'Die Lichtermagd' - Seiten 323 - 392

  • Noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, aber schon mal die ersten Eindrücke:


    Das war jetzt aber wirklich ein Tiefschlag: Ulman steckt hinter dem Anschlag auf Gottschalk und Luzinde. „Dass die Leute nie tun konnten, was man ihnen befahl“ (Seite 324). Damit musste er doch rechnen.


    Hosto muss sich vom Bischof vom Bamberg das eine oder andere sagen lassen und bekommt darob einen Wutanfall. Da scheint er immer so gelassen und überlegt, und ist dann wieder so unglaublich jähzornig, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht. Ein seltsamer Mensch. Sagte ich schon, dass ich ihn nicht mag? Und auch dem Bischof geht es nur ums liebe Geld und um die Macht. :fetch


    Luzindes Besuch in der Kirche Seite 335 ff. ist für mich die Szene, die mir bisher am meisten bedeutet, die mich am meisten bewegt hat. Ihre Gedanken und Gefühle klingen fast schon ein wenig modern – und ich liebe sie dafür.


    Sie muss also auch Levis Haus verlassen und gerät beinahe unter die Räder, findet aber eine hilfreiche Hand in Form einer alten Frau mit dem Herz am rechten Fleck. Sie findet auch ihre Reisegruppe wieder und scheint nun doch noch nach Prag zu kommen. Nun bin ich auf Seite 358 und muss erst einmal ein Päuschen einlegen, freue mich aber darauf, Luzindes Reise und Geschichte weiterverfolgen zu können.

  • Der zweite Teil zum vierten Abschnitt


    Jemand ist krank und prompt ist „natürlich“ die vermeintliche Jüdin schuld. Luzinde tut, was sie kann, muss aber scheitern. Anlässlich der Gebete für den Verstorbenen erkennt der edle Ritter Wenzel, dass Luzinde keine Jüdin ist und hilft ihr, zum König zu kommen. Ich frage mich, ob er dies auch so bereitwillig getan hätte, wenn ihre Tarnung nicht aufgeflogen wäre. Denn Vorbehalte gegen die Juden hat als Kind seiner Zeit auch er.


    Die Caspar-Szene ab Seite 370 ist wohl ein Abbild, steht für mich stellvertretend für die Menschen, die versuchten, mit einigem Anstand durchs Leben zu gehen, die aber dem Gewohnheits- und damaligen Recht, so man davon in heutigen Maßstäben überhaupt davon sprechen kann, in wirtschaftlichen Zwängen den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft die Schuld an der Misere geben, und das waren, wenn die Zeiten wie 1349 danach waren, eben die Juden. „Hier wurden die Geständnisse erzwungen“ (Seite 372). Eben, Hauptsache, jemand gestand, ob es die Wahrheit war, spielte keine Rolle, so lange es von Nutzen war.


    Ein bisschen verwundert bin ich schon, dass der König Luzinde einfach so anhört. Ob das wohl geschah, weil vorher Ulman und Co. schon vorgesprochen hatten? Jedenfalls deckt sich das weitere Verhalten Karls mit dem Bild, das die Historiker von ihm zeichnen. „Ich handle nicht, obwohl ich weiß, dass es moralisch falsch ist. Politisch ist es weise“ (Seite 386). Und menschlich, so möchte ich anfügen, ist es eine Bankrotterklärung. Immer wieder finde ich es seltsam zu beobachten, dass Männer zu bedeutenden Persönlichkeiten erklärt wurden, obwohl diese keine Skrupel kannten, obwohl oftmals so viele Leichen ihren Weg pflasterten. Oder gerade deshalb? Dann wäre es wahrlich schlecht um uns bestellt.
    Wenigstens billigt er Luzinde drei Tage Vorsprung zu. Ob der reale Karl das auch getan hätte? Da habe ich so meine Zweifel.


    Und natürlich hat Ulman Schuld am Tod Gottschalks. Alles andere hätte mich auch arg gewundert.

  • So, jetzt wissen wir auch, daß Ulman hinter dem Überfall steckt. Er wird halt seinem Oheim immer ähnlicher. Sie gehen wirklich über Leichen.


