Nee, ich bin nicht sauer. Sooo leicht gelingt das einem Voltaire nicht.
ZitatIch habe den Film damals aufgenommen - MIT WERBUNG!
Und Du hast natürlich - als braver Konsument, der ja auch sicherstellen will, dass VOX in Zukunft solche Blockbuster ausstrahlen kann - die Finger brav von der Vorspultaste gelassen, als Du ihn Dir dann angeschaut hast, gelle? (BTW: Der Film lief sicher auch nicht werbefrei im Kino - und welchen Sinn hat es, davon abgesehen, hier über eine solche Ausnahme zu sprechen?)
Eine schlichte Wahrheit lautet: Um den Endpreis eines medialen Produktes zu senken (zuweilen auf Null, etwa im Bereich Privatfernsehen), finanziert man es über Werbung. Dabei sei mal außenvorgelassen, dass auch diese Werbung vom Kunden bezahlt wird, nämlich wenn er das beworbene Produkt kauft. Bücher bieten außerhalb des redaktionellen Textes Raum für Werbung, der auch schon für Eigenwerbung genutzt wird, wenn der Buchblock das zulässt (übrigens meiner Kenntnis nach nur damals im Rahmen der Werbung für Kommunalobligationen mitten im Text - heutzutage nur im Umschlag oder auf den letzten Seiten nach dem eigentlichen Text). Fraglos senkt eine Werbeanzeige etwa für "Die größte Innovation, auf die je ein Urinstrahl getroffen ist" (Werbung für den Clearblue-Schwangerschaftstest, wird aber meiner Kenntnis nach inzwischen nicht mehr geschaltet) den ästhetischen Wert eines Romans, und ich möchte als Autor eigentlich solchen Kram auch nicht in "meinen" Büchern haben. Wenn es aber keinen anderen Weg gibt, um die Endpreise massentauglich zu halten, werde ich auch in diesen Apfel beißen, der einem, davon abgesehen, sehr viel saurer vorkommt, als er ist. Der Protest hat m.E. viel mit der menschlich-immanenten Unlust auf Veränderungen zu tun. Am liebsten soll immer alles so bleiben, wie es ist. Was gab es in den Achtzigern für einen Aufschrei, als die Postleitzahlen geändert wurden. Im Ergebnis konnten dann alle sehr gut mit der Veränderung leben, auch die Protestierenden. Denn die Veränderung war tatsächlich eine Verbesserung. Die Möglichkeit, Bücher weiterhin vergleichsweise günstig anbieten zu können, obwohl sie weniger nachgefragt werden, ist auch eine. Die Alternative bestünde darin, dass aus Büchern Eliteprodukte werden. Oder dass es überhaupt keine mehr gibt, oder deutlich weniger. Und wir sprechen hier nicht davon, dass alle drei Seiten eine Anzeige eingestreut werden soll, sondern von ein, zwei, drei Seiten am Ende. Nach dem Text.