Sandra Schadek - Ich bin eine Insel

  • Über die Autorin
    Sandra Schadek ist Ende 30, lebt in Wolfsburg und erhielt im Jahr 2000 die verheerende Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).


    Interessanter als ein paar aus dem Buch abgeschriebene Zeilen über die Autorin ist ihre Homepage, die sehr viele interessante Details über eine junge Frau enthält, die wacker gegen ihre Krankheit ankämpft. Für ihre Homepage wurde Sandra Schadek mit dem Grimme-Preis geehrt.


    Kurzbeschreibung
    "Die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) war ein enormer Schock für mich; ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich wirklich an einer so schweren, unheilbaren und tödlichen Krankheit leiden sollte aber ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Also habe ich beschlossen, der ALS nicht kampflos das Feld zu überlassen. Ich habe gelernt, mich mit der Krankheit zu arrangieren. Es liegt an mir, wie die letzten Jahre meines Lebens verlaufen. Denn eines steht fest: Das Leben geht weiter, so oder so!"


    Sandra Schadeks Körper gehorcht ihr nicht mehr: Die tödliche Krankheit ALS, die durch Stephen Hawking ins Bewusstsein der Öffentlichkeit drang, hat ihre Nerven und Muskeln gelähmt, sprechen kann sie kaum noch. Geblieben sind der jungen Frau trotz allem ein unglaublicher Optimismus und die Fähigkeit, Kraft aus ihrer Situation zu schöpfen - und ihr sogar humorvolle Seiten abzugewinnen.


    Meine Rezension
    Per Zufall bin ich vor gut zwei Jahren auf die Homepage einer jungen Frau geraten, die mit kaum 30 Jahren mit der Diagnose ALS konfrontiert wurde, einer sehr ernsten Krankheit, die über kurz oder lang zum Tode führen wird. Ein prominentes Opfer dieser Krankheit ist der Maler Jörg Immendorff, der bereits 2007 daran verstarb.


    Ein weiterer Zufall ließ mich im Buchladen dieses Buch entdecken. Da ich die Homepage nur sporadisch besuche, wusste ich gar nicht, dass Sandra Schadek ihre Geschichte inzwischen zu Papier gebracht hat. Da sie auf ihrer Seite sehr sympathisch wirkt, interessierte mich sehr, was mir diese Frau zu sagen hat.


    Ihre Krankheit beginnt erst mit scheinbar harmlosen Ausfällen und Stolperern, die sich die sportliche, gesund lebende und durchtrainierte Studentin nicht erklären kann. Sie schiebt es auf Streß: da sie mitten in ihrer Diplomarbeit steckt, gerade erst ihren Umzug bewältigte und scheinbar heute hier und morgen da urlaubt, ist dies natürlich eine Möglichkeit. Doch die Ausfälle häufen sich und so lässt sie sich doch einmal durchchecken. Das Resultat ist die verheerende Diagnose ALS – eine Krankheit, die ihr noch nichts sagt und deren Auswirkungen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschätzen kann. Doch dann scheint sich ihr Zustand in relativ kurzer Zeit rapide zu verschlechtern.


    Da sie zu diesem Zeitpunkt nur mehr leicht schlingernd gehen kann und auch ihre Stimme nur noch „verwaschen“ artikulieren kann, halten viele Mitmenschen sie für betrunken. Sandras Leben ändert sich zwangsweise ziemlich schnell: Sie muß ihr Studium aufgeben, Ergotherapie, Logopädiestunden und andere Behandlungen prägen ihren „neuen“ Alltag, in den sie sich ebenso erst einfinden muß wie auch ihre Umwelt.


    Dabei kommt es besonders in den ersten Jahren der Krankheit immer wieder zu unangenehmeren Situationen: Auf der einen Seite ist es unangenehm für sie, wenn jeder vor einer Hilfeleistung fragt. Auf der anderen ist es blöd für sie, wenn ihr z.B. Speichel aus dem Mundwinkel läuft, den sie nicht selbst entfernen kann und sie darum bitten muß, dass es jemand tut. Andererseits wollte ich aber auch nicht, dass mir jemand unaufgefordert im Gesicht herumwischt. Kleinigkeiten, aber auch diese machen das Leben zusätzlich noch schwer. Auch der doch immer wieder vorkommende Wechsel von gut eingearbeiteten Pflegekräften zehrt später an den Kräften und auch an den Nerven.


    Es kommt, wie es wohl leider viel zu oft in solchen Situationen kommt: Ihre Beziehung hält diese enorme Belastung letztlich leider nicht dauerhaft aus und Sandra zieht in eine eigene Wohnung im Hause ihrer Eltern zurück.


    Das Buch ist die Geschichte einer Frau, die durch eine tückische Krankheit aus ihrem normalen Leben herausgerissen wurde, bevor sie so richtig (beruflich, familiär….) durchstarten konnte und es ist das bewegende Zeugnis einer Frau, die sich behauptet, die jedem Tag aufs Neue dem Dämon ALS trotzt und solange es ihr nur irgend möglich ist, soviel wie möglich selbst zu leisten. Ich war (und bin) beeindruckt von der ungeheuren Lebensenergie, die Sandra Schadek versprüht und wie sie trotz allem mitten im Leben steht: so legt sie nach wie vor (auch wenn sie das Haus nicht verlässt) großen Wert auf ihr Äußeres und ist sehr engagiert in Bezug auf ihre Homepage.


    Die Erklärung des Buchtitels „Ich bin eine Insel“ zu Beginn des Buches finde ich sehr schön und gelungen.


    Ein ebenso informatives Buch über die Krankheit wie auch ein beeindruckendes Lebenszeugnis einer sehr sympathischen jungen Frau, deren Fazit „Das eigene, verpasste Leben vorgelebt zu bekommen, ist manchmal sehr schmerzhaft“ mich sehr berührte.


    Für mich hat es sich sehr gelohnt, dieses wirklich sehr interessante Buch zu lesen und ich werde Sandra auch weiterhin immer wieder mal sporadisch auf ihrer Homepage besuchen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Gerade habe ich auf ihrer Homepage, die ich ja immer wieder mal gerne besucht habe, gelesen, daß Sandra Schadek im Januar 2015 verstorben ist. :-(


    Ich habe diese Frau immer für ihren Kampfgeist bewundert. Sie hat sich von der Diagnose ALS nicht unterkriegen lassen und sich immer bemüht, auch weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste aus ihrem Leben zu machen.


    Obwohl ich sie nicht persönlich kannte, hat es mich doch ein wenig traurig gestimmt zu lesen, daß sie ihren Kampf verloren hat. :-(

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)