Frankreich: mehr als eine Million unveröffentlichter Manuskripte

  • In Frankreichs Schubladen schlummern mehr als eine Million unveröffentlichter Manuskripte. Eben bei FAZ.de entdeckt.
    Demnach denkt jeder dritte Franzose darüber nach, ein Buch zu schreiben. Dabei geht es im Kern um die reine Freude am Schreiben. Familienroman als Geschichtsschreibung ist ebenfalls ein Impuls, ebenso wie das Schreiben als Therapie.
    Jetzt würden mich mal die deutschen Zahlen interessieren.

  • Hallo, Kamelin.


    Die Zahlen hier dürften noch höher sein. Angeblich werden jedes Jahr 300.000 Manuskripte an Verlage geschickt - verschiedene Manuskripte. Selbst wenn es "nur" 100.000 wären, ergäbe das sehr viel mehr unveröffentlichte Romane. Etwa jeder Tausendste schafft es zum Debüt im Publikumsverlag. Wenn man jene abzieht, die selbst, per BoD oder in einem Zuschussverlag veröffentlichten, bleiben immer noch Millionen übrig, deren Bücher nie erscheinen.

  • Frage mich, woher diese "Schreibwütigkeit" kommt. Ich habe bisher immer den Eindruck gehabt, dass die Mehrheit der Deutschen sich eher für Sport (Fussball) interessiert oder von Ruhm und Geld via Showbusiness träumt. ;-)
    Schreiben ist doch etwas mühsamer und zeitaufwändiger als Herumhüpfen.


    Und was auch noch ein Punkt ist: woher nehmen die Leute die Zeit, soviel Texte zu produzieren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das nur Arbeitslose, Studenten, kinderlose Hausfrauen, Menschen in Therapie oder Rentner sind, die all die Manuskripte einreichen bzw. produzieren.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    bleiben immer noch Millionen übrig, deren Bücher nie erscheinen.


    In vielen Fällen könnte man sagen: "Und das ist auch gut so."

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Zitat

    Original von Vandam


    In vielen Fällen könnte man sagen: "Und das ist auch gut so."


    In vielen Fällen bestimmt, aber ich könnte mir vorstellen, dass unter so vielen Büchern auch eine Menge tolle Sachen sind, bei denen es schade ist, dass sie nie veröffentlicht werden.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Frage mich, woher diese "Schreibwütigkeit" kommt. Ich habe bisher immer den Eindruck gehabt, dass die Mehrheit der Deutschen sich eher für Sport (Fussball) interessiert oder von Ruhm und Geld via Showbusiness träumt. ;-)
    Schreiben ist doch etwas mühsamer und zeitaufwändiger als Herumhüpfen.


    Mit dem PC ist schreiben viel leichter gworden. :grin



    Zitat

    Und was auch noch ein Punkt ist: woher nehmen die Leute die Zeit, soviel Texte zu produzieren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das nur Arbeitslose, Studenten, kinderlose Hausfrauen, Menschen in Therapie oder Rentner sind, die all die Manuskripte einreichen bzw. produzieren.


    Das ist natürlich kein Punkt. Die Mehrheit der veröffentlichten Autorinnen und Autoren hat einen Brotberuf und schreibt 'nebenbei'. Familie und Kinder haben viele auch.
    Das ist auch nicht neu, das war schon immer so. Leute, die allein vom Bücherschreiben leben, sind selten anzutreffen. Und von denen verdienen nicht wenige dazu, indem sie z.B. journalistisch tätig sind, also einen schreibenden Beruf mit einem anderen schreibenden Beruf verbinden.


    Allerdings gilt für alle: wer wirklich schreiben will, die nimmt sich die Zeit.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von kamelin
    Demnach denkt jeder dritte Franzose darüber nach, ein Buch zu schreiben.

    Zitat

    Original von Alice Thierry
    Frage mich, woher diese "Schreibwütigkeit" kommt. Ich habe bisher immer den Eindruck gehabt, dass die Mehrheit der Deutschen sich eher für Sport (Fussball) interessiert oder von Ruhm und Geld via Showbusiness träumt. ;-)


    Naja, "drüber nachdenken" und es tatsächlich tun ist zweierlei. Und es professionell oder mit professionellem Anspruch zu tun ist nochmal was anderes.
    Natürlich bleiben da trotzdem noch eine Menge Manuskripte übrig, die hoffnungsvoll an Verlage geschickt und niemals veröffentlicht werden.


    Im Artikel heißt es, dass drei Prozent aller Franzosen tatsächlich schreiben. Ich finde das nicht so wahnsinnig viel, wenn man bedenkt, da da sicher alle Leute drunter gefasst sind, die just for fun schreiben. Hätte man gefragt, wer in der Freizeit malt oder zeichnet, wären da sicher höhere Zahlen rausgekommen, ohne dass man davon ausgehen müsste, dass die Werke alle im Museum landen.


    Und dass jeder dritte drüber nachdenkt zu schreiben, besagt überhaupt nichts. Jeder Autor begegnet ständig Leuten, die meinen: "Wissen Sie, ich hab mir auch schon überlegt, wenn ich mal Zeit hab, schreib ich auch ein Buch." :lache Das sind die Leute, die es im Leben nicht tun. Und die sich den Lebensabend damit versüßen, indem sie sich vorstellen, dass sie Bestsellerautoren geworden wären, hätten sie ihre spannende Lebensgeschichte aufgeschrieben.

