Die Geschichte des Gil Blas von Santillana - Alain R. Le Sage

  • Kurzbeschreibung
    'Gil Blas' ist der große französische Schelmenroman, ein klassisches Buch jener, so Hermann Hesse, 'derb, egoistisch, gerissen, mit allen Hunden gehetzten Weltweisheit der klugen betrügerischen Diener, der Scharlatane und Kuppler'.
    Erzählt wird das bunte Leben des Gil Blas, jenes trotz seiner Laster liebenswerten Schelms, der auf mehr krummen als geraden Wegen voll spannend-bizarrer Verwicklungen durch alle sozialen Schichten gelangt, von der Räuberbande bis in die Aristokratie und die hohe Geistlichkeit. Le Sage gibt hier ein satirisches, aber auch ein realistisches Bild seiner Zeit. Die Handlung spielt in Spanien, die gesellschaftliche Wirklichkeit jedoch läßt sich auf Frankreich nahtlos übertragen.


    Zum Autor:
    Alain R. Le Sage (1668-1747) war im Frankreich seiner Zeit vor allem als Schreiber verschiedener Theaterstücke bekannt. Eigentlich ausgebildeter Jurist konnte er dennoch nicht auf den Nebenerwerb als "Stückeschreiber" verzichten. Von seinen vielen Arbeiten ist heute vor allem noch der Gil Blas bekannt, der als der typische französiche Schelmenroman gilt und zwischen 1715 und 1735 in vier Bänden erschien.



    Meine Meinung:
    Keine Angst vor vermeintlich alten Stoffen! Was heute Schelmenroman genannt wird, war seinerzeit populäre Unterhaltung. Entsprechend kurzweilig und gut lesbar kommt der Gil Blas in der Übersetzung daher, obwohl er bereits über 200 Jahre alt ist. Dieses Buch ist enorm vielfältig: eine Räuberpistole, ein Liebesroman, es gibt Intrigen und Verrat und nicht zuletzt ist es ein großer Entwicklungsroman und Sittengemälde der spanischen (bzw. französischen) Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Auf spielerische, überraschende und spannende Weise nimmt man Anteil an Gil Blas' Werdegang und lernt nebenbei eine Menge über Lebensweise und Weltbild der damaligen Menschen.
    Sehr lesenswert!


    Der einzige Kritikpunkt ist die TB-Ausgabe aus dem Insel Verlag: Sie ist gekürzt worden. Leider habe ich das erst im Nachwort erfahren. Die Kürzung muss erheblich sein, denn die TB-Ausgabe hat gut 500 Seiten, eine HC-Ausgabe von Winkler aus den 50er Jahren kommt auf 1044 Seiten.