Literaturnobelpreis 2009 geht an Herta Müller

  • @ Buzz
    Da hast Du sicher recht. Und wenn der Nobelpreis wirklich für dieses Jahr und dieses Buch vergeben wurde (wobei mir nicht klar ist, ob das so war?), dann mag es auch ok sein.
    Prinzipiell glaube ich aber nach diesem Buch und den Gesprächsausschnitten, die ich mit Herta Müller gesehen habe, dass ich mit ihr nicht warmwerde. Und das liegt ganz sicher nicht in ihrem schriftstellerischen Können, sondern eher an ihrer allgemeinen Sicht, Dinge zu sehen, zu beschreiben und zu bewerten - aber das ist auf einer persönlichen Ebene und muss niemand nachvollziehen können. :wave

  • Das stimmt, ich bin mir auch nicht immer ganz sicher, ob der Nobelpreis für das aktuelle Werk oder vielleicht doch für das Gesamtwerk verliehen wird.
    Es ist aber natürlich völlig okay, wenn du mit Herta Müller nichts anfangen könntest - wäre ja auch schrecklich, wenn allen dasselbe gefallen würde. Ich finde nur, dass man nicht nach einem Buch bewerten sollte, ob jemand den Nobelpreis verdient oder nicht. ;-)

  • Zwei kurze Gedanken zu den bereits angesprochenen Themen:


    Es ist ja schon fast unmöglich nach objektiven Maßstäben den wichtigsten lebenden, noch nicht ausgezeichneten, Autoren für einen Preis auszuwählen. Dem Literaturnobelpreis wird da sehr viel Bedeutung verliehen und im Grunde kann man diesem Anspruch doch überhaupt nicht gerecht werden. Man hat oft den Eindruck, das Nobelpreiskomittee würde es gar nicht erst versuchen... aber ist das so schlimm? Für mich z.B. war die beste Wahl der letzten Jahre Jose Saramago und gerade weil ich ihn vorher noch nie gelesen habe. Wenn einem Autoren, der vorher international nur eine literarische Randexistenz geführt hat, wie jetzt z.B. Herta Müller, dadurch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, dann denke ich, ist das eine gute Sache. Natürlich darf das nicht zu stark in die andere Richtung gehen und den ganzen Preis ad absurdum führen. Aber was - mal abgesehen von der Million - hätte z.B. Haruki Murakami, der zufälligerweise einer meiner Lieblingsautoren ist, davon und was hätten seine Leser davon? Es würden kaum mehr Bücher verkauft, kaum neue Leser gefunden. Thomas Pynchon würde ich es vor allem gönnen, weil ich gerne wüsste wen er nach Stockholm schicken würde, um den Preis abzuholen.


    Und kurz zu MRR und Herta Müller. Thematisch sind die Atemschaukel und der "Roman eines Schicksalslosen" von Imre Kertesz verwandt und auch stilistisch könnte Herta Müller in sein Beuteschema passen. Ich gehe daher stark davon aus, dass es persönliche/politische Gründe für MRRs Ablehnung gibt, die man durchaus akzeptieren kann.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Ich finde nur, dass man nicht nach einem Buch bewerten sollte, ob jemand den Nobelpreis verdient oder nicht. ;-)


    Ich habe doch nur gesagt, dass es mir für Oz leid tut. Ich habe nicht behauptet, dass Müller ihn nicht verdient hätte. Und Symphatie sowie Antipathie und damit verbundene Wünsche seien mir als Laie gestattet. :grin

  • Zitat

    Original von Googol
    Ich gehe daher stark davon aus, dass es persönliche/politische Gründe für MRRs Ablehnung gibt, die man durchaus akzeptieren kann.


    Kannst Du mir einen Tipp geben, was Du mit diesen Gründen genauer meinst? Oder wo ich nachschauen kann, um es herauszufinden?

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Ich habe doch nur gesagt, dass es mir für Oz leid tut. Ich habe nicht behauptet, dass Müller ihn nicht verdient hätte. Und Symphatie sowie Antipathie und damit verbundene Wünsche seien mir als Laie gestattet. :grin


    Es reicht ja auch völlig aus, wenn die Jury das tut. :lache
    Und ja, für Oz tut es mir auch wirklich leid, zumal ich den Eindruck habe, er wird ihn noch weniger bekommen als Roth. Sie entscheiden zwar manchmal "gewagt", aber in die Nesseln werden sie sich nicht setzen wollen.


    In den letzten Jahren höre ich jedenfalls aufmerksamer hin, wer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommt - auch wenn das nicht immer Schriftsteller sind.

  • Ich bin erstaunt wie viele auf diesem Forum es einer Rumaeniendeutschen den Nobelpreis nicht goennen. Nochmehr erstaunlich ist es dass die Protestierenden Herta Mueller gar nicht gelesen haben, noch nie von Literaturkritikern gehoert die die Literatur die sie beurteilen nicht gelesen haben. Wer interessiert sich denn an der Geschichte Siebenbuergens und des Banats- vielen Deutschen sind die Begriffe sogar fremd (Schande!). "Atemschaukel" ist nur ihr letzter Roman, empfehlenswert sind auch ihre frueheren Werke die ihre Erfahrungen in der kommunistischen Diktatur Rumaeniens sowie Immigrantenerfahrungen in Deutschland beschreiben. Herta Muller befasst sich auch mit der Thematik der Auslaenderfeindlichkeit in Deutschland. Waer mal hoechste Zeit, dass Deutsche ueber Deutschlands geographischen Grenzen hinaussehen und vielleicht deutsche Kultur finden, in Osteuropa-ja sogar im Balkan von allen Plaetzen auf der Welt.
    Ich bin Rumaenin, lebe NICHT in Deutschland (Gott sei Dank), und habe Deutsch in der deutschen Schule in Temeschwar, Rumaenien gelernt (im Banat, wo Herta Muller herkommt).

