[URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,654188,00.html]Wie die Jury die Verleihung begründet[/URL]
Barack Obama bekommt den Friedensnobelpreis
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@ Vulkan ...
ich habe hier keinen Essey über die Vorder- und Hintergründe des unblutigen Umbruchs vor 20 Jahren schreiben wollen. Nur Krenz und Co (um die beiden ging es!!) haben nun wahrlich nichts zum gewaltfreien Verlauf beigetragen.
Hier bei uns war hat auch weder Herr Gorbatschow noch die polnische Gewerkschaft demonstriert, sondern wir. Bei allen unbestrittenen Verdiensten des gesamten Umfeldes. Jedoch: Hätte auch nur an einer Stelle eine Gruppe von Steinewerfern, Randalierern o.ä. der Staatsgewalt auch nur kleinsten Anlass gegeben, ich bin sicher, man hätte Gewalt angewandt. Es fand sich aber offenbar keiner, der trotz der verdammt tief im Arsch sitzenden Angst auch nur einen geringsten Anlaß für staatliche Gewalt geliefert hätte.
Die heute unter sogenannten Demokraten normalen Demo-Verläufe, wo "immer ein paar Chaoten" dabei sind waren das eben gerade nicht!
Und darum bleibe ich dabei, dass es hier gewaltfrei abging, ist in allererster Linie denen zu verdanken, die hier für Deeskalation auf den Demonstrationen gesorgt haben. Der Funke Restvernunft, Churchill mag vielleicht dazugekommen sein, oder war es doch eine Art Order aus Moskau?? Oder war es Einsicht in die Machtlosigkeit?? Oder war es die Faszination plötzlicher friedlicher Kundgebungen?? Da streiten die gelehrten...
Deine Ironie, lieber Bruder, geht immer wieder vor den Baum, oder?? Das könnte daran liegen, dass ich an meinem Bildschirm weder Dein Grinsen sehe, noch Deinen Stimmklang höre, sondern nur Buchstaben auf gelbem Grund lese...Nur mir ging es darum gar nicht, sondern nur um mein Erstaunen (dass ich übrigens mit Friedensnobelpreisträger Waleca teile) über eine völlig übereilte Verleihung an Obama und einen möglichen anderen Vorschlag...
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Zitat
Original von licht
Und darum bleibe ich dabei, dass es hier gewaltfrei abging, ist in allererster Linie denen zu verdanken, die hier für Deeskalation auf den Demonstrationen gesorgt haben. Der Funke Restvernunft, Churchill mag vielleicht dazugekommen sein, oder war es doch eine Art Order aus Moskau?? Oder war es Einsicht in die Machtlosigkeit?? Oder war es die Faszination plötzlicher friedlicher Kundgebungen?? Da streiten die gelehrten...
Deine Ironie, lieber Bruder, geht immer wieder vor den Baum, oder?? Das könnte daran liegen, dass ich an meinem Bildschirm weder Dein Grinsen sehe, noch Deinen Stimmklang höre, sondern nur Buchstaben auf gelbem Grund lese...
Licht, ich habe lediglich zum Ausdruck bringen wollen, dass eine friedliche Revolution nicht allein von friedlichen Demonstranten abhängt. Du hast geschrieben, dass die Ereignisse von 1989 in dieser Hinsicht einzigartig war. Aber die Solidarnosc war m. W. ebenso friedlich, hatte aber ein paar andere (um nicht zu sagen wesentlich schlechtere) Ausgangsbedingungen und deswegen nicht den gleichen, unmittelbaren Erfolg.
Und dass die Bemerkung zu Krenz nicht ernst gemeint war, war m. E. common sense und ohne Tonfall, Smiley oder ähnliches zu verstehen. Es war für mich (wenn ich Churchill da falsch verstanden habe, entschuldige ich mich) eher der Hinweis darauf, dass zu einer friedlichen Revolution mehr als friedliche Demonstranten gehören.
