Philippe Claudel - Brodecks Bericht

  • Kurzbeschreibung
    Ein kleines Dorf im deutsch-französischen Grenzgebiet, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Außenseiter Brodeck lebt hier zurückgezogen mit seiner Familie. Als er eines Abends in das Wirtshaus geht, trifft er dort auf die Dorfgemeinschaft, die gerade kollektiv einen Fremden ermordet hat. Dieser Fremde, von allen nur "der Andere" genannt, war ein weit gereister Gelehrter: Sein Wissen, seine Fähigkeiten und seine Andersartigkeit machte den Menschen Angst, schürte ihr Misstrauen, brachte sie gegen ihn auf. Brodeck ist entsetzt. Er möchte nichts damit zu tun haben. Doch die Männer, allen voran der Bürgermeister und Schweinezüchter Orschwir, drängen ihn, einen Bericht zu verfassen. Er, der schreiben kann, der davon lebt, die Pflanzenwelt der Region zu katalogisieren, der sogar eine Maschine zum Schreiben hat, soll erklären, wie es zu der Tat kommen konnte. Brodeck hat keine Wahl: Er muss den Auftrag annehmen. Doch je mehr er von den Umständen erfährt, desto klarer wird ihm, dass er kein Verständnis für das Verbrechen aufbringen kann. So wird er selbst allmählich zur Zielschreibe ihrer Drohungen...
    Virtuos konstruiert und mit Eleganz geschrieben, lotet Philippe Claudel in seinem neuen Roman einmal mehr die Abgründe des menschlichen Zusammenlebens aus.(Quelle: amazon)


    Der Autor:
    Philippe Claudel, geboren 1962 in Dombasle-sur-Meurthe, Lothringen, stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Trotz seiner Begeisterung für Sport - er hat lange Dreikampf betrieben und überlegt, Bergsteiger zu werden - hat er sich letztlich dem Lehramt gewidmet. Nachdem er einige Jahre an einem Gymnasium verbracht hat, entschied er sich dafür, mit behinderten Kindern zu arbeiten, und später mit Inhaftierten in einem Gefängnis Nancys: Von diesem elfjährigen Erlebnis erzählt er in seinem Buch "Le bruit des trousseaux" (Das Geräusch der Schlüsselbunde). Heute lehrt er an der Universität Nancy II im Fachbereich Kulturanthropologie und Literatur. Seit 2004 arbeitet er außerdem für das Verlagshaus Stock und leitet eine Buchreihe, "Ecrivins", in der Texte veröffentlicht werden, die sich mit dem Thema "Wein" beschäftigen. Philippe Claudel hat bereits mehrere Romane veröffentlicht.(Quelle: Perlentaucher)


    Meine Meinung:
    Der Außenseiter Brodeck lebt mit seiner Familie zurückgezogen in einem kleinen, abgelegenen Dorf in Frankreich. Der 2. Weltkrieg ist gerade vorbei.
    Als er eines Abends in die Dorfschenke geht, trifft er auf die Dorfbewohner, die gerade den "Anderen" ermordet haben. Brodeck wird gedrängt, einen Bericht zu verfassen, welcher die Vorgeschichte erzählen soll.
    Ihm bleibt nichts anderes übrig.
    Der "Andere" ist ein gelehrter, belesener und weitgereister Mann, der mit seinem Pferd und seinem Esel ins Dorf gekommen ist. Die Dorfbewohner reden über ihn und sind ihm gegenüber argwöhnisch.
    Es entstehen zwei Berichte:
    zum einen der Bericht über den "Anderen", zum anderen erfahren wir einiges über Brodecks Vergangenheit.
    Brodeck ist selbst ein "Fremder". Im 3. Reich wurde er in ein Lager abtransportiert. Auch im Dorf ist er noch fremd, gehört nicht wirklich dazu.
    Claudel schreibt in eindringlicher und klarer Sprache über menschliche Abgründe.
    Wer ist schuld? Was treibt einen dazu, den anderen zu denunzieren?
    Die Rückblenden sind sehr geschickt von Philippe Claudel eingeflochten.
    Mich hat das Buch sehr ergriffen -auch, weil es so immer und überall passieren kann.


    10/10 Punkten

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Conor ()

  • Danke Conor für deine ausführliche Rezi.
    Das Buch hat mich die ganze Zeit eigentlich nicht interessiert, aber ich setze es auf jeden Fall mal auf meine Merk/Wunschliste. :-), hört sich auf jeden Fall interessant an.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire