Trigger - Wulf Dorn

  • So, nun habe ich mich doch noch dazu hinreißen lassen, eine Rezi zu schreiben.


    Kurzbeschreibung
    Der Fall einer misshandelten Patientin wird für die Psychiaterin Ellen Roth zum Alptraum: Die Frau behauptet, vom Schwarzen Mann verfolgt zu werden. Kurz darauf verschwindet sie spurlos. Bei ihren Nachforschungen wird auch Ellen zum Ziel des Unbekannten. Er zwingt sie zu einer makaberen Schnitzeljagd um ihr Leben und um das ihrer Patientin. Für Ellen beginnt ein verzweifelter Kampf, bei dem sie niemandem mehr trauen kann. Immer tiefer gerät die Psychiaterin in ein Labyrinth aus Angst, Gewalt und Paranoia. Und das Ultimatum läuft ...
    Ein nervenzerrender Psychothriller, der seine Leser schonungslos in die Abgründe der menschlichen Psyche zieht.


    Meine Meinung:
    Grundsätzlich war ich von der Beschreibung sehr angetan und hatte mir fest vorgenommen, das Buch bei Erscheinen auch unverzüglich zu kaufen. Was ich dann auch prompt getan habe. :grin Nach dem Ende des Buches wusste ich nicht genau, ob ich nun enttäuscht sein sollte, dass es doch nicht das war, was ich mir erhofft hatte, oder froh, weil es auch wesentlich schlechter hätte sein können. Auf alle Fälle sehe ich – gewollte – Parallelen zu Sebastian Fitzeks Romanen: die psychologischen Spielchen, das Tempo und die scheinbar ganz andere Art der Lösung am Ende.


    Bei Wulf Dorn überzeugen mich die Charaktere nicht hundertprozentig. Ellen ändert mir zu schnell ihre Meinung und gerät mir als Psychiaterin auch viel zu schnell in Panik. Gut, wenn man im Nachhinein auf die Lösung sieht, erklärt die vielleicht einiges, aber das wusste ich im Verlauf des Buches schließlich nicht. *g* Über Chris, ihren Freund, der während der Handlung eigentlich so gut wie von der Bildfläche verschwunden ist, hätte ich mir auch noch mehr Details gewünscht. Schließlich ist er für mich eine Art "Schlüsselfigur", die zuerst lange im Dunkeln gehalten wird und dann ganz kurz abgehandelt wird. Das war mir zu lasch. Und dann noch Ellens Arbeitskollege Mark, der ihr immer brav zur Seite steht, weil er schon ewig in sie verliebt ist - sie das aber scheinbar einfach nicht mitbekommt. Egal, was Ellen ihm an haarsträubenden Geschichten auftischt, er hält weiter zu ihr und deswegen bleibt er eine zwar sympathische, aber dennoch einseitige Figur für mich.


    Ja, und dann eben die Handlung an sich: der „schwarze Mann“, der ein böses Spielchen mit Ellen spielt. Soweit die Entwicklung der Geschichte auch sehr spannend und überraschend vorangeht; die Auflösung hinterließ ein zwiespältiges Gefühl bei mir. Auf der einen Seite der Gedanke, gut, es war so ganz anders, als eigentlich gedacht. Auf der zweiten Seite tauchte bei mir Verwunderung auf, so nach dem Motto, „und das war´s jetzt?“
    Alles in allem für mich ein guter Erstling, aber kein umwerfender.


    Wer auf Biegen und Brechen einen neuen Fitzek erwartet, der wird entweder nicht so glücklich sein - wie ich - oder, was ich auch schon gelesen habe, begeistert. Auf jeden Fall können alle diejenigen, die neugierig auf eine neue Thrillerentdeckung aus Deutschland sind, sich
    Dorn gerne zu Gemüte führen. Ich hoffe, der Mann ist noch steigerungsfähig und vergebe 8 von 10 Punkten.

  • Heyne Tb 2009, 428 S.


    Über den Inhalt:
    Der Fall einer misshandelten Patientin wird für die Psychiaterin Ellen Roth zum Alptraum: Die Frau behauptet, vom Schwarzen Mann verfolgt zu werden. Kurz darauf verschwindet sie spurlos. Bei ihren Nachforschungen wird auch Ellen zum Ziel des Unbekannten. Er zwingt sie zu einer makaberen Schnitzeljagd um ihr Leben und um das ihrer Patientin. Für Ellen beginnt ein verzweifelter Kampf, bei dem sie niemandem mehr trauen kann. Immer tiefer gerät die Psychiaterin in ein Labyrinth aus Angst, Gewalt und Paranoia. Und das Ultimatum läuft ...


