Unendlichkeit in ihrer Hand - Gioconda Belli

  • Gebundene Ausgabe mit 304 Seiten
    Verlag: Droemer (August 2009)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: El infinito en la palma de la mano


    Kurzbeschreibung
    Auf einmal ist er da und weiß nicht, woher er kam: Adam beginnt sein Leben als zufriedener Mensch. Erst Eva bringt Fragen mit, Neugier und die fatale Sehnsucht nach mehr. Und plötzlich ist alles anders. Wie fühlt es sich an, die Schönheit und den Schmerz der Welt völlig neu zu entdecken - und auch das Begehren zwischen Mann und Frau? Kühn, poetisch und sinnlich fühlt Gioconda Belli sich ins Drama des ersten Paares ein und setzt der Schöpfungsgeschichte einen neuen Anfang.


    Zur Autorin
    Gioconda Belli, in Managua geboren, studierte in Spanien und den USA. Ab 1970 beteiligte sie sich am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN gegen die Somoza-Diktatur ihres Landes. Sie lebt in Managua und Los Angeles/USA.




    Meine Meinung
    Geschichten, die biblische Traditionen aus einem anderen Blickwinkel betrachten oder diese gar zeitgemäß verpacken, finden bei mir immer Anklang. Sie gefallen mir keinesfalls alle gut, aber sie bereichern mein Verständnis und meinen Blick auf die Texte. Als ich von Gioconda Bellis Roman hörte, war der ein Muss auf meiner Leseliste. Enttäuscht wurde ich nicht, gleichfalls bin ich aber auch nicht begeistert.


    Die Schöpfungsgeschichte steht im Mittelpunkt von »Unendlichkeit aus ihrer Hand«, das Augenmerk liegt oftmals eher auf Eva, die sich Gedanken macht über die Zukunft und die ja schließlich auch zur verbotenen Frucht greift. Besonders fasziniert hat mich an dieser Stelle ihre Auseinandersetzung mit ebendieser Zukunft – sie nennt es natürlich nicht so, aber das, worüber sie sich Gedanken macht, wäre für uns die Zukunft. Im Spiegelbild einer Wasseroberfläche glaubt Eva all die Menschen zu sehen, die noch sein sollen. Menschen, die ihr, Eva, gleichen und einem selbstbestimmten Leben nachgehen, die frei sind. Eva legt das Verbot des Baumes der Erkenntnis so aus, dass Elohim, der Andere, die Entscheidung zu ebendieser Zukunft abgenommen bekommen möchte. Er will es nicht sein, der festlegt, dass diese Geschichte, die Zukunft, sein soll. An dieser Stelle sind Evas Überlegungen für mich geradezu brillant umgesetzt.


    Danach flacht die Handlung leider ab und orientiert sich für mich zu stark am Originaltext, wagt nichts mehr, lehnt sich nicht aus Fenster, sondern bildet Bekanntes ab. Und das ist schade, denn auf dieser Ebene hatte ich etwas erwartet. Nach dem ersten Abschnitt hätte sich Gioconda Belli dieses Buch eigentlich sparen können, denn dann kommt nichts Bahnbrechendes mehr. Sie beschreibt das Leben von Adam und Eva jenseits des Paradieses, ihre Leiden und ihre Neugierde, das Fremde ihrer eigenen Körper, die so seltsam reagieren – der Magen knurrt, Ausscheidungsprodukte wollen nach draußen, Eva wird plötzlich dicker und dicker, ob wohl ein Ungeheuer in ihr wächst? Manche Stelle mag mit Witz verpackt sein, die poetische, hochwertige Sprache bleibt durchweg erhalten, aber es fehlt an besonderen Szenen, die einer wirklichen Erwähnung bedürfen.



    Fazit
    Ich hätte mir mehr Wagemut gewünscht, rechne diesem Roman seine hochpoetische Sprache aber positiv an. Für mich ein interessantes Lesevergnügen, das aber keine neuen Erkenntnisse gebracht hat.



    Bewertung
    7,5/10 Punkten

  • Unendlichkeit in ihrer Hand – Gioconda Belli


    Meine Meinung
    Die nicaraguanische Schriftstellerin Gioconda Belli erzählt mit ihrer atemberaubend schönen Sprache nichts weniger als die Schöpfungsgeschichte mit Adam, Eva und der Schlange, ein weiterer sehr bekannter Protagonist hält sich mehr im Hintergrund.


