Ulrike Schweikert - Das Herz der Nacht

  • Kurzbeschreibung


    Wien im 19. Jahrhundert.
    Graf András Báthory wird auf den glanzvollen Bällen am kaiserlichen Hof von der Damenwelt umschwärmt. Sein Charme und seine Anziehungskraft vereint alles was Frauenherzen begehren nur dass er vor vielen Jahren schon sein Blut und sein Leben gegen ein Dasein in Dunkelheit einbüßen musste.
    Doch erst Fürstin Kinsky berührt sein Herz. Die Fürstin fühlt sich auf unheimliche Art magisch zu András hingezogen und er erlebt mit ihr die Faszination von geistreicher Unterhaltung und gesellschaftlichem Amüsement.
    Mehr durch Zufall begegnet der Graf zusätzlich der jungen Pianistin Karoline Wallberg. Gefangen in den gesellschaftlichen Fesseln des 19. Jahrhunderts hütet sie ihre blinde, uneheliche Tochter wie ein dunkles Geheimnis. Dem ungeachtet findet die kluge Sophie schnell einen Freund in dem Grafen.
    Unterdessen erschüttern grausame Morde die Stadt und alles deutet auf einen weiteren Vampir hin, der sein Unwesen treibt.


    Angaben über den Autor
    Ulrike Schweikert wurde 1966 in Schwäbisch Hall geboren. Nach einer Banklehre und einigen Jahren im Wertpapierhandel studierte sie Geologie und Journalistik. In dieser Zeit entstanden die ersten Manuskripte für Fantasyromane. 2000 erschien der erste historische Roman „Die Tochter des Salzsieders“. Mit dem zweiten Roman „Die Hexe und die Heilige“ gelang der Durchbruch, der ihr ermöglichte, das Schreiben zum Beruf zu machen. Seitdem entstanden weitere historische Romane aber auch Fantasy- und Kriminalromane, bei denen ein Vampir die Hauptrolle spielt, und Jugendbücher. Aktuell arbeitet sie an einer Reihe für Jugendliche und Erwachsene, die eine Gruppe junger Vampire durch das Europa des 19. Jahrhunderts führt. Insgesamt sind bisher zwanzig Romane erschienen.


    Eigene Meinung


    Die Kurzbeschreibung und die opulente Umschlaggestaltung dieses Buches hat mich sofort angesprochen und ich wurde nur durch das Ende enttäuscht. Nicht es etwa schlecht geschrieben war, sondern weil ich mich leider von einem Grafen verabschieden musste, der auch mich fasziniert und in seinen Bann gezogen hat. Ich hätte gerne ebenso wie Fürstin Kinsky seine kalte, marmorgleiche Haut berührt und mich mit ihm auf den prunkvollen Bällen zum Walzertakt gedreht.
    Konnte ich doch beim Lesen schon fast die Musik hören, denn Ulrike Schweikert hat es geschafft, diese Zeit bildgewaltig und geradezu kunstvoll zu beschreiben.
    Mit ihrem Schreibstil nimmt sie den Leser mit in eine Zeit des Prunkes aber auch der gesellschaftlichen Schattenseiten. So ist es Karoline nicht vergönnt ihre Kompositionen selbst vorzutragen, während ihr Bruder Carl Eduard sich an ihrer Stelle vom Publikum feiern lässt.
    Die Persönlichkeiten sind facettenreich beschrieben und wachsen einem schnell ans Herz. Natürlich nicht alle, denn weder Fürst Ferdinand noch Karolines Vater konnten mich mit ihrem machthabenden Geprotze motivieren.
    Ich habe beim Lesen mitgefiebert und gebangt, ich habe mich im wahrsten Sinne des Wortes fürstlich über Therese amüsiert, wie sie mal zart und mal ungestüm dem Grafen entgegen kam. Ob mit Worten oder körperlich.