    Aus dem Hause Levi wird Luzinde geworfen, nachdem ihr Kirchgang entdeckt wurde. Und wieder muß sie sich durchschlagen. Besonders hat mir dann aber gefallen, als Pavel und Mierek von ihr verflucht wurden S. 351 unten :lache


    Jetzt gesteht Luzinde auch Wenzel, daß sie Christin ist.




    Luzinde spricht beim König vor und der gesteht ihr schlußendlich auch noch drei Tage Vorsprung zu und Wenzel bringt sie nach Nürnberg zurück.
    Das paßt zwar sehr gut in die Geschichte, ist für mich jedoch sehr unrealistisch.

  • Zitat

    Original von Richie
    Besonders hat mir dann aber gefallen, als Pavel und Mierek von ihr verflucht wurden S. 351 unten :lache


    Ist es nicht erstaunlich, welche Entwicklung sie durchmacht? Ich stelle mir vor, die Luzinde im Beginenkloster hätte vielleicht auch diese Idee gehabt, aber sie hätte wohl kein Wort davon ausgesprochen.

  • Ich hab den Abschnitt zwar gerade erst angefange, aber nachdem ich es schon fast im vorherigen Abschnitt gepostet hatte jetzt hier:


    Schön fand ich die Szene in Pilsen, als sie in der Kirche um einen Platz bei Gott für die Juden bittet. Das zeigt doch sehr, daß sie sich mit den Gebräuchen der Juden soweit beschäftigt hat, daß sie zumindestens halbwegs versteht, daß die Unterschiede doch nicht so trennend sind, wie es vordergründig aussieht.
    Und dann wird sie bei Levi aus dem Haus geworfen. Da sieht man mal, daß andersrum die Religion auch nicht gleichgültig war. Auch Juden vermochten einzelne Christen zu diskriminieren. Das ist jetzt nicht wertend gemeint, aber an manchen Stellen waren sie wohl genauso sturböckig wie die Christen.
    Man hätte ja Luzinde nicht mitten in der Nacht rauswerfen müssen, schliesslich hatte Gottschalk ja seine durchaus einleuchtenden Gründe für das Versteckspiel. In seinem Andenken hätte man da auch ein wenig gnädiger sein können.


    So und jetzt geht's aber weiter :-)

  • so, nun zum Rest des Abschnitts.
    Die Alte, die Luzinde von den beiden Kerlen wegbringt ist ja wirklich toll. Endlich mal eine vernünftige Person in dieser sonst so von Vorurteilen geprägten Welt.


    Endich erfährt auch Wenzel, daß Luzinde Chistin ist. Und er wendet sich trotz der Lügerei nicht ab! Ich denke er ist der wirklich Held des ganzen hier. Er schafft es trotz der wirklich schwierigen Zeit immer noch einen halbwegs klaren Blick auf die Menschen um sich herum zu werfen. Auch den König sieht er ja nicht unbedingt als fehlerfreie Lichtgestalt, sondern eben als den Menschen der er ist.


    Über den König selbst mag ich nicht urteilen, ich denke auch er unterlag vielen Einflüssen, die wir so nicht abschätzen können. Wobei es schon sehr kaltblütig ist die Juden so preiszugeben. Aber immerhin gibter Luzinde 3 Tage Vorsprung. Ob er wohl damit rechnet, daß Wenzel ihr hilft nach Nürnberg zu kommen? Ansonsten wären die drei Tage eher ein Witz, hat sie doch 11 Tage bis nach Prag gebraucht. Der Vorsprung macht ja nur Sinn, wenn sie genauso schnell wie Ulmann wieder nach Nürnberg kommt.

  • Hallo,


    ja, die Leistungen von Karl IV. sind sicher bedeutend, doch dass er sich gerade den Juden gegenüber sehr ... politisch ... verhalten hat, sollte deutlich werden. Dabei hat er sie in Böhmen, seinem Erbland, durchaus selbst geschützt!


    Widersinnig, wie es scheint, aber ich habe genau diesen Zug benutzt, um zu verdeutlichen, dass Karl nicht per se etwas gegen die Juden hatte. Daher scheint mir der Aufschub nicht out of character.


    Herzlich,


    Lena

  • Ich bin auch soweit. Und die Entwicklung die Luzinde gerade durchmacht finde ich sehr interessant. So langsam bekomt sie Respekt vor sich selber, Selbstbewusstsein und Mut.


