Diebstahl - oder nicht?

  • Lizard, ich hätte schon gedacht, dass man mit zwanzig Jahren lesen kann: In meinen Beiträgen geht es zuerst um gegenseitigen (!!) Respekt und gegenseitiges Vertrauen. Das ist mein Thema, dazu sagst Du nichts und das scheint Dir auch gar nicht in Deine Argumentation zu passen. Dein Pseudokommunismus verträgt das nicht. Und er verträgt es auch nicht, beide Seiten fair zu betrachten...
    Aber es schein kaum in Deinen Kindskopf zu passen, dass es zum Respekt gehört, auch das kleinste bisschen Eigentum der anderen zu respektieren und zum gegenseitigen Vertrauen, VORHER zu fragen, ob es OK, sich da zu bedienen.


    ich möchte Dich mal erleben, wenn ich mir Deinen I-Pod, Deinen Stick oder ähnliches mal so ungefragt für nen Jahr "borge"?? Oder wenn ich mich ungegfragt an Deine Schultasche mache und mal einfach drin stöbere und mir nen Stift oder nen Heft (kostet ja nich viel) einfach so rausnehme... Ich nehme an, Du bist begeistert und vertraust mir gern weiter das an, wovon Du lebst.
    Und nein, da ist kein Unterschied: es ist das ungefragte und damit unerlaubte Entwenden von Gegenständen aus dem Besitz anderer Menschen.

  • Schön, dass du sofort beleidigend wirst, wenn ich nicht deiner Argumentation und deinen Vorstellungen gemäß antworte. Ich habe dir mehrfach darin Recht gegeben, dass das Verhalten der Frau falsch war, dass die Situation anders hätte laufen müssen, dass sie vorher hätte fragen sollen. Wo liegt nun also dein Problem ? Deshalb kann ich dennoch der Auffassung sein, ein Gespräch und die Auseinandersetzung darüber sei wirksamer als die fristlose Entlassung, deshalb kann ich für mich dennoch sagen, dass das einmalige Entwenden von Nahrung in dem Bewusstsein, es sei erlaubt, mich weder meines Vertrauens noch meines Respekts beraubt. Was hat das mit Pseudokommunismus zu tun ? Das ist schlicht und ergreifend ein anderes Verhältnis zu Besitz, was es mir offensichtlich verbietet, hierzu Stellung zu beziehen, ohne die ewig gestrigen Kommunismusparolen um die Ohren geschleudert zu bekommen.


    Zitat

    ich möchte Dich mal erleben, wenn ich mir Deinen I-Pod, Deinen Stick oder ähnliches mal so ungefragt für nen Jahr "borge"??


    Ich muss dich leider enttäuschen, ich habe keinen I-pod oder dergleichen. Und es besteht ein Unterschied zwischen zwei halben Brötchen, die ich esse ohne mir eines Unrechts bewusst zu sein und einem I-pod, Buch, was auch immer es sein mag, das ich durchaus in dem Bewusstsein, etwas Unrechtes zu tun, entwende. Aber der Unterschied ist für dich vermutlich ohnehin nur konstruiert und pseudokommunistisch, schätze ich. Für mich besteht ein Unterschied zwischen Nahrung und überlebenswichtigen Gegenständen. Ja, ich brauche meine Hefter und ich brauche meine Stifte, aber ich würde niemandem die Freundschaft kündigen, der eines von beiden entwendet, ich würde ihn zunächst mal fragen, was er sich dabei gedacht hat und sehen, ob sich das klären lässt. Ich behaupte, es gibt auf emotionaler Ebene wesentlich mehr Respektlosigkeit als im gegenständlichen.

  • Zitat

    Original von Lizard
    Auf die Kommunistenhetze habe ich gewartet. (;
    Ich hoffe, es tut nicht Not, uneigennützig darauf hinzuweisen, dass es niemals Kommunismus gegeben hat.


    Ich werde das nächste Mal den Smiley wohl wieder benutzen, denn sonst wird ja alles auf die Goldwaage gelegt :rolleyes (ich dachte tatsächlich, "die guten alten" würde ja reichen, aber anscheinend nicht).
    Es geht hier weder um die Hetze, noch um Kommunisten an sich. Sondern einfach darum, dass wir nicht in einem Staat leben, wo alles allen gehört, sondern, wo das Wort "Eigentum" existiert. Ist es dann zuviel verlangt, sich so auch zu verhalten?


    Zitat

    Original von Lizard
    Aber Besitzansprüche auf Nahrung empfinde ich nunmal als verquer. Das sollte mir erlaubt sein.


    Mit welcher Begründung? Was unterscheidet Nahrung, die ich mir kaufe/selbst herstelle von selbstgemachten Kleidern, selbstgekauften Bilderrahmen, selbstgestrickten Schaal? (Mundraub bitte mal wieder ausschließen).
    Ist es in Ordnung, wenn du im Restaurant sitz und der Unbekannte am Nebentisch sich einfach bedient? Muss man neuerdings im Supermarkt nicht mehr bezahlen, wenn man was kauft, obwohl die Nahrung Eigentum des Händlers ist?
    Warum sind Besitzansprüche auf Nahrung - und sei es nur ne Frikadelle - verquer?
    Natürlich ist dir dieses Empfinden erlaubt. Aber verstehen würde ich es dennoch gern.


    Ich sag nicht, dass es in Ordnung ist, Menschen sofort bei sowas zu entlassen. Aber ich sage gern wieder, dass wir in diesem Fall nicht alle Fakten kennen. Und darum möchte ich gar nicht sagen, wie gut/schlecht ich das Verhalten des Arbeitgebers finde.

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  • Lizard : Ich habe erst jetzt dein letztes Posting gelesen. Mit dem Reden und es mal Klären hast du vollkommen recht. Das halte ich auch für eine bessere Lösung der Probleme (ganz allgemein).
    Dennoch finde ich, dass selbst eine Frikadelle als Eigentum respektiert werden sollte und es ein Vergehen ist, diese an sich zu nehmen (ob es ein Kündigungsgrund ist, darüber kann man sich streiten. In Ordnung ist das Ganze in meinen Augen dennoch nicht). Und warum bei Nahrung Besitzeransprüche verquer sind, leuchtet mir immer noch nicht ein, aber das ist auch nicht wichtig.

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  • Zitat

    Und darum möchte ich gar nicht sagen, wie gut/schlecht ich das Verhalten des Arbeitgebers finde.


    Nun, die Kündigung scheint jetzt zurückgezogen worden zu sein. Hätte er sie unbedingt loswerden wollen, weil sie sich noch andere Dinge zuschulden kommen lassen hat, wäre das kaum vonnöten gewesen, rechtlich war er auf der sicheren Seite.


    Zitat

    Mit welcher Begründung? Was unterscheidet Nahrung, die ich mir kaufe/selbst herstelle von selbstgemachten Kleidern, selbstgekauften Bilderrahmen, selbstgestrickten Schaal? (Mundraub bitte mal wieder ausschließen).


    Fragt sich, warum es jemals den Tatbestand des Mundraubs gab, wenn es sich doch in keinster Weise von dem Diebstahl größeren Ausmaßes unterscheidet. Für mich ist Nahrung einfaches Konsumgut. Ich rede nicht davon, dass man im Supermarkt einfach was mitgehen lassen ( hiermit schade ich dem Unternehmen, das _mit_ der Nahrung sein Geld verdient ) oder im Restaurant dem Tischnachbarn das Essen vom Teller grabschen soll ( hiermit verletze ich die Privatsphäre, die ich selbst für mich in Anspruch nehmen möchte ). Ich rede von solchen Situationen, wie wir sie hier haben : Ich bin im Betrieb, bereite Essen zu, es bleibt etwas übrig oder ich nehme mir etwas. In diesem Falle verstehe ich den Besitzanspruch auf die Nahrung nicht, besonders nicht, wenn sie, übriggeblieben, danach entsorgt wird. Oder wenn im Betrieb bereits früher so gehandelt wurde. Es ist für mich ein Unterschied, ob mir jemand die 500 € stiehlt, die ich zum Leben brauche oder sich eines von zwanzig Brötchen nimmt, während er sie schmiert oder wenn gar das Essen bereits beendet ist. Niemand wird dadurch derart geschädigt, dass er sein Leben nicht ungehindert fortsetzen kann. Aber ich fürchte, da kommen wir auf keinen grünen Ast.

  • Zitat

    Original von Lizard
    Aber ich fürchte, da kommen wir auf keinen grünen Ast.


