Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, daß ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger. (Seite 405)
ca. 500-600 Seiten (je nach Ausgabe), kartoniert
Originaltitel: Thendara House
Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck
Verlag: Knaur TB Verlag, München 2000
ISBN-10: 3-426-60967-3
ISBN-13: 978-3-426-60967-5
Gilt chronologisch als Band 10 des Darkover-Zyklus
Die Entsagenden Trilogie
- Die zerbrochene Kette (Rezi-Thread))
- Gildenhaus Thendara
- Die schwarze Schwesternschaft
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Kurzinhalt / Klappentext (Quelle: Klappentext und eigene Angabe)
Da die Frauen auf Darkover in einer von Männern dominierten Welt nur wenige Rechte besitzen, nimmt eine Gruppe von Frauen beherzt ihr Schicksal in die Hand. Sie schwören einen Eid darauf, sich nie mehr in die Abhängigkeit eines Mannes zu begeben, und bezeichnen sich als „Entsagende“. Heimat und Zentrum ihrer Aktivitäten sind die Gildenhäuser, die nicht nur Begegnungsstätten und Quartiere für reisende Frauen sind, sondern auch Hort uralter Geheimnisse. Hier treffen sich Magda, eine ehemalige terranische Agentin, und Camilla, deren Vergangenheit im Dunkeln liegt.
Magda und die Entsagende Jaelle haben die Plätze getauscht: Magda ist zu ihrem Hausjahr ins Gildenhaus eingezogen und erhält ihre Ausbildung zur Amazone. Jaelle wohnt als Freipartnerin Peters im terranischen Hauptquartier und hat Magdas ehemaligen Arbeitsplatz inne. Beide müssen in der für sie fremden Welt zurecht kommen. Über die Wochen staut sich enormes Konfliktpotential auf - das schließlich zur Explosion kommen muß.
Über die Autorin (Aus Angaben der Verlage, der Homepage des Literary Work Trust sowie Wikipedia zusammengestellt; aus meinen Avalon-Rezis übernommen)
Marion Zimmer Bradley wurde 1930 als Marion Eleanor Zimmer geboren und begann bereits mit elf Jahren, Romane zu schreiben. 1949 heirate sie den viele Jahre älteren Robert Alden Bradley, mit dem sie einen Sohn (David) hat. Nach einer Unterbrechung beendete sie ihr Studium im Jahre 1965.
Im Jahre 1953 erschien ihr erster Roman; sie hatte begonnen zu schreiben, um zumindest im Kopf der Ehe mit ihrem Mann entfliehen zu können, und veröffentlichte zunächst vor allem in Zeitschriften und Anthologien. 1964 schließlich wurde sie geschieden. Bald darauf heiratete sie Walter Henry Breen, mit dem sie zwei weitere Kinder hat. Von ihm trennte sie sich 1979, jedoch wohnten sie bis zu Marions Tod weiter in der gleichen Straße. Zusammen mit ihm wurde sie 1980 zu Priestern der „Holy Apostolic-Catholic Church of the East (Chaldean-Syrian)“ geweiht.
Ihre letzten Jahre wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxson, Tracy Blackstone und ihrem Bruder Paul Edwin Zimmer in einem Schriftstellerhaushalt, den sie „Greyhaven“ nannten.
Ihr größter Erfolg war der Roman „Die Nebel von Avalon“, welcher 1982 erschien.
Sie verstarb am 25. September 1999 an den Folgen eines Herzanfalls.
Informationen im Internet
- < Klick > Homepage des „Marion Zimmer Bradley Literary Works Trust“, der Gesellschaft, die die Urheberrechtes ihres Werkes verwaltet (in englischer Sprache)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Randomhouse (deutsch)
- < Klick > Informationsseite des S. Fischer Verlages (deutsch)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Droemer-Knaur (deutsch)
- < Klick > das sagt Wikipedia (mit Übersicht über die Darkover-Bücher)
- < Klick > hier die englische Wikipedia-Seite
(Google ergibt auf eine Eingabe des Namens „Marion Zimmer Bradley“ ca. 586.000 Ergebnisse. Ich verzichte, die hier alle aufzuführen. ;-))
Meine Meinung
Auch Amazonen sind nur Menschen, Jaelle. Es ist ein weiter Weg bis zu dieser Erkenntnis, und nicht jedem wird dieser Weg gefallen. In der Leserunde ergaben sich recht deutliche Sichtweisen auf das Buch. Ich werde hier die positive vertreten und überlasse die etwas kritischeren Töne den nachkommenden Rezis. Mir hat das Buch nämlich ausnehmend gut gefallen.