    Obwohl die Handlung natürlich vom Grundgerüst her ziemlich bekannt ist, zumindest sein sollte, empfand ich das Buch als unglaublich spannend, da die Autorin den Stoff so mitreißend gestaltet und Adam und Eva wirklichen Charakter verleiht, deren Gedanken und Gefühle man mit verfolgen kann.
    Außerdem entwirft die Autorin neue Blickwinkel, stellt in Frage, was gesichert galt.


    Nach anfänglicher Kontemplation essen Eva und Adam vom Baum der Erkenntnis, und mit der Vertreibung aus dem Paradies wandelt sich das Buch zum echten Katastrophenroman, bei dem das reine Überleben im Vordergrund steht. Schmerzen, Hunger und Feuer lernen die beiden ebenso neu kennen wie die Sexualität, was daraus folgt, sowie die Lust am Leben und jagen. Auch das Töten bleibt nicht aus, erst Adam als Jäger, später von Kain perfektioniert am Menschen.
    Eine wichtige Rolle spielen aber nicht nur Kain und Abel, sondern auch deren Schwestern Luluwa und Aklia.


    Gioconda Belli hat auch viele Gedichte geschrieben, ihr lyrischer Ton ist auch in ihrer Prosa deutlich spürbar.


    Mich hat der Roman vollkommen fasziniert und ich konnte ihn nicht aus der Hand legen, bis ich ihn komplett fast in einem Rutsch durchgelesen hatte.

  • Meine Meinung:




    Wohl jeder, auch ein nicht Bibelfester Mensch, kennt die Geschichte von Adam und Eva aus dem Buche Genesis.
    Ich fand die Geschichte um Adam und Eva schon als 10 Jährige sehr interessant, auch / oder gerade weil sie nur kurz angeschnitten wird.
    Mich interessierte schon immer wie es mit Adam und Eva weiter geht.
    Das Adam und Eva aus dem Paradies verbannt worden sind, weil Eva auf die listige Schlange hineingefallen,
    weiß jedes Kind.
    Die Autorin Gioconda Belli erzählt in dem Buch Unendlichkeit in ihrer Hand die Geschichte von Adam und Eva weiter.
    Liest man die Verse über Adam und Eva in der Bibel kommen sie einem recht nüchtern vor.
    Gioconda Belli hauchte diesen Versen eine schöne, atmosphärische Geschichte ein.
    Der größte Teil des Buches beschreibt wie Adam und Eva aus dem Paradies verbannt werden,wie sie sich in ihrer Verbannung lernten zurecht zu finden, wie sie sich, ihre Körper, ihre Umgebung langsam kennen lernen.
    Sie lernen zu sähen, jagen, Kleidung anzufertigen, Tiere zu zähmen.
    Sie lernen das Leben. Was beiden aber auch manchmal sichtlich schwer fällt.
    Im Grunde ist es die Geschichte über das Selbstständigwerden, die jeder von uns,
    wenn auch im kleinerem Massstab, durchlebt hat.Verglichen mit der heutigen Entwicklung steht dies für die Pubertät, man muss zwischen gut und böse unterscheiden, eigene Entscheidungen fällen, eigenständig leben lernen.
    In dem Buch wird wie oben schon erwähnt überwiegend beschrieben wie Adam und Eva alles nach der Verbannung entdeckten, wobei der Wissendurst von Eva vieles voran treibt.
    Die beiden Zwillingspaare werden geboren, wobei man eigentlich nur die Geschichte Kain und Abels noch aus der Bibel kennt.
    Das Kain Abel tötet weiß auch jedes Kind. Und obwohl die Geschichte hier sehr tragisch endet wissen wir das dies die Geschichte der Menschheit ist. Das Buch erzählt die Geschichte zwar nicht neu oder weiter, aber sie haucht den doch teils sehr nüchtern Erzählungen aus der Bibel neues Leben und Charaktere, die sehr gut beschrieben und einem wirklich vorkommen, ein.
    Der Schreibstil ist einfach und leicht poetisch. Das Buch liest sich wunderbar in einem Rutsch. Die 281 Seiten verfliegen nur so beim lesen.



    Fazit :
    Die Geschichte um Adam und Eva und Kain und Abel kennt jeder, aber Frau Belli gab sich mit den kurzen Texten der Bibel nicht zufrieden und schmückte die Geschichte aus. Sie gab den Protagonisten Leben und Poesie, sie durften die Welt entdecken.
    Auch wenn ich kein sehr gläubiger Mensch bin hat mir diese Geschichte über den Anfang der Menschheit, wie er hätte sein können, sehr gut gefallen.
    Ich habe jede Seite des Buches beim lesen genossen. Ohne groß nach zu denken kann ich dem Buch 5 Sterne vergeben. Auch das Cover der Taschenbuchausgabe gefällt mir sehr gut.