Drei Irre unterm Flachdach - Bastienne Voss

  • Kurzbeschreibung


    »Nichts hatte ich zu bieten als einen durchgeknallten Opa und eine unmögliche Oma, die billige Schlager grölte.«
    »Die Vossen ihr Opa« baute einen Bungalow. Der war außen mit Riffelplaste und Alufolie und innen mit golden bemaltem Pappstuck verziert.Der Hit waren die Dimmschalter von Tante »Elektra« aus dem Westen. Hier spielte sich das Leben der drei Irren ab, von dem Bastienne Voss erzählt. Ein Buch zum Herzerfreuen.
    »Zuerst hatte ich einen Großvater, dann eine Großmutter und dann Eltern und alles andere, was so zum Leben gehört. Großvater hatte ein Ding zu laufen. Dass er sich das im KZ weggeholt hatte, wusste ich damals noch nicht. Jedenfalls ließ er an dem Ding, das er zu laufen hatte, alle teilhaben, und so hatte auch Großmutter bald ein Ding zu laufen. Bei mir wuchs das Ding von Jahr zu Jahr, bis es hier und da mein sogenanntes Normalverhalten überschattete. In unserer Familie hatten also mindestens drei Leute eine Macke: Opa, Oma und ich. 13 Jahre lang polterte Großvater durch mein Leben. 13 Jahre lang fürchtete ich mich vor dem Tyrannen und Wundertäter, den ich abgöttisch liebte.«


    Meine Meinung
    Ich habe keine Ahnung, wie dieses Buch in meinen Bestand geraten konnte. Da ich zunächst annahm, es handele sich um die üblichen Ostkindheitserinnerungen, irgendwas zwischen Pioniernachmittag, Schlager Süßtafel und Pittiplatsch und als ich dann noch las, dass die Autorin bei irgendwelchen Vorabendsoaps mitgespielt hat (oja, ich pflege meine Vorurteile) wollte ich es eigentlich ungelesen entsorgen.
    Dass wäre wohl keine Katastrophe gewesen, dennoch ist „Drei Irre unterm Flachdach“ eine nette kleine Familiengeschichte:
    Bastienne, genannt Jenni, wächst bei ihren Großeltern auf, ihre Eltern, stramme Sozialisten, wollen Karriere als Tänzer machen und studieren in Moskau. Da spricht eigentlich auch nichts dagegen, allein, ihre Großeltern sind ein wenig speziell. Während Oma eher einfach gestrickt ist und sich Opas Furzideen widerstandslos unterordnet, ist Opa ein überzeugter Kommunist, der das Manifest stets zur Hand hat und mit dessen Hilfe die Westverwandtschaft in Grund und Boden argumentiert. Das glaubt er zumindest. Außerdem ist er ein Despot, ein Geizkragen, ein Miesepeter.
    Wie es ist, unter solchen Bedingungen aufzuwachsen, beschreibt dieses Buch auf ziemlich vergnügliche Weise. Die DDR spielt nur am Rande eine Rolle, vielmehr sind es diese nicht ganz alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen, die Bastiennes Kindheit prägten. Und das Schöne an diesem Buch ist, dass es zeigt, dass auch eine ungewöhnliche Kindheit schön sein kann, dass auch schwierige Menschen lieben können und dass man nicht wie alle sein muss, um glücklich zu werden.
    Kurz: ein hübsches Buch, ein bisschen fürs Herz, ein bisschen zum Schmunzeln und auch ein kleines bisschen zum Nachdenken.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Dieses Buch habe ich gegen Jahresanfang gelesen und fands überraschend gut. Eigentlich nur gekauft, weil es bei Jokers so spottbillig war und die Kurzbeschreibung ganz ok klang, war es das Lesen dann durchaus wert. Ein nettes Buch mit einer einfachen, aber doch wichtigen Botschaft und interessanten Charakteren (mir hatte es vor allem der Opa angetan).