Und gab es nicht in Leipzig Anfang Oktober Steinewürfe auf Polizisten? Aber das ändert nichts an der Friedlichkeit der Massen, wirft aber doch die Frage auf, ob die "Verdienste des Umfeldes" nicht doch ein ganz massiver Grund für den Erfolg der Demonstranten sind. Aber Verallgemeinerungen, vorgetragen in deiner Vehemenz, verlangen nach Widerspruch. -
Zitat
Original von licht
Deine Ironie, lieber Bruder, geht immer wieder vor den Baum, oder?? Das könnte daran liegen, dass ich an meinem Bildschirm weder Dein Grinsen sehe, noch Deinen Stimmklang höre, sondern nur Buchstaben auf gelbem Grund lese...
Nicht vor jeden Baum, o lux
Aber selbstverständlich liegt in der smilie-, grins- und kraftausdrucksfreien Schreibweise eine gewisse Missverständnisgefahr. Sei's drum.
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So, ich musste meine Verwunderung über Obama erst mal verarbeiten und mir eine Meinung bilden, was ich hiermit getan habe:
Kurzfassung: Mir fällt kein Preisträger ein, der entsprechend des Stifterwillens geeigneter wäre als Obama.
Zuerst möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass der Nobelpreis auf der Grundlage einer Stiftung erteilt wird. Die Preisvergabe ist damit an den Stifterwillen gebunden. Der Stifterwille (also Nobels Erklärung in seinem Testament, mit dem die Stiftung gegründet wurde) verfügt, dass derjenige den Preis bekommen soll, der im VERGANGENEN JAHR "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat". Nun ist das alles ein wenig im Jargon des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehalten, aber was gemeint ist, dürfte auch heute noch klar sein. Es ging Nobel also nicht um "Leistungen" oder "Lebenswerk" oder ähnliches.
Ich bin der Meinung, Obama hat sowohl im eigenen Land als auch in der Welt eine enorme Hoffnung und eine neue Kooperations- und Gesprächsbereitschaft geweckt. Die Rede in Kairo war für mich nach den letzten 8 Jahren westlich-arabischer Verhärtungen wirklich ein Meilenstein. Obama versucht, ohne sein Land lächerlich zu machen, die schlimmsten Fehler seines Vorgängers zu beheben. Er tritt für atomare Abrüstung ein.
Dass er als erster afroamerikanischer Präsident die Hoffnungen von Millionen Nichtweißen verkörpert, ist nun nicht allein sein Verdienst. Aber dass er diese Karriere gemacht hat und sich einen Großteil seines beruflichen Lebens für Bürgerrechte sowie soziale Belange eingesetzt hat, macht ihn für mich zu einem legitimen Preisträger.
Zumindest wüsste ich nicht, welche Organisation oder Person in den letzten 12 Monaten ähnliche Hoffnungen geweckt und für einen Wandel in der internationalen Politik gesorgt hat - zumindest was die Atmosphäre und den Stil des Umgangs miteinander angeht. Und das ist nach Bush nicht gerade wenig.So nun schlagt mich - meine Familie hat schon ihr Entsetzen geäußert.
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Zitat
Original von Vulkan
So, ich musste meine Verwunderung über Obama erst mal verarbeiten und mir eine Meinung bilden, was ich hiermit getan habe:Kurzfassung: Mir fällt kein Preisträger ein, der entsprechend des Stifterwillens geeigneter wäre als Obama.
Zuerst möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass der Nobelpreis auf der Grundlage einer Stiftung erteilt wird. Die Preisvergabe ist damit an den Stifterwillen gebunden. Der Stifterwille (also Nobels Erklärung in seinem Testament, mit dem die Stiftung gegründet wurde) verfügt, dass derjenige den Preis bekommen soll, der im VERGANGENEN JAHR "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat". Nun ist das alles ein wenig im Jargon des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehalten, aber was gemeint ist, dürfte auch heute noch klar sein. Es ging Nobel also nicht um "Leistungen" oder "Lebenswerk" oder ähnliches.
