Der Weg zur Wahrheit steckt voller Überraschungen, und die machen „Kein Zeichen von Gewalt“ von Jorun Thørring zu einem lesenswerten Krimi aus Paris.
Adam Faber, Inhaber einer kleinen Pariser Modellagentur, verschwindet spurlos. Als sein Auto gefunden wird, liegt auf der Rückbank eine ermoderte junge Frau.
Ein komplizierter Fall für Orla Oz, der aus Norwegen stammenden Gerichtsmedizinerin, denn die Spuren führen sie auf ein rutschiges Parkett: Sie weisen nicht nur in die jüngste Geschichte der französischen Kolonialzeit in Algerien, die 1962 mit der Unabhängigkeit ein Ende fand, sondern auch zu einer angesehenen und einflussreichen Pariser Familie, die sich sehr dagegen sträubt, dass an ihrer blanken Oberfläche auch nur gekratzt wird. So müssen Orla und ihre Kollegen die Nerven bewahren und sich durch diverse Befindlichkeiten lavieren, um den Mörder zu finden.
Mein Fazit:
Im zweiten Fall der Wahl-Pariserin Orla Oz führt uns die Autorin Jorun Thörring mit „Kein Zeichen von Gewalt“ in die Wirren der letzten Tage vor der Unabhängigkeit Algeriens und in die Abgründe der feinen Pariser Gesellschaft, die mit aller Macht ihre Contenance wahren und ihre Geheimnisse hüten will. Doch hinter den bröckelnden Fassaden französischer Großbürgerlichkeit verbergen sich, wie könnte es auch anders sein, mitunter wenig präsentöse Themen wie Trunksucht und Nationalismus, Untreue und Leben voller Lügen.
Der Weg zur Wahrheit steckt also voller Überraschungen, und die machen „Kein Zeichen von Gewalt“, selbst wenn die Ereignisse an manchen Stellen etwas konstruiert wirken, zu einem lesenswerten und spannenden Krimi.