  • Mir fehlen jetzt ehrlich gesagt ein bisschen die Worte, aber um es ganz kurz zu machen: Nur weil man jemandem anderen den Preis gerne zuerkannt wissen wollte, heißt das noch lange nicht, dass man ihm derjenigen nicht gönnt, die ihn bekommen hat.


    Im Übrigen Danke für das A...Wort. :achtungironie

  • Original von Vulkan:


    Zitat

    Kannst Du mir einen Tipp geben, was Du mit diesen Gründen genauer meinst? Oder wo ich nachschauen kann, um es herauszufinden?


    Weiß nicht, wie ernst das zu nehmen ist, aber hier gäbe es z.B. einen Hinweis:


    Offener Brief an Herta Müller

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Kannst Du mir einen Tipp geben, was Du mit diesen Gründen genauer meinst? Oder wo ich nachschauen kann, um es herauszufinden?


    Ist das so wichtig? Ich denke, dass es da vielleicht einen subjektiven Faktor gibt, den ich nicht unbedingt benennen können muss. Ich muss ihn noch nicht einmal kennen. MRR hat z.B. den Preis für Imre Kertesz sehr begrüsst. Kertesz war in Auschwitz und MRR hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Nun gibt es mit der Atemschaukel einen Lagerroman, aber in einem anderen Kontext.

  • Zitat

    Original von Googol
    Ist das so wichtig? Ich denke, dass es da vielleicht einen subjektiven Faktor gibt, den ich nicht unbedingt benennen können muss. Ich muss ihn noch nicht einmal kennen.


    Nein, wichtig ist es nicht, aber ich konnte Deinem ersten Posting nicht entnehmen, ob Du es allgemein meinst, oder nähere Informationen hast, die Du nicht nennen möchtest. Und wenn so etwas angesprochen wird, ist meine Neugier geweckt. Sorry.


    @ Aadam
    Danke für den Link.


    @Idazurich
    Kannst Du Dir vorstellen, dass es Menschen gibt, für die bei einer Preisvergabe oder bei Literatur im Allgemeinen weder Herkunft, noch ethnische Zugehörigkeit, noch Originalsprache eine Rolle in der Bewertung spielen? Deine Polemik geht daher völlig am Thema vorbei. Niemand missgönnt einer "Rumäniendeutschen" - hier bei mir gilt sie übrigens in erster Linie als Berlinerin und als Deutsche - einen Preis, aber zwischen vielen geachteten internationalen Autoren (andere deutsche Namen fielen ja hier überhaupt nicht) kann man wohl unterschiedlicher Meinung sein, ohne sich gleich einem Nationalismusvorwerf aussetzen zu müssen.
    Ich habe einiges an Literatur gelesen, die sich mit der kommunistischen bzw. stalinistischen Diktatur auseinandergesetzt hat und habe daher Vergleichsmöglichkeiten zu sagen, dass mir ihre Art der Auseinandersetzung - soweit ich sie kennengelernt habe, persönlich weniger gefällt.


    Edit: Dass man inzwischen nationalistisch ist als Deutscher, wenn man Oz, Murakami oder Roth den Nobelpreis wünscht, ist auch interessant. :grin

  • "Waere nett"?? Wieso waer das nett fuer dich? Ich hab meine Herkunft im Blog angegeben den du offensichtlich gelesen hast.
    Ich finde "Herkunft"- "Wo kommen Sie her?" ist absolut irrelevant in einem Literaturblog.

  • Ganz ehrlich, ich halte mich für literaturinteressiert, relativ belesen und mein Allgemeinwissen ist im Grunde recht breitgefächert.
    Von Frau Müller habe ich bis zur Nobelpreisvergabe noch nie gehört und war daher auch ausgesprochen überrascht.
    Auf meiner Wunschliste habe ich direkt mal zwei ihrer Bücher vermerkt, um mir eine Meinung zu bilden.
    ich persönlich habe ja eh ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Nobelpreis, seit Günther Grass den bekommen hat... mit dessen Werk kann ich eigentlich noch weniger als gar nichts anfangen.


    Idazurich...
    Hucha... anderen Nationalismus zu unterstellen und dann selbst soetwas zu schreiben:

    Zitat

    Ich bin Rumaenin, lebe NICHT in Deutschland (Gott sei Dank)


    das birgt schon eine gewisse sicherlich unfreiwillige Komik, aber Danke, ich habe sehr gut gelacht... heidewitzka! :chen

  • Zitat

    Original von Idazurich
    "Waere nett"?? Wieso waer das nett fuer dich? Ich hab meine Herkunft im Blog angegeben den du offensichtlich gelesen hast.
    Ich finde "Herkunft"- "Wo kommen Sie her?" ist absolut irrelevant in einem Literaturblog.


    Wenn du dein Profil nicht änderst und damit meine ich den folgenden Eintrag: "Herkunft: Nazionalistische Frage ihr Arschloecher", dann lösche ich dich direkt wieder. Im Eulennest wird ein anderer Ton gepflegt!