Ja, die Zuordnung der Farben von dyke finde ich auch schlüssig.
Das Schloss Irreloh ist für mich eigentlich ein ganz wichtiger Abschnitt des Buches, gerade was die Unterhaltung zwischen Johannes und Ulla Uhlberg betrifft. Obwohl ich immer wieder schmunzeln muss, wenn die predigende Stimme des auktioralen Erzählers drohend über dem Text schwebt: "Ach, Ulla Uhlberg ...!" Hier finde ich die alte Sprache schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Auch wann immer vom "blöden Peter" die Rede ist. Mir ist schon klar, dass diese Bezeichnung "blöd" für "geistig behindert" oder "zurückgeblieben" damals einfach gebräuchlich war, trotzdem fahre ich jedes Mal wieder zusammen, wenn ich darüber stolpere.
Was ich an Schloss Irreloh so interessant und gleichzeitig schwer fassbar finde, ist die Sache mit den Affinitäten zwischen dem, was wir sind/denken/fühlen/träumen und dem, was wir damit aus der Umgebung, aus Zeit und Raum anziehen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Die "roten Gesellen" im Turm zu Irreloh, die dort oben ihr Feuer entfachen, schwingen wohl auf einer ähnlichen Frequenz wie Ulla Uhlberg mit ihrer "feurigen" Leidenschaft und Erinnerung an die Zeit in Florenz. Beides zieht sich wohl gesetzmäßig an und führt später zur Katastrophe.
Was ich aus dem Kapitel lerne ist: Wir haben - weil wir so wenig bewusst sind - keine Ahnung, was wir mit unseren Gedanken, Gefühlen, Leidenschaften anrichten, welche "Geister" wir damit anziehen, und dadurch entsteht eben neben manch Gutem auch viel Unglück.
Zitat S. 106: "Man hat vieles in sich, dem Wesen und Schicksal nach, was sich ausleben und klären muss, Gutes und Böses, aber man zieht auch manches an sich heran aus der Umwelt, mit dem man verwandt ist oder gegen das man nicht stark und bewusst genug angehen kann."
Noch mal ein paar Worte dazu, dass einige von uns das Buch so düster finden. Ich hab überlegt, dass es vielleicht auch daran liegen könnte, dass so oft die Worte "Dämmerung" und "Schatten" vorkommen.
Dabei assoziiert man eben Dunkelheit und Schwermut. Wobei ich denke, dass die Dämmerung einfach ein Synonym dafür ist, dass wir unbewusst durchs Leben gehen, dass wir uns nicht erinnern, die Zusammenhänge nicht verstehen. Und der Schatten hat, denke ich auch noch die Bedeutung der Anteile in uns, die uns nicht bewusst sind, weil wir sie bewusst verdrängen. Die Anteile, die wir an uns nicht mögen, und die wir aber anschauen und integrieren müssen, um heil, ganz, oder wie hier oft gesagt wird, licht zu werden. Hans-Christian Andersen hat dazu ein sehr schönes Märchen mit dem Namen "Der Schatten" geschrieben. Bei Dethlefsen ist glaub ich auch öfter die Rede davon.
Einige Stellen in diesem Kapitel, die ich angestrichen habe:
"Ich achte gewiss die Verkettungen des Blutes, aber man muss sich auch nicht darüber täuschen, dass sie nur an zweiter Stelle stehen. Die geistige Verwandtschaft ist stärker. Beides trifft selten zusammen."
"Ich glaube wohl, dass es ein Leben hinter den Dingen gibt, ähnlich dem Dasein, das in die Dinge hineingestellt ist. Es hätte vielleicht keinen Wert zu leben, wenn es anders wäre. Ich hätte es mir nie denken mögen, dass es alles sein könne, was die Menschen in ihrem Alltag sehen und was sie an ihm haben. Darum lohnte es nicht zu atmen und zu kämpfen."