    Das könnte sein.

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  • Es geht aber nicht um dieses Brötchen oder diese Frikadelle sondern um das Vertrauen! Kannst du mal darauf einegehen @ Lizard?


    Und ich wäre schon irritiert wenn ich mitbekomme, dass eine Freundin sich einfach heimlich einen Ordner nimmt - ohne mich zu fragen. Stören würde mich das auf jeden Fall, aber das ist ein anderes Thema, weil eine andere persönliche Beziehung!


    Mundraub war aber doch auch strafbar, daher verstehe ich deine Argumentation nicht.... :gruebel

  • Zitat

    Original von Foer
    Mundraub war aber doch auch strafbar, daher verstehe ich deine Argumentation nicht.... :gruebel


    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es für Mundraub keinen gesonderten Straftatbestand bräuchte, wenn es doch dasselbe wie Diebstahl / Raub ist.


    Zitat

    Es geht aber nicht um dieses Brötchen oder diese Frikadelle sondern um das Vertrauen! Kannst du mal darauf einegehen @ Lizard?


    Ich habe mehrfach gesagt, dass ich mich nicht in meinem Vertrauen erschüttert sähe, wenn mir jemand eine Frikadelle klaute. Mag sein, dass es der Arbeitgeber tut. Das bedeutet aber dennoch nicht, dass es moralisch gerechtfertigt ist, sofort zu kündigen. Wenn ich irritiert bin, wenn mich etwas verstört, wenn ich mich in meinem Vertrauen verletzt sehe, habe ich nunmal die Möglichkeit, dass im direkten Gespräch zu klären, auszuräumen oder entsprechend zu handeln. Die Frau war sich ja offenbar nicht einmal im Klaren darüber, dass sie das Vertrauen ihres Arbeitsgebers missbraucht oder eine Straftat begeht. Es ist ein Unterschied, ob mir so etwas zufällig passiert, ich lange für den Betrieb gearbeitet habe und einen Fehler sofort eingestehe oder ich in dem Bewusstsein und der klaren Absicht handle, jemanden zu schädigen. Aber nun denn .. offenbar gilt das hier nicht als voneinander unterscheidbar.

  • Zitat

    Original von Lizard


    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es für Mundraub keinen gesonderten Straftatbestand bräuchte, wenn es doch dasselbe wie Diebstahl / Raub ist.


    Mit Raub hat das ganze hier schonmal gar nichts zu tun.


    Auch heute wird der Diebstahl von Lebensmitteln gemäß § 248a StGB nur auf Antrag des Geschädigten verfolgt, das es sich bei Nahrungsmitteln meist um geringwertige Sachen handeln wird.


    Mundraub gab es zu dieser Zeit als eigenständiges Delikt, da die Nahrungssituation um 1914 herum ja wohl doch etwas anders war als heutzutage, oder?


    Allgemein darf man nicht vergessen, dass das STrafrecht NICHTS mit dem Arbeitsrecht zu tun hat!


    Ich stimme dir an sich schon zu, dass eine Abmahnung hätte erfolgen können, aber ich muss auch einwerfen, dass es schwer ist eine Grenze zu ziehen! Ab wann ist es geringwertig?

  • Zitat

    Mit Raub hat das ganze hier schonmal gar nichts zu tun.


    Auch heute wird der Diebstahl von Lebensmitteln gemäß § 248a StGB nur auf Antrag des Geschädigten verfolgt, das es sich bei Nahrungsmitteln meist um geringwertige Sachen handeln wird.


    Ich habe ja vorhin gesagt. Raub und Diebstahl sind völlig unzutreffende Begrifflichkeiten, ich bezog mich damit nur auf den Titel des Threads.
    Ansonsten werde ich mich wohl erstmal mit meinen "pseudokommunistischen" Erörterungen zurückziehen.

  • Lizard, ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner etwas anderen Form, über Eigentum zu denken, nie Probleme haben wirst, fürchte aber, dass Du damit irgendwann gewaltig anecken wirst.

  • Zitat

    Original von Lizard
    Es ist ein Unterschied, ob mir so etwas zufällig passiert, ich lange für den Betrieb gearbeitet habe und einen Fehler sofort eingestehe oder ich in dem Bewusstsein und der klaren Absicht handle, jemanden zu schädigen. Aber nun denn .. offenbar gilt das hier nicht als voneinander unterscheidbar.


    was heißt hier zufällig??? Ist der dame die Frikadelle zufällig zwischen die Kiefer geflogen??? Nein, sie hat diese bewußt genommen um sich daran zum Nulltarif zu sättigen - um sich damit auf Kosten anderer zu sättigen, denn sie hatte ja vermutlich nicht mal vor, das, was sie ißt zu bezahlen. Das hätte sie tun müssen, hätte sie die selbe Frikadelle im Supermarkt oder der Imbisbude geholt. Sie hat damit bewußt die Firma geschädigt, und das in sie gesetzte Vertrauen mißbraucht. Wie gesagt, ich vermute, dass der gesamte Fall komplett anders gelaufen wäre, wenn sie VORHER offen geredet und gefragt hätte. Das ist das Gespräch, was vonnöten war und kein anderes.

  • Hört auf, euch zu streiten. Ich vermute mal, ihr habt beide nicht im Gerichtssaal gesessen und zankt euch mehr über Mutmaßungen und Annahmen, als über Tatsachen. ;-) (zumindest was den Frikadellenfall betrifft)

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Idgie
    Hört auf, euch zu streiten. Ich vermute mal, ihr habt beide nicht im Gerichtssaal gesessen und zankt euch mehr über Mutmaßungen und Annahmen, als über Tatsachen. ;-) (zumindest was den Frikadellenfall betrifft)


    Wenn du das schon als streiten ansiehst kann man ja über gar nichts mehr diskutieren.....

  • Ich bin gerade am überlegen, ob bei uns auch die halbe Belegschaft entlassen werden müßte, weil sie übriggebliebene und noch nicht abgeräumte Kekse der Geschäftsleitung genascht hat? - Nach Eurer Argumentation wäre das so.


    Die Schublade einer Kollegin wird auch regelmäßig "gefleddert", wenn sie nicht da ist. Fand ich am Anfang auch sehr befremdlich, besagte Kollegin hatte damit aber offensichtlich weniger Probleme als ich.


    Ehrlich gesagt weis ich nicht, welche Meinung ich zu dem Thema habe. Natürlich sollte man "mein und dein" unterscheiden können. Aber letztlich ist jeder Einzelfall anders. Die oben genannten Kekse und die Leckereien in der Schublade werden meines Erachtens auch teilweise absichtlich so deponiert, das andere sich (ungefragt) bedienen, weil man etwas Gutes tun möchte (vielleicht blöd ausgedrückt, mir fällt keine bessere Umschreibung ein - Sinn: Freundlichkeit des "Bestohlenen").

  • Es kommt wirklich immer auf die Kommunikation an- wie ist das in meinem Betrieb, wie wird was gehandhabt. Großbetriebe, insbesondere Discounter mit hunderten Filialen reagieren da naturgegeben viel empfindlicher- bei mir im Betrieb gibt es eben nict so viel zu klauen, wie bei Rewe und wenn jemand ein paar Tränchen in die leere Portokasse weint, läuft die auch nicht über. Als die mal bei einem Diebstahl leergeräumt wurde war gerade furchtbar viel Geld drin- achtzig Euro- soviel ist das sonst nie, ich bin doc nicht blöd und bewahre bares über Nacht im Büro- aber gerade bei Dicountern weiß man aus Untersuchungen das ein Großteil des Ladendiebstahls- des Inventurschwundes auf Kosten der Mitarbeiter geht. So ein Flachbildschirm mit 60 cm diagonale lässt sich schwer an der Kasse unterm Mantel vorbei schmuggeln. Deshalb wird da jeder sofort entlassen, nach der Überlegung woher soll ich als Chef den wisen, dass das ein einmaliger Ausrutscher war- muss ich nicht eher davon ausgehen, dass das die Regel ist und ich mit dem Erwischen die glückliche Ausnahme. Beim inhabergeführten Betrieb ist das ganz anders- da kämpft man als Arbeitgeber um jeden Mitarbeiter der gehen will oder der - Finanzkrise - gehen muss. Da kennt man Ehepartner und Kinder persönlich, da ist eine ganz andere Basis auch für das viel zitierte Vertrauensverhältnis vorhanden.