Verlag Knaus
September 2009 in Deutsch erschienen
Kurzbeschreibung:
Erst verschwindet ein Junge spurlos, dann weitere. Doch niemand scheint beunruhigt. Schon lange kümmern sich die Erwachsenen nicht mehr um ihre Kinder, zu sehr sind sie mit sich und ihren Sorgen beschäftigt. Einst lebten sie in einer blühenden Stadt – doch dann siegten Egoismus und grenzenlose Gier. Nun ist alles vergiftet und ohne Hoffnung. Ist es da nicht verständlich, dass die Jungen, die noch eine Zukunft sehen, einfach abhauen? Man will diese Version glauben und geht zur Tagesordnung über. Nur der Polizist Morrison hat etwas Schreckliches gesehen – und schweigt. Denn er hat seine Seele längst verkauft. Doch die Kinder der Stadt sind ruhelos. Der 15-jährige Leonard weigert sich, seinen verschwundenen Freund Liam verloren zu geben. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Zum Autor:
John Burnside zählt in seiner schottischen Heimat neben A. L. Kennedy zu den bedeutendsten Gegenwartsautoren. Für sein Werk aus Lyrik und Prosa erhielt er zahlreiche Preise. Sein von der Kritik hoch gelobtes Erinnerungsbuch „A Lie About My Father“ wurde ein Bestseller.
Meine Meinung:
Glister ist ein stilistisch auffälliger, zeitgenössischer Roman mit Thriller-/Krimi-Motiven, die interpretiert werden wollen. Viel ist in der Schwebe gehalten, die Handlung ist und bleibt rätselhaft. Auch die Hauptfiguren, der Polizist Morrison und der 15jährige Literaturliebhaber Leonard, bleiben undurchschaubar. Der Leser kann sich mit ihnen kaum identifizieren, auch nicht in den Passagen, in den die Perspektive von der dritten in die erste Person wechselt.
Der Ort der Handlung ist eine industrielle Kleinstadt mit einer alten Chemikalienfabrik, ein Nirgendwo direkt neben der Natur, eine aussterbende Stadt.
Es gibt zahlreiche filmische und literarische Anspielungen, die mal ins Leere gehen und mal originell und verblüffend wirken. Ich denke, dass der Übersetzer Bernhard Robben hier vermutlich sehr gute Arbeit geleistet hat.
Einige lyrische Momente beleben die Sprache.
Dass der Ort Innertown heißt, lässt ahnen, dass viele Motive zu deuten sind.
John Burnside schreibt seine Prosa wie ein Gedicht.
Der Grad, in wie weit der Leser Glister für gelungen hält, hängt auch von seiner Interpretationsfähigkeit und -akzeptanz der vom Autor gewählten Motive ab.