Jakob Arjouni, "Idioten"

  • Der Schöpfer von "Happy Birthday, Türke" und einigen Nachfolgeromanen legt
    eine schmale Sammlung von Geschichten vor, die thematisch verbunden sind.
    Fünf Menschen begegnet eine Fee, die keine größeren materiellen Wünsche
    und auch nichts aus den Kategorien "Liebe" oder "Weltfrieden" erfüllen
    wird, sondern jene, die der Aspirant wirklich hat. So wünscht sich der
    zweite Mann einer Werbeagentur, sein Freund und Chef möge die Idiotien in
    seinem Umfeld erkennen. Ein leicht aphatischer Groschenromanautor wünscht
    sich, einen angemessenen Anfang für sein literarisches Hauptwerk finden zu
    können. Eine nörgelige Mutter möchte, daß der abtrünnige Sohn ihren Wert
    für sich selbst erkennen möge. Undsoweiter. Mediokre Langweiler, deren
    Problem sie selbst sind und die sich nicht nur selbst im Weg stehen,
    werden auf diese Art zur Erkenntnis geführt - einer Erkenntnis, die sich
    nicht immer gut anfühlt, ganz im Gegenteil. Die Überraschung ist
    vorprogrammiert.


    Die Idee ist gut, und zwei der fünf Geschichten sind es auch, nämlich
    diejenige der nervigen Mutter und die des abgehalfterten Autors. Der Rest
    fühlt sich stark nach Füllmaterial an; jedenfalls schleift sich die Idee
    bald, und zwar umso mehr, da das Buch sprachlich nicht zu überzeugen
    vermag. Den großen Erfolg dieser kleinen Sammlung verstehe ich jedenfalls
    nicht. Vorhersehbar und zuweilen mächtig unspannend, darüberhinaus, wie
    angedeutet, auf erzählerisch eher nicht sehr hohem Niveau.

  • Die Idee zu diesem Buch fand ich auch sehr originell. Zumal man anfängt auch selbst zu überlegen, was man sich wünschen würde. Und welchen Haken dieser Wunsch haben könnte ;-)


    Aber wie Tom schon oben schrieb: Leider sind nicht alle Geschichten gleich gut und man verliert irgendwann die Lust am weiterlesen. Daher kenne ich bisher auch die letzte von den fünf Stories noch nicht.


    Meiner Meinung nach reicht es, falls man neugierig ist, sich das Buch auszuleihen. Besitzen muß man es nicht unbedingt.

  • Ich hatte mich schon sehr auf diesen Band Kurzgeschichten gefreut, weil ich ein grosser Arjouni Fan bin. Doch letztlich hat mich das Buch eher enttaeuscht und nur Mittelmass erreicht. Die Idee ist ja gar nicht mal schlecht, doch in 5-facher Wiederholung wirkt es wie nach Schema F geschrieben. Der Ueberraschungseffekt am Ende der Geschichten ist eher minimal, da man schon ahnt, dass die Fee den Wunsch nicht so erfuellt, wie der Wuenscher es erwartet.


    Fuer mich war die ueberraschenste Geschichte die letzte. Das Ende hat mich doch beruehrt und wohl das Mutterherz in mir angesprochen ;-)

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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