Warum sind manche Menschen so gerne öffentlich?

  • Zitat

    Aber ich sehe auch nicht ein, warum ich es lassen sollte


    Es gab da früher mal so ein Konzept ... mehr eine Idee ... halt so Zeug. Verdammich, mir fällt der Begriff nicht mehr ein. Irgendwas mit Hof. Hofidings. Nein, Moment. Ich hab's:


    Höflichkeit!


    Das war eine so richtig strunzdoofe Sache. Man ging davon aus, dass Menschen nicht belästigt werden wollen. Nicht durch Krach, Rempeleien undsoweiter. Man glaubte, Leute wollen einfach in Ruhe gelassen werden, also nicht unfreiwillige Zeugen lautstarker Telefonate, Mithörer selten dämlicher Mucke und ähnliches sein. Natürlich konnte sich eine so saudummes Konzept nie wirklich durchsetzen, deshalb ist die Idee irgendwann aufgegeben worden, glücklicherweise. Und deshalb darf man auch heutzutage jedermann jederzeit belästigen, mit dumpfen Krach aus dem Jamba-Angebot, hirntoten Klingeltönen und lautem Geschwätz.


    Was haben wir für ein Glück gehabt!

  • Isjoeckel :
    In den Öffis in Graz wollten sie das Telefonieren verbieten. Daraus geworden ist ein Aufkleber, dass man nicht telefonieren soll. Man kann sich daran halten, muss man aber nicht (ggf muss man mit bösen Blicken seitens vornehmlich alter Leuten rechnen oder mit einem Busfahrer, der es zu genau nimmt und einfach nicht losfährt, solange man telefoniert :rolleyes ).


    Ich habe früher viel und gerne in den Öffis telefoniert. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Zum Lesen war es mir zu unruhig (von den Schaukelbewegungen her, mittlerweile kann ich das :grin) und Musik horchen während ich wo hin fahre finde ich absolut doof (und ich hätte tausendmal lieber telefonierende Leute in der BIM als noch jemanden, wo ich mit dessen Musik beschallt werde :rolleyes ).


    Gut, als die Diskussion damals entbrannte, ob das Telefonieren in den Öffis generell verboten werden sollte, saß mir in der BIM eine Gruppe von Leuten gegenüber, die sich darüber unterhielten, ob das Auto, an dem wir gerade vorbei führen, magentarot oder himbeerrot wäre :rolleyes


    Dass Leute, die nebeneinander sitzen, leiser reden als wenn sie mit jemanden telefonieren, diese Erfahrung hätte ich noch nicht gemacht. Und nach diesem verfolgten Gespräch über das himbeer-magentarote Auto bin ich pro Telefon :grin

  • Zitat

    Original von Tom


    Es gab da früher mal so ein Konzept ... mehr eine Idee ... halt so Zeug. Verdammich, mir fällt der Begriff nicht mehr ein. Irgendwas mit Hof. Hofidings. Nein, Moment. Ich hab's:


    Höflichkeit!


    Ja, und Höflichkeit verbot es dann auch, in der Öffentlichkeit miteinander zu reden? Erklärt mir bitte den Unterschied zwischen einem Telefonat und einem normalen Gespräch, ich sehe keinen. Das mit der Lautstärke ist mir wirklich noch nicht aufgefallen, falls das tatsächlich so ist, meinetwegen, dann verstehe ich, dass ihr euch gestört fühlt. Ansonsten nicht.

  • Ich hab schon den Eindruck, dass manche/einige/viele Leute sich am Telefon vergessen und lauter sprechen als nötig. Sowohl im Großraumbüro als auch im Zug.


    Manch einer brüllt gar, dass er theoretisch gar kein Telefon bräuchte. Wenn ein geschätzter Kollege von mir von einem Ende des Großraumbüros zu anderen telefoniert (über 12 Leute hinweg) ist das wirklich und wahrhaftig der Fall. Wenn er mit der Sekretärin am anderen Ende des Raums telefoniert, die auch recht laut ist, höre ich sowohl seine Fragen als auch ihre Antworten. Wenn die beiden von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen, ist das bei weitem nicht so ein Gegröle.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Hallo, Glass.


    Zitat

    Erklärt mir bitte den Unterschied zwischen einem Telefonat und einem normalen Gespräch, ich sehe keinen.


    1. Es beginnt meistens mit einem Klingelton.
    2. Es wird tatsächlich lauter geführt als ein "normales" Gespräch.
    3. Früher, als alles noch sehr viel besser war, haben Leute in der Öffentlichkeit auch keine Gespräche geführt, für die man sich fremdschämen musste, wenn man unfreiwilliger Zuhörer war. Man wurde einfach nicht (so sehr) einem Privatsphärenstriptease ausgesetzt, wie das heute - nicht nur im Rahmen von Asiknochengesprächen - der Fall ist. Heute entblöden sich Leute, ihren gesamten Intimbereich offenzulegen und Peinlichkeiten aller Art öffentlich auszutragen, häufig bei Nichtwissen des anderen Gesprächspartners, der eben keine Ahnung davon hat, wo man gerade steckt.
    4. Der Vorteil dieser pausenlosen Erreichbarkeit ist mir auch nicht klar. Okay, wer zu faul/blöd/unkreativ ist, um einfach zum Beispiel mal ein bisschen nachzudenken, die Welt um sich herum wahrzunehmen, zu lesen oder sonstetwas zu tun, das keinen anderen stört, ist an dieser Stelle vielleicht hilflos. Aber es geht. Ging. Es ginge auch heute noch.

  • Toms leicht gereizt geäußerten Ausführungen kann ich mich nur anschließen, erst vor ein paar Tagen musste ich mir ein "Gespräch" zwischen drei jungen "Damen" anhören, in dem es darum ging, dass die eine den Typen einer vierten angemacht hätte, ob sie das auch mit einer aus der Runde gemacht hätte - wer dann was zu wem gesagt hätte und das alles so laut, dass man es drei Reihen weiter hören konnte (und das waren keine Teenager, sondern Frauen Mitte zwanzig). Das war aber noch harmlos, oft musste ich mir auch schon viel intimeres anhören. So sehr ich dann versuche, nicht hinzuhören und stattdessen zu lesen, die Leute sind oft so laut und haben so penetrante Stimmen, dass man zuhören MUSS. Ich finde das ätzend und frage mich: muss ich jetzt unterwegs Musik hören, weil andere nicht in der Lage sind, eine normale Lautstärke an den Tag zu legen und vor allem Gespräche, die ANDEREN peinlich sind, nicht in der Bahn zu führen?


    (Die Bezeichnung "Asiknochen" kannte ich übrigens noch nicht, gefällt mir.)

  • Ruhig Blut! So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Kann ja passieren, das man ins Quatschen kommt. Es stört mich zwar manchmal, aber ich würde nicht behaupten wollen, das mein Verhalten andere manchmal nicht auch stört.


    Wenn alle ein wenig Acht geben - und auch dazu ist dieser Beitrag gut - funktioniert es ja vielleicht zukünftig zumindest bei den Mitlesern hier ein bißchen besser. War ihnen ja vielleicht gar nicht aufgefallen, das sie andere manchmal stören.

  • Ich finde Handygespräche in der Öffentlichkeit im Normalfall nicht schlimm. Normalfall heißt für mich, dass ich nicht aus 10m Entfernung den Inhalt des Gesprächs mitbekomme.


    Bemerkenswert finde ich, dass es auch heutzutage, da Handys vollkommen alltäglich sind, noch Leute gibt, die anscheinend nur mit dem Handy telefonieren, um sich wichtig vorzukommen. Zumindest begegnen mir immer mal wieder solche Exemplare.:pille Wirklich nerven tut mich das i. d. R. nicht, belustigt mich eher. Was noch am ehesten nervt, sind telefonierende Leute beim Einkaufen, die mit ihrem Schatz am Ohr die Regale abgehen, im Weg rumstehen und sich dennoch nicht einigen können, was einzukaufen ist :rolleyes


    Ich habe mein Handy (oder besser meine beiden :bonk ) meistens mit mir, da ich geschäftlich erreichbar sein muß. Ich vermeide es allerdings, wenn es geht, irgendwo in Geschäften etc. Gespräche zu führen sondern rufe die Personen im Fall der Fälle lieber zurück, da ich der Meinung bin, dass die Gesprächsinhalte die Umstehenden nichts angehen. Meine Gespräche führe ich dementsprechend auch in einer gemäßigten Lautstärke.


    Im Zug kann ich normalerweise alles komplett ausblenden wenn ich lese; Handygespräche empfinde ich jedoch störender, weil man ja nur den einen Teil mitbekommt und sich die nicht erhörbaren Antworten denkt (da gibts auch entsprechende Studien darüber ;-) ).


