Feldmans Frauen - Kate Christensen

  • OT: The Great Man


    Kurzbeschreibung:
    Alles dreht sich immer nur um ihn. Dabei ist er längst tot. Zurückgelassen hat er seine Frau, seine Geliebte und seine Schwester, deren Gedanken weiterhin um ihren Oscar Feldman kreisen, den berühmten New Yorker Künstler, der vor allem eins gemalt hat: nackte Frauen. Als nun zwei Biographien über den großen Künstler erscheinen sollen, nutzen die drei älteren Damen die Gunst der Stunde, um mit einem Mythos so richtig aufzuräumen...


    Über die Autorin:
    Kate Christensen, Jahrgang 1963, wuchs in Kalifornien und Arizona auf und lebt heute mit ihrem Mann in Williamsburg, einem Teil von Brooklyn, New York. Sie hat bereits mehrere Romane und Essays veröffentlicht, für "Feldmans Frauen" erhielt sie den Pen Faulkner Award.


    Meine Meinung:
    Der berühmte New Yorker Künstler Oscar Feldman ist schon 5 Jahre tot und doch ist er immer noch Mittelpunkt im Leben "seiner" Frauen: seine Ehefrau, seine Geliebte und seine Schwester sind Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und deren Beziehung zu dem großen Künstler und Lebemann Oscar Feldman auch nicht unterschiedlicher hätte sein können. In jedem Teil dieses Romans steht einer dieser Frauen (die inzwischen alle um die 80 Jahre alt sind!) im Zentrum des Geschehens, ihr früheres Leben mit Oscar, ihr jetziges Leben, ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste angesichts der Zukunft. Sie alle hatten auf unterschiedliche Weise ihr Schicksal zu tragen, das eng mit Oscar Feldman verknüpft war und noch immer ist. Sie alle sind starke Frauen, die sich jedoch für ihren Oscar zurückgenommen und auf viele Dinge verzichtet haben, ihr Leben war die Liebe und die Leidenschaft.
    Als in das komplizierte, schon seit Jahrzehnten bestehende Beziehungsgeflecht zwei ebenfalls absolut unterschiedliche Biographen platzen, um über das Leben Oscar Feldmans zu schreiben, nimmt eine Entwicklung ihren Lauf, die so einige Überaschungen bereit hält und auch vor den Biographen selbst nicht halt macht. Auch sie verändern sich durch die Arbeit an dem Buch und ihre Begegnung mit den Frauen.
    Kate Christensen gelingt es hervorragend, die Persönlichkeit und die Entwicklung ihrer Figuren, allen voran der drei Frauen, so lebendig und glaubhaft darzustellen, dass sie alle, so verschieden sie auch sind, das Interesse und das Verständnis und nicht zuletzt die Sympathie des Lesers wecken. Sex spielt eine zentrale Rolle in dieser Geschichte und angesichts des Alters der Protagonisten war ich wirklich beeindruckt, wie es der Autorin gelingt, in direkter, aber nie vulgärer Sprache so viel Sinnlichkeit zu transportieren.
    Im Nachhinein finde ich es sogar außerordentlich gelungen, dass der Originaltitel "The Great Man" in der deutschen Ausgabe in "Feldmans Frauen" geändert wurde, denn sie haben, wie auch später richtig bemerkt wird, einen viel größeren Platz im Leben verdient als sie eigentlich hatten.


    Überzeugte 8 Punkte! :wave

  • milla, vielen Dank für deine ausführliche Rezi. Dieses Buch liegt schon auf meinen SuB, vielleicht sollte ich bald anfangen zu lesen :-)

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Danke für die Rezi, milla.


    Zuerst sprach mich das Cover an - dann fand ich den Inhalt nicht uninteressant. Und nun die Rezi.... *seufz*


    Wie ist das Buch denn geschrieben? Ist es in Richtung einer Fay Weldon schwarzhumorig und böse, wie die drei älteren Damen mit dem Mythos Feldman "aufräumen"?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Wie ist das Buch denn geschrieben? Ist es in Richtung einer Fay Weldon schwarzhumorig und böse, wie die drei älteren Damen mit dem Mythos Feldman "aufräumen"?


