Eleonore Frey, Jürg Laederach, Ilma Rakusa lasen aus ihren Büchern

  • Eine Veranstaltung am Stand der Schweizer Verlage auf der Buchmesse in Frankfurt am 17.10.2009.


    Um die Kandidaten für den Schweizer Buchpreis vorzustellen, der im November verliehen wird, gab es ein Gespräch mit 3 von ihnen, moderiert von Martin Walker


    Mit den anderen Nominierten (Urs Widmer, Angelika Overath) war schon am Vortag eine Veranstaltung.


    Zu Beginn las jeder der 3 Autoren aus ihren nominierten Buch.
    Leonore Frey begann mit dem Anfang aus „Muster aus Hans“, erschienen im Droshl-Verlag.
    Der Stil ungewöhnlich: ist Hans ist anders als die anderen. Das sind die anderen auch. Es ist sein Anderssein, das anders ist
    Die Geräuschkulisse war groß und hat die Autorin beim Lesen sichtlich gestört. Aber so ist die Buchmesse halt.


    Dann las Jürg Laederach sehr souverän aus seinem nominierten Buch "Depeschen nach Mailland", das aus einem e-Mail-Verkehr besteht und doch ähnlich wie Briefwechsel wirken.
    Laederach las ein paar e-Mails.
    Das Buch erschien im Suhrkamp Verlag.


    Abschließend dann Ilma Rakusa mit Mehr Meer: Erinnerungspassagen (ebenfalls Droschl Literaturverlag), was mich persönlich am meisten interessierte.
    Es ist sehr autobiographisch, Das erste Mal, dass die Autorin so autobiographisch geschrieben hat, wie sie anschließend erläuterte.


    Da die Veranstaltung mit Verspätung begann, musste ich an dieser Stelle die Veranstaltung leider verlassen, aber grundsätzlich waren diese Ausschnitte selbsterläuternd und mein Interesse an den Büchern ist auf jeden Fall geweckt.


    Am 15 November wird der Schweizer Buchpreis vergeben und ich bin sehr gespannt.

  • Muster aus Hans - Eleonore Frey


    Kurzbeschreibung von Amazon:
    »Hans ist anders als die anderen. Das sind die anderen auch. Es ist sein Anderssein, das anders ist.« So steht es am Beginn von Eleonore Freys Muster aus Hans. Mit denselben Worten wäre auch das ganze Buch treffend charakterisiert. Jeder Satz, der diesen Eingangssätzen folgt, hält inhaltlich und stilistisch, was die ersten drei versprechen. Hans ist eine jener Gestalten, die auf Biegen und Brechen nicht in die geschäftige Welt der gewöhnlichen Menschen passen wollen. Massig, bärtig, stumm steht Hans immer im Weg, er ist einer jener von der Gesellschaft Ausgeschlossenen, die viele fürchten und mehr noch beschimpfen. Ihrem Namen und Alter von dreiunddreißig Jahren entsprechend ist die Figur durchaus als Exempel zu verstehen. Gleichzeitig bleibt Hans ein Einzelfall. Sein Denken, das ein Denken in kleinen Schritten ist, macht sein Anderssein einzigartig. Freys Sprache passt sich diesem Rhythmus an und kommt damit viel weiter, als alle komplexe Theorie den Leser je bringen könnte. In kleinste Portionen unterteilt, überraschen die tiefsten Einsichten durch verblüffende Einfachheit. Muster aus Hans. Ein Bericht. Schon im Titel klingt der Tonfall des Buches an, der das wunderbare Paradoxon schafft, gänzlich nüchtern und gleichzeitig poetisch verfremdend zu sein. Wie der Titel changiert dieses Buch zwischen Wirklichkeit und Märchen – denn gerade das ist es am Ende, wenn der wilde Mann zum König wird, doch. »… kann ich nicht manchmal mit der Geige sagen, was ich in Worten nie gewusst habe?«, fragt sich Hans’ Freund, und es sind diese Stellen, an denen uns beim Lesen plötzlich bewusst wird, was hier passiert: Eleonore Frey schreibt Sätze, die uns sagen, was wir in Worten bis jetzt nicht gewusst haben.


    Über die Autorin:
    Eleonore Frey, geboren 1939 in Frauenfeld, lebt in Zürich. Von ihr erschienen die Erzählungen Notstand (1989), Schnittstellen (1990), Gegenstimmen (1994), Das Siebentagebuch (1996) und der Roman Lipp geht (1998). Außerdem übersetzt sie aus dem Französischen und Englischen (z. B. Henri Michaux, Von Sprachen und Schriften, 1998).