    Schon der Prolog macht Lust auf mehr und reißt hinein ins Geschehen. Die einzelnen Kapitel des Buches befassen sich jeweils intensiv mit einem der Protagonisten oder einem Geschehen und sind dementsprechend betitelt. Neben den zum Teil sehr kunstvollen Sätzen


    z.B. Seite 13 ".....Doch das Einzige, was der Himmel ihr schickte, war ein kaltes Leichentuch, das lautlos ihren blutig zerfetzten Körper einhüllte, bis kein Blut mehr zu sehen war."


    Seite 457 "...das Feuer ging als Sieger aus diesen Kampf hervor."


    kommt aber auch die Spannung nicht zu kurz und der Leser wird geschickt auf eine falsche Fährte gelockt.
    Dieser Roman ist sowohl für Fans historischer Romane geeignet als auch für Freunde der Fantasy. Natürlich geht es wie in vielen anderen Erzählungen auch hier um den Kampf zwischen Gut und Böse. Aber zudem ist es Ulrike Schweikert gelungen Fiktion und Realität eindrucksvoll zu vernetzen. So begegnen dem Leser neben Franz Grillparzer seine ewige Braut Katharina Fröhlich, die Weltreisende Ida Pfeiffer und die Schriftstellerin Karoline Pichler.
    Ich würde zu gerne wissen ob und wie es mit András Petru Báthory bzw. Peter von Borgo weitergeht und ich hoffe ich muss nicht allzu lange darauf warten.


    Ulrike Schweikert hat sich mit historischen Romanen einen Namen gemacht und bereits vor der großen Renaissance des Vampirromans einen Leidenschaft für dieses Genre gehegt. Für "Das Herz der Nacht" hat sie sich die prunkvolle Kulisse Wiens ausgesucht und ich bin mir sicher, dass ihr noch viele Leser dahin folgen werden.


    Fazit: Ein kunstvolle, spannungsgeladene Geschichte die Leidenschaft und dunkle Nuancen perfekt vereint.

  • Das hört sich ja vielversprechend an! Auch ein hübsches Cocer! Allerdings hats schon ein recht hoher Preis.....

    What would you do if the man you love is your enemy?
    If all his friends were against you?
    :lesend Das kann ich leider nicht sagen, da ich nie länger als einen Tag an einem Buch habe... :grin

  • Hofbälle, Liederabende, Schlittenfahrten und ein zauberhaftes Wien im Winter, das ist der Hauptschauplatz in Ulrike Schweikerts neuem Buch. Sie entführt den Leser in eine Zeit vor Sissi in die österreichische Landeshauptstadt. Franz Joseph ist noch ein Kind und der Bruder von Erzherzogin Sophie ist der amtierende Kaiser. Wie selbstverständlich lebt der Vampir András Petru Báthory inmitten der hochadligen Gesellschaft. Als er die Gräfin Therese Kinsky mit ihrer Kutsche und ihren durchgehenden Pferden rettet, sind beide fasziniert voneinander und ein gefährlicher Tanz beginnt. Die Gräfin ist verheiratet, ihr Mann wildert zwar gerne in fremden Gebieten, kann es aber überhaupt nicht leiden, wenn sich seine Frau seiner Meinung nach nicht richtig verhält. András erkennt das Dilemma der Gräfin und im Rahmen seiner Möglichkeiten verhilft er ihr zu einem erträglicheren Dasein.


    Er lernt zudem Karoline Wallberg kennen, die Schwester eines zu der Zeit angesagten jungen Pianisten, die selbstlos ihre eigenen Kompositionen dem Bruder zur Verfügung stellt. Verdammt zu einem Leben im Hintergrund ist die Musik ihre Leidenschaft und András erkennt sofort ihr wahres Talent. Zusammen mit ihrer blinden Tochter Sophie lebt sie bei ihrem Vater und Bruder. Sophie ist mit einer der Hauptcharaktere, obwohl, oder auch gerade weil sie blind ist, sieht sie erheblich mehr als die anderen Menschen. Sie erkennt András sofort an seinem Geruch und mit der Ehrlichkeit eines Kindes spricht sie aus, was andere nicht zu fragen wagen. András und auch sein treuer, stummer Diener Goran schließen das Kind sofort ins Herz, die Kommunikation zwischen Sophie und Goran ist immer wieder erheiternd.


