Ein schöner Ort zum Sterben - Malla Nunn

  • Malla Nunn
    Ein schöner Ort zum Sterben
    rütten & loening
    HC mit 407 Seiten
    ISBN: 9783352007712


    Über die Autorin:
    Malla Nunn wurde in Swasiland geboren und hat mit ihrer Familie lange in Südafrika gelebt. Als Filmemacherin erhielt sie mehrere Auszeichnungen. in diesem Roman hat sie ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet. Ihre Eltern lernten sich in den fünfziger Jahren kennen, als es für einen Weißen verboten war, eine Nicht-Weiße zu heiraten.


    Inhaltsangabe vom Rückentext:
    Südafrika in den 50-er Jahren, als Männer wie der junge Nelson Mandela verfolgt wurden. Ein englischer Ermittler sucht allein den Mörder eines Burgen - und gerät tief in die Geheimnisse eines Dorfes in dem die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß ganz anders verlaufen als sonst.


    Meine Meinung:
    Als ein weißer Polizist in einem Burendorf in Südafrika ermordet aufgefunden wird, ist eigentlich schnell klar: es kann ja nur ein Schwarzer gewesen sein. Daher fragen sich alle auch, was Detective Sergeant Emmanuel Cooper dort eigentlich will. Aber Cooper ist Engländer und jemand, der hinter die Kulissen schaut. So deckt er nach und nach Schicht um Schicht auf und dabei tun sich immer tiefere Abgründe auf.
    Ich fand das Buch weniger spannend, als viel mehr interessant. Interessant war vor allem das Leben im Südafrika der 50er Jahre. Da sind auf der einen Seite die burischen Farmer, die sich selbst als das von Gott auserwählte Volk betrachten und auf der anderen Seite die Schwarzen, die das nur scheinbar akzeptieren und in einer nahezu komplett anderen Welt leben. Und dann ist da noch Emmanuel, der von außen kommt und nicht nur die Geheimnisse in dem abgelegenen Kaff aufdeckt sondern auch zurück in die eigene Vergangenheit muss.


    Malla Nunn werde ich mir auf jeden Fall merken und hoffe, dass wir noch mehr von ihr zu lesen bekommen, gern auch mit Sergeant Cooper, weil es da bestimmt noch mehr zu erzählen gibt.
    Der Autorin ist es gelungen, eine in sich runde Geschichte mit vielen interessanten Figuren und einer hintergründigen Story zu präsentieren.

  • Gerade habe ich diesen Roman beendet und überlege noch wie denn die Kriterien für einen historischen Krimi sind. Ab wann ist eine Geschichte historisch? Das Buch spielt 1952 und einige der Protagonisten sind äußerlich oder innerlich vom Zweiten Weltkrieg gezeichnet. Außerdem wurden die Rassengesetze gerade drastisch verschärft und den verschiedenen "Rassen" wurde jede Art von Annäherung strikt untersagt. Schon Berührungen sind untersagt. Sehr anschaulich und aufwühlend werden hier die ganze Palette der daraus entstehenden Verstrickungen und Verletzungen erzählt, in deren Windschatten auch ein Mord geschieht. Der Kommissar hat alle Hände voll zu tun um sich, ein jüdische Ehepaar, diverse Südafrikaner und Südafrikanerinnen und nebenbei noch das Gesetz zu schützen und einen Fall zu lösen der kniffelig ist und ihn an den eigenen Abgrund bringt.
    Also ich fand das Buch sogar sehr spannend und freute mich immer darauf, wenn ich wieder lesen konnte. Als Deon-Meyer-Fan interessieren mit Südafrika-Romane sehr und Malla Nunn hat mich nicht enttäuscht. Ihre Geschichte ist wirklich eine runde Sache mit einigen Haken und Ösen und jeder Menge interessanter Infos über Zeit und Ort des Geschehens. Die Stimmung und Gefühle der Menschen wird sehr gut rübergebracht. Hier gibt es kein Schwarz und Weiß sondern jede Menge Schattierungen, was mir sehr gut gefallen hat. Der Hauptdarsteller Emmanuel war mir symphathisch und kam glaubwürdig rüber.