    Über den Autor:
    Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem zwölften Lebensjahr. Seine Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften und wurden mehrfach ausgezeichnet. Seit 1994 ist er in einer psychiatrischen Klinik tätig, wo er in der beruflichen Rehabilitation psychisch kranke Menschen beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützt. Mit seiner Frau und einer Glückskatze lebt er in der Nähe von Ulm.


    Meine Meinung:
    Sebastian Fitzek und Andreas Eschbach sind bereits Fans von Wulf Dorn. Und ich bin gerade auf dem besten Wege dorthin.
    Dies ist Dorns Debütroman, man merkt es dem Buch aber deutlich an, dass der Autor bereits seit vielen Jahren schreibt. Die Sprache ist klar und präzise, der Stil modern, schnörkellos und
    fesselnd.
    Zu Beginn der Geschichte kam es mir vor, als verhielten sich die Personen nicht so, als seien sie gerade erst in die Situation hineinversetzt worden, als hätte quasi jemand das Licht angeknipst und sie beginnen zu agieren. Seltsam kühl und distanziert erscheint mir die Protagonistin Ellen.


    Knapp 100 Seiten lang bekommen wir fast nur Szenen aus dem Alltag einer Psychoklinik serviert und das Mitteilungsbedürfnis des Autors zu Fällen, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben, ist groß. Dann allerdings genügt ein einziger Satz und es wird schlagartig spannend. Diese Spannung hält sich bis fast zum Ende auf hohem Niveau, wobei auch noch eine Menge Kapitel mit einem Cliffhanger enden. Überraschende Wendungen führen dazu, bereits gefasste Theorien wieder über den Haufen zu werfen. Es gibt ein paar logische Schwachstellen im Handlungsablauf , über die man aber durchaus großzügig hinwegsehen kann.
    Am Ende hat der Autor eine Geschichte erzählt, die in die Abgründe der menschlichen Psyche führt und mich wieder mal schaudernd zurücklässt bei dem Gedanken, zu welchen Extremen der menschliche Geist in der Lage ist. Insgesamt ein temporeiches, spannend aufgebautes Buch, das die Bezeichnung Psychothriller wirklich verdient. Ich bin schon neugierig auf das nächste Werk des Autors.


    Ach ja: Titel, Cover, Klappentext – alles gut gewählt, stimmig und passend zum Inhalt. Na bitte, geht doch!

  • Meine Meinung:


    Ein Dorn im Auge


    Das sagt man oft, wenn einem eine Sache nicht so liegt und man diese gerne abschütteln könnte. Zum ersten mal gebrauche ich diesen Ausspruch heute allerdings positiv. Denn Wulf Dorn ist mir ab sofort ein 'Dorn im Auge', den ich nicht mehr missen möchte. Denn mit seinem Debüt hat er mich voll und ganz für sich gewonnen.


    Ellen Roth ist Psychiaterin in einer Klinik, als ihr plötzlich bei einem Rundgang eine völlig verwahrloste und schlimm zugerichtete Patientin begegnet. Sie redet nicht viel, warnt Ellen aber vor dem 'schwarzen Mann', der auch sie holen wird, wenn sie nicht aufpasst. Ellen ist geschockt. Vor allem, als sie ihrem Kollegen Mark von der Patientin erzählt und dieser sich ein eigenes Bild von ihr machen will. Denn in dem Moment, in welchem Ellen und Mark das Krankenzimmer betreten, müssen sie feststellen, dass die Patientin verschwunden ist. Komischer Weise hat auch niemand sonst in der Klinik ihren Aufenthalt mitbekommen. Und nichts zeugt davon, dass es diese Patientin wirklich gegeben hat.


    Schon sehr bald scheint der 'schwarze Mann', der von der unbekannten Patientin beschrieben wurde, um mit Ellen Kontakt aufzunehmen und er scheint sie sogar in ihren Träumen zu verfolgen. Ellen macht sich, trotz furchtbarer Angst, auf die Suche nach diesem Mann und begibt sich dabei auf einen Weg, der ihr zeigt, dass sie anscheinend selbst ihren Freunden nicht mehr trauen kann.


    Immer wieder dreht sich die Geschichte in eine andere Richtung. Der Leser beginnt, den Personen zu vertrauen, stellt fest, dass dies ein Trugschluss ist und schon im selben Moment ändert er erneut seine Meinung. Am Ende kann man es kaum erwarten, die Seiten zu lesen und obwohl ich schon recht schnell lese, habe ich mir mal wieder gewünscht, dies noch schneller tun zu können, um an des Pudels Kern zu gelangen.


    Wulf Dorn hat mit diesem Debüt nicht nur einen wunderbar spannenden, erstklassig recherchierten und fesselnden Psychothriller geschrieben, sondern vielmehr hat er sich in einem Rutsch in die Riege der besten deutschen Thrillerautoren katapultiert. Wer beim Lesen dieses Buches keine schwitzigen Hände bekommen hat und wer die Seiten nicht so schnell wie möglich weiterblättert, um endlich an die Auflösung zu kommen, ist selber Schuld.


    Der Autor lässt den Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken, ohne dabei zu medizinisch zu werden. Begriffe, die man als Laie vielleicht noch nie zuvor gehört hat, werden in dem Buch fast nebenbei so gut erklärt, dass man dem roten Faden zu jeder Zeit folgen kann. Die Geschichte ist rund, in sich schlüssig und so wahnsinnig spannend geschrieben, dass eine Störung beim Lesen (Telefon, Türklingel etc.) fast aggressiv macht. Also empfehle ich jedem Leser, sich ein paar Stunden Zeit zu nehmen, um dieses Buch in einem Rutsch zu lesen. Denn es fällt schwer, es zwischendurch weglegen zu müssen.


    Wulf Dorn... ein Autor, den ich in jedem Fall im Auge behalten werde. Ich kann seinen zweiten Thriller schon jetzt kaum erwarten und hoffe, dass auch dieser wieder genauso toll geschrieben ist wie 'Trigger'. Beim Lesen dieses Buches kam es mir vor, als würde ich einen Film sehen, denn Dorn hat diese besondere Gabe, sehr anschaulich und bildlich zu schreiben. Und am Ende des Buches, bevor der Epilog beginnt, hat er es sogar geschafft, mir ein paar Tränen der Rührung in die Augen zu zaubern.


    Ich möchte mich als recht 'hartgesottene Thrillerleserin' bezeichnen, aber beim Lesen dieses Buches habe ich mich mehrfach umgedreht, weil ich das Gefühl hatte, es würde jemand hinter mir stehen. Wenn ein Buch DAS mit mir macht, lese ich es nicht nur, sondern ich bin mittendrin....


    Ich bin begeistert von diesem Debüt und würde ich einen Hut tragen, so würde ich ihn ziehen.


    Chapeau!!

  • Ohne die Rezis vorher gelesen zu haben, dachte ich: Das Buch könnte genauso gut von Herrn Fitzek geschrieben worden sein. Psychothriller liebe ich über alles und das Thema Psychiatrie finde ich auch sehr interessant.


    Ich glaubte immer mal wieder zu wissen, was vor sich geht, aber dann hat sich die Geschichte wieder um 180 Grad gedreht.


    Einige Male habe ich alte Horrorfilme vor meinem Auge ablaufen sehen (die Szene mit den Badewannen im Keller war schon echt heftig). Gänsehaut und ein Gefühl verfolgt zu werden haben sich bei mir mehrmals eingestellt.


    Nichts für schwache Nerven also! Von mir gibt es 10 Punkte. Ich bin begeistert und werde den Autor im Auge behalten. (Da fällt mir allerdings grad die Szene mit dem Schraubenzieher ein - aua.)

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Ich war von "Trigger" jetzt nicht sooooo begeistert, dass ich es jedem Thriller-Fan wärmstens ans Herz legen würde, ein flüssig geschriebenes, spannendes Buch, das von einer äußerst beklemmenden Atmosphäre lebt, ist es aber allemal.
    Ich hatte so meine Schwierigkeiten mit Ellen, der Hauptfigur. Mit ihrem Verhalten ging sie mir auf gut Deutsch teilweise mächtig auf den Sack; Es könnte also auch an Ellens Nerv-Faktor liegen, dass ich nicht ganz so begeistert bin.
    Ein großer Pluspunkt des Buches ist, dass es eigentlich keine Längen gibt und sich das Tempo stetig steigert.
    Einem weiteren Roman des Autors bin ich nicht abgeneigt.


