Die Germanistin von Patricia Duncker

  • Die Germanistin von Patricia Duncker
    198 Seiten
    Erschienen bei DTV



    Über die Autorin:
    Patricia Duncker wurde in Jamaika geboren, siedelte mit dreizehn Jahren nach England über, studierte Philosophie und Literaturwissenschaften. Sie lehrt an der University of Wales und lebt in London und in Südfrankreich. In Deutschland wurde sie durch ihren Roman "Die Germanistin bekannt".



    Kurzbeschreibung von Amazon
    Es ist die einschneidendste Erfahrung seines Lebens: Im Sommer 1993 ist der Erzähler, ein Student in Cambridge, mit einem Forschungsprojekt über die Romane des französischen Schriftstellers Paul Michel beschäftigt. Daneben beginnt er eine Liebesbeziehung mit einer sehr ungewöhnlichen jungen Germanistin, die ihn vom ersten Moment an in eine andere, leidenschaftliche Welt verstrickt, in der Lesen und Begehren eins sind. Angetrieben von ihrer Willensstärke, macht der Erzähler sich auf die Suche nach dem skandalumwitterten homosexuellen Paul Michel, der seit 1984 im Irrenhaus verwahrt wird. Quer durch England und Frankreich und gegen den Widerstand der Institutionen kämpft er sich zu Paul Michel durch. »Wenn man atemlos am Ende angekommen ist, weiß man, was Lust am Text sein und welch subversive Energie in Literatur stecken kann.« Georg Stankiewicz in der »WAZ«»Patricia Dunckers literarisches Debüt ist faszinierend und spannend. Menschen werden in einem neuen Licht gezeigt und vor allem die subtile Beziehung zwischen Schriftsteller und Leser überdenkenswert dargestellt.«Stuttgarter Nachrichten


    Meine Meinung:
    Die Germanistin ist sprachlich wunderschön geschrieben. Das Buch hat nur knapp 200 Seiten, die man mal schnell an einem Nachmittag verschlingen kann. Es gibt einen tollen Wandel mitten im Buch, auf den ich hier jetzt nicht eingehen möchte, da ich sonst den Spaß am Buch nehmen würde. Unbedingt empfehlenswert!


  • Via, eine sehr gute Idee, Inhalt und Seitenanzahl des Buches sprechen dafür.

  • Ja, mir gefiel das jetzt auch, was ich gerade gelesen habe... Ich denke auch, dass man diese knapp 200 Seiten gut an einem Wochenende lesen könnte.


    Wann wollen wir das mit der Wochenendleserunde mal in Angriff nehmen?


    Werde hierzu mal beim "gemeinsamen Lesen" einen Thread aufmachen (oder war da nicht sogar schon einer :gruebel ) wo wir alles weitere bequatschen könnten. Wir sollten das vielleicht doch so langsam mal in Angriff nehmen und dieses Buch scheint sich dazu ja wirklich zu eignen... :]

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • ~ Inhalt ~


    Der 22jährige Ich-Erzähler, Student in Cambridge, schreibt seine Doktorarbeit über die Romane des französischen Schriftstellers Paul Michel. Im Lesesaal der Universität lernt er eine junge, burschikose Kommilitonin kennen, die Germanistik studiert und sich zur selben Zeit mit ihrer Abschlussarbeit bezüglich Schillers Werke befasst.
    „Wenn du den Mann nicht liebst, über den du deine Dissertation schreibst, wird es trockenes Zeug“, sagt sie eines Tages zu ihm. Auf diesen Anstoß hin und wegen seiner Liebe zu ihr, versucht der Ich-Erzähler Paul Michel ausfindig zu machen. Der Schriftsteller sitzt seit zehn Jahren in einer psychiatrischen Anstalt in Frankreich, doch auf einigen Umwegen gelingt es dem Studenten ein Treffen zu arrangieren. Ein Taumel aus Vergangenheit, Homosexualität, Liebe und kuriosen Zusammenhängen beginnt….


    ~ Kritik ~


    „Die Germanistin“ (Originaltitel „Hallucinating Foucault“) ist der erste Roman von Patricia Duncker und in meinen Augen merkt man dem Geschriebenen diese Frische auch an. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihm etwas Amateurhaftes anhaftet. Viel mehr steckt hinter den Worten eine gehörige Portion Leidenschaft und auch ein Tempo, das sich mit fortschreitender Handlung steigert.


    Das Buch ist in vier Teile geteilt:
    Zu Beginn und auch als Stein, der alles ins Rollen bringt, wird die Liebesaffäre zwischen der eigensinnigen Germanistin und dem leicht unsicheren Ich-Erzähler geschildert. Daraufhin folgen der Aufbruch des Studenten nach Paris und sein Umherirren durch die Straßen dieser fremden Stadt. Die ersten beiden Teile lesen sich gut, auch wenn die Handlung noch etwas zögerlich vor sich hinplätschert.
    Erst in den beiden darauf folgenden Teilen, in denen der Ich-Erzähler Paul Michel und seine Lebensweise kennen lernt, wird ein Spannungsbogen aufgebaut. Dabei handelt es sich um eine gefühlsgeladene Spannung, die zwar nicht außergewöhnlich viel Abenteuer bietet, aber auf mich sehr fesselnd wirkte.
    Habe ich die ersten Seiten eher ab und zu nebenbei gelesen, konnte ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr aufhören und verbrachte eine Nacht mit dem jungen Studenten und dem leidenschaftlichen, verrückten Schriftsteller Paul Michel. Dieser ist übrigens eine rein fiktive Person, was man dem Schreibstil Dunckers jedoch nicht anmerkt. So, wie sie sein Leben und seine Persönlichkeit konstruiert hat, glaubt man ihr durchaus, dass es ihn wirklich gab und man jederzeit seine Werke in Bibliotheken finden könnte.


    Die Autorin mag vielleicht keinen besonders herausragenden Schreibstil haben, doch das, was sie sagt, hat mich sehr beeindruckt und ich habe mir einige Passagen heraus geschrieben, was bei anderen Büchern sonst seltener vorkommt.
    Natürlich gibt es zwischen einem Werk und seinen unterschiedlichen Lesern viele verschiedene und manchmal sogar keine Berührungspunkte. Für mich ist dieses Buch jedoch schnell zu einem meiner Lieblinge geworden. Die Leidenschaft und Eindringlichkeit mit der die Autorin die Beziehungen beschreibt, wirken erfrischend. Die Hintergründe regen zum Nachdenken an.


    ~ Fazit ~


    Alles in allem handelt es sich bei „Die Germanistin“ um gute, leicht anspruchsvolle, aber nicht ermüdende Unterhaltung, sodass ich die Reise auf den Spuren des Schriftstellers Paul Michel nicht bereut, sondern viel mehr verschlungen habe.
    Empfehlenswert!

  • Ich habe es gerade beendet, und muss mich Mitsou anschließen:
    Erst ab dem 2. Teil passierte langsam etwas, ab dem 3. Teil konnte auch ich das Buch nicht mehr weglegen. Paul Michel ist eine sehr interessante Persönlichkeit und ich war mir nicht sicher, ob er echt oder nur erfunden ist. Am Ende ist ein vergleichender Lebenslauf von ihm und Foucault abgedruckt, der Paul Michel gleich noch viel realer macht. Er ist nur erfunden...
    (Aber wie mir google grad sagt, gibt es einen Schweizer Germanisten diesen Namens :-) )


    Ein schönes Buch, passend für einen Sommernachmittag, nicht anspruchslos.

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher