„Hydra“ von Chris Marten ist ein raffinierter und engagierter Thriller aus dem Herzen des Ruhrgebietes
Beate Rehbein ist eine angesehene Journalistin, die aus den Krisengebieten dieser Welt berichtet. Nach ihrem letzten Irak -Aufenthalt braucht sie allerdings einige Zeit, um das dort Erlebte zu verarbeiten. Als sie kurz vor Weihnachten eine mysteriöse Droh-Mail bekommt, denkt sie sich erst einmal nichts dabei; im weltweiten Netz gibt es schließlich genügend Spinner.
Doch dann findet sie heraus, dass der Absender der immer häufigeren Mails sie persönlich kennt, denn es ist ein ehemaliger Mitschüler ihres Mannes Rainer. Und nicht nur das: Mit der letzten Mail schickt er das Snuff-Video eines realen Mords und dazu die komplette Namensliste von Rainers früherer Kolleg-Klasse - zusammen mit der Drohung, weitere Morde zu begehen, wenn Beate nicht in einem großen Nachrichtensender eine Reportage über die Verlierer unseres globalisierten Wirtschaftssystems platziert. Zusammen mit dem Kölner Kripo-Beamten Ludger Bethke recherchiert Beate fieberhaft, um den Täter aufzuspüren - der Wettlauf mit der Zeit hat längst begonnen, und das nächst Opfer steht schon fest.
Eine Liste mit potentiellen Mordopfern und eine Journalistin, die von einem Serienkiller zum Sprachrohr der Globalisierungsverlierer gemacht werden soll - so beginnt der spannende Thriller „Hydra“ von Chris Marten. Doch das etwas ungewöhnliche Autorenteam aus Herbert Knorr, Literaturwissenschaftler aus Gelsenkirchen, und Birgit Biehl, seiner ehemaligen Lehrerin, setzt eher auf psychologische Raffinesse und ausgefeilte Suspence, als auf wilde Action. Mit einem gehörigen Schuss Kritik an einer profitgierigen Weltwirtschaft, deren Verlierer längst nicht mehr nur in der so genannten dritten Welt zu finden sind, ist „Hydra“ ein raffinierter und engagierter Thriller aus dem Herzen des Ruhrgebietes. Und dort weiß man sehr genau, wie schnell aus Boomregionen Krisenlandschaften werden können.