ZitatOriginal von DraperDoyle
Ich will aber kein günstigeres Lesevergnügen. Während ich lese, will ich allerhöchstens vom Autor manipuliert werden und nicht von irgendwelchen Konzernen. Klar machen die Werbung, weil sie irgendwas verkaufen wollen, ich will aber nichts kaufen, sondern lesen.
Also, zum einen: Lassen wir mal die Kirche im Dorf! Wir reden hier davon, dass sich hin und wieder vorn und hinten im Buch eine Seite Werbung findet, und nicht durch den gesamten Text gezogen auf jeder 3. Seite.
Und wenn Du sagst, Du willst kein "günstigeres" Lesevergnügen: Wie viel bist Du bereit, zu zahlen? 20 Euro für ein Taschenbuch? 50 für ein Hardcover? Nebenbei bemerkt: So weit ist es ja nun wirklich lange noch nicht.
Nehmen wir den Zeitschriftenmarkt: Wer von Euch zahlt 10 Euro für eine Ausgabe des "Stern"? Oder für eine Frauenzeitschrift, damit keine Werbung mehr dort stattfindet? Ihr schimpft auf die Privatsender, könnt sie aber einfach so und umsonst einschalten, die GEZ macht sicher nicht deshalb so aggressiv Werbung, weil jeder immer brav seine Gebühren zahlt ... Nein, bitte hier nicht die Diskussion über die öffentlich-rechtlichen Sender und die Frage, ob sie ihrem Bildungsauftrag noch nachkommen, das ist ein völlig anderes Thema ...
Ich muss nur wirklich sagen: Diese teils moralinsaure Diskussion in diesem Thread regt mich ein wenig auf. Wenn da ein eingefügt wird, möchte ich mich übergeben, was haben hier eigentlich manche für ein Anspruchsdenken? Und woher nehmen sie es?
Jeder von Euch wird für seine Arbeit bezahlt, das ist völlig normal. (Gehaltserhöhungen übrigens bisher auch, aber wenn ein Buch teurer wird, weil nämlich auch Verlage und Autoren mit der Inflation leben müssen, wird gleich geschrien). Hier gibt es zum Beispiel auch eine Eule, die als Beamtin sicher im Sattel sitzt, aber ganz gern die Mappe sehr weit aufreißt. Hallo? Wisst Ihr, was da draußen los ist? Habt Ihr mal in die Zeitung geguckt oder Nachrichten gesehen, Euch in Branchentickern schlau gemacht? Ich kann Euch gar nicht sagen, wie viele meiner lieben, lieben Freunde und Ex-Kollegen als Journalisten oder freie Autoren momentan auf der Straße sitzen und versuchen müssen, sich irgendwie durchzuschlagen. Honorare werden auf ein Minimum gekürzt, es ist schon fast ein akrobatischer Akt, als Freiberufler noch überleben zu können. Es herrscht doch ziemlich große Verzeiflung, das könnte Ihr mir glauben.
Das Internet hat unsere Welt verändert. Und bei allen Segnungen, die es mit sich bringt - trotzdem nicht immer zum Positiven. Erst hat es die Musikindustrie gekillt, indem immer mehr Leute illegale Downloads runterladen und die Rechte der Urheber so mit Füßen treten. Die meisten Künstler leben nicht mehr von ihrer Musik, sondern von ihren Konzerten. Für uns Autoren dürfte das schwierig werden, die wenigsten von uns füllen mit ihren Lesungen die Color Line Arena! Und nun ist der Print-Journalismus dran und wenn wir alle nicht aufpassen, kommt die Literatur als nächstes. Tauschbörsen, Wanderbücher, demnächst kommen die E-Book-Downloads - was glaubt Ihr eigentlich, wie das der Branche schadet? Früher konnte man in die Bibliothek gehen und ein Buch ausleihen, durch langes Suchen fand man vielleicht auch ein Exemplar irgendwo im Antiquariat. Heute gehe ich ins Netz, zu ebay, tauschticket.de oder suche in einem Forum nach jemandem, der ein Wanderbuch anbietet. Alles schön, alles gut - aber bevor hier weiter geschimpft und mit um sich geworfen wirft - denkt bitte alle mal nach, dass die Verlage Mittel und Wege finden müssen, um solche Entwicklungen aufzufangen. Sonst ist nämlich demnächst ganz Essig mit Büchern. Ihr wollt keine Werbung? Dann achtet die Urheber und kauft euch das, was Ihr lesen wollt (besonders hübsch finde ich, dass die massive Kritik hier von Leuten kommt, die Romane umsonst von vorablesen.de erhalten haben!)! Oder regt Euch nicht darüber auf, dass Easyjet oder wer auch immer hinten im Roman eine Anzeige schaltet. Freut Euch darüber!
So. Auf Zinne:
Wiebke