    Viele weitere bekannte Namen tauchen immer wieder auf, bekannt aus Künstlerkreisen, Politik oder Militär. Dies verleiht dem Buch eine ungeheuere Authentizität, und bei so manchen Namen freut man sich richtig, ihm zu begegnen.


    Ulrike Schweikert schafft es ohne Probleme, durch ihre Sprache den Leser in das hochherrschaftliche Wien zu versetzen. Da die Geschichte hauptsächlich in der Nacht spielt, lässt sie Bilder von Kerzen beleuchteten Räumen, verschneiten Strassen und Landschaften, eisigen Winden und gut gekleideten Herrschaften entstehen, man fühlt sich als Leser mittendrin im Geschehen. Die Sprache ist altmodisch, passend zu der damaligen Zeit, sie rundet das wundervolle Gesamtbild harmonisch ab.


    Die Morde sind eher nebensächlich, sie dienen lediglich dazu, ein Komplott gegen András zu schmieden. András wird soweit in die Ecke gedrängt, dass er überstürzt mit Karoline und Sophie nach Hamburg fliehen muss. Hier spielt ein weiterer Strang der Geschichte und Ulrike Schweikert schafft es auch hier problemlos, das alte Hamburg mit den herrschaftlichen Villen in Blankenese und die alte Speicherstadt vor dem inneren Auge darzustellen. Das Finale mündet dann in einem wahrhaft höllischen Inferno, der große Brand in Hamburg im Mai 1842 lässt nicht nur die halbe Stadt in Flammen aufgehen, sondern bildet auch einen furiosen Hintergrund für ein wahrhaft vernichtendes Finale.


    Tradition und Klischees Vampire betreffend sind vorherrschend, wie selbstverständlich lebt András mitten unter ihnen. Ulrike Schweikert hat keine neue Vampirwelt geschaffen, sondern erinnert sich an das Altbekannte: ein Sarg und Silber spielen eine große Rolle. Man fühlt sich zurückversetzt in die klassischen Anfänge der Vampirromane, weder mit der Kleidung, noch mit dem Aussehen oder Geschmack wird herumexperimentiert. Und das ist auch gut so.


    Als Rike Speemann hat Ulrike Schweikert bereits ihren Vampir Peter von Borgo etabliert. In zwei Büchern - "Der Duft des Blutes" und "Feuer der Rache" - löst er im heutigen Hamburg mit einer Kommissarin Kriminalfälle. Für alle Fans von ihm dürfte dieses Buch ein besonderes Schmankerl sein, zeigt es doch, wie er erschaffen wurde. Schon in diesen beiden Büchern zeigt die Autorin, dass sie ihre Vampire lieber historisch und klassisch erschafft, und auf neumodischen Schnickschnack weitgehend verzichtet.


    Das Cover ist klassisch in schwarz und weiß gehalten, der Schutzumschlag erinnert an Büttenpapier und fühlt sich sehr schön in der Hand an. Die Aufmachung passt insgesamt sehr gut zu dem Buch - hier hat Egmont Lyx wieder sehr schön ausgewählt.


    Fazit


    Ein klassischer Vampirroman in einem bezaubernden Ambiente - lesenswert und historisch belegt. Bekannte Namen und Orte, eine altmodische Sprache und eine herrschaftliche Gesellschaft mit Prunk und Pomp entführen in eine verzauberte Welt, in der man gerne mit auf dem Schlitten fahren würde. Und für alle, die Peter von Borgo schon kennen, ein Muss, denn hier erfährt man Näheres aus seiner Vergangenheit.


