"Nee, diese Art von Büchern les ich sicher nicht!"

  • Jetzt muss ich unbedingt noch was zu dieser Hesse-Biografie von Ball sagen.


    Nicht dass jetzt nämlich jemand, der schon lange mal eine Biografie über Hesse lesen wollte, sich gerade DIESE Biografie anschafft.


    Mir persönlich hat sie nämlich nicht sonderlich gefallen. Staubtrocken (so staubtrocken, dass ich jedesmal, wenn ich das Buch zugeklappt habe, nachher in der ganzen Wohnung Staub wischen musste :grin)....total humorlos und leicht "verbissen" sogar würde ich den Schreibstil bezeichnen.


    Mit Hugo Ball und seinem Leben habe ich mich vor Jahren mal recht intensiv auseinandergesetzt. Er muss ein grundgütiger, ein liebevoller Mensch gewesen sein, die Allermeisten die mit ihm zu tun hatten, zollten ihm grosse Achtung und Repekt.
    Doch war er ein sehr ernsthafter, sogar ein bisschen ein düsterer Mensch, einer der wohl kaum je ein herzliches, befreiendes Lachen zustande brachte.
    Dass er keinen Humor gehabt hätte, das könnte ich jetzt nicht einfach so behaupten, denn schliesslich war er ja einer der Begründer des Dadaismus. Aber wenn, dann hatte er wohl eher einen sehr speziellen, einen stillen, einen hintergründigen Humor.
    Je älter er wurde, desto mehr befasste er sich mit Mystizismus, lebte immer mehr irgenwelchen strengen katholischen Regeln nach. Aber das tat er nur für sich ganz alleine, er hätte nie jemandem eine solche Lebensart aufgeschwatzt oder gar verlangt/erwartet. Aber er wurde doch zusehends verbissener in und durch diese seine Lebensweise, das ging bis hin zur Selbstkasteiung....und mich dünkt halt eben, dass sich diese "Verbissenheit" auch zusehends auf seinen Schreibstil ausgewirkt hat, seine späteren Werke sind alle irgendwie so dunkel-düstern, "freudlos" wäre vielleicht die passendste Bezeichnung.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Zitat

    Original von Joan
    Und ja, ich gebe es selbstverständlich zu, auch mich interessieren nicht ALLE Lebensgeschichten. Wenn mir jemand nicht sympathisch ist, - manchmal kann ich nicht mal genau sagen, warum das so ist - dann kauf ich mir auch nicht unbedingt ein Buch über oder von dieser Person.


    Ich habe mir jetzt mal dieses Zitat ausgesucht (Danke für deine Ausführungen, Joan, wirklich.) ...


    Grundsätzlich habe ich nichts gegen Biographien, im Gegenteil. Es gibt schon einige, die mich interessieren, die ich aber noch nicht gelesen habe, vielleicht auch nie lesen werde, weil dann doch wieder andere Bücher interessanter für mich sind.


    Es hat wohl eher mit diesem einen Punkt in deiner Aussage zu tun - die Sympathie. Wenn ich den Bohlen reden höre, wird mir fast übel, Sarah Kuttner fand ich schon immer entsetzlich doof ...


    Sehr interessiert bin ich dafür zum Beispiel an "Die Kunst, Chanel zu sein" oder "Das Leben und das Schreiben" von Stephen King - Letzteres hat sogar schon den Weg in mein Regal gefunden.


    Nichtsdestotrotz mache ich in der Buchhandlung einen Bogen um dieses Regal, weil mir da eben als Erstes Dieter Bohlen entgegen blickt, und da vergeht mir ernsthaft die Lust, mich dort weiter aufzuhalten. Da schaue ich lieber bei der Eule und bestelle mir die Bücher, die mich interessieren, über Amazon. :grin


    Also, grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt - nur diesen tollen "Promi"-Biographien. Das sind nun mal ausgerechnet diese Menschen, die ich jeden Tag im Fernsehen sehen kann, wenn ich will, und die ich irgendwie einfach nur als :pille empfinde.