  • Mannomann, wenn diese Angaben stimmen ...


    Zitat

    Original von Tom
    Die Zahlen hier dürften noch höher sein. Angeblich werden jedes Jahr 300.000 Manuskripte an Verlage geschickt - verschiedene Manuskripte. Selbst wenn es "nur" 100.000 wären, ergäbe das sehr viel mehr unveröffentlichte Romane. Etwa jeder Tausendste schafft es zum Debüt im Publikumsverlag. Wenn man jene abzieht, die selbst, per BoD oder in einem Zuschussverlag veröffentlichten, bleiben immer noch Millionen übrig, deren Bücher nie erscheinen.


    ... ist das in meinen Augen immer noch eine ganze Menge. Ich hätte nie gedacht, dass das so viele sind.


    Interessant fand ich die Hauptbbeweggründe:
    _Freude am Schreiben
    _Familienroman als Geschichtsschreibung
    _Schreiben als Alltagsbewältigung/ Therapie


    Können das die aktiven Autoren unter den Eulen eigentlich bestätigen?

  • Zitat

    Original von Glass
    Was ist denn bei dir ein "aktiver Autor"? :wow


    Leute, die sich nicht nur vornehmen zu schreiben, sondern es auch tun, also nicht:
    "Demnach denkt jeder dritte Franzose darüber nach, ein Buch zu schreiben", sondern:

    Zitat

    Original von Glass
    Also ich schreibe ab und an...


    Die oben genannten Impulse beziehen sich ja auf Frankreich.
    Wie sieht es bei uns aus?
    Warum schreibt jemand z.B. einen Historischen Roman und keine Fantasy oder einen Krimi? Hat das lediglich etwas mit den verschiedenen Interessen zu tun?


    Bei den Zahlen die Tom genannt hat, würde mich die Genreeinteilung interessieren (gibt es dazu eigentlich eine Quelle/ Veröffentlichung o.ä.?). Also: Was schreiben "die Deutschen" am liebsten?
    Ich tippe auf Historische Romane ;-)

  • Zitat

    Also: Was schreiben "die Deutschen" am liebsten?


    Lebensgeschichten. Ihre eigenen. Ich schätze, die unverlangt eingesandten Manuskripte bestehen zu mehr als sechzig Prozent aus solchen. Dass es so ist, zeigen auch die Programme der "Dienstleistungsverlage", wo ein erklecklicher Anteil dieser Manuskripte schließlich landet.

  • Zitat

    Original von kamelin
    Interessant fand ich die Hauptbbeweggründe:
    _Freude am Schreiben
    _Familienroman als Geschichtsschreibung
    _Schreiben als Alltagsbewältigung/ Therapie


    Können das die aktiven Autoren unter den Eulen eigentlich bestätigen?


    Nö.


    Zitat

    Original von kamelin
    _Freude am Schreiben


    Jein. Manchmal ist es die reine Freude, aber oft genug muss ich mich durchbeißen. Faustregel: Je lockerer und selbstverständlicher der Text auf den Leser wirkt, desto schlimmer hat der Autor geschwitzt.


    Zitat

    Original von kamelin
    _Familienroman als Geschichtsschreibung


    Nein. Das ist zwar im Prinzip eine tolle Sache für die Nachgeborenen – allerdings in den meisten Fällen auch nur für die. Für die breite Öffentlichkeit taugen die meisten "normalen" Familiengeschichten nicht bzw. müssten so aufbereitet, gestrafft, gekürzt oder leicht bis schwer verändert werden, dass sie nicht mehr als echte und authentische Familiengeschichten durchgehen – zumindest aus Sicht der Familienmitglieder nicht. Die durch Veränderungen entstandene Geschichte tendiert dann bereits in Richtung Roman und hat im besten aller Fälle auch eine Allgemeingültigkeit, die viele Leser interessieren könnte. Eine richtige "Saga" muss, ich bemühe mal eine alte Kinoweisheit, "larger than life" sein, um zu unterhalten.


    Zitat

    Original von kamelin
    _Schreiben als Alltagsbewältigung/ Therapie


    Selten. So etwas kann, muss und soll man schreiben, wenn man das Gefühl hat, es täte einem gut – Tagebücher erfreuen sich nicht ohne Grund großer Beliebtheit. Aber ein therapeutischer bzw. Alltagsbewältigungstext gehört bis zum Ende aller Tage in die Schublade – und zwar in meine.


    :wave SteffiB

  • Zitat

    Original von kamelin
    Interessant fand ich die Hauptbbeweggründe:
    _Freude am Schreiben
    _Familienroman als Geschichtsschreibung
    _Schreiben als Alltagsbewältigung/ Therapie


    Können das die aktiven Autoren unter den Eulen eigentlich bestätigen?


    Ich kann Tom und Steffi nur zustimmen. Das sind die klassischen Beweggründe von Hobbyautoren.
    Um nochmal das Beispiel vom Malen aufzugreifen: Ich bin sicher, dass Hobbymaler auch eine andere Motivation haben als jemand, der das professionell betreibt.