Klappentext / Kurzbeschreibung des Buches:
Wie gerne hätte der Vater seinen Söhnen ›Tim und Struppi‹ geschenkt – aber leider können Sie nicht lesen. Wie gerne wäre er mit ihnen auf Berge gestiegen, hätte mit ihnen Musik gemacht, hätte mit ihnen Volleyball gespielt – aber leider können sie immer nur mit Holzklötzchen spielen. Thomas und Mathieu sind behindert und waren nie das, was sich der Vater gewünscht hätte: normale Kinder.
Pointiert und mutig schildert Fournier das Leben mit seinen zwei Söhnen, die zu lieben nicht leicht war. Für die beiden wäre eine Engelsgeduld nötig gewesen, doch Fournier, so bekennt er offen, war kein Engel. Jean-Louis Fournier erzählt von einem Vater, der sich andere Söhne gewünscht hätte – und diese Erfahrung können sicher viele mit ihm teilen – mit einem Witz, der verstörend und sehr berührend ist, und mit einer Aufrichtigkeit, die großen Respekt verdient.
Angaben über den Autor:
Jean-Louis Fournier, 1938 in Arras geboren, ist Schriftsteller und Humorist und arbeitet zudem als Regisseur für das Fernsehen. Er hat eine Vielzahl von Büchern veröffentlicht. ›Wo fahren wir hin, Papa?‹ wurde in Frankreich zu einem großen Besteller und 2008 mit dem renommierten Prix Femina ausgezeichnet.
Eigene Meinung:
Durch eine Leseprobe entsprechend erwartungsvoll habe ich schon gestern das Buch beendet und kann nur sagen, dass meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden.
Jean-Louis Fournier verleiht seinen Gedanken in kurzen, knappen Sätzen Ausdruck, so dass ich kaum merkte, wie die Zeit verging. Beeindruckend ist, mit welcher Präzision er schreibt, wie treffend er in wenigen Worten das Verhalten der Menschen analysiert. Gerade durch diesen Schreibstil hat das Buch mich zutiefst berührt. Dazu beigetragen haben auch die kurzen, episodenartigen Abschnitte, aus denen das Buch besteht. Störten mich diese anfangs noch, desto mehr brauchte ich sie, je länger ich las. Ich brauchte sie, um innezuhalten, um das Gelesene zu verdauen, um zu reflektieren und nachzudenken. Wer jetzt denken mag, dass 12,90 € für 155 spärlich bedruckte Seiten etwas viel sei, den möchte ich beruhigen. Ich persönlich habe nämlich für das Buch entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten erstaunlich lange gebraucht, gerade wegen der Pausen, und auch jetzt, nach Beendigung der Lektüre, beschäftigt mich die Erzählung noch und wird dies sicherlich auch noch eine Weile tun.
Das Buch macht wütend, traurig, nachdenklich, aber es gibt auch Hoffnung und kann einem zum Schmunzeln bringen, nicht zuletzt auf Grund des ironischen Untertons.
"Wo fahren wir hin, Papa?" schockiert letzendlich auch, weil es uns einen Spiegel vor Augen hält, uns unsere Schwächen und Stärken aufzeigt und das schonungslos und ehrlich. Vielleicht hat gerade das mich immer wieder für einen kurzen Augenblick unterbrechen lassen, denn vieles musste ich wegen dem hohen Wahrheitsgehalt erstmal verdauen. Ein Satz, der meines Erachtens nach schon viel über das Buch aussagt, ist dieser: " Er (Mathieu) sieht nie fern, ist auch nicht nötig, er hat's auch so zum geistig Behinderten gebracht." (S.22).
Was mich jedoch etwas gestört hat, ist, dass das Versprechen, mit einem Lächeln über seine zwei behinderten Söhne zu sprechen, nur teilweise gehalten wurde. Denn oftmals beklagte der Autor bloß seine Situation, Pessimismus kam nicht zu kurz, der zynische Wunsch, dass seine beiden Söhne sterben mögen, leider auch nicht. Trotzdem hat es mich im Gesamtwerk beeindruckt, denn genauso wie Verbitterung merkt man ihm auch die Zuneigung zu seinen Söhnen an!
Gerade weil es mich ein Stück weit verändert hat, kann ich nur die volle Punktzahl vergeben! Chapeau, Jean-Louis Fournier !