Wie schon von mir zu diesem Buch geschrieben, hat es mir sehr gut gefallen und der Anfang war doch ganz anders im Vergleich zu den anderen Büchern von Frau Gable.
Aber bei allen ihren Büchern wird der Leser anfänglich mit den Hauptpersonen bekannt gemacht, in dem Fall leben diese alle mehr oder minder verlassen und abgeschoben auf einer Insel und haben eines gemeinsam, sie sind Außenseiter der Gesellschaft. Das gab es immer schon.
Später dann entwickelt sich der Roman wieder zu einem typischen Gable Buch, ein Held , ein Anwärter auf die englische Krone, ein Kreig um die Krone und das entsprechende Ende.
Wer noch mehr über diesen König (Heinrich II) und seine Zeit lesen möchte sollte sich mit Elizabeth Chadwick beschäftigen (Frau Gable möge mir diese Werbung verzeihen) oder warten, bis Rebecca Gable neuerlich ein Buch über diese Zeit schreibt.
Interessant ist dieser Krieg um die englische Krone allemal und überhaupt frage ich mich oft, warum gerade um die Krone dieses Landes so oft gefochten wurde.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht allen Hedwig
Hiobs Brüder - Rebecca Gable
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Original von Hedwig50
Interessant ist dieser Krieg um die englische Krone allemal und überhaupt frage ich mich oft, warum gerade um die Krone dieses Landes so oft gefochten wurde.Das betrifft zwar jetzt nicht diese Epoche, aber in dem Zusammenhang habe ich gerade erst in einem anderen Buch (David Walker/Medieval Wales) einen interessanten Gedanken gelesen, dass die Heiratspolitik von Edward III mitschuld an den späteren dauernden Konflikten ab den Lancasters sein könnte. Denn ab da konnte fast jede größere englische Adelsfamilie Abstammung vom Königshaus und einen entsprechenden Anspruch ableiten. Und es war natürlich nicht hilfreich, dass mit Henry IV der gefährliche Präzedenzfall geschaffen wurde, die natürliche Thronfolge zu durchbrechen.
Zur Zeit von "Hiobs Brüder" ist es ja eigentlich noch relativ klar, weil es mit Stephen und Maude Empress nur zwei Prätendenten gab und das ursächliche Hauptproblem da wohl Maudes Geschlecht war.
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Zitat
Original von Grisel
Das betrifft zwar jetzt nicht diese Epoche, aber in dem Zusammenhang habe ich gerade erst in einem anderen Buch (David Walker/Medieval Wales) einen interessanten Gedanken gelesen, dass die Heiratspolitik von Edward III mitschuld an den späteren dauernden Konflikten ab den Lancasters sein könnte. Denn ab da konnte fast jede größere englische Adelsfamilie Abstammung vom Königshaus und einen entsprechenden Anspruch ableiten. Und es war natürlich nicht hilfreich, dass mit Henry IV der gefährliche Präzedenzfall geschaffen wurde, die natürliche Thronfolge zu durchbrechen.
Dazu muss man sagen, dass vor allem John of Gaunt einen riesigen Haufen illegitime Kinder gezeugt und diese entweder mit wichtigen Ämtern beglückt oder in andere bedeutende Familien verheiratet hat.
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Ursächlich für den Rosenkrieg wie auch für manch andere Thronstreiterein in England war die alte Frage nach der Erbfähigkeit von Frauen für den Thron. Die Engländer pflegten damit sehr widersprüchlich umzugehen, während man in Frankreich diese Frage mit der Lex Salica zu Beginn des 14. Jahrhunderts klar beantwortet hatte.
In England verkomplizierte sich dies allerdings aufgrund eines bereits sehr früh eingetretenen Präzedensfalles, der von Grisel bereits angesprochenen "Kaiserin" Mathilde, die von ihrem Vater König Heinrich I. im 12. Jahrhundert als Erbin unter Anerkennung der englischen Barone designiert wurde. Auch wen eben diese Barone die Erbverfügung zugunsten Stephans ignoriert hatten, begründete sich letzten Endes die Plantagenet-Herrschaft auf diese, als Nachkommen der Mathilde. Die Erbfähigkeit von Frauen war in England also schon früh bekannt und akzeptiert, Eduard III. beanspruchte sie auch auf Frankreich anwenden zu können (Hundertjähriger Krieg) und das Haus York machte sie zur Grundlage seines Thronanspruches. Die Yorks machten nähmlich nicht ihre Abkunft von Prinz Edmund geltend, weil dieser jünger als John of Gaunt war, sondern von beider älterer Schwester Philippa, die mit einem Mortimer verheiratet war und deren Enkelin und letzte Erbin den Duke Richard of York geheiratet hatte.
Die Yorks argumentierten also, das jeweils das nächststehende Familienmitglied des Königs, unabhängig vom Geschlecht, das erste Thronfolgerecht zukommen müsse. Im Falle von Richard II. währe das seine Tante Philippa bzw. deren Nachkommen gewesen. Heinrich IV. als Sohn des jüngeren Bruders von Philippa aber habe ihr Erbfolgerecht missachtet und den Thron unrechtmäßig usurpiert. Die Yorks hingegen hätten mit der Ehe mit Anne Mortimer das Erbrecht der Philippa erworben.
Die "Lancaster-Thronfolgeregelung" ist übrigens bis heute gültig, das heist die nicht gleichberechtigte Erbfolge von Frauen, weshalb beispielsweise Prinzessin Anne hinter ihren beiden jüngeren Brüdern Andrew und Edward in der Rangfolge steht. Allerdings beschlossen 2011 die Parlamente des Commonwealth-Realms eine Reformation der Thronfolge, in der Frauen nun gleichberechtigt behandelt werden sollen, ganz im Sinne der Yorks.
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Ich war immer schon der Meinung, das Rebecca Gablé zu den eher überschätzten Autoren historischer Romane in Deutschland gehört. Dieser Roman allerdings entspricht dem Ruf den sie genießt. Ein grandioses Beispiel wie man mit dem Erzählen von Geschichten Geschichte vermitteln kann.
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Ja, dieses Buch ist etwas anders als die anderen Gablés. Und das nicht nur wegen der (mir hier allerdings gar nicht) fehlenden Waringhams.
Es bietet die gewohnte Spannung, die übliche gekonnt hinübergebrachte und aus offenbar gründlicher Recherche stammende gute historische Information, aber da war diesmal noch mehr. Auf mich wirkte dieses Buch ungemein "vereinnahmend" - ich begann am Samstag um 10 Uhr und las nahezu ununterbrochen bis 2 Uhr nachts. Und dann am Sonntag früh die letzten knapp 200 Seiten. Das Buch strahlte eine derartige Intensität aus, dass ich glaubte, mit den Wanderern selbst unterwegs zu sein, mit Losian verzweifelt nach meiner Erinnerung zu suchen und mit Simon im Tunnel von Wallingford in Atemnot zu geraten.
Ein ansprechendes Cover, ein nicht irreführender Klappentext, ein Personenregister, ein interessantes Nachwort, Kartenmaterial... alles war da, was das Herz bei einem historischen Roman begehren kann.
Ansprechend fand ich auch die Zeichnungen, die vorangestellte der Wanderer hab ich zwischendurch immer wieder mal angeschaut.
Zum Inhalt wurde hier mE schon wieder einmal viel zuviel verraten und ich fände es toll, wenn ALLE spoilern würden, wer wen am Ende "kriegt". Und zu Friede-Freude-Eierkuchen, wie hier ebenfalls schon gesagt wurde, fand ich das Ende auch nicht.
10/10 EP -
Inhalt:
England, mitten im 12. Jahrhundert. Auf einer Insel vor der englischen Küste sind die eingesperrt, denen manche eine Seele absprechen. Die von Gott Ausgestoßenen. Einer von Ihnen hält sich für einen toten Märtyrerkönig. Einer hat die Fallsucht. Zwei sind siamesische Zwillinge. Und einer von ihnen - Losian - hat sein Gedächtnis verloren. Ein Sturm eröffent ihnen den Weg in die Freiheit. Doch das von der Anarchy geplagte England ist rechtlos, und für Menschen die Losian und seine Freunde besonders gefährlich. Doch langsam findet Losian zu seiner Erinnerung zurück - und stellt fest, dass er im großen Krieg, der England zu zerreißen droht, eine wichtige Rolle gespielt hat ...
Meinung:
Ich habe von Rebecca Gablé schon viele Romane gelesen. In gewisser Weise ist dieser Roman anders, als seine Vorgänger - und doch erkennt man Frau Gablé vor allem auf den zweiten etwa 450 Seiten wieder.
Anders deshalb, weil ihre Helden zunächst weit entfernt von der Welt der Ritter und Könige sind. Eine Gruppe armer Teufel, die von der Gesellschaft verbannt ein menschenunwürdiges Dasein fristen. Die in einer grausamen Welt zurecht kommen müssen. Doch die Gemeinschaft hält zusammen.
Im zweiten Teil des Buches führt uns die Autorin dann wieder zurück in die Welt der Adligen: der Krieg zwischen Stephen und Maud, die Anarchy, wie sie heißt, wird eindringlich dargestellt, vor allem in ihren Folgen für die Allgemeinheit: marodierende Räuberbanden, Rechtlosigkeit an allen Ecken und Enden. Wie eine Erlösung erscheint den Figuren und auch dem Leser da Henry Plantagenet. Der junge Heißsporn, der einmal über 30 Jahre auf Englands Thron sitzen wird, ist wieder ein hervorragendes Beispiel für Frau Gablés Kunst, historische Figuren lebendig werden zu lassen. Auch Alienor von Aquitanien und Kaiserin Maud sind sehr gelungen. Besonders gefreut habe ich mich persönlich über die leider nur seltenen Auftritte von Thomas Becket.
Besonders einfühlsam beschreibt die Autorin das Verhältnis zwischen Christen und Juden. Auf Unwissen und Vorurteilen beruhend scheinen diese Gruppen unversöhnlich verfeindet. Doch die Wege der Zusammenführung sind da, man muss sie nur beschreiten wollen. Die Beschreibung der Menschen, egal welcher Klasse, egal welchen Alters, egal ob historisch oder fiktiv - es ist die große Stärke der Autorin.
Und nicht nur deswegen hoffe ich, dass Frau Gablé auch ein Buch über die nachfolgende Zeit schreibt.
Wie auch die anderen Gablé-Bücher ohne wenn und aber empfehlenswert!
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Ich hatte in der letzten Zeit einige Bücher, die mir entweder gar nicht lagen oder richtig gut waren. Nach einigen Fehlgriffen dachte ich mir, Gablé geht immer und so griff ich nach diesem Buch. Mit Erfolg. Ich habe mich etliche Tagen mit den Gefährten rund um Losian durch England geschlagen und sie gerne begleitet in eine teilweise ungewisse Zukunft. Nebenbei habe ich wieder etwas über die englische Geschichte gelernt, was im Stile von Rebecca Gablé einfach nur Vergnügen ist.
Obwohl es schon 900 Seiten waren, hätte ich zu gerne noch weitergelesen und bin ein wenig beunruhigt, da ich nur noch eins ihrer historischen Bücher noch nicht gelesen habe.
Von mir 10 Punkte für ein besonderes Lesevergnügen.
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Hallo, Frau Gable wird sicher wieder einen tollen historischen Roman für ihre Fans schreiben, da bin ich sicher, auch wenn der nächste Roman nicht in England spielt, wie ich gelesen habe.
Zumindest für alle Englandfans gilt bei Frau Gable, ihre Bücher sind immer toll, schön lange, interessant, aber auch unterhaltsam.
Ich muss auch immer einen historischen Roman von Frau Gable im Regal stehen haben, den ich noch nicht gelesen habe, daher wartet noch der dunkle Thron auf mich, kommt ein neues Buch von ihr auf den Markt, kann ich mich über den Vorrat machenIch selber habe seit den Weihnachtsferien nur wenige Zeilen geschafft zu lesen, habe einige Bücher die ich begonnen habe, aber nichts war dabei, was mich so richtig gefesselt hat, ich sollte wohl mal wieder mit einem neuen Buch beginnen, aber mit welchem? Bei meiner Auswahl an noch nicht gelesenen Büchern ist das gar nicht so einfach
Nur so ein Tip von mir........
LG Hedwig
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Na da liege ich ja gaaaaanz weit vorne.
1 Krimi
5 1/2 hist. Romane
1 Sachbuch -
Ja, da liegst Du aber mit Abstand ganz weit vorne
und welche historischen Romane waren das?LG Hedwig
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1 Krimi...Das letzte Allegretto
5 1/2 hist. Romane....1/2 Die Hüter der Rose, Das Spiel der Könige, Der dunkle Thron, Das zweite Königreich, Der König der purpurnen Stadt, Hiobs Brüder
1 Sachbuch....Von Ratlosen und Löwenherzen
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Hi, alles klar Du hast einen Gable Marathon hingelegt und bist jetzt komplett süchtig, dann ist wirklich alles völlig klar
Auch den Gable Ratgeber mochte ich total, vielleicht könnte Frau Gable da noch einen Band machen und fortsetzen, das wäre schön
Krimi von Frau Gable habe ich noch keinen gelesen, warum? Ich bin kein wirklicher Krimifan, solche lese ich nur sehr selten bzw. ausnahmsweise (Der Anwalt des Königs u. B. ) wie hat Dir der Krimi gefallen? Denn die Krimis von R. G. haben zumindest bei Amazon nicht so gute Bewertunben.....LG Hedwig
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Zitat
Original von beowulf
Ich war immer schon der Meinung, das Rebecca Gablé zu den eher überschätzten Autoren historischer Romane in Deutschland gehört. Dieser Roman allerdings entspricht dem Ruf den sie genießt. Ein grandioses Beispiel wie man mit dem Erzählen von Geschichten Geschichte vermitteln kann.Seltsamerweise empfinde ich es genau andersherum bei diesem Buch.
Ich habe mich ehrlich gesagt, ziemlich durchgequält und mit Abbruch geliebäugelt. Ich kenne bis auf "Die Siedler von Catan" alle Bücher von Gablé und habe sie sehr gerne gelesen. Allerdings habe ich mich dem letzten, "Der dunkle Thron" schon etwas schwerer getan und sich ein Warringham-Überdruss bei mir einstellte.
Was ich immer gerne mochte bei Gablé, war wie sie ihre Geschichten in die reale Geschichte einband, historische Personen mitspielen ließ und ihre Figuren in die Lücken einflocht. Das tut sie auch hier, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, alles schon mal gelesen zu haben. Losian/Alan könnte auch ein Warringham sein. Ich empfand "Hiobs Brüder" wie aus dem Gablé Baukastenschema. Der tapfere tolle Held, der mächtige Feinde hat, dem Unrecht getan wird, der die falsche Frau liebt und um sie kämpfen muss, der Freund wird mit realen historischen Menschen, am liebsten Königs, am Ende bekommt er sein Recht und alles wird gut. So läuft eigentlich jedes Buch der Autorin ab. Und zudem wird mir, anders als Beowulf es empfand, viel zu wenig historisches Geschehen verarbeitet. Es geht lange um viel privates Leben, um die ungewöhnliche Gemeinschaft der Inselflüchtlinge. Das ist nett und auch nicht wirklich schlimm, aber nicht das, was ich erwartet habe von einem Gablé-Buch. Über Henry und Alienor gibt es haufenweise Bücher, da kann man sich an anderer Stelle besser informieren.
Vielleicht bin ich auch einfach Gablémüde. Für mich war das ihr bei weitem schwächstes Buch. Von mir nur 5 Punkte.
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Darcy, mir geht es eher mit Elizabeht Chadwick so, sie schreibt ja ständig über König Heinrich und seine Zeit (davor und danach) und mir gefallen ihre Romane eigentlich ganz gut, aber mir fehlt dabei einfach mehr Spannund und Tiefe, genau das was ich bei Frau Gable finde.
Natürlich ist die Waringham Saga schon noch spezieller als Hiobas Brüder.LG Hedwig
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Auch mich hat ja nun endgültig das “ Gable“ Fieber gepackt. Leider sehr spät*ascheaufmeinhaupt*
Hiobs Brüder ist ein fantastisches Buch, das mich sofort gepackt hat.
Nach “Das Spiel der Könige“ mein Lieblingsbuch von ihr!
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Also ich fand das Buch super.
Ich kenne bisher nur die Siedler von ihr und empfand das nicht so als Higlight.In ltzter Zeit hatt ich nicht so viel Zeit zum Lesen und so zog sich der Roman doch lange hin. Wenn ich jedoch Zeit hatte, freute ich mich, wieder zu den Aussätzigen zurückkehren zu können und brannte darauf, welche Abenteuer ich mit Ihnen erleben kann.
Für mich hatte der Roman irgendwie etwas von den Musketieren;-)Der geschichtliche Hintergrund hat mir gut gefallen und war sehr gut in der Story verpackt.
Wie bei vielen, fand ich das Wesen Reginald sehr interessant und auch sehr gruselig. Ich habe bewußt den Begriff Wesen verwendet, denn ich halte ihn aus menschlicher Sicht für ein Monster. Verwundert hat mich die Bitte um seinen Tod. Doch ein Mensch? Zumindest menschliche Züge. Daher fand ich es dann doch schade, dass er nicht bis zum Schluß in der Geschichte vorkam.
Das Ende um King Edmunt war mir dann aber zu naja...kitschig?!
LG Spreequell70
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Original von Hedwig50
Interessant ist dieser Krieg um die englische Krone allemal und überhaupt frage ich mich oft, warum gerade um die Krone dieses Landes so oft gefochten wurde.Vielleicht liegt das nur daran, dass die englische Geschichte im Mittelalter zurzeit am deutschen Buchmarkt die große Mode ist. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sich die englische Krone bis in die Gegenwart erhalten hat.
Und von wem erzählen die meisten Historischen Romane? Von Henry VIII. und seinen Frauen, von Elizabeth I., von Richard III. etc. etc.
Wo kennen sich die meisten Leser/innen historischer Romane zurzeit üblicherweise aus: Englische Geschichte des Mittelalters. Da darf sich Autor/in keineswegs mit schlechter oder etwa fehlender Recherche auf den Buchmarkt zu wagen.
Vielleicht sollten wir einmal die Geschichte anderer Reiche im Mittelalter untersuchen. Kann schon sein, dass wir dann entdecken, dass dort eigentlich auch ganz interessante und spannende Kriege um Kronen, Länder und Ähnliches gibt.
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Worum es geht
England Mitte des 12. Jahrhunderts:
Auf der Inselfestung Whitholm fristet eine Gruppe von Männern ein menschenunwürdiges Dasein, weil sie nach der offiziellen Meinung der Kirche nicht nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden. Missbildungen, psychische Krankheiten, die Fallsucht oder der Verlust des Gedächtnisses sind Grund genug, um hierher gebracht zu werden. Nach einem verheerenden Sturm nutzen die Überlebenden die Möglichkeit, die Insel zu verlassen.
In einem Land, in dem seit Jahren Anarchie und Bürgerkrieg herrschen, machen sie sich - ohne ihr Ziel zu kennen - auf eine gefährliche Flucht.Wie es mir gefallen hat
Am Anfang hat mir die Geschichte noch recht gut gefallen, die Charaktere gewinnen rasch an Profil und die Handlung nimmt an Tempo auf. Erste unrealistische Wendungen hätte ich ja noch hingenommen, zumal die Autorin nicht nur die politischen Verhältnisse, sondern auch die Situation der einfachen Bevölkerung sehr anschaulich beschreibt.
Arg enttäuscht hat mich allerdings jene Szene in der einer der Hauptakteure, übrigens ein hartgesottener Krieger, sein Gedächtnis verliert. Von diesem Moment an hat die Geschichte für mich viel von ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt.
Natürlich erwarte ich mir von belletristischer Literatur keinen Tatsachenbericht, mit einem Märchen mag ich mich aber dennoch nicht zufriedengeben. Dass ich den Roman nicht abgebrochen habe, ist allein dem erzählerischen Talent der Autorin zu verdanken, obwohl die Handlung vor allem gegen Ende einige Längen aufwies, auf die ich gerne verzichtet hätte. -
Zum Schreibstil von Frau Gablé muss man nicht viel sagen, denn er ist einfach unglaublich. Ich kenne keinen Autor/in, der/die so großartig schreiben kann, ohne dass auch nur eine Seite langweilig wird, obwohl das Buch 900 Seiten hat. Sie schafft es die Handlung spannend zu halten und voranzutreiben und flechtet nebenbei so geschickt die historischen Hintergründe ein, dass man während des Lesen unheimlich viel lernt ohne es wirklich zu merken. Keine kann historische Fakten so geschickt und interessant mit einer tollen Handlung verknüpfen wir Rebecca Gablé.
"Hiobs Brüder" fängt völlig anders an als die anderen ihrer Romane. Ich fand den Einstieg in die Geschichte sehr mutig und dazu noch überaus gelungen. Zwar hätte ich mir vielleicht gewünscht Simons Reise bis zu der Insel - wo die Handlung beginnt - mitverfolgen zu dürfen, um gleich noch mehr in die Geschichte hineinzukommen, aber das tut dem Ganzen keinen großen Abbruch.
Die Idee ein Buch zu schreiben, in dem es vornehmlich um Menschen mit Behinderungen oder Geisteskrankheiten geht, ist einfach toll, da man so auch einmal einen Einblick bekommt wie es für diese Menschen im Mittelalter gewesen sein muss.Die Nebencharaktere, die Frau Gablé erschafft, sind auch in diesem Roman wieder mehr als gelungen und wachsen einem ebenso (oder sogar noch mehr) ans Herz wie die Protagonisten. Das ist meiner Meinung nach neben dem Einweben von historischen Fakten, das größte Talent der Autorin. Sie schafft so lebendige Figuren, so vielschichtige, komplexe und alles andere als schwarz-weiße Charaktere, die den Leser berühren. Vor allem King Edmund und die Zwillinge seien hier genannt, die ich wirklich lieb gewonnen habe.
Neben ihren erfunden Figuren kann Frau Gablé aber auch den historischen Größen wie in diesem Fall Henry Plantagenet oder Aliénor von Aquitanien, Leben verleihen, sodass sie authentisch und überzeugend wirken. Genau so wie diese zwei lebenshungrigen, entschlossenen und außergewöhnlichen Menschen beschrieben werden, habe ich sie mir anhand der historischen Überlieferungen auch vorgestellt. Toll!
Ein winziger Kritikpunkt wäre für mich, dass sich vieles an Handlung aus anderen Romanen der Autorin wiederfindet. Es tauchen immer wieder Juden auf, die eine große Rolle spielen (was ich sehr interessant finde, aber es wiederholt sich eben sehr), Protagonisten landen zwangsläufig irgendwann im Kerker usw.
Insgesamt gesehen wiegt diese Kritik aber nicht so schwer, da das Buch als Ganzes einfach so brillant geschrieben ist.Fazit:
Mit einem Roman von Rebecca Gablé macht man niemals etwas verkehrt und das ist auch hier der Fall. Mit ihrem einzigartigen und absolut wundervollen Schreibstil, ihrem Talent Daten und Fakten interessant zu verpacken und dem, auch kleineren Figuren so viel Leben einzuhauchen, dass man sie lieben muss, wird "Hiobs Brüder" zu einem tollen Lesegenuss. 10 Punkte von mir.