Ich bin der Meinung, Obama hat sowohl im eigenen Land als auch in der Welt eine enorme Hoffnung und eine neue Kooperations- und Gesprächsbereitschaft geweckt. Die Rede in Kairo war für mich nach den letzten 8 Jahren westlich-arabischer Verhärtungen wirklich ein Meilenstein. Obama versucht, ohne sein Land lächerlich zu machen, die schlimmsten Fehler seines Vorgängers zu beheben. Er tritt für atomare Abrüstung ein.
Dass er als erster afroamerikanischer Präsident die Hoffnungen von Millionen Nichtweißen verkörpert, ist nun nicht allein sein Verdienst. Aber dass er diese Karriere gemacht hat und sich einen Großteil seines beruflichen Lebens für Bürgerrechte sowie soziale Belange eingesetzt hat, macht ihn für mich zu einem legitimen Preisträger.
Zumindest wüsste ich nicht, welche Organisation oder Person in den letzten 12 Monaten ähnliche Hoffnungen geweckt und für einen Wandel in der internationalen Politik gesorgt hat - zumindest was die Atmosphäre und den Stil des Umgangs miteinander angeht. Und das ist nach Bush nicht gerade wenig.So nun schlagt mich - meine Familie hat schon ihr Entsetzen geäußert.
Schlagen werde ich dich nicht - im Gegenteil, besser hat es heute noch keiner formuliert, weder hier, noch auf anderen Seite die ich mir zu Gemüte geführt habe!
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Sicher hat Obama noch nicht allzuviel erreicht. Oder vielleicht doch? Ist es denn nicht auch ein Verdienst der Welt wieder etwas Hoffnung gegeben zu haben? Und ist es jetzt nicht auch an der Welt, dieses Hoffnungsflämmchen zusammen mit Obama am Brennen zu halten?
Es ist nicht nur an Obama, es ist auch an uns, diese Euphorie aufzunehmen und damit etwas zu machen was den Menschen wirklich nützt. Obama ist nicht der Heilsbringer - aber er ist ganz sicher das Streichholz das die Zündschnur anzündete um dann eine Explosion für eine bessere Welt auszulösen.
Natürlich sollte man Obama keinen Heiligenschein aufsetzen - aber Danke könnte man schon sagen; denn er war es, der der Hoffnung der Menschen eine Stimme gegeben hat.
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was ich schon wieder bezeichnend finde ist, daß in Amerika die Republikaner jetzt wohl schreien, daß der Preis ungerechtfertigt an Obama ging, weil er ja noch nichts für die Amerikaner getan hat...
Irgendwie haben die komplett übersehen, daß es da nicht um die Amis geht, sondern daß das ein Preis ist, der eher für weltweite Dinge verliehen wird.
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Zitat
Original von streifi
Irgendwie haben die komplett übersehen, daß es da nicht um die Amis geht, sondern daß das ein Preis ist, der eher für weltweite Dinge verliehen wird.Nun ja, für viele Amerikaner IST Amerika die Welt.
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Ich fand weniger die Tatsache faszinierend, dass Obama den Friedensnobelpreis gewonnen hat, (hier danke ich Vulkan für ihre erhellenden Ausführiungen) las der zeiliche Zusammenhang. Meine Startseite sind die t-online News und da war die Hauptnachricht des Vortages, dass die Superbombe für die Tiefbunkerbekämfung also für den Irankrieg vorzeitig, also schneller als gedacht und geplant fertig werde und die des Tages darauf, dass der der diese Entwicklung bezahlt Friedensnobelpreisträger wird- Hoffen wir darauf, dass ihn solch ein Preis vielleicht auch zügelt.