    Ich habe ja immer noch nichts von Fay Weldon gelesen, muss ich gestehen, aber wenn ich mich richtig erinnere stammt von ihr doch u.a. "Die Teufelin" (was ich allerdings nur als Film kenne) und damit oder der Art hat es überhaupt nichts zu tun. Gut, dass du es ansprichst, denn die Formulierung "aufräumen" klingt für mich ein bisschen nach der Rache verbitterter Frauen mit humorvollen Elementen und das ist es definitiv NICHT. Es ist vielmehr so gemeint, dass sich der "Mythos" um den großartigen Oscar mit jeder Seite relativiert, aber die Betrachtungsweisen der Damen sind keineswegs hämisch, eher nüchtern, stellenweise ein bisschen zynisch vielleicht, aber nicht wirklich boshaft.

  • Dankeschön!


    Eigentlich mag ich ja Fay Weldon, aber sie schießt mir oft auch übers Ziel hinaus in ihrer Boshaftigkeit.


    Das Buch hört sich interessant an! :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Meine Meinung:
    Über Oscar Feldman, Maler, Autodidakt und Schürzenjäger, soll eine Biografie erscheinen. Dazu befragen die beiden Biografen die Frauen, die in Feldmans Leben die größte Rolle gespielt haben:


    Die Witwe, Abigal mit der Feldman über vierzig Jahre verheiratet war. Aus dieser Ehe ging ein stark autistischer Sohn hervor.


    Die Schwester, Maxine selbst Künstlerin - stand immer ein bißchen im Schatten ihres berühmten,erfolgreichen Bruders.


    Die Geliebte, Teddy. Mit ihre hatte er gemeinsame Zwillingstöchter und ein über vierzigjähriges Verhältnis.


    Je mehr Gespräche stattfinden, desto mehr bröckelt der Sockel auf den Feldman zeit seines Lebens gestellt wurde und es ist wunderbar zu lesen wie genau die Frauen, die ihn immer unterstützt haben nun reinen Tisch machen. Alle drei, mittlerweile um die achtzig Jahre, sind Hüterinnen eines Geheimnisses das sie eigentlich nicht preisgeben wollen. Aber schließlich ist Oscar tot ...
    Die Autorin bedient sich einer sehr bildhaften Sprache und es bestätigt sich wieder einmal der Spruch: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Nur waren es hier drei.
    Von mir 10 Punkte

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Den ausführlichen Rezis ist nichts hinzuzufügen. Ein wunderbares Buch, über drei außergewöhnliche Frauen, die alle Oscar Feldman, auf ihre Art und Weise geliebt hatten. Wie milla schon sagte, passt der deutsche Titel viel besser zu diesem Buch. Ich gebe diesem Buch 10 Punkte.

  • Mir haben es bei diesem Buch besonders die bildhafte Sprache, die ausgefeilten Dialoge und die detailiert gezeichneten Charaktere angetan. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, ich lese nicht über sie, sondern sitze mit ihnen am Tisch und lausche ihren Gesprächen.


    Auch angetan war ich von der Beschreibung der Speisen, die die Frauen und in den Restaurants zubereiteten ... eine Qual beim Lesen kurz vor dem Essen. :chen

  • Vorleser und Kristin, freut mich wirklich dass es euch auch so gut gefallen hat. Eigentlich hat das Buch ganz viele Leser verdient :-)

    Herzlichst, FrauWilli
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  • Mir hat "Feldmans Frauen" auch sehr gut gefallen, wieder einmal hat milla alles Wesentliche in ihrer Rezension erfaßt.
    Man begegnet in diesem Roman drei auf unterschiedliche Art und Weise starken Frauen, die sich alle für Oscar Feldman zurückgenommen und ihn auf individuelle Weise geliebt haben. In einer schönen sprachlichen Ausgestaltung und immer wieder aufblitzenden feinen Humor ergibt sich im Fortlauf ein differenziertes Bild des Künstlers, und auch das eine oder andere Geheimnis wird gelüftet.
    Ein schönes Buch für einige angenehme Lesestunden.