    LG
    Patty

  • Kurzbeschreibung:
    Ein grausamer Mörder, der seinen Opfern brutal die Kehle herausreißt, treibt im Wien des 19. Jahrhunderts sein Unwesen. Doch Graf András Petru Bárthory , ein zweihundert Jahre alter Vampir aus Transsilvanien, entdeckt schnell, dass kein menschlicher Mörder hinter den Überfällen steckt. Wien wird von einem weiteren, blutrünstigen Vampir heimgesucht, der auch vor den Freunden András´ nicht haltmacht.


    Meine Meinung:
    „Das Herz der Nacht“ beschreibt das „Leben“ des Vampirs András Petru Bárthory alias Peter von Borgo (bekannt aus Schweikerts Romanen „Der Duft des Blutes“ und „Feuer der Rache“) im 19. Jahrhundert. Der Autorin ist es gelungen, eine fantastische Vampirgeschichte in einen wunderbaren historischen Roman einzubetten. Die Beschreibungen des altertümlichen Wiens zur Zeit Mozarts und Beethovens nehmen den Leser mit auf eine spannende Zeitreise, bei der man das Gefühl hat, bei einer Kutschfahrt im Prater oder beim Wiener Schlittenkarusell dabeizusein.
    Sehr beeindruckt hat mich die ausführliche Beschreibung des großen Brands von Hamburg, den Ulrike Schweikert in den kleinsten Details schildert. Man merkt, dass sich die Autorin umfassend über dieses Thema informiert hat.
    Die Geschichte braucht keine lange Vorlaufzeit, der Leser ist direkt drin in der Geschichte, die von Anfang bis Ende spannend ist und nie langweilig wird.


    Die Figuren erscheinen allesamt sehr authentisch. Besonders András kommt sehr sympathisch rüber, aber auch Therese, Karoline und Sophie schließt der Leser schnell in sein Herz. Man kann sich mit jeder dieser Figuren gut identifizieren, von den für die Geschichte wichtigen Charakteren bleibt dem Leser keiner fremd.


    Um die Brücke zu ihren anderen Peter von Borgo Romanen zu schaffen, musste Ulrike Schweikert den Schauplatz der Geschichte wohl von Wien nach Hamburg verlegen. Mir persönlich war der Teil der Handlung, der in Hamburg spielt, etwas zu viel. Meiner Meinung nach hätte die Geschichte nach dem „Showdown“ in Wien ein gutes Ende gefunden. Auch das Schicksal von Karoline hätte ich mir anders gewünscht. Aber diese kleinen (und von mir persönlich empfundenen) Makel tun der Geschichte keinen Abbruch. Mit „Das Herz der Nacht“ ist es der Autorin gelungen, ein wundervolles Werk zu schaffen, das sowohl Vampirbegeisterte als auch Liebhabern von historischen Romanen gefallen wird.

  • Überhaupt keinen Schmalz - ich nehme mal an, du meinst die endlos langen Seiten mit irgendwelchem Paarungsverhalten und schwülstigen Ausdrücken *g*.


    Deshalb habe ich das Buch ja auch als klassisch bezeichnet, es erinnert an Vampirromane bevor der ganze Hype ausgebrochen ist.


    LG
    Patty

  • Zitat

    Original von tinkerbell
    Überhaupt keinen Schmalz - ich nehme mal an, du meinst die endlos langen Seiten mit irgendwelchem Paarungsverhalten und schwülstigen Ausdrücken *g*.


    Genau das meinte ich, danke!


    Dann kann ich das Buch ja beruhigt auf meine Wunschliste setzen :-]

  • Wenn das Buch nur halb so gut wie "Die Erben der Nacht" ist, ist es mir schon das Geld wert.
    Ich werd das Buch zum Namenstag bekommen. :grin

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach