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'Die Lichtermagd' - Seiten 115 - 223
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Leider bin ich noch nicht sonderlich weit, aber eines muss ich schon mal anmerken: „... denn die Juden mussten sich auf der Straße von den Christen unterscheiden. So wollte es das Gesetz“ (Seite 123). Nicht der Satz an sich, sondern dass, was er aussagt, haben mir mal wieder einen ziemlichen Knuff in den Magen versetzt.
Luzinde lebt nun im Haushalt Gottschalks und lernt eine Menge neuer Dinge kennen. Ich hoffe nur, sie macht sich auch mal Gedanken über das, was sie sieht und hört und fragt vielleicht auch mal nach oder bittet um Erklärungen. Aber ich fürchte fast, das empfindet sie als ein wenig unter ihrer Würde (als Christin).
Die Szene Seite 130 oben: "Was mochten die beiden in den Sonnenstrahlen wohl gesehen haben?" - ich nehme mal an, sie haben Luzinde sonnenumstrahlt gesehen und irgendeine tiefere Bedeutung wird das noch im Verlaufe des Buches haben.
Auch wenn ich das Thema als nicht ganz einfach empfinde, freue ich mich aufs Weiterlesen!
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So, nun kommt der zweite Teil zum zweiten Teil:
Hosto Stromer ist mir von Herzen unsympathisch. Er behauptet zwar immer so schön, es ging ihm um die Stadt, aber es geht ihm noch mehr um seine Machtposition in der Stadt. Dass er dafür nicht nur die Juden opfern will (aber dafür kann der Rat dann wahrscheinlich das Vermögen einziehen), sondern auch noch „ein oder zwei Männer aus den Ehrbaren Familien“ (Seite 138), macht ihn in meinen Augen zu einem Menschen, der weder Gewissen noch Scham kennt. Seine einzige Leidenschaft ist die Macht, die er bzw. seine Familie hat. Und wenn Nürnberg nichts mehr wert ist, zählt auch seine Stimme nichts mehr.
Und Ulman, ob er sich der Familie Stromer als würdig erweisen wird? Oder darf ich für ihn noch hoffen?
Luzinde lebt nun also in einem jüdischen Haushalt. Und je länger sie dort lebt, desto mehr versteht sie, je mehr sie versteht, desto mehr hat sie vielleicht so etwas wie Respekt. Mir wird sie jedenfalls lieber als zu Anfang und ich drücke ihr die Daumen, dass sie ein wenig Glück findet. Nur, ich fürchte, an der Seite Ulmans wird das nicht sein.
Ob die Schwester Elisabeth von Seite 173 wohl identisch ist mit der Schwester Elisabeth aus dem Prolog? Falls ja, würde das vielleicht auch bedeuten, dass Luzinde im weiteren Verlauf des Romans sich doch auch noch auf die Suche nach ihrem Kind machen kann. Und natürlich ist Margaret wieder da.
Die Szene auf dem Markt ab Seite 189 unten widerspiegelt das Verhältnis zwischen den Nürnberger Christen und den Nürnberger Juden wohl ziemlich gut (und vermutlich nicht nur dort). Bestenfalls Gleichgültigkeit, aber wohl mehr kaum verhehlte Bitterkeit und Feindseligkeit, dazu noch die latente Aggressivität, das alles ist sehr bedrückend zu lesen. Und irgendwie wirkt auf mich die ganze Stimmung des Buches ein bisschen bedrückend, es gibt nicht viele Szenen, in denen ich mal lächeln kann, mich mal entspannt zurücklehnen kann, sondern immer ist da ein bisschen Furcht vor etwas Schlimmen.
Gegen Ende des zweiten Abschnitts scheint Ulman doch seine ritterliche Seite herauszukehren. Er sorgt sich um die Juden. Ob ich mich in ihm getäuscht habe? Aber den Einfluss von Macht und Geld, verkörpert durch Oheim Hosto, möchte ich nicht gering einschätzen.
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Also ich sehe es auch so, daß es die Elisabeth vom Prolog ist und sie genau weiß wo sich das Kind aufhält. Ich bin mal gespannt, wann wir hierzu mehr erfahren.
Luzinda hat Eingewöhnungsprobleme und ist anfangs mit den jüdischen Riten überfordert. Aber es sollte ihr eigentlich auch alles mal erklärt werden. Einzig Gottschalk weiß über sie und Konrad Bescheid und zu ihm hat sie auch Vertrauen. Gottschalk setzt sich auch gegenüber Rebekka durch, die Luzinda rauswerfen möchte.
Der Gang über den Markt war wieder sehr gut beschrieben. Beklemmend fand ich, daß die Jugen erst nach den Christen einkaufen durften, damit sie ihnen nichts wegkaufen
Und tatsächlich in der Kirche trifft sie das Biest wieder Ulman rettet sich aus der Peinlichkeit. Ob er aber ihre Liebe verdient und ob er es ehrlich mit Luzinda meint bezweifle ich doch sehr.
Am Ende belauscht Luzinda noch eine Verschwörung. Wie das wohl weitergeht?
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Zitat
Original von Lipperin
... Ob die Schwester Elisabeth von Seite 173 wohl identisch ist mit der Schwester Elisabeth aus dem Prolog? Falls ja, würde das vielleicht auch bedeuten, dass Luzinde im weiteren Verlauf des Romans sich doch auch noch auf die Suche nach ihrem Kind machen kann. ...Lipperin
Und ich dachte, ich hätte diesmal besonders aufmerksam gelesen.Es gab einige harte Brocken in diesem Abschnitt. Vorwiegend musste ich an der Beschreibung der Ungleichbehandlung von Juden und Christen schlucken. Immerhin haben haben die Juden den Geldwechsel aufrecht gehalten. Davon haben einige christliche Kaufleute profitiert.
Ullmann kommt mir ein wenig falsch vor. Er hat nur an Luzinde Interesse, weil er sie für eine Jüdin hält.
Irgendwie kann einem Luzinde schon wieder leid tun. Jetzt ist sie endlich in einem Haushalt und muss sich mit einer solchen Herrin herumschlagen.
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ZitatZitat
Es gab einige harte Brocken in diesem Abschnitt. Vorwiegend musste ich an der Beschreibung der Ungleichbehandlung von Juden und Christen schlucken. Immerhin haben haben die Juden den Geldwechsel aufrecht gehalten. Davon haben einige christliche Kaufleute profitiert.
Es ist eine Sache, darüber ein Sachbuch zu lesen oder einen Vortrag zu hören, aber - zumindest für mich - eine vollkommen andere, dies innerhalb einer Romanhandlung "mitzuerleben", besonders, wenn die Personen so gezeichnet sind, dass sie mir ans Herz gewachsen sind. Stellenweise hab ich wirklich gelitten (besonders in den späteren Teilen).
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Büchersally und Lipperin
Mitgelitten habe ich in diesem Buch auch sehr viel
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Die Charaktere sind wirklich greifbar und vor allem verständlich. Sie haben genug Facetten, dass ihre Reaktionen nur bedingt vorhersehbar sind. Das ist wohl auch der Grund, warum ich immer wieder bei diesen Ungerechtigkeiten einschreiten möchte.
Ist der besagte Marktplatz eigentlich der Platz, auf dem jetzt immer der Christkindlsmarkt stattfindet?
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Meiner Meinung nach jaaaaa - Hauptmarkt
Edit: Es hat glaube ich immer geheißen die Fleischer stünden an der Fleischbrücke, das ist die eine Brücke über die Pegnitz, die vom Hauptmarkt weggeht
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Zitat
Ist der besagte Marktplatz eigentlich der Platz, auf dem jetzt immer der Christkindlsmarkt stattfindet?
Der Christkindlesmarkt findet auf dem heutigen Hauptmarkt statt, der wurde damals gegründet, auf dem Gelände des ehemaligen Judenviertels. Da wo heute unsere Fraenkirche steht, da stand die Synagooge, die den Flammen zum Opfer fiel. -
Ich bin jetzt auch soweit und muss sagen, dass ich manchmal Luzinde hätte schütteln können. Wie sagt man so schön?? Fragenden Menschen kann geholfen werden. Dass die Sitte und Gebräuche ihr unbekannt vorkommen ist klar aber mit ein paar Hinterfragungen hätten sich einige Missverständnisse schneller klären lassen.
In ihrer Zuneigung zu (wie heisst jetzt der Sohn der Familie??) betäubt sie wohl auch etwa die Sehnsucht nach dem eigenen Kind , oder?
Und ich denke auch es handelt sich bei Elisabeth um die, aus dem Prolog.
Die Weiterentwicklung der Personen finde ich sehr interessant und die Gefühle die sie durchleben, kann man durch den Schreibstil sehr gut nach empfinden. Allerdings finde ich, dass sich Luzinde zu schnell Ulmann hingibt. Hatte sie dem alten Gottschalk nicht versprochen Kopf und Verstand zu gebrauchen??
Achso, wie kam es eigentlich, dass Luzinde das Gespräch in der Kirche mithörte?? Das wurde nicht geschrieben oder?? Mich hätte es interessiert ob sie da zufällig eben auch in der Kirche war.
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hm, ich weiss nicht so recht was ich von Ulmann halten soll, eigentlich kommt er mir hier relativ rchtschaffen vor.
Allerdings hätte ich Luzinde schütteln mögen und das mehrfach in diesem Abschnitt. Nicht nur wegen Ulmann, man möchte doch meinen sie lernt aus ihren Fehlern.
Ihre Ignoranz was die jüdischen Gebräuche betrifft finde ich schon ziemlich arrogant. Hier wird ihr ein Heim geboten und sie stellt sich derartig an, als hätte sie besondere Ansprüche.Die Diskriminierung der Juden macht mir auch arg zu schaffen. Sicher ist mir bewusst, daß das damals halt so war (und wenn ich an das letzte Jahrhundert erinnern darf, da war es ja nicht wirklich besser), aber Menschen, die mir durch die Geschichte ans Herz gewachsen sind, wie z.B. Jakob, einfach nur wegen ihrer Religion leiden zu sehen nimmt unglaublich mit.
Gottschalk ist für mich bis jetzt die beste Figur des Romans, ein wirklich weiser Mann.
Hosto war mir am Anfang nicht unsymphatisch, hat aber mit seinem Komplott gegen die Juden jede Symhatie verspielt.
edit @Herzgedanken: der Sohn heisst Jakob.
Und Luzinde traut sich nach dem Vorfall, bei dem sie für eine Jüdin gehalten wurde und Maragrete wiedergetroffen hat, nicht mehr in die Kirche des Klosters . -
Zitat
Original von Herzgedanke
Ich bin jetzt auch soweit und muss sagen, dass ich manchmal Luzinde hätte schütteln können. Wie sagt man so schön?? Fragenden Menschen kann geholfen werden. Dass die Sitte und Gebräuche ihr unbekannt vorkommen ist klar aber mit ein paar Hinterfragungen hätten sich einige Missverständnisse schneller klären lassen.Sie denkt doch, daß sie damit an den Riten teilhat und davor hat sie ja Angst.
Sie möchte es zwar auf einer Seite wissen, auf der anderen hat sie aber auch Angst davor, zuviel über das für sie noch ungläubige Judentum zu erfahren und damit ihren eigenen Glauben zu verraten.Den Abschnitt fand ich sehr intressant und auch die darstellung im Hause Gottschalks.
Daß Rebekka ihr so feindselig gegenübersteht war fast vorauszusehen, da sie bestimmt eifersüchtig auf Luzinde ist.Zu Ullmann kann ich noch nicht so viel sagen, außer daß er mir noch noch zu sehr an seine Onkel glaubt und ihn das noch nicht als sehr starken Charakter erkennen läßt.
Ich denke und hoffe aber, daß sich das noch ändern wird und er sich seinem Onkel gegenüber durchsetzen wird. -
Zitat
Original von Johanna
Sie denkt doch, daß sie damit an den Riten teilhat und davor hat sie ja Angst.
Sie möchte es zwar auf einer Seite wissen, auf der anderen hat sie aber auch Angst davor, zuviel über das für sie noch ungläubige Judentum zu erfahren und damit ihren eigenen Glauben zu verraten.Ja das ist mir schon klar.... wie soll ich mich ausdrücken?? Ich wäre am liebsten in das Buch reingekrochen und hätte ihr ins Ohr geschrien "Nun frag doch wieso das so ist!!"
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Ok, das ging mir ähnlich.
Ich konnte es zwar verstehen, daß sie Angst hatte, aber genervt hat es mich trotzdem, daß sie nicht einfach nachgefragt hat. Das hätte doch einige Probleme weniger gegeben. -
Zitat
Original von Johanna
Ok, das ging mir ähnlich.
Ich konnte es zwar verstehen, daß sie Angst hatte, aber genervt hat es mich trotzdem, daß sie nicht einfach nachgefragt hat. Das hätte doch einige Probleme weniger gegeben.Das Ausmaß der Konsequenzen war ungleich höher als heute. Würde man heute nur noch zum Himmel verdrehte Augen ernten - so etwa - musste Luzinde um ihre Existenz fürchten. Vielleicht hätte ich dann auch nicht so zwanglos gefragt.
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Hallo,
nochmal von einem fremden Rechner - ich hoffe, in ein paar Tagen ist das alles wieder leichter. Nach dem Wochenende. Oder so.
Ich finde ganz spannend, wie aufmerksam hier gelesen wird und wie viele Details zusammengetragen werden - und wie unterschiedlich diese teilweise gelesen werden. Ich will natürlich niemandem vorweggreifen, aber ich glaube, alle aufgeworfenen Fragen werden im Laufe des Buchs beantwortet.
Zu dem Antisemitismus kann ich nur sagen, dass ich genau auf diese Reaktion gehofft habe - Unverständnis, schmerzhaftes Unverständnis.
Meine schlimmste Phase war, als ich ein originales Buch aus dem (ich glaube) 17. Jahrhundert in der Hand hatte, in dem so ganz selbstverständlich erzählt wird, dass im 14. Jahrhundert ja die Juden, die als Gäste in Nürnberg geduldet wurden, die besten Häuser besaßen, und dass man sie herausgekehrt hätte.
Starker Tobak, wenn man das in einem Geschichtsbuch liest, aber wenn man das in einem ORIGINAL findet, von Leuten, die da wirklich dran geglaubt haben ...Ich hoffe, ihr lest das Buch trotzdem gerne weiter.
Herzlich,
Lena
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Zitat
Original von Lipperin
Ob die Schwester Elisabeth von Seite 173 wohl identisch ist mit der Schwester Elisabeth aus dem Prolog? Falls ja, würde das vielleicht auch bedeuten, dass Luzinde im weiteren Verlauf des Romans sich doch auch noch auf die Suche nach ihrem Kind machen kann. Und natürlich ist Margaret wieder da.
Wow, das hätte ich überlesen
ZitatOriginal von Lipperin
Die Szene auf dem Markt ab Seite 189 unten widerspiegelt das Verhältnis zwischen den Nürnberger Christen und den Nürnberger Juden wohl ziemlich gut (und vermutlich nicht nur dort). Bestenfalls Gleichgültigkeit, aber wohl mehr kaum verhehlte Bitterkeit und Feindseligkeit, dazu noch die latente Aggressivität, das alles ist sehr bedrückend zu lesen. Und irgendwie wirkt auf mich die ganze Stimmung des Buches ein bisschen bedrückend, es gibt nicht viele Szenen, in denen ich mal lächeln kann, mich mal entspannt zurücklehnen kann, sondern immer ist da ein bisschen Furcht vor etwas Schlimmen.Diese bedrückende Stimmung habe ich auch so empfunden, irgendwie liegt da einfach was in der Luft.
Die Verschwörung, die Luzinde da mit anhört, die fand ich super beschrieben. Da konnte ich mich super reinversetzten, die Atmospähre in der die einflussreichen und skruppellosen Männer beraten, sehr gut getroffen
Dass Luzinde sich mit Jakob anfreundet finde ich schön für sie. In der Familie sind Jakob und Gottschalk mir die liebsten. Ich bin fast erleichtert, dass sie es irgendwie doch schafft, sich für die Familie und ihre Bräuche zu öffnen. Trotzdem finde ich es schade, dass sie am Ende des Abschnitts überlegt, ob sie die Familie warnen soll oder nicht
Ulmann gegenüber bin ich gespalten. Auf der einen Seite scheint er eine gewisse Moralvorstellung zu haben, auf der anderen Seite finde ich es sehr offensichtlich, dass Hosto sehr prägend auf ihn einwirkt. Als er ihn gebeten hat, die Freundschaft der Juden zu erlangen, wusste Hosto sicher schon, dass es kein gutes Ende nehmen würde mit den Juden. Und dass Ulmann da zwischen die Fronten geraten würde. Aber das sagt er ihm ganz bewusst nicht, damit Ulmannn, wie nennt Hosto es, Gehorsam lernen kann
In seiner Beziehung mit Luzinde schätze ich ihn einfach nur naiv ein. Dass das nicht klappen kann, sollte ja eigentlich beiden klar sein.
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Oh, noch ein Kommentar, wie schön. Freut mich, dass man auch die Sichtweise der Verschwörer gut nachvollziehen kann, Königstochter. Es ist mir stets ein Bedürfnis, die Bösen nicht nur böse, sondern einfach 'anders motiviert' darzustellen.
Herzlich,
Lena
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Ich bin ja jetzt endlich auch wieder zurückgekehrt zu Luzinde. Ein paar Mal habe ich mir gedacht: Mädchen, Mädchen, was machst Du nur für Sachen. Macht sie sich wirklich Hoffnungen, sie könnte Ulman heiraten? Sie ist so naiv, dass es mir manchmal weh tut. Sie hat aus dem, was ihr wiederfahren ist, nichts gelernt. Was erreicht sie denn damit? Fünf Minuten Seligkeit, die zum zweiten Mal ihr Leben zerstören könnten.