    Gespräche im Zug sind dagegen oft erstaunlich (auch wenn ich nicht absichtlich lausche): ich hatte mal zwei Jungs hinter mir (höchstens Anfang-Mitte zwanzig), die sich definitiv nicht kannten und innerhalb einer halben Stunde von Smalltalk zu privaten Themen wechselten z.B. über ihre Freundinnen, Jobs, Kinder und Träume unterhielten, als seien sie die besten Freunde. Da soll mal einer sagen, Männer wären nicht gesprächig :grin


    Störende Einflüsse im Zug können auch mal amüsant sein: Wir hatten in unserem Großraumabteil mal ein rhythmisches, ziemlich lautes Quietschen, nach dem sich sämtliche Leute schon suchend umgesehen hatten. Irgendwann hat mal jm. einen jungen Kerl darauf aufmerksam gemacht, dass er diese Geräusche verursacht. Der hatte seine Kopfhörer auf und schön im Takt mit den Füßen gewippt und von der Unruhe und seinen quietschenden Fußrasten nichts mitbekommen.:rofl Dem war das wahnsinnig peinlich, ich habe mich fast weggeschmissen vor Lachen (Situationskomik pur)

  • Zitat

    Original von Tom
    Der Vorteil dieser pausenlosen Erreichbarkeit ist mir auch nicht klar. Okay, wer zu faul/blöd/unkreativ ist, um einfach zum Beispiel mal ein bisschen nachzudenken, die Welt um sich herum wahrzunehmen, zu lesen oder sonstetwas zu tun, das keinen anderen stört, ist an dieser Stelle vielleicht hilflos. Aber es geht. Ging. Es ginge auch heute noch.


    Das sehe ich genauso.


    Edit: Hab ja gerade was ganz Interessantes entdeckt. Ein Arbeitskollege von mir hat sich wohl vor kurzem von einer meiner Arbeitskolleginnen getrennt (ich wusste gar nicht, dass sie zusammen waren, das hab ich vor paar Tagen per Zufall mitgekriegt). Und in einem dieser Netzwerke findet man recht öffentlich sowas wie seine letzten Worte an diese Beziehung (die er wohl schrieb, weil sie ihm nicht die Möglichkeit gab, es ihr persönlich zu sagen). Da frag ich mich auch, ob einem bewusst ist (und dann auch egal), wer das alles so liest. Ein Brief oder eine Mail hätten es auch getan. Aber gut, so habe ich nun auch was davon und weiß, dass wohl sie mit ihm Schluss gemacht hat und nicht andersrum. :lache

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  • Zitat

    Original von Isjoeckel
    Ruhig Blut! So schlimm ist es nun auch wieder nicht.


    Kann ich leider nicht behaupten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich in der Großstadt lebe, hier ist es besonders schlimm, vor allem in U- und S-Bahn, da kann man schon mal vorübergehend zum Menschenfeind mutieren. Und ich bin hier aufgewachsen, müsste es also eigentlich gewohnt sein.

  • Zitat

    Original von Bell


    Kann ich leider nicht behaupten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich in der Großstadt lebe, hier ist es besonders schlimm, vor allem in U- und S-Bahn, da kann man schon mal vorübergehend zum Menschenfeind mutieren. Und ich bin hier aufgewachsen, müsste es also eigentlich gewohnt sein.


    Ich wohne in einer kleinen Großstadt (knapp über 100.000 Einwohner) und bin auch öfter genervt. Die Kiddies hier nerven mit ihren Klingeltönen und Gesprächen gewaltig. Wobei es auch sehr konsequente Busfahrer gibt, die schon mal das Telefonieren verbieten und erst weiterfahren, wenn das Gespräch sofort beendet wird. Und manche der Jugendlichen haben ihre MP3-Players so laut, dass ich schon mehrmals die Durchsage vom Busfahrer erlebt habe, man möge es doch bitte leiser machen, will ja nicht der ganze Bus mithören (und diese Menschen saßen weiter vom Busfahrer als von mir).

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  • Siehste, und wenn man dann noch über 3 Mio. Einwohner drauflegt, wird's richtig anstrengend.


    Die Busfahrer sind ja übrigens mutig, heute muss man ja als solcher angst haben, abgestochen zu werden, wenn man etwas sagt.

  • Ich muß Tom und manchen anderen Recht geben.


    Das Leben ist viel zu öffentlich.
    Ich habe auch ein Handy doch ich spiele nicht damit rum wie es viele andere tun, da ein klingelton, dort mal die Bumm Bumm Mucke!
    Laute Gespräche .... ich denk mir da meist dass die Leute es wirklich nötig haben sich wichtig zu machen.


    Wenn ich auf Arbeit bin oder sonstwo unterwegs und es ruft jemand an ( Passiert nicht oft) Dann wird kanpp gesagt dass ich von zuhaus zurückrufe.
    Ich habe mein Hany da ich ein Behindertes Kind habe und erreichbar sein muss falls was passiert.


    Das Firmenhandy dass ich heute bekommen soll wird warscheinlich auch nur in der Tasche rumgammeln, da ich keine privaten intime Gespräche auf der Straße führen werde.


    Wenn ich im Zug / Bus / Arztpraxs etc bin habe ich ein Buch bei mir und konzentriere mich darauf. Zum Glück kann ich meine Umwelt um mich herum ausschalten.

  • Ich glaube, dass es vielen gar nicht unbedingt darum geht (bewusst oder unbewusst) auf sich aufmerksam zu machen, im Mittelpunkt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Wenn ich die Szenen so beobachte, die sich täglich um einen herum abspielen, habe ich oft den Eindruck, dass es vielen mittlerweile an Grundlegendem im Umgang mit den Mitmenschen mangelt:
    An Rücksichtnahme, Höflichkeit und Respekt.
    Wenn ich z. B. im Supermarkt erwachsene Menschen sehe, die in ihr Handy sprechen und die Kassiererin keines Blickes oder Wortes würdigen, halte ich das für respektlos.
    Die Situationen in der Öffentlichkeit, die hier schon als störend beschrieben wurden (lautes Tratschen/Telefonieren/Musik hören), sind teilweise auch Paradebeispiele für Rücksichtslosigkeit und wie gesagt glaube ich nicht, dass es allen diesen Leuten darum geht, gehört & gesehen zu werden. In einigen Fällen fehlt's da wohl einfach an den Manieren ...

  • Zitat

    Original von MaggyHauck
    Das Firmenhandy dass ich heute bekommen soll wird warscheinlich auch nur in der Tasche rumgammeln, da ich keine privaten intime Gespräche auf der Straße führen werde.


    So sehr ich Dir recht geben möchte, so wenig verstehe ich diesen Satz... da komme ich über das Gewerbe der Firma schon ein wenig ins Grübeln .... :grin

  • Es gibt Leute, die können im Zug auch sehr leise mit ihrem Handy telefonieren. Hab ich gestern erst erlebt.
    Leider allerdings auch welche, die sich zwar gegenüber gesessen, aber so lautstark unterhalten haben, als würde das ganze Abteil sie trennen. Nachdem die beiden ihre Beziehungskisten durchgehechelt haben, ging es um die Hausaufgaben:
    "Ey, wieso hast du denn da genau das Gleiche stehen, wie ich?"
    "Weil wir das abgeschrieben haben.....von der Tafel." :wow

  • Ich glaube dass manieren in den 90igern irgendwie abgeschafft worden sind.


    Denn nicht nur Jugendliche verhalten sich Unhöflich und Respektlos Anderen gegenüber. Das muss ja irgendwoher kommen.
    Da lässt sich auch wieder Diskutieren.


    Ich weiß nur dass ich meißt agesprochen werden (Nachbarn, Bekannte, Lehrer,KGs etc.( "Ach ihr Sohn ist aber höflich." Nun für ich ist es wichtig dass ein Knd von klein auf lernt was Respekt, Höflichkeit etc. ist.


    Das kann man von eingen anderen leider nicht behaupten :-(


    Doch finde ich es schon dass sich einige mit Handys etc immernoch wichtig machen wollen. Da sind warscheinlich beide seiten dabei.

  • Zitat

    Original von Seestern
    Wenn ich z. B. im Supermarkt erwachsene Menschen sehe, die in ihr Handy sprechen und die Kassiererin keines Blickes oder Wortes würdigen, halte ich das für respektlos.


    Manche reden dann auch mit jemandem, der dabei ist und das Bezahlen wird so von der Seite und nebenher erledigt, wie etwas Lästiges - das finde ich auch sehr unhöflich und respektlos. Wenn jemand, mit dem ich unterwegs bin, sich so benimmt, ist mir das richtig unangenehm. Klar ist jeder mal unaufmerksam und nicht immer die Freundlichkeit in Person, ist ja ganz normal, aber manche benehmen sich in dieser Situation immer so.