Die indiskreten Briefe des Giacomo Casanova - Herbert Beckmann

  • Da der Kriminalfall in diesem Buch nicht unbedingt im Mittelpunkt steht und auch der Verlag das Buch unter "Gmeiner Original" und nicht "Gmeiner Krimis" führt, habe ich mich für diese Kategorie entschieden :wave


    Kurzbeschreibung:
    Giacomo Casanova, der selbst ernannte Chevalier de Seingalt, kommt im Sommer 1764 nach Berlin und Potsdam, um dort sein Glück zu machen. Restlos pleite, lediglich unterstützt von seiner geheimnisvollen Brieffreundin, trifft er dort auf die Rokoko-Welt des preußischen Adels - unter anderem auf "Johanna von Preußen", deren Gatte auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Nur um der jungen Gräfin näherzukommen, übernimmt Casanova die zwielichtige Rolle des Commissaire und begibt sich auf die Suche nach dem Vermissten...


    Über den Autor:
    Herbert Beckmann, Jahrgang 1960, promovierter Psychologe, lebt mit seiner Familie in Berlin und arbeitet als Autor u.a. für die taz, Psychologie heute und den Hörfunk. Er schreibt neben psychologischen Arbeiten Bücher und Texte, mit denen er seit Jahren versucht, die willkürlich gezogene Grenze zwischen erzählender Literatur und Sachbuch zu ignorieren, so z.B. "PAPAlapapp", Berlin 1994; "TöchterVäter", Hamburg 1996; "Jonas und die Sache mit der Freundschaft" (Kinderbuch), Weinheim 1997 oder die Hörfunkerzählungen "Struwwelliesen", "Abbruch Ost" (SFB/radio kultur); "Lilli und Kitty die Unwiderstehlichen" (SFB, "Ohrenbär").


    Meine Rezension:
    Der Roman besteht - wie der Titel vermuten lässt - tatsächlich ausschließlich aus den Briefen, die der berühmte Giacomo Casanova einer zunächst unbekannten, von ihm sehr verehrten, Frau, schreibt. Doch dies tut er in einer solchen Detailfülle, dass man sofort im Geschehen ist und sich vor allem auch schnell mit der altertümlichen Sprache anfreundet, die er naturgemäß benutzt. Casanova, der Lebemann, erhält hier einen ungewöhnlichen Auftrag, der jedoch im Nachhinein betrachtet nur einen Aspekt der Geschichte ausmacht. Viel mehr Raum nimmt das adlige, höfische und nicht zuletzt sein eigenes (zugegeben, wenn auch nicht überraschend, recht oberflächliches) Leben ein, das der Leser hier kennenlernt. Dem Autor kann man zu dieser originellen Geschichte, viel mehr jedoch zu seinen Figuren gratulieren, die so lebensecht wirken, dass man nicht daran zweifelt, dem echten Casanova und den übrigen Charakteren tatsächlich begegnet zu sein. Die auf dem Klappentext beschriebene "raffinierte Kriminal -Affäre" ist durchaus spannend, auch wenn sie etwas in den Hintergrund rückt und Kommissar Zufall an der allerdings gelungenen Auflösung beteiligt ist. Ein Bonbon für alle Wißbegierigen ist der Anhang, der nicht nur aus einem aufschlussreichen Nachwort des Autors, sondern auch einer Auflistung der historischen Persönlichkeiten und einem Glossar mit Worterklärungen besteht.


    Von mir 8 Punkte! :-)