Daß ich dabei dennoch nicht, wie Jaelle über weite Strecken, eine rosarote Brille aufhabe, mag man daran erkennen, daß ich einige Schwachstellen durchaus bemerkt habe und benennen will. Etwa die, daß die Autorin mit der Zeit sehr lässig umgeht. Einmal ist es Frühling, dann Mittsommer, kurz zuvor war es aber noch Herbst, und dann kommt wenige Tage nach Mittsommer schon der erste Schnee. Also nicht unbedingt das, was man sich unter linearer Zeit vorstellt. Denn genau genommen umfaßt das Buch etwa ein halbes Jahr, das eigentlich linear verlaufen sollte. Nun ja.
Das „Gildenhaus Thendara“ schließt lückenlos an „Die zerbrochene Kette“ an und setzt dessen Handlung voraus. Magda/Margali und Jaelle haben ihre Plätze getauscht. Magda ist zu ihrem Hausjahr ins Gildenhaus eingezogen, Jaelle wohnt als Freipartnerin Peters im terranischen Hauptquartier und hat Magdas Arbeitsplatz inne. Sehr schnell wird deutlich, daß Peter in der „Zerbrochenen Kette“ seinen Urlaubscharakter hatte. Hier, im täglichen Leben ist er ein ganz anderer. Sehr bald fragt man sich, wie ein Mensch sich innerhalb kurzer Zeit so verändern kann. Vom Liebenden zum egozentrischen, karrieresüchtigen Emporkömmling, der an nichts anderes als das berufliche Fortkommen denkt, dem sich alles - auch die Partnerin - bedingungslos unterzuordnen hat. Keine Frage, daß das recht bald zu Konflikten führen muß. Jaelle, die sich in der fremden Umgebung ohnehin schwer tut, trifft es so doppelt hart.
Magda wiederum muß sich in die Gilde der Entsagenden einfügen. Außer der Hausoberen weiß niemand, daß sie eine Terranan ist. Das erleichtert ihr einerseits das Angenommenwerden, andererseits werden ihr Fehler weniger leicht verziehen. Es ist klar, daß daraus Reibungen und Probleme entstehen, bis hin zur Infragestellung ihres Eides.
Beide solcherart ins kalte Wasser geworfen, geht die Geschichte weiter ihren Gang, ohne daß ihnen immer genügend Zeit zur Anpassung zu lassen. So bleibt es nicht aus, daß der (unfähige) Koordinator eher Probleme schafft denn löst, daß ein hochrangiger Imperiumsfunktionär sich nur nach seinen eigenen Zeit- und Zielvorgaben richten will und die Interessen der „Eingeborenen“ eher untergeordneter Natur sind. Hinzu kommt, daß etwa Lady Rohana eigene Interessen verfolgt und mich, vor allem gegen Ende hin, doch etwas überrascht hat. Bei der Gelegenheit der Hinweis, daß noch mehr alte Bekannte aus dem "Verbotenen Turm" wieder auftauchen.
Womit eines der Grundthemen des Buches angesprochen ist. Die Terraner sind zwar mittlerweile seit einigen Jahrzehnten auf Darkover, aber nicht viel weiter gekommen. Darkover ist anders als andere Planeten. Das kann, das darf nicht sein. Zumindest nicht aus Sicht der Imperiumsbeamten. Die können sich gar nicht vorstellen, daß sie nicht händeringend erwartet wurden und ihnen alles zu Füßen liegt. Entsprechend schlecht ist die Meinung über die „Eingeborenen“. Und die Comyn, die offensichtlich alles unterlaufen, haben bei den Terranern sowieso schlechte Karten. Die Entwicklung in den Beziehungen, die Einstellung zu den „Eingeborenen“, die Gedanken der Terraner, wie eine Entwicklung verlaufen sollte, kamen mir nur allzu bekannt vor. MZB hat sich da ganz einfach bei der Geschichte ihres eigenen Landes bedient. Man lese etwa über die Eroberung Amerikas durch die Weißen nach, wie die Native Americans behandelt wurden (teilweise noch werden), und man hat schon (fast) eine Blaupause für das, was hier vor sich geht. Nicht ganz so hart und konsequent, doch das Muster ist bekannt.
