Der Einzelgänger (A Single Man) – Christopher Isherwood

  • Originaltitel: A Single Man, erschienen 1964
    Deutsche Übersetzung: erschienen im September 2009 bei Suhrkamp


    Inhalt
    George, 58 Jahre alt, Literaturprofessor, beginnt seinen Tag in Gedanken an seinen verstorbenen Freund, ein Tag voller Routine, bis ihn eine zufällige nächtliche Begegnung mit einem seiner Studenten aus dem Takt bringt. Nach zu vielen Drinks ist George, der Einzelgänger, bereit für eine neue Liebe.


    Über den Autor
    Christopher Isherwood wurde 1904 in Cheshire / England geboren. Seine Erlebnisse Anfang der 30er Jahre in Berlin lieferten das Material für "Leb wohl, Berlin" und zwei weitere Romane, die in der Bühnenbearbeitung "Cabaret" Weltruhm erlangten. Isherwood emigrierte 1939 in die USA. Er starb im Alter von 83 Jahren in Santa Monica, Kalifornien.


    Mein Eindruck
    Der Leser begleitet George über 24 Stunden seines Lebens, erzählt in der dritten Person fühlt sich das aber an wie in der ersten Person erzählt, so sehr ist der Leser in Georges Kopf drin. Und da wechselt sich Banales mit Tiefgründigem, aber alles fließt ineinander zusammen und der Leser lernt eine Menge über George und die Welt, in der lebt – das Los Angeles Mitte der 60er Jahre.


    Die Inhaltsangabe hört sich furchtbar schwermütig und depressiv an und darauf war ich eigentlich auch eingestellt, aber George ist trotz seines Verlustes zwar ruhelos und in Trauer, wie es eben ein Witwer ist, aber trotzdem optimistisch und nicht isoliert. Er zieht sich nicht zurück und sucht und hat Kontakt mit seinen Mitmenschen, auch wenn die Traurigkeit über Jims Tod natürlich über allem liegt.


    Isherwood hat einen sehr eleganten und unangestrengten Erzählstil, der mir sehr gut gefallen hat. Man ist von der ersten Seite an gepackt, es artet weder aus in Geschwafel noch ist es alles zu kurz oder knapp, sondern kompakt da, wo es auch kompakt sein soll. Und die noch nicht mal 200 Seiten reichen da voll aus.


    Am Ende muss ich aber von der perfekten 10 einen Punkt abziehen. Isherwood hätte das Buch zwei Seiten vorher beenden sollen, dann wäre es eine runde perfekte Sache gewesen.


    Mittlerweile hat Tom Ford einen ästhetisch sehr ansprechenden Film gedreht (so ich das denn vom Trailer gucken aus beurteilen kann :zwinker), der das Buch als Inspiration hat. Ich erwarte also keine eins zu eins Verfilmung, aber zumindest mit der Besetzung von George mit Colin Firth bin ich sehr einverstanden.


    .

  • Vielen Dank uert für die ausführliche Rezi.
    Ich habe das Buch ja gestern schon auf meine WL gesetzt, aber jetzt kommt es auch bald in den Einkaufskorb. :zwinker

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Zitat

    Original von FrauWilli
    Vielen Dank uert für die ausführliche Rezi.
    Ich habe das Buch ja gestern schon auf meine WL gesetzt, aber jetzt kommt es auch bald in den Einkaufskorb. :zwinker


    Super. Ich wäre sehr an einer Rezi Deinerseits interessiert; ich hoffe sehr, dass die Übersetzung gelungen ist.


    .

  • Eine Frage noch, ich war grade auf filmstarts. de und habe mir den trailer angesehen. Aber da stand garnix von Tom Ford :gruebel - hab ich was überlesen?

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Ja, den habe ich auch gesehen. Die Zeitung muss ich mir nochmal rauspicken. Vielen Dank für den Hinweis :wave

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Danke an uert, unsere Vor-Leserin. ;-) Deine Meinung zum Buch hört sich ja sehr vielversprechend an. Ich habe vor vieeelen Jahren mal was von Christopher Isherwood gelesen, auf dieses Buch war ich aber auch erst durch die Verfilmung durch Tom Ford mit Colin Firth aufmerksam geworden, auf die ich auch sehr gespannt bin, falls und wenn die mal in unsere Kinos kommt.


    Hattest Du jetzt doch die andere Ausgabe gekauft? Ich hätte ja gerne diese hier, weil ich das Cover so elegant finde. Vorher stand da doch noch, dass diese Ausgabe in Kürze wieder lieferbar sein sollte? Na, mal schauen.



    .

  • Zitat

    Original von Uta
    Hattest Du jetzt doch die andere Ausgabe gekauft?


    Ja, ich wollte dann doch nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten und hab mir dann gesagt ... "ist ja nur ein Cover". Wichtig ist die Geschichte im Buch drin. Aber das Cover mit dem Schlüssel hat schon was.


    .

  • hab das buch auch gerade beendet und es bekommt von mir eine empfehlung! eines der besten bücher, die ich dieses jahr gelesen habe!


    die rezi bringts auf den punkt!


    der film klingt ja auch gut, mal gespannt bin - mir ansehen muss!

    „Die Welt ist ein einziger unaufhörlicher Querverweis.“


    ...who wants to live forever...

  • Huch, was ist den da mit den Cover passiert? Jetzt gibt's wieder nur die zum Film... finde ich blöd. Ich trenne Film und Buch immer gerne *motz*


    @ PhileasFogg: Freut mich, dass Dir das Buch gefallen hat! Auf den Film bin ich auch schon gespannt. :wave

  • Titel: Der Einzelgänger
    OT: A Single Man
    Autor: Christopher Isherwood
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: September 2009
    Seitenzahl: 181
    ISBN-10: 3518461222
    ISBN-13: 978-3518461228
    Preis: 7.50 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    George, 58 Jahre alt, Literaturprofessor, beginnt seinen Tag in Gedanken an seinen verstorbenen Freund, ein Tag voller Routine, bis ihn eine zufällige nächtliche Begegnung mit einem seiner Studenten aus dem Takt bringt. Nach zu vielen Drinks ist George, der Einzelgänger, bereit für eine neue Liebe.


    Der Autor:
    Christopher Isherwood (1904-1986) hat mit "Leb' wohl, Berlin" (Vorlage für das Musical und den Film Cabaret) eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der Machtübernahme der Nazis hinterlassen.


    Meine Meinung:
    Es ist eine kleine Meisterleistung wie die Person des George von Christopher Isherwood „gezeichnet“ wird. George ist nach dem Unfalltod seines Lebensgefährten Jim allein und lebt fast nur noch in den täglichen Routinehandlungen. Sein Leben bietet kaum noch Aufregendes oder Außergewöhnliches. Und er (George) scheint mit diesem Leben auch gar nicht so unzufrieden zu sein. Seine Gedanken enden immer da, wo es vielleicht Sinn gemacht hätte einfach mal weiterzudenken. Christopher Isherwood hat ein ruhiges Buch geschrieben, ein Buch aber mit einem schelmischen Augenzwinkern in einigen Szenen, dann wiederum nachdenklich und gefühlvoll. Nie aber gleitet der Autor in peinliche Sentimentalitäten ab. Die Problematik homosexueller Beziehungen in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts wird kaum gestreift, ist aber dem Leser trotzdem gegenwärtig. Das Buch wurde 2009 mit Colin Firth, Julianne Moore und Matthew Goode in den Hauptrollen verfilmt. Ein lesenswertes Buch – schon allein aus dem Grunde, weil es ganz und gar nicht alltäglich ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.