    [SIZE=7]Warum nur kann ich mir den Autor auch als Magier auf einer großen Bühne vorstellen?[/SIZE] :gruebel


    Edit: Wenn das ginge würde ich 7,5 Punkte geben

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

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  • Äh, ich finde ihn ein wenig schnöselig auf dem Foto hier: klick


    Das Buch fand ich im übrigen ganz spannend (um mal zum Wichtigen hier zurückzukommen :grin)
    Ein spannend gemachter, solider Thriller ohne merkbare Längen, der in einem Zug weggelesen werden kann und gut unterhält.
    Sicherlich wird es kein Lieblingsbuch von mir werden (ich sag nur Ellen :rolleyes von der hier anscheinend auch alle anderen genervt wurden), aber es ist solides Krimifutter.


    zufriedene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Wulf Dorn hat mit "Trigger" wirklich ein tolles Debüt hingelegt. Auf die eigentliche Handlung wurde hier ja zum Teil bereits recht ausführlich Bezug genommen, weshalb ich darauf verzichte, diese noch mal detailliert wiederzugeben.


    Erwähnenswert ist auf jeden Fall, dass Dorn das Talent besitzt, falsche Fährten zu legen; glaubt der Leser in einem Moment noch zu wissen, wer sich hinter dem Schwarzen Mann verbirgt, wirft Dorn im nächsten Moment sämtliche Theorien über den Haufen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wusste ich selber nicht mehr, wem Ellen noch vertrauen kann und ob gewisse Geschehnisse tatsächlich der Realität entsprechen oder ob sie einfach nur Ellens Fantasie entsprungen sind. Das Ganze gipfelt dann in einer Auflösung, die ich so nicht auf dem Schirm hatte.


    Dorns Schreibe ist recht einfach und mitreißend, ohne plump zu wirken, und die recht kurz gehaltenen Kapitel sorgen dafür, dass dieses Buch einen Sog entwickelt, der dazu verführt, es in einem Rutsch durchzulesen. "Trigger" besitzt wahre Pageturner-Qualitäten.


    Zudem ist dies endlich mal ein Psychothriller, der diese Bezeichnung auch verdient hat, denn mehrere Romane, die ich zuletzt gelesen habe und denen dieser Stempel aufgedrückt wurde, entpuppten sich dann eher doch als Polizeiermittler-Standardware. Bitte nicht falsch verstehen: Auch dieses Genre der Spannungsliteratur mag ich, aber einem Buch, das als Psychothriller deklariert wird, trete ich - logischerweise - mit einer andere Erwartungshaltung entegegen.


    Zurück zu dem hier rezensierten Buch: Lediglich im Hinblick auf Dorns Charakterzeichnungen möchte ich anmerken, dass diese doch über weite Strecken sehr, sehr blass blieben. Letztendlich verband ich mit den Protagonisten nur ein paar Namen - eine weitere Skizzierung lässt der Autor nicht zu.


    Nichtsdestotrotz hat Dorn hier ein wirklich gutes Debüt abgeliefert, das Lust auf mehr macht.

  • Ich hab Trigger heute (nach 2 Tagen) ausgelesen.
    Die Story fand ich gut ausgeklüggelt und in sich abgeschlossen. Auch wenn es für mich recht schnell nur 2 Möglichkeiten der Lösung gab. Und eine davon ist eingetroffen. Die Lösung hat mich einfach von Anfang an angesprungen (falls jetzt irgendwer den Hinweis versteht *lol*)


    Trotzdem fand ich die Geschichte, die ganz Zeit über spannend und auch die Fragen, die sich mir stellten sind vernünftig geklärt worden.
    Es gibt nur einen klitzekleinen Logikfehler (meiner Meinung nach) aber über den kann ich getrost hinwegsehen. Wobei ich gerne wissen würde, ob der bewusst gesetzt wurde, um den Leser auf dei falsche Spur zu führen oder ob da der Lektor/Autor nicht aufgepasst hat.


    Fazit: empfehlenswert ;)

    [...] und sie hinterließ auf ihrem langen Weg eine Kette sorgfältig gebrochener Herzen-[...]