Hier kann zum 2. Teil, Kapitel 11 - 15 geschrieben werden.
'Madame Bovary' - Teil 2, Kapitel 11 - 15
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Bin schon seit zwei Tagen mit diesem Teil fertig, hatte aber keine Lust mir Gedanken darüber zu machen, aber jetzt.
In diesem Teil geht es zunächst um eine Klumpfuß Operation, die im Verlauf der Nachsorge gründlich schief geht, aber im ersten Moment sind alle Feuer und Flamme. Vor allem habe ich das Gefühl, dass Emma sehr erregt ist, weil es eine Status Verbesserung für sie bedeuten könnte, wenn ihr Mann damit bekannt würde.
Leider geht es gründlich schief und auch Emmas Geliebter verlässt sie kurz bevor, die beiden zusammen fliehen wollen. Irgendwie habe ich, dass ja schon geahnt. Immerhin war Emma immer nur die Geliebte für zwischendurch.
Nach schwerer Krankheit, die glaube ich in Emmas Kopf ihren Anfang nimmt, fahren beide in die Oper. Dort treffen sie Leon wieder und der blauäugige Charles, lässt seine Frau alleine in Rouen.
Na dann, würde es mich nicht wundern, wenn es nun endlich zu einen Techtelmechtel mit Leon kommt. -
Ich habe den 2. Teil nun auch beendet und kann mit dem Roman nicht so richtig warm werden.
Die endlosen Beschreibungen langweilen mich etwas. Und für Emma empfinde ich einfach keine Sympathie, auch wenn dieser Rodolphe ihre "Liebe" nur ausnutzt.
Denn richtige Liebe scheint es ja bei Emma nicht zu sein, eher eine Verliebtheit.
In Bezug auf ihr Kind kommt mir Emma richtig kalt vor. War es zu der damaligen Zeit so üblich, daß man sich kaum um die eigenen Kinder kümmerte oder hat Flaubert sie als Mutter absichtlich so dargestellt?Ich werde sicherlich noch weiterlesen, da ich dann doch noch wissen möchte, wie es mit Emma endet.
Aber wahrscheinlich werde ich jetzt erstmal eine Pause einlegen. -
Dass Mütter aus Bürgerfamilien ihre Kinder "aufs Land" zu einer Amme gaben, meist eine Bäuerin, die sich so nebenher etwas verdiente, war ganz normal und üblich. Es gibt in der Literatur aus dieser Zeit viele Belege, auch z.B. bei Emile Zola.
Das Schicksal Berthes ist natürlich sehr traurig. Ich habe "Madame Bovary" einmal einem Bekannten geliehen, der es mir zurückgab mit der Bemerkung, das ganze Buch hätte ihn völlig kalt gelassen bis auf die Vorgänge um das Kind.Nachtgruß von Zefira
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Wiederaufnahme der Leserunde ab dem 02. Mai 2016
11.
Ich habe den Eindruck, Emma will sich zwingen, ihren Mann zu lieben. Aber dazu muss er erst etwas besonderes leisten, wie z. B. diese Operation. Sie will stolz auf ihn sein.
Kann Emma überhaupt jemanden um seiner selbst lieben? Mir scheint, bei ihr hängt Liebe, oder was sie dafür hält, immer mit gesellschaftlicher Stellung, Vergnügungen etc. zusammen.12.
Nachdem die Operation schief gegangen ist, hat Emma jede Hoffnung auf eine Zukunft mit Charles verloren und wendet sich wieder Rodolphe zu. Sie will nur noch abhauen. Der Gedanke allein hält sie aufrecht, ja lässt sie aufblühen und die brave Hausfrau spielen.
Sie ist immer noch zu romantischen Träumereien fähig. Hat Emma sich in den Jahren ihrer Ehe weiterentwickelt? Dass sie mit Charles unglücklich ist, kann ich verstehen. Aber was erwartet sie sich von Rodolphe? Mir scheint sie immer noch unreif zu sein.Ich ahne, dass die rosaroten Seifenblasen bald platzen werden.
13.
Und das tun sie auch. Rodolphe beendet die Beziehung. Emma trifft es gewaltig. Gehirnentzündung!
Ich frage mich, warum Charles keinen Verdacht schöpft.Dass hier am Ende des 13. Kap. Charles als "der alte Schelm" bezeichnet wird, ist schon sehr seltsam. Heißt das bei euch auch so?
