Ammann-Verlag
Gebunden, 160 Seiten
Originaltitel: La nuit descalligraphes
Aus dem Französischen von Andrea Spingler
Kurzbeschreibung:
Rikkat stirbt, einen Tod, sanft wie das Eintauchen der Fasern ihres Rietrohrs in die Tinte und schneller als die Tinte ins Papier einziehen kann. Und im letzten Blick zurück, im Angesicht der Leere und des Nichts, erzählt sie die Geschichte ihres Lebens. Eines Lebens als Kalligraphin, als einzige Frau unter den altehrwürdigen, dienstbaren Protokollanten des Gottesworts. Eines Lebens in Zeiten des Umbruchs, während Atatürk die Türkei modernisiert und mit dem Islam bricht, die arabische Schrift abschafft und die traditionelle Kalligraphie ihrer Glorie beraubt. Eines Lebens, gekennzeichnet von Trennungen und von Verlusten, manche ersehnt und viele schmerzhaft. Wenn Männer gehen, der Sohn sie verläßt, findet Rikkat Trost und Kraft im Schreiben, im sorgsamen Umgang mit Feder und Tinte, im sanften Streichen der Fingerspitze über endlose Arabesken auf feinstem Papier.Yasmine Ghata zeichnet das Bild einer beeindruckenden Frau in einer unruhigen Zeit, im Niemandsland zwischen Tradition und Erneuerung, zwischen Mystizismus und Realität.
Über den Autor:
Yasmine Ghata, 1975 in Frankreich geboren, studierte Islamische Kunstgeschichte, arbeitet für eine Pariser Galerie und ist spezialisiert auf die Erstellung von Expertisen für islamische Kunst. In ihrem ersten Roman Die Nacht der Kalligraphen erzählt sie die Lebensgeschichte ihrer Großmutter, einer der wenigen Kalligraphinnen in der türkischen Geschichte.
Meine Meinung:
Diese schmale Buch zeigt das Leben einer 83jährigen Frau über fast das ganze Jahrhundert.
Sie war Kalligraphin, wurde früh mit einem ungeliebten Mann verheiratet, lies sich scheiden, heiratete erneut (wieder eine Vernunftsehe), bekam Kinder und wurde eine bedeutende Kalligraphin.Die Autorin dieses Buches ist ihre Enkelin.
Gleichzeitig wird anhand ihres Lebens auch die Geschichte des Landes erzählt, die Türkei vor und nach Atatürk mit all seinen Veränderungen. Nicht nur politisch, auch ein Wandel der Traditionen erfolgte.
Viele Eckdaten werden genannt: 1928 als die arabische Schrift durch da lateinische Alphabet abgelöst wurde, der Todestag Atatürks 1938, das große Erdbeben in der Türkei am 27. Dezember 1939 und vieles mehr.
Natürlich nimmt die Kunst der Kalligraphie großen Raum in dem Roman ein. Diese Kunst war es, die der Heldin des Romans alles bedeutet und dem sie alles unterordnet, ohne etwas zu bereuen.
Der Buch ist unaufgeregt und angenehm erzählt, in einem schönen und genauen Stil.