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Zitat
Original von streifi
was ich schon wieder bezeichnend finde ist, daß in Amerika die Republikaner jetzt wohl schreien, daß der Preis ungerechtfertigt an Obama ging, weil er ja noch nichts für die Amerikaner getan hat...Irgendwie haben die komplett übersehen, daß es da nicht um die Amis geht, sondern daß das ein Preis ist, der eher für weltweite Dinge verliehen wird.
Abgesehen davon, dass Batcat mit ihrer Bemerkung gar nicht so falsch liegt - ich denke schon, dass allein die Imageverbesserung, die die USA in der Welt meiner Meinung nach erreicht haben, ein Verdienst ist. Ich bin ja nicht die einzige auf der Welt, die sich gefragt hat, wie man zweimal hintereinander Bush wählen kann. Wie heißt es so schön - shame on you if you fool me once, shame on me if you fool me twice
Und in meinen Augen ist es ein Riesenverdienst, dass das Land (so empfinde ich das) nicht mehr derartige Abneigung erfährt und nicht jeder gleich Aggressionen kriegt, wenn er das Wort "USA" nur hört.
Aber wie streifi sagt - es geht hier nicht um die Verdienste für die USA allein.
Edit: [URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,654387,00.html]Hier[/URL] sind übrigens Reaktionen von u.a. Kerry, McCain und Carter.
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Zitat
Original von Vulkan
So, ich musste meine Verwunderung über Obama erst mal verarbeiten und mir eine Meinung bilden, was ich hiermit getan habe:Kurzfassung: Mir fällt kein Preisträger ein, der entsprechend des Stifterwillens geeigneter wäre als Obama.
Zuerst möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass der Nobelpreis auf der Grundlage einer Stiftung erteilt wird. Die Preisvergabe ist damit an den Stifterwillen gebunden. Der Stifterwille (also Nobels Erklärung in seinem Testament, mit dem die Stiftung gegründet wurde) verfügt, dass derjenige den Preis bekommen soll, der im VERGANGENEN JAHR "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat". Nun ist das alles ein wenig im Jargon des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehalten, aber was gemeint ist, dürfte auch heute noch klar sein. Es ging Nobel also nicht um "Leistungen" oder "Lebenswerk" oder ähnliches.
Ich bin der Meinung, Obama hat sowohl im eigenen Land als auch in der Welt eine enorme Hoffnung und eine neue Kooperations- und Gesprächsbereitschaft geweckt. Die Rede in Kairo war für mich nach den letzten 8 Jahren westlich-arabischer Verhärtungen wirklich ein Meilenstein. Obama versucht, ohne sein Land lächerlich zu machen, die schlimmsten Fehler seines Vorgängers zu beheben. Er tritt für atomare Abrüstung ein.
Dass er als erster afroamerikanischer Präsident die Hoffnungen von Millionen Nichtweißen verkörpert, ist nun nicht allein sein Verdienst. Aber dass er diese Karriere gemacht hat und sich einen Großteil seines beruflichen Lebens für Bürgerrechte sowie soziale Belange eingesetzt hat, macht ihn für mich zu einem legitimen Preisträger.
Zumindest wüsste ich nicht, welche Organisation oder Person in den letzten 12 Monaten ähnliche Hoffnungen geweckt und für einen Wandel in der internationalen Politik gesorgt hat - zumindest was die Atmosphäre und den Stil des Umgangs miteinander angeht. Und das ist nach Bush nicht gerade wenig.So nun schlagt mich - meine Familie hat schon ihr Entsetzen geäußert.
Es geht doch hier um den Friedensnobelpreis, also keine Schläge von mir.
Im Gegenteil: deine Kurzfassung spiegelt sehr gut meine Gefühls- und Meinungslage zu dem Thema wieder. Ich hätte sie nur nicht so gut in Worte fassen können im Moment. Also, danke dafür! -
Hat sich jemand seine Rede angehört? also ich finde es irgendwie unangebracht, den Friedensnobelprais entgegenzunehmen und eine Rede nur über Krieg zu halten...ich finde, die Rede hätte auch von Bush sein können