Der Prinzessinnenmörder - Andreas Föhr

  • Inhalt:


    An einem eisigen Januarmorgen wird im zugefrorenen oberbayerischen Spitzingsee die Leiche eines 15-jährigen Mädchens gefunden. Kurioses Detail: Sie wurde durch einen Stich mitten ins Herz getötet und trägt ein goldenes Brokatkleid. Als man im Mund des Opfers eine Plakette mit einer eingravierten Eins findet, ahnen Kommissar Wallner und sein ewig grantelnder Kollege, Polizeiobermeister Kreuthner, dass dies nur der Anfang einer grauenvollen Mordserie ist…


    Meine Meinung:


    Mit seinem Debütroman schickt uns Andreas Föhr in die oberbayrische Provinz. Zwei junge Mädchen werden kurz hintereinander ermordet aufgefunden, beide tragen ein goldenes Brokatkleid und haben ein Teil einer Plakette im Mund. Zusammengesetzt ergibt das ein Bild eines Berges und eine Zahl. Ob das wohl irgendetwas zu bedeuten hat?


    Spannend fängt der Kriminalroman schon an, die Funde der beiden Mädchenleichen und die anschließenden Ermittlungen reißen den Leser schnell in den Bann. Zwischendurch wird noch eine andere Geschichte in Abschnitten immer wieder eingestreut, ein Vater geht mit seiner Stieftochter auf einen Skiausflug, wo es dann zu einer Katastrophe kommt.


    Ab der Mitte gerät Föhr allerdings ins fabulieren, unwichtige Begebenheiten werden ausgebreitet, nur um die Charaktere einiger Personen näher zu erklären. Er schweift oft ab, Sätze werden unnötig verschachtelt und man verliert ein bisschen den Lesefluss. Auch die Personen machen es einem nicht immer leicht, bei der Stange zu bleiben.


    Da gibt es den Polizeiobermeister Kreuthner, den dumm-dämlichen Dorfpolizisten, der sich ständig mit James Bond verwechselt. Als gutes Beispiel weiß er, dass er mit 4 Halben noch Auto fahren kann – und die Nachtluft trägt ja auch zum Alkoholabbau bei. Dass er dabei zufällig auf die erste Leiche stößt macht ihn zum Helden und er genießt es, im Mittelpunkt in seiner Stammkneipe zu stehen. Seine Aktionen sind oft spontan und unüberlegt, er hat sogar oft den richtigen Riecher, ist aber dann zu dumm, die richtigen Konsequenzen zu erkennen. An seiner Seite ist der übereifrige Auszubildende, der zwar die nötige Intelligenz besitzt, aber an den Lippen des dumm-dreisten älteren Kollegen hängt und alles für bare Münze nimmt, wie der sich die Welt und die Fahndungserkenntnisse zurechtdreht.


    Dann gibt es noch den ständig frierenden Kommissar Wallner und seinen Großvater, der sich immer noch für Casanova hält und sich Sorgen um die Potenz seines Enkels macht. Außerdem gibt es noch diverse verschrobene Nebencharaktere, aber es ist beruhigend zu lesen, dass es auch noch relative normale Leute in der Geschichte gibt.


    Spätestens ab der Mitte zeichnet sich das Motiv und der Mörder ab, danach ist auch die Luft etwas raus. Man will eigentlich nur noch wissen, was genau den Mörder zu dieser Tat getrieben hat und ob er noch gestoppt werden kann. Leider zieht sich auch hier das Buch in die Länge, Nebensächlichkeiten werden ausgebreitet und so manches wird ins Lächerliche gezogen.
    Durch den bayerischen Dialekt, in dem die Leute teilweise reden, rutscht die Atmosphäre in ein Bauerntheater ab. Man meint, einem Volksstück auf einer Bauernbühne zuzusehen, in dem die normalen Polizisten fast immer die Deppen sind. Dieser geschriebene Dialekt hemmt den Lesefluss und macht es den Nichtbayern unnötig schwer, sich in das Buch zu finden. Als sich die Handlung kurzzeitig ins Ruhrgebiet verlagert, versucht sich der Autor auch noch ins schönste Ruhrpottdeutsch, nur leider nicht passend zur Geschichte.


    Der Roman weiß nicht so recht, wo er hin will. Einerseits gerät er durch den selbstherrlichen Dorfpolizisten in eine Komödie, andererseits hat er durch die durchdachten Morde und das Motiv das Zeug zu einem Thriller. Dies wird aber durch eingestreute abstruse Handlungen zunichte gemacht, der bayerische Dialekt, der nicht durchgängig geschrieben wird, da die Ermittler immer mal wieder ins Hochdeutsche wechseln, fördert auch nicht das Thrillergefühl. Ein Lokalkrimi ist es aber allemal, wer Spaß an skurrilen Personen, geschriebenen Dialekten und interessanten Nebensträngen hat, der liegt mit diesem Buch auf jeden Fall richtig.


    Bei diesem recht hochpreisigen Taschenbuch ist es leider auch geübten Lesern nicht möglich, es ohne Knicke zu lesen. In der Mitte fällt es einfach auseinander, Leseknicke lassen sich im Buchrücken nicht verhindern. Ein deutliches Manko für Leser, die es gewohnt sind, ihre Bücher ohne Beschädigungen am Einband zu lesen. Ansonsten hat es zwar auch einen relativ festen Einband und dicke Seiten, aber unvermeidbare Leseknicke dürfte es bei diesem Preis nicht geben. Das Cover ist allerdings sehr gut gewählt, es zeigt ein Marterl, das auch eine Rolle in dem Buch spielt.



    Fazit


    Lokalkolorit, Dialekt und unverwechselbare Figuren machen diesen Lokalkrimi zu einem stellenweise zweifelhaften Lesevergnügen. Nichtbayern wird es teilweise schwer fallen, dem Gespräch zu folgen, der Wechsel von Hochdeutsch in Dialekt ist abrupt und lässt die Charaktere irgendwie anders erscheinen. Oft bestimmen Selbstherrlichkeit und Übermut das Geschehen, aber zum Glück schimmert der durchaus spannende Fall und das auch nicht uninteressante Privatleben des Ermittlers immer wieder durch. Ein umfassender Umgang mit Schuld und Wahnsinn, ein Motiv, das durchaus verständlich ist und die betroffenen Personen nicht gerade von ihrer besten Seite zeigt.

  • Zitat

    Original von Jasmin87
    Danke für die Rezi, darauf habe ich schon gewartet! :wave
    Allerdings wird es das Buch erst mal nicht auf meine WL schaffen...


    Ich danke auch! :knuddel1


    Bin ja hin und her gerissen, ob ich ihn mir zulegen sollte.
    Naja, vielleicht wird er auf Wanderschaft geschickt..... :wave

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Nikki - es war ja keine Rezi, sondern nur eine Vorstellung, deshalb hat milla den Thread wohl verschoben. Hätte sie noch ein paar Tage länger gewartet, dann hätte ich die Rezi angefügt und der Thread wäre richtig plaziert. Aber du hast ja in deinem Eingangsposting im anderen Thread ja geschrieben, dass du das Buch noch nicht gelesen hast. Und ohne die eigene Meinung ist es nun mal keine Rezension *g*.


    LG
    Patty

  • Ich habe eine Buchvorstellung gemacht und mich an das gehalten was Büchereule geraten hat - in das jeweile Genre - in diesem Fall Krimi/Thriller - habe ich die Buchvorstellung gepackt... deswegen habe ich nicht verstanden, warum es verschoben wurde.


    Deine Rezi hätte doch einfach anghängt werden können.

    Bye Nikki snail.gif
    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • Es steht aber so in der Ankündiung von Büchereule zum Krimi/Thriller-Thread - und daran habe ich mich gehalten:


    lt. Büchereule

    Zitat

    Zuerst einmal möchten wir darum bitten, dass in den einzelnen Genre-Sparten bitte nur und ausschließlich Buchvorstellungen/–Rezensionen geschrieben werden. Für andere Themen rund ums Buch gibt es das Forum „Allerlei Buch“.

  • Der Prinzessinnenmörder von Andreas Föhr


    Zum Autor
    Andreas Föhr, Jahrgang 1958, arbeitete nach Studium und Promotion in den Rechtswissenschaften von 1989 bis 1992 als Jurist bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und als Rechtsanwalt. 1991 begann er mit seinem Partner Thomas Letocha mit dem Schreiben von Drehbüchern für das Fernsehen. Seitdem hat Andreas Föhr für alle großen Sender gearbeitet, mit Schwerpunkt im Bereich Krimi. Unter anderem verfasste der Autor Drehbücher für "SOKO 5113", "Ein Fall für zwei", "Der Bulle von Tölz" und "Im Namen des Gesetzes". Der Autor lebt in Haar bei München. (amazon.de)




    Mein Fazit
    Es wird tief bayerisch - weiter als bis zu den Franken bin ich nie gekommen ;-) und die sind ja wohl noch ein extra Völkchen.
    Ich habe noch nie die Alpen gesehen und kann mich mich noch an eine Fahrt nach Regensburg im Zug erinnern. Den Schaffner im Zug hab ich nicht verstanden und hätte einen Dolmetscher gebraucht LOL Ich Nordlicht. Hohe und viele Berge auf einen Haufen sind mir unheimlich - ich kenn den Harz - aber die sind nicht zum Glück nicht so hoch.


    Junge Mädchen werden ermordert aufgefunden. Erstochen mit einem Stilett, werden diese in einem goldenen Brokatkleid aufgefunden. Der Mörder hinterlässt bei den Getöteten eine Spur, die Rätsel aufgibt, doch das Morden wird weiter gehen und die Zeit wird knapp für den Kommissar Wallner.


    Noch so ein Kommissar mit einem Spleen - dieser hier - 38 Jahre alt - friert ständig und lebt mit seinem Großvater zusammen. Den Opi von Clemens Wallner fand ich komisch, denn im Laufe der Ermittlungen stösst Wallner auf etwas, das ihn peinlich berührt und er später mit seinem Großvater besprechen wird - ich sag nur "Marterpfahl".


    Den Anfang fand ich etwas zäh - aber das kann auch wieder nur an der Zeitknappheit für das Lesen liegen. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass es sich um ein Ermittlerduo handelt. Auf den Klappentext erfährt man noch von Polizeiobermeister Kreuthner, deswegen nahm ich es an die zwei arbeiten eng zusammen. Doch Wallner arbeitet mit seinem Team und Kreuthner war mit einem Polizeiazubi unterwegs. Kreuthner hatte seine Auftritte - mediengeil fällt mir dazu ein.


    Zwischen der Geschichte, die sich in der Gegenwart mit den Mädchenleichenfunde abspielte, gibt es dramatische Einblicke in die Vergangenheit.
    Später nimmt die Handlung Fahrt auf und wird spannend, auch wenn ich das Ende etwas konstruiert fand. Aber ein solides Debüt und ich hätte nichts dagegen einzuwenden, noch ein weiteres Buch von Föhr zu lesen. Würde mich ja interessieren, was Opi Manfred anstellt...

  • lt. Wolke

    Zitat

    Bitte erst den Titel und dann den Autor. Ich hatte etliche Threads, die in der Titelsuche nach dem Autoren einsortiert waren, weil der Autor zuerst aufgeführt war. Alle Überschriften, die mir als falsch aufgefallen waren, habe ich editiert.
    Schön wäre es, wenn ihr in Zukunft alle mit daran denkt.


    Das müsste hier auch korrigiert werden - wegen falchen Threadtitel - gelangen die Rezis nicht in die Rezisammlung

  • Zitat

    Original von Nikki
    lt. Wolke


    Das müsste hier auch korrigiert werden - wegen falchen Threadtitel - gelangen die Rezis nicht in die Rezisammlung


    Das ist so nicht richtig: Mittlerweile werden im Verzeichnis die Verlinkungen über die Amazon-Verlinkungen (ISBN im ersten Posting) hergestellt. Der Threadtitel nimmt darauf keinen Einfluss. Und der Forensuche ist es egal, wo in der Überschrift der Autor steht. Das Buch ist sogar zweimal im Verzeichnis verlinkt, weil dein erster Thread zwar verschoben wurde, aber der Link nicht im Verzeichnis gelöscht wurde.


    Zu einer Buchvorstellung gehört meiner Meinung nach etwas mehr als die Inhaltsangabe und die Info, es würde gerade gelesen. Eine kurze eigene Meinung oder weitere Informationen sind da schon hilfreich.

  • Zitat

    Das Buch ist sogar zweimal im Verzeichnis verlinkt, weil dein erster Thread zwar verschoben wurde, aber der Link nicht im Verzeichnis gelöscht wurde.


    Den Föhr habe heute noch nicht im Rezi-Forum gefunden.
    EDIT: es ist 17.57 und ich finde keine Föhr unter den Rezi-Autoen ?(


    Tja, dann war es für mich missverständlich. Dann kann allerings mein Eingangs-Thread, der jetzt irgendwo in "Ich lese gerade... " gelöscht werden, weil ich ja ursprünglich auch vor hatte eine Rezi anzuhängen.


    Und von Wolke gab es eine Aufforderung für Rezis - Erst den Titel, dann der Autor - das müsste Tinkerbell noch ändern.

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    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • Nikki, wenn du auf den Autornamen im ersten Posting klingst, öffnet sich dieses. Dort ist das Buch zweifach verlinkt, wie oben schon beschrieben.


    Unter "F" finde ich, wie JaneDoe, an dritter Stelle den Autor. Folge diesem Link und du wirst ihn auch finden.


    Ebenso finde ich das Buch unter dem Titel.


    Ich weiß nicht, wo du nach schaust, aber ich finde das Buch im Verzeichnis. :zwinker


    Ebenso ist mir nicht klar, auf welche Ausnahmen du dich beziehst? Warum sollte der Threadtitel geändert werden, wenn es absolut nicht notwendig ist?


    Edit hat noch die richtige Stelle bezeichnet.