    Ich musste allerdings ein paar Mal schlucken als Gottschalk starb.

  • In diesem Teil wird es immer deutlicher. wie sehr sich Lucinde entwickelt.
    Sie wirkt erwachsener und deutlich reifer.
    So gefällt sie mir noch besser-


    Ulmann hat nun doch völlig verspielt. Schade, daß er sich so seinem Onkel anähert.
    Ich seh das eher als sozial bedingt als erblich an. Schade trotzdem, daß er nicht den Mut aufbringt, seinen eigenen Weg zu gehen.
    Ich hoffe ja noch darauf, daß er wenigstens noch so viel eigenen Anstand in sich trägt, Lucinde zu verraten, wo sie ihren Sohn finden kann.


    Ich seh schon wieder eine lange Nacht vor mir - das Aufhören fällt mir immer schwerer :grin

    Verlinkungsbessererkennungsabstandshalter

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Johanna ()

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Luzindes Besuch in der Kirche Seite 335 ff. ist für mich die Szene, die mir bisher am meisten bedeutet, die mich am meisten bewegt hat. Ihre Gedanken und Gefühle klingen fast schon ein wenig modern – und ich liebe sie dafür.


    Die Szene in der Kirche fand ich zwar auch bewegend, aber mir war Luzinde hier zu modern. Klar finde es mutig von ihr, für die Juden einzustehen und überhaupt, sich den Juden so anzunähern, aber viele ihrer Gedanken empfinde ich einfach als zu modern.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Sie muss also auch Levis Haus verlassen und gerät beinahe unter die Räder, findet aber eine hilfreiche Hand in Form einer alten Frau mit dem Herz am rechten Fleck. Sie findet auch ihre Reisegruppe wieder und scheint nun doch noch nach Prag zu kommen.


    Ich hab mir da echt Sorgen um sie gemacht, als Frau alleine auf der Straße! Als sie die Reisegruppe wiedertrifft, war ich ehrlich erleichtert. Richtig bewegend fand ich auch die Stelle, als Luzinde gemeinsam mit Wenzel betet. Wie Wenzel sich ihr öffnet und ich empfand, dass hier eine echte Herzensbegegnung stattfand. Wenzel ist auf seine Art eh ganz anders, als die bisherigen Männer in Luzindes Leben. Ein Goldstück, das sie da gefunden hat :-]


    Die Begegnung mit Kaiser Karl fand ich glaubhaft. Für mich kam da rüber, dass die Entscheidung gegen die Juden ihm nicht leicht gefallen ist, er sie aber einfach als notwendig erachtet hat. Er scheint mir sehr zerissen, zwischen seiner Macht und seiner Religiösität.

  • So ganz konnte ich nicht nachvollziehen das der Jude Levi Luzinde noch in der Nacht aus dem Haus gejagt hat. Er hätte doch wenigstens bis morgens warten können.


    Luzinde ganz alleine und ohne Schutz auf dem Weg nach Prag. Zum Glück konnte sie den beiden Kerlen ungeschoren davon kommen. Ich habe schon böses geahnt. Zufällig trifft sie Wenzel wieder.



    Zitat

    Original von Königstochter:


    Die Begegnung mit Kaiser Karl fand ich glaubhaft. Für mich kam da rüber, dass die Entscheidung gegen die Juden ihm nicht leicht gefallen ist, er sie aber einfach als notwendig erachtet hat. Er scheint mir sehr zerissen, zwischen seiner Macht und seiner Religiösität.


    Ich war etwas verwundert, dass der König sie einfach laufen lässt nachdem sie ihn angelogen hat.

  • Zitat

    Original von Vivian


    Ich war etwas verwundert, dass der König sie einfach laufen lässt nachdem sie ihn angelogen hat.


    Also ich nehm ihm das ab, weil er so religiös ist. Er weiß genau, dass er moralisch nicht richtig handelt und dass Luzinde eigentlich im Recht wäre. Um sein Gewissen, dass ihn anklagt, zu besänftigen, lässt er sie laufen. Außerdem könnte es ja auch sein, dass Luzinde ihn sehr fest beeindruckt hat, weil sie doch die Frau in seiner Vision war und den Lichterkranz hat er damals ja auch über ihrem Kopf gesehen. Er könnte gedacht haben, dass Luzinde eine Heilige ist ;-)