14.
Und schon wieder macht Emma ein Kehrtwendung. War ihre Vision durch das Fieber bedingt, vielleicht im Zusammenhang im ihrer klösterlichen Erziehung?15.
Während der Theatervorstellung ändert Emma mehrmals ihre Einstellung. Zuerst kann sich Emma völlig mit den Figuren identifizieren. Doch dann erkennt sie, dass die überschwänglichen Leidenschaften in der Kunst unrealistisch sind. Sie versucht sich innerlich zu distanzieren. Dann ist sie fasziniert von der männlichen Hauptperson und beginnt wieder zu träumen. Als jedoch Leon auftaucht, interessiert sie die ganze Aufführung nicht mehr.Ich verstehe nicht, warum Charles Emma zuredet, ohne ihn noch einmal die Vorstellung zu besuchen.
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Der arme Charles ist einfach viel zu gutmütig. Erst zwingt Emma ihn dazu, die Vorstellung zu verlassen, obwohl er nicht möchte und sich eigentlich auf die Fortsetzung freut: "Sie (die Sängerin der Lucia) hat ihr Haar gelöst! Das verspricht tragisch zu werden!" Ich finde diesen Ausspruch übrigens genial - Charles hat manchmal richtig Esprit!
Und als sie dann hinterher angeblich bereut, vorzeitig aus der Oper gegangen zu sein, will er sie überreden, noch einmal hinzugehen - ohne ihn. Was ist das doch für ein guter Kerl!
Emmas Träumereien hinsichtlich des Opernsängers Edgar finde ich übrigens mal wider typisch. Da gleicht sie einem Schulmädchen, das eine Boygroup anhimmelt. (An dieser Stelle ist übrigens wieder von den Stiefeln die Rede ...)
Die Musik, überhaupt die Oper selbst, interessiert Emma eigentlich gar nicht. Als Léon auftaucht, wendet sie ihre Gedanken sofort ihm zu und achtet gar nicht mehr auf die Bühne. -
Zitat
Original von Zefira
Der arme Charles ist einfach viel zu gutmütig. Erst zwingt Emma ihn dazu, die Vorstellung zu verlassen, obwohl er nicht möchte und sich eigentlich auf die Fortsetzung freut: "Sie (die Sängerin der Lucia) hat ihr Haar gelöst! Das verspricht tragisch zu werden!" Ich finde diesen Ausspruch übrigens genial - Charles hat manchmal richtig Esprit!
Den Satz habe ich auch zweimal gelesen. Charles scheint Emma immer noch zu lieben wie am Anfang. Was ihn an ihr stört, versucht er zu ignorieren. Manches deutet er um.ZitatOriginal von Zefira
Emmas Träumereien hinsichtlich des Opernsängers Edgar finde ich übrigens mal wider typisch. Da gleicht sie einem Schulmädchen, das eine Boygroup anhimmelt. (An dieser Stelle ist übrigens wieder von den Stiefeln die Rede ...)
Die Musik, überhaupt die Oper selbst, interessiert Emma eigentlich gar nicht. Als Léon auftaucht, wendet sie ihre Gedanken sofort ihm zu und achtet gar nicht mehr auf die Bühne.
Ich merke nichts davon, dass Emma im Lauf der Jahre einen Entwicklungsprozess durchmacht. Man kann sie sicher nicht als Spätpubertierende ansehen. Aber auch Erwachsene verändern sich, ihre Ansichten und Schwerpunkte. Gerade Kinder sind oft der Anlass dafür. Auch wenn es schwer fällt, sich von seinen Träumen zu verabschieden. Mancher resigniert, wird hartherzig. Aber Emma ist da eine ganz andere Nummer, fast schon getrieben. -
Emma scheint sich wirklich überhaupt nicht weiterzuentwickeln, nach wie vor fällt sie von einem Extrem ins andere und von einer Schwämerei in die nächste.
Dass Rodolphe nicht mit Emma abhaut war ja nicht anders zu erwarten.
Mit Leon steht aber wohl schon die nächste Affäre vor der Tür, der arme Charles kann einem echt leid tun.Ganz schrecklich fand ich die Operation an dem armen Hausknecht, alle denken nur an ihren eigenen Vorteil und drängen den armen Kerl, der doch mit seinem Klumpfuß ganz gut leben kann, zu dieser sinnlosen Operation.
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Zitat
Original von Zwergin
Ganz schrecklich fand ich die Operation an dem armen Hausknecht, alle denken nur an ihren eigenen Vorteil und drängen den armen Kerl, der doch mit seinem Klumpfuß ganz gut leben kann, zu dieser sinnlosen Operation.
Wenn man die Motivation bedenkt! Emma wäre es eine enorme Befriedigung, "geistige Urheberin eines Entschlusses zu sein, der sein Ansehen und sein Einkommen steigern musste." Nur darum geht es ihr. Immerhin traut sie Charles diese Operation zu. Hält sie wirklich so große Stücke auf ihn? Oder will sie es einfach?
Außerdem bringt sie ihn dazu, die Kosten zu übernehmen. Der wiederum ist ganz gerührt über die Generosität seiner Frau. Was für ein Engel! -
Ich habe es so verstanden, dass die OP an sich ganz einfach ist und der fürchterliche Ausgang in erster Linie auf dieses "Gestell" zurückzuführen ist, in das das verletzte Bein gesteckt wurde.
Emma macht eine äußerst miese Figur in diesem Kapitel, im Gegensatz zu Charles, der echtes Verantwortungsgefühl zeigt. -
Ich habe eine Blutvergiftung vermutet.
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Im Buch stand doch auch etwas von einer Blutvergiftung, glaub ich zumindest
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Stimmt. Ich habs gerade nochmal nachgelesen.
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Wobei solche lebenslangen Fehlstellungen von Füßen nicht einfach dadurch kuriert werden können, dass man eine Sehne durchtrennt. Schon gar nicht die Achillessehne - ich meine die hätte Charles durchtrennt.
Das ist selbst heute eine sehr komplizierte Sache und muss operiert und monatelang in Gipsschalen und Krankengymnastik behandelt werden.
Damals war man einfach noch nicht so weit.Ich gestehe, ich habe mich herrlich amüsiert, wie Rodolphe immer weniger Leidenschaft für Emma empfindet und sie nur noch loswerden will. Die arme Frau hat leider nicht die geringste Selbstkritik und lebt in einer Scheinwelt.
Traurig fand ich auch, wie sie sich über die Rechtschreibfehler im Brief des Vaters mokiert hat. Und die Höhe war dann, dass sie sich nach den seligen Jugendzeiten zurücksehnt! Ist es zu fassen??
Charles ist tatsächlich zu gutmütig für diese Welt und man kann sich gar nicht vorstellen, dass er diese langandauernde Affaire seiner Frau nicht mitbekommen hat. Nicht einmal, als sie bei der Durchfahrt von Rodolphes Kutsche ohnmächtig wird, schöpft er Verdacht.
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Und dann auch noch ausgerechnet Lucia die Lammermoor!
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Ich glaube, für Emma war es egal, welches Stück gegeben wurde, Hauptsache es ging um Liebe.
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Das stimmt, made. Allerdings gibt es wenig, das mit dem Pathos und Liebesinbrunst der italienischen Opern dieser Zeit mithalten kann.
Für eine ohnehin leicht erregbare Frau mit empfindlichem Nervenkostüm nicht gerade zu empfehlen.Jedenfalls war es von Charles gut gemeint.
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Mit Opern kenne ich mich nicht so aus. Aber "Wahnsinnsarie" sagt ja schon was aus. Vielleicht wäre Mozart besser gewesen.
Ja, ich finde auch, dass Charles sich Mühe gibt, nach seinen Möglichkeiten.
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Ich hinke zwar ganz hübsch hinterher, bin aber noch dabei!
Manche Kapitel höre ich zweimal, weil mir die Beschreibungen wirklich gut gefallen. Emmas Überschwang angesichts des dargestellten Liebesdramas, ihre völlig unrealistischen Gedanken zum Leben eines Künstlers.
Die Atmosphäre im Theater. Wieder einmal trägt der gesprochene Text zu meiner Faszination bei. -
Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Das stimmt, made. Allerdings gibt es wenig, das mit dem Pathos und Liebesinbrunst der italienischen Opern dieser Zeit mithalten kann.
Für eine ohnehin leicht erregbare Frau mit empfindlichem Nervenkostüm nicht gerade zu empfehlen.Jedenfalls war es von Charles gut gemeint.
Charles bemüht sich wirklich sehr, leider erfolglos, dabei ist er allerdings so dermaßen blind was Emma betrifft, dass ich ihn am liebsten schütteln würde