In seinem Thriller "Schwarzer Regen" beschreibt Karl Olsberg, wie sich die gesellschaftliche und politische Situation nach einem Anschlag entwickeln kann
gelesen von Florian Fischer
Das unvorstellbare geschieht: Vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe wird eine Atombombe gezündet. Die Tatverdächtigen sind schnell gefunden – islamistische Terroristen, wer sonst? Auch der Hamburger Privatdetektiv Lennard Pauly ist persönlich betroffen, denn seine Ex-Frau und sein Sohn leben in Karlsruhe, auch wenn sie seit Jahren keinen Kontakt mehr zu einander haben. Er reist in die zerstörte Stadt und findet seinen Sohn in einem eilig aufgestellten Rot-Kreuz-Zelt; er liegt im Sterben.
Lennard ist zunächst deprimiert, dann aber vor allem ohnmächtig vor Wut, und das kommt bei einem zufälligen Interview mit der Klatschreporterin Corinna Faller auch deutlich zum Ausdruck. Und er ist nicht allein: „Zorn“ wird zum Wort der Stunde. Viele Menschen lassen sich die Haare rasieren und schreiben sich das Wort auf die Glatze, rechtsradikale Gruppen nutzen die Situation und hetzen auf Ausländer aller Art. Während der Volkszorn kocht, kommt der Hamburger Privatdetektiv bei einer illegalen Abhöraktion allerdings auf eine Spur, die ihn zu dem eigentlichen Attentäter führen könnte – und der ist wahrlich kein muslimischer Fundamentalist.
„Schwarzer Regen“ ist der radioaktiv verseuchte Niederschlag, der nach einer atomaren Explosion für Tage und Wochen niederfällt. Wer davon benetzt wird, stirbt meist innerhalb kurzer Zeit an Strahlenkrankheit, Leukämie oder Krebs. In Karl Olsbergs neuem Thriller ist der Schwarze Regen auch Ausdruck dafür, dass nach einem Atomschlag das Grauen noch lange danach weiter geht – gesundheitlich wie gesellschaftlich. In den Mittelpunkt seines Thrillers stellt er den frustrierten Ex-Polizisten und Privatdetektiv Lennart sowie die Sensations- und Promireporterin Corinna Faller.
Sehr anschaulich beschreibt Olsberg, wie sich die gesellschaftliche und politische Situation nach einem solchen Anschlag entwickeln kann. Und auch wenn es in seiner Story vielleicht ein paar Zufälle zu viel gibt: der Spannung schadet das auf keinen Fall. Ein echter „Hör-Burner“, gut gelesen von dem Schauspieler Florian Fischer.