  • Kurzbeschreibung von Amazon:
    Im Februar 2002 lädt das Schweizer Radio DRS die Autoren Jürg Laederach und Michel Mettler zu einem Gespräch über Jazz ein. Ausgehend von dieser Begegnung im Aufnahmestudio entwickelt sich ein intensiver E-Mail-Diskurs, zunächst über Musik, dann, von der Tonspur des Lebens abweichend und immer wieder fulminant zu ihr zurückkehrend, eine laufende Mitschrift des Alltags, hier ausschließlich aus der Feder von Jürg Laederach, einem großen Meister der Freisprechprosa. Einmal mehr betört er mit vokabularischer Brillanz und der frappierenden Winkelschiefe seiner Art, das zu sehen, was wir, bevor wir ihn lasen, »Wirklichkeit« nannten.
    Ausgewählte Teile dieser Minutenmitschriften Jürg Laederachs gibt Michel Mettler heraus. Ergebnis ist Depeschen nach Mailland, ein Stück Stegreifliteratur, dessen improvisatorischer Drive so mitreißend ist, daß der Leser sich fragt: Warum bloß ist dies eines der ersten E-Mail-Bücher?


    Über den Autor:
    Jürg Laederach wurde 1945 in Basel geboren, wo er auch heute noch als freier Schriftsteller und Übersetzer lebt und arbeitet. Er studierte Mathematik in Zürich und Romanistik, Anglistik und Musikwissenschaften in Basel. Jürg Laederach wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und ist korrespondierendes Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Jürg Laederach wurde mit dem Italo-Svevo-Preis 2005 ausgezeichnet.

  • Mehr Meer: Erinnerungspassagen – Ilma Rakusa


    Kurzbeschreibung von Amazon:
    Erinnerungen an Kindheit und Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa.Eine Kindheit und Jugend in Mitteleuropa, als dieses Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg gerade seine politischen und kulturellen Konturen neu eingeschrieben bekam: Ilma Rakusa geht in ihren Erinnerungen dem kleinen Mädchen nach, der Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest nach Zürich und von da weiter ausgreifend nach Ost und West, nach Leningrad/Petersburg und Paris reichen.
    Die überall Fremde, Nicht-ganz-Zugehörige findet sehr früh schon ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen, und, mit der Entdeckung Dostojewskijs, in der Literatur, aber auch in der Bewegung, im Unterwegssein, im Reisen. Mehr Meer geht weit über eine Nacherzählung einer Kindheit und Jugend hinaus; es ist die Beschwörung dessen, was von den vielen Lebensorten und Begegnungen bleibt: Töne und Klänge, Farben und Stimmungen, einzelne Szenen und Blitzlichter (»Die Bilder, sage ich, in Ehren. Aber zuerst kommen die Gerüche.«). In vielen kleinen Selbstbefragungen, in Dialogen, Gedichten und Erinnerungsbildern geht Ilma Rakusa ihrer Geschichte auf den Grund: der vom Vater initiierte ständige Ortswechsel, das Paradies des Meeres und der Küste in Triest und Grado, erste Küsse, erste Reisen, die Musik und die Begegnung mit den Ritualen der Ostkirche, die ersten Auslandsjahre in Paris und im damals noch sowjetischen Leningrad.
    Ilma Rakusa nähert sich ihren frühen Jahren äußerst unsentimental und auch nicht mit dem Eifer der Bekennerin, dafür mit großer Genauigkeit in einem sehr schwierigen Bereich: im Atmosphärischen, das sie mit Knappheit und Präzision erdet. In ihrem Erinnerungsband erstehen die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im prismatischen Blick einer außergewöhnlichen Schriftstellerin, die wie wenige in und zwischen verschiedenen Kulturen lebt.


    Über die Autorin:
    Ilma Rakusa, geboren 1946 in der Slowakei, ist Schriftstellerin, Publizistin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin zahlreicher Werke aus dem Russischen, Französischen, Ungarischen und Serbokroatischen. Auszeichnungen: u.a. 1991 mit dem Petrarca-Übersetzerpreis, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2003 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis. Die Autorin lebt in Zürich, seit 1977 Lehrbeauftragte an der dortigen Universität.