"Die Frau des Zeitreisenden" von Audrey Niffenegger

  • @ kalypso


    Na ja, auch wenn meine Kritik positiv war, ist es doch gut, wenn es dir hilft, zu entscheiden, dass der Roman für DICH trotzdem nichts ist. Bin gespannt, ob hier noch mehr Meinungen kommen!

  • Ich hab das Buch noch auf meinem SUB liegen und bin nach all den zwiespältigen Meinungen doch ziemlich gespannt... Vielleicht nehm ich es mir dann als nächstes direkt vor... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Na ja, auch wenn meine Kritik positiv war, ist es doch gut, wenn es dir hilft, zu entscheiden, dass der Roman für DICH trotzdem nichts ist. Bin gespannt, ob hier noch mehr Meinungen kommen!


    Es war mir schon klar, dass deine Kritik positiv gemeint war, dennoch habe ich dadurch
    entscheiden können, dass das Buch für mich nichts ist.
    Natütlich ist das gut. Sehr gut sogar. :-)


    :wave
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Iris
    Aber während ich die ersten Seiten der Übersetzung ziemlich farblos fand, gefällt mir das amerikanische Original wirklich gut. Nicht zuletzt die deutschen und französischen Einsprengsel. :lache


    Iris, das ist ja wirklich interessant. Hast du auf deutsch angefangen, es zur Seite gelegt und auf englisch weitergelesen? Oder wie? Ich kenn ja nur die amerikanische Ausgabe ...


    Bei (russischen) Klassikern denk ich oft, dass es da sicherlich einfacher ist die englische statt die deutsche Uebersetzung zu lesen :grin

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich bin auch gerade dabei es zu lesen und nach einigen Startschwierigkeiten mit der Art und Weise des Schreibstils gefällt es mir eigentlich sehr gut... Mehr, wenn ich durch bin... :-)



    EDIT:
    So, jetzt hab ich es durch und es hat mir sehr gut gefallen. Am Anfang hatte ich zwar ein paar Probleme mit den Zeiten und musste immer wieder schauen wer jetzt wie alt war, aber als ich mich daran gewöhnt hatte ging es eigentlich... Ich finde, dass es ein sehr ungewöhnliches Buch ist, was ich so noch nicht gelesen habe... Die Geschichte und die Idee der Umsetzung sind schon gut gewählt und mit viel Gefühl umgesetzt. Eine sehr schöne Liebesgeschichte, die mal was anderes ist... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • So, jetzt komme ich endlich dazu, mal meine Eindrücke zu schildern. :wave


    Ich habe die deutsche Fassung oft, oft, oft in den Fingern gehabt (schließlich hat mein Agent Andreas Brunner das Buch nach Deutschland geholt! :-]), auch in der Bücherei immer wieder drin gelesen, aber es konnte mich nicht fesseln. Ich fand es stilistisch trivial und monoton, zudem teilweise wirr, und wenn ein Buch mich schon sprachlich nicht fesseln kann, dann hat es die Geschichte schwer.
    Allerdings war mir schon klar, daß an dem Ding etwas dran sein muß, wenn sich mein Agent dafür eingesetzt hat. ;-) Also habe ich mir schließlich und endlich die Originalfassung geholt, mich im Urlaub drangesetzt -- und binnen weniger Stunden zappelte ich am Haken und das Rätsel, warum mir die deutsche Fassung nicht gefallen konnte, war gelöst. :-)


    Audrey Niffenegger benutzt einen sehr klaren, schnörkellosen amerikanischen Stil, keineswegs mainstreamig simpel, sondern immer durchsetzt mit Anspielungen, Bildern, Sprachspielen, fremdsprachlichen Elementen, Einsprengseln und Zitaten aus Dichtung und Musik -- es ist schier unmöglich, das "lückenlos" ins Deutsche zu übertragen. Nicht daß unsere Sprache mangelhaft wäre im Verhältnis zum (amerikanischen) Englisch, beide Sprachen transportieren unterschiedlichen, gesellschaftlich und kulturell bedingte Informationen. Mir ist sicherlich unendlich viel durch die Lappen gegangen angesichts der hohen Dichte von Niffeneggers Sprache und Stil, das fiel mir immer dann auf, wenn mich etwas überraschte. Die zahllosen Bezüge zur europäischen Kultur, Dichtung und Musik (immer wieder Rilke!) waren mir allerdings klar.


    The Time Traveller's Wife ist m.A.n. eine Parabel über das Leib-Seele-Verhältnis, über irdische und himmlische Liebe, über Schicksal und Freiheit. Und als solches wie Audouard und Meek für mich eine der Entdeckungen dieses Jahres!


    Henry ist eine chrono-displaced person; er wurde mit einem genetischen Defekt geboren, der ihn von Zeit zu Zeit (bevorzugt in einem psychisch unausgeglichenen Zustand, Stichwort: Sehnsucht!) an einen anderen Punkt in unserem Zeit-Raum-Kontinuum versetzt. Das sind bevorzugt Punkte, zu denen er eine seelische Bindung hat, Orte des Verlustes, der Angst und der Sehnsucht, zu denen es sein "unruhiges Herz" immer wieder hinzieht. Tranferiert wird nur Henrys Körper, was er am Leibe trägt, bleibt zurück, seien es Kleider, Zahnplomben, Taschen usw. Diese Tatsache bringt enorme Schwierigkeiten mit sich -- aber innerhalb der Bildhaftigkeit dieses "genetischen Defekts" paßt es hervorragend, daß er jedesmal nackt und vollkommen mittellos auf sich selbst gestellt ist. Er wird immer wieder zurückversetzt, so daß diese Krankheit Ähnlichkeit mit anderen Anfallsleiden hat. Manchmal "verschwindet" er nur für Minuten, manchmal Stunden, manchmal für einen längeren Zeitraum; allerdings stimmen der Zeitraum, in dem er aus seine "synchronen" Leben verschwindet, und die Dauer des "Aufenthaltes" in anderen Situationen nicht überein. Und er kann sich selbst begegnen.


    Als Henry 6 Jahre alt wird, verunglückt seine Mutter mit ihm im Auto -- während sie stirbt, rettet ihn sein genetischer Defekt "instinktiv". Doch das Gefühl der Schuld, das Menschen heimsucht, die überlebt haben, während andere starben, versetzt ihn in den unterschiedlichen Lebensaltern immer wieder an diesen Punkt seines Lebens. Er ist derjenige, der die Polizei ruft, der sich um dies und das kümmert -- aber den Unfall kann er nicht verhindern.


    Im Alter von 28 Jahren, als leicht abgestürzter Typ begegnet er Clare, die ihn zu kennen und schon lange in ihn verliebt zu sein scheint. Bei einem Essen offenbart ihm Clare, daß sie ihn seit ihrem 6. Lebensjahr kennt, daß sein älteres Ich sie auf seinen "Zeitreisen" immer wieder besucht hat, weil er später mit ihr verheiratet sein wird.


    Ich will jetzt nicht das ganze Buch erzählen. Henry und Clares Schicksal erfüllt sich, wenn man ihr(e) Leben jeweils als Ganzes betrachtet, es ist "rund". Es funktioniert deshalb, weil beide so sind, wie sie sind, ihre Begabung entfalten. Es ist bei aller tragik voller Lebenfreude und Hoffnung.


    Eigentlich fand ich überhaupt nichts verwirrend oder langweilig, allerdings erfordert es eine hohe Bereitschaft, sich auf die Geschichte einzulassen, auf die beiden (einander weitgehend abwechselnden) Ich-Erzählern Henry und Clare, die einem ihre Gedanken und Gefühle in dieser für Nicht-Betroffene absurd erscheinenden Situation rückhaltlos offenbaren, wie sich diese auch einander ebenso rückhaltlos offenbaren.
    Und was die bemängelten Vorwegnahmen betrifft ;-): Bei einem Buch, das mit der Aufhebung von Zeit spielt, rechne ich eigentlich damit, daß das gesamte Geschehn unentwegt durch Vorwegnahmen, Rückbezüge, Querverweise usw. mit- und ineinander verflochten wird ... :-)


    Tolles Buch! :anbet



    Nachtrag:

  • Ich habe aufgegeben... ist irgendwie nicht mein Buch.
    Der Schreibstil gefällt mir überraschend gut und die Idee der Story hat auch was, aber mir war das zu verworren, wer wann wie alt ist.
    Und dann ist Clare in verschiedenen Kapiteln fast gleich alt und Henry hat immer ein anderes Alter.
    Und kann er nun die Zukunft beeinflussen oder nicht?
    Sorry, aber das war dann doch nix für mich...

  • Die Idee, die hinter der Geschichte steht, fand ich richtig originell, allerdings lässt die Umsetzung m.E. zu wünschen übrig. Allerdings hab ich es nicht zu Ende gelesen, weil es mir dann doch zu anstrengend war.