Eine weitere Thematik ist die der Liebe unter Frauen. MZB geht das schreibtechnisch jedoch so dezent und zurückhaltend an, daß man selbst dann, wenn man anderer Meinung ist, keine Gelegenheit findet, Anstoß zu nehmen. Es paßt zur Geschichte, es gehört so, es bleibt oft bei Andeutungen. Man weiß, was passiert, auch ohne, daß alles bis ins Letzte Detail beschrieben wird. Dafür gebührt MZB mein voller Respekt.
Gefallen hat mir der gut dargestellte Gegensatz zwischen Darkoveranern und Terranern. Zwei Welten begegnen sich mit mehr oder weniger Willen, aufeinander zuzugehen. Es sind oft die kleinen Dinge, die die Probleme bereiten. Besonders augenfällig für mich wurde der Unterschied durch die „Uhrengetriebenheit“ der terranischen Kultur. Das hat mich (logischerweise) sehr stark an unsere eigene Kultur erinnert und einen Spiegel vorgehalten, der ein Bild zeigte, das mir nicht sehr gefiel.
Magda wie Jaelle lernen, daß es in jeder Kultur Menschen gibt, die für einen Kontakt eher aufgeschlossen sind und solche, die rücksichtslos vorgehen, gibt. Sie begreifen auch, daß nicht alles der jeweils anderen Kultur gut oder schlecht ist. Daß man durchaus voneinander lernen kann. Cholayna, die neue Chefin des Nachrichtendienstes, zählt übrigens auch zu den angenehmen und lernfähigen Figuren des Buches. Von ihr würde ich im nächsten Band gerne mehr erfahren.
Wenn ich die letzten Darkover-Bücher Revue passieren lasse, so habe ich jedes Mal vom „bisher besten“ geschrieben. Das kann ich dieses Mal auch wieder tun. Jedoch hat mich dieses Buch noch um einiges tiefer in die Handlung hinein- und auf Darkover hingezogen als die vorigen. Ich habe förmlich auf Darkover als stiller Begleiter der Protagonisten gelebt, gedacht und gehandelt, und das, was wir reale Welt nennen, nur noch bedingt wahrgenommen. Auf mich übte das Buch einen Sog, einen emotionalen Sturm, aus, dem ich mich nicht entziehen konnte. Es ist das erste Darkover-Buch, dem ich keine „fehlende epische Breite“ bescheinigen kann, weil es genau so lang (oder kurz) ist, wie es sein sollte.
Eine mal heitere, mal ernste Geschichte von zwei Menschen, die irgendwo da draußen auf dem Planeten mit der blutroten Sonne ihren Platz, ihren Weg, ihre Aufgabe im Leben finden müssen. Die beide nicht wissen, wer sie sind, und dennoch tun müssen, was getan werden muß. Mit und gegen die Umwelt. Mit und gegen die eigenen Wünsche und Vorstellungen. Mit oder gegen die Macht, die man Schicksal oder Vorbestimmung nennen mag.
Am Ende, am Ende des Buches bleibt erst mal nur die Hoffnung, daß es nicht die Krähen der Cathubodva, sondern ganz gewöhnliche Vögel sind, die in der Ferne am Himmel ihre Kreise ziehen. Aber das wird sich wohl erst in den nächsten Büchern klären.
Kurzfassung:
Die Fortsetzung des Buches „Die zerbrochene Kette“. Magda und Jaelle müssen sich in einer für sie fremden Umgebung bewähren und den Weg für ihr Leben finden. Die Kulturen von Darkover und Terra prallen mehr oder weniger konfliktträchtig aufeinander. Von Gesellschaftskritik bis hin zu „bloßer“ Unterhaltung bietet der Roman alles, was ich mir von so einem Buch erwarte.
9 Punkte, denn wegen des unklaren Zeitverlaufs muß ich schweren Herzens einen abziehen.
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