    Ich vergebe sehr gute 9 Punkte und habe auch schon die Forsetzung hierstehen und freue mich darauf.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Im nordöstlichen Südafrika nahe der Grenze zu Mozambique wird 1952 die Leiche des Polizeicaptains Pretorius im Fluss schwimmend gefunden. Aus Johannesburg erscheint zur polizeilichen Ermittlung allein Detective Sergeant Emmanuel Cooper in der abgelegenen Gegend. Außer Pretorius gab es nur zwei Hilfspolizisten im Ort. Pretorius herrschte hier wie ein kleiner Gott; die Peitsche aus Flusspferdhaut hängt nicht zur Dekoration an der Wand der kleinen Polizeistation. Die einflussreiche Familie Pretorius betreibt außer ihrer Farm den Landhandel und die Tankstelle im Ort. Für Emmanuel ist die geballte Präsenz der fünf erwachsenen Söhne Pretorius sofort zu spüren. Sie sind Nachkommen der ersten niederländischen Siedler in Südafrika, kräftig, selbstbewusst und vom religiös begründeten Glauben an die Weißen als auserwähltes Volk angetrieben. Hier nahe der Grenze kann nur ein Fremder der Täter gewesen sein, der nach der Tat über den Fluss nach Mozambik verschwunden ist, so die Überzeugung der Familie Pretorius. Captain Cooper, noch deutlich von seinen Kriegserlebnissen traumatisiert, steht auf verlorenem Posten; denn der Security Branch, der südafrikanische Geheimdienst, hat noch vor der Leichenschau einen Verdächtigen parat, dem ein Mord aus politischen Gründen angehängt werden soll. Emmanuel ermittelt, hört den Leuten zu und hat in kurzer Zeit ein ganzes Sortiment möglicher Motive gesammelt, warum jemand Pretorius beseitigt haben könnte. Doch Coopers Ermittlungen stören die Pläne des Geheimdienstes empfindlich.


    1948 wurden in Südafrika unter Premierminister Malan die Rassengesetze verschärft, Ehen zwischen Weißen und Farbigen verboten und die Bevölkerung in die Gruppen Weiße, Farbige und Eingeborene eingeteilt. Die Rassenzugehörigkeit von Zeugen und Verdächtigen spielt auch für die Aufklärung des Mordfalls eine entscheidende Rolle. Den historischen Hintergrund dieser Zeit, als es Gesetze gab, einige sich für das Gesetz persönlich hielten und trotzdem gesetzlose Zustände herrschten, lässt Mala Nunn in Coopers Fall sehr lebendig werden. Mit Emmanuel, der zwischen den Fronten ermittelt und sich als Nicht-Bure nach mehreren Seiten rechtfertigen muß, ob er der geeignete Mann für diese Aufgabe sein kann, hat Nunn einen interessanten Ermittler in die Krimiszene eingeführt. Die ebenso interessante Nebenfigur des deutschen Juden Zweigmann kommt im ersten von Nunns bisher zwei Südafrika-Krimis nocht nicht so recht zur Geltung. Mit roher Gewalt geht es im Krimi zur Sache und es wird deutlich, dass schwarze Frauen wie eine Ware gehandelt und von den Weißen noch um eine Stufe geringer angesehen werden als schwarze Männer.


    Die 50er Jahre in Südafrika bringt Mala Nunn auf spannende und unterhaltsame Weise ins Bewusstsein ihrer Krimileser. Ein paar zusätzliche Erläuterungen durch ihren deutschen Verlag hätten das Verständnis der Zeit erleichtert. Sechzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen wird z. B. nicht jedem Leser die Bezeichnung Kriegsneurotiker vertraut sein. Von der Erzählerin der Geschichte hätte ich mir mehr Distanz zu den Ereignissen gewünscht, sie klingt in einigen Pasagen wie ein Bure, ein männlicher Südafrikaner. (S. 145).



    Taschenbuchausgabe: