • :grin Ich habe eben in "die schlechtesten Cover" über das Cover gemeckert und auch auf den Artikel in "Bücher" hingewiesen. Und nun finde ich deine tolle Rezi hier. Danke dafür. Das Buch habe ich eben über TT angefordert und freue mich schon drauf. Wäre der Artikel nicht gewesen, ich hätte das Buch links liegen gelassen. Da kann mal echt mal sehen